AlfRaMusic

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Hallo Gemeinde,
mal 'ne kurze Frage!
Worauf, sollte man beim Mikrokauf achten, wenn die Aufnahmen direkt auf dem PC aufgezeichnet werden sollen?
...oder Alternativen dazu!
Hersteller, sind mir zur Zeit noch egal! Kann sich im Laufe der Recherchen aber ändern!
Gruss
Alfred
 

soundjob

Tontüte & Hörspielfrisör
Sprechprobe
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Hallo Alfred.

Folgende Dinge wären zu beachten:

1. Eine optimierte Raumakustik.
Das beste Mikrofon nützt einem nichts, wenn das aufzunehmende Signal von Raumechos, usw. torpediert wird und selbst die künstlerisch tollsten Aufnahmen technisch relativ unbrauchbar sind.
Je höherwertiger ein Mikro und somit noch feinere Nuancen der z.B. Stimme oder Instrument etc. aufnimmt, um so mehr wird es aber auch noch kleinste Schwächen in der Raumakustik auffangen. Ein gutes Mikro ist daher immer auch Segen und Fluch zugleich. Die Raumakustik zu optimieren, bzw. für möglichst brauchbare Aufnahmebedingungen zu sorgen, ist der mit dem Kauf eines Mikrofons einhergehend notwendigste Schritt.


2. Richtcharakteristik. Welche Aufnahmezwecke sollte das Mikrofon abdecken können ?
Möchtest du dich völlig solamente allein aufnehmen, ggfls. auch mal zwei oder mehr Personen, die man um ein einziges Mikrofon positionieren kann ?
Die sehr entscheidende Richtcharakteristik ist hier dann noch einmal von besonderer Bedeutung, wenn du z.B. auch einmal 2-4 Leute vor einem Mikrofon positionieren möchtest.
Die typischen Sprechermikros sind Studiokondensatoren mit großer Membran (Großmembran Studiokondensatormikrofone) und kommen zumeist mit einer Nierencharakteristik daher und sind Standard für Solo vor dem Mikro, ob Sprache oder Instrument.
Ich persönliche bevorzuge jedoch für meine etwas tiefere Strohbassstimme und in optimierter Akustik, Super/Hypernieren, da diese noch einmal voller klingen und für seitliche Reflektionen, bzw. leicht problematische Raumsituationen, noch etwas geeigneter sind, als reine Nieren.
Willst du aber z.B. auch mal zu zweit (oder viert) recorden und das Mikro zwischen euch zentriert aufstellen, käme hier die "Acht" als Charakteristik in Frage. (Daher ggfls. auch nach Mikros mit umschaltbaren Richtcharakteristiken schauen).
Ungeeignet als typische Solo-Sprechtütenmikros sind jene mit Kugelcharakteristik, es sei denn, du möchtest eine kleine Horde im Rund eines optimierten Raum aufstellen und alle schön durcheinander interagierend aufzeichnen, ähnlich einem Chor.
Von Stereomikrofonen ist abzuraten, abgesehen wenn man z.B. in Raumarrangements aufnehmen möchte, für Solo jedoch, sollten keine Stereomiks verwendet werden, weil leichteste Positionsschwankungen sich vor dem Mikro sofort bemerkbar machen und unterschiedlichsten Sound innerhalb nur eines einzigen Wortes zur Folge haben.

3. Welcher Anschluss. USB oder XLR mit Interface ?
Ein USB-Mik lässt sich natürlich am einfachsten handhaben... Im PC reingestöpselt und quasi losgelegt.
Für z.B. Podcast/Interviewzwecke usw. sind USB`s auch völlig ausreichend, wenn man nicht gezwungen ist, sich synchron abhören zu müssen und typische Latenzen (Verzögerungen) bei Aufnahmen mit USB-Miks egal sind.
Für qualitativ aber anspruchsvollere Aufnahmen sind +48V phantomgespeiste XLR-Kondensatormikrofone zu empfehlen, weil diese gegenüber USB-Miks leistungsstärker sind (salopp gesagt: "lauter" sind, bzw. technisch korrekt=noch leiser aufzeichnen können) und daher feiner und cleaner abnehmen, als ein USB.
Allerdings benötigt ein Kondensator auch ein Interface für die Stromversorgung (+48V Phantomspeisung) und ist noch einmal ein zusätzlicher Kostenfaktor.
Vorteil ist hier der leistungsfähigere Pegel, qualitativ bessere (und rauschfreiere) Aufnahmen, latenzfreies Recorden und das synchrone Abhören bei gleichzeitiger Aufnahme, die- je nach Interface, Möglichkeit des Anschlusses eines zweiten Miks, sowie die schnelle manuelle Bedienung am Gerät selbst, um Lautstärken zu pegeln (für leise, laute Sprache) und daher nicht erst immer direkt am Rechner mit dem internen Mischer fummeln muss.

Gerne wird übrigens als Einstiegsmik eine XLR-Røde der NT-Serie mit Focusrite (Scarlett)-Interface, bzw. ähnliche Kombi aus XLR-Kondensator und Interface genutzt, welches für semi-professionelle Ansprüche genügt.
In meiner Arbeit mit vielen anderen Sprechern, höre ich auch viele verschiedenste Mikros, von Einsteiger bis Edelmik.
Wenngleich ich selbst andere Miks verwende (AKG&AT Miks) und ohne Werbung machen zu wollen, kann ich als wirklich sehr gutes Preis/Leistungsmik, das Sennheiser MK4 nur wärmstens empfehlen.
Es eignet sich für Herren und Damen mit tiefen sonoren als auch hellen Stimmen, ist praktisch rauschfrei, hat auch noch einen Hauch dynamischer Wärme und klingt nicht zu unterkühlt steril und hat einen wunderbar (fast) linearen Frequenzgang.
In der Nachbearbeitung für `nen Soundspiegel ist es fast schon unheimlich einfach zu bearbeiten, dass es nur eine einzige pure Freude ist und extrem viel Zeit spart.

Möchte jetzt aber keinen Roman daraus machen und anderen auch noch Gelegenheit für ihren Senf lassen.
Bis hierhin beste Grüße.
Markus
 
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AlfRaMusic

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O.K. das hilft mir schon ungemein weiter! Also USB schließe ich nach deinen Infos jetzt schon mal aus! Dass Sennheiser, schaue ich mir mal genauer an und vergleiche die technischen Daten dann mit ähnlichen Produkten!
Als, vielen vielen Dank für die Infos!
 

soundjob

Tontüte & Hörspielfrisör
Sprechprobe
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Gern geschehen.
Verlasse dich aber nicht zu sehr auf technische Datenblätter, ob Miks, Kopfhörer oder Sandwichmaker etc.
Das sind immer nur Momentaufnahmen einer Zentisekunde und da sucht man sich das beste visuelle Ergebnis raus.
Aussagekräftig sind derlei Datenblätter hinsichtlich Klangeigenschaften eigentlich kaum... nicht zu vergessen, dass derlei Messergebnisse immer unter perfektesten Laborbedingungen erfolgen und im Hobbybereich nicht alle supertollen Stärken ausgereizt werden können.

Wichtig ist vielmehr, welche Art Stimme du hast (voluminös, tief, hell, normal, lauter, kräftiger, leise usw. und wofür du es verwenden willst) und nach diesen Kriterien das geeignete Mik sucht. Das z.B. Neumann welches gut zu "X&Y" passt (und idealste Messwerte hat), kann für dich aber auch das Falsche sein, weil es vlt. nicht so recht zu deiner Stimme passt ;)
TIPP: Daher hier einmal in die Sprechproben reinhören und vlt. anfragen, was der/die eine für eine Mik&Konfiguration benutzt. :)
 

AlfRaMusic

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Jau, werde ich machen! Bin da echt sehr interessiert, mich mehr einzubringen! Stimme ist ehr dunkel, bin da aber variabel!:cool:
 

Spirit328

Everything - STOP!
Teammitglied
Alles was @soundjob geschrieben hat, kann ich nur unterstützen.

Bei den Mikrofonen hilft es immer einen persönlichen Vergleich zu machen!
Es gibt Leute, die kommen mit dem Mikrofon A wunderbar zurecht, während genau dasselbe Mikrofon bei einer anderen Person zum Weglaufen "klingt". Hingegen ein Mikrofon B für diese Person genau das Richtige ist und bei der ersten Person nicht passt oder schlechter als ihr gewähltes Mikrofon.
Deswegen gibt es bei den Profis auch den "Soundcheck", wo genau solche Dinge geklärt werden. :D

Deswegen finde ich es sehr schwierig ein Mikrofon zu empfehlen.
Und bloß weil viele sich von dem wirklich attraktiven Preis eines Rode NT 1 A angezogen fühlen, ist das wie mit Fliegen und dem berühmten Mist. ;) Zumal es von anderen Herstellern auch vergleichbare Mikrofone im selben Preissegment gibt. Schau einfach mal beim Musikalienhändler Deines Vertrauens in den Webshop.

Bester Rat: Lass Dich von Deinen Ohren leiten! Im Zweifelsfall hol Dir Feedback von anderen Leuten, die Deine Stimme über das Mikrofon viel besser mit dem "Original" vergleichen können, als man das selber kann. Und last but not least: Ist und bleibt es eine Frage des Budgets.

Wenn Du "Sprechen einfach mal ausprobieren" willst, sind preisgünstige USB-Mikrofone eine gute Wahl. Die kann man später noch für Video-Konferenzen weiterverwenden.
Man darf von diesen Mikrofonen nicht zu viel erwarten, aber für den Einstieg sind sie nicht schlecht.

Nun, Dir macht das Sprechen viel Spaß und Du willst "MEHR"? Also mehr Sound, mehr Details Deiner Stimme aufnehmen ....

Dann führt der Weg ganz klar zu Kondensator-Mikrofonen. Da verweise ich gerne auf die Ausführungen vom freundlichen Kollegen. (siehe oben!)

Zu allererst würde ich mir ein Budget setzen, denn nach oben hin gibt es vom Angebot her, wirklich kein Limit. Da kann man problemlos mehrere Tausend Euro ausgeben. Kein Problem.

Was bei vielen Planungen gerne übersehen wird: Diese hochwertigeren Mikrofone nehmen wirklich alles auf! Also auch die Reflektionen des Schreibtisches, der Wände, des Fußbodens, des Fensters, der Decke ... also genau das was wir nicht gebrauchen können.
Sprich, Du solltest Dich bei der Planung damit befassen, in welcher Umgebung Du aufnehmen wirst. Häufig fallen da noch Kosten für die "Optimierung" der Raumakustik an. Das hängt vom Raum und den Ansprüchen ab.
Denn selbst das beste Mikro und das beste Interface können einen schlechten und halligen Raumklang NICHT verbessern. Im Gegenteil.

Aber in diesem Forum gibt es hunderte Beispiele, wie Mitglieder dieses Problem mit der Raumakustik zum Teil auch sehr kostengünstig und dennoch wirklich gut gelöst haben. :D
HIER gibt es einen sehr ausführlichen Thread dazu. Stöber einfach mal durch.

Dann würde ich mir eine detailierte Planung machen, was ich benötige, eventuell hier noch mal um Rat fragen und dann kommt der spannende Teil: Equipment aussuchen. Lass Dich BITTE (!) nicht von Hochglanz-Prospekten, YT Video und diesen unsäglichen Shootouts oder dergleichen leiten. Da wird leider viel "Viertelwissen" verbreitet oder versteckt Werbung für ein Gerät gemacht.
Mikrofone sind so individuell, wie die in sie Sprechenden. Es gibt nicht DAS Mikrofon, sondern "nur" DEIN Mikrofon.
Und einige Profi-Sprecher*innen wechseln im Laufe der Zeit ihre Mikrofone auch. Da gibt es Leute, die mit einem Großmembran-Kondensator der gehobenen Preisklasse viele Jahre sehr erfolgreich waren, bis sie dann feststellten, dass es nicht mehr so ganz passend ist und auf ein "Richtmikrofon" (Kleinmembran-Kondensator) gewechselt haben und jetzt noch besser "rüberkommen".

Beim Interface würde ich, wenn Du auch ein Großmembran-Kondensator Mikrofon anschaffst, nicht zu günstig einsteigen. Die ganz preiswerten Interfaces haben schon mal Probleme die für diese Mikrofone erforderliche Phantomspannung (+48 V) in hinreichender Stabilität zur Verfügung zu stellen und häufig haben sie mit der Dynamik auch so ihre .... Herausforderungen ;). Das klingt dann meistens etwas matt bzw. unpräzise, jedenfalls nicht gut.
Als ganz grobe Daumenregel: ab ca. 100€ aufwärts bist Du für ein einkanaliges Interface recht gut unterwegs. Es muss ja nicht sofort eine Mainley Voxbox, etwas von Avalon o. ä. sein ;)

Beim Mikrofon beginnt es etwa ab ca. 150€ Sinn zu machen. Was nicht heißt, dass die darunter liegende Mikrofone nicht gut wären, aber da hättest Du schon das USB Mikrofon und dann stellt sich die Sinnfrage. ;)

Was ich noch empfehlen würde: Beschaff von Anfang an eine "Spinne" (elastische Halterung für das Mikrofon) und ein gutes Mikrofonkabel. Hier gilt die Daumenregel: Preis ~> 5€ / lfd. Meter.
Ein sog. XLR Kabel, das bei 10 m Länge weniger als 20€ kostet, würde ich als Wäscheleine verwenden. ;)
Schließlich würde ich in ein stabiles (!) Mikrofonstativ investieren. Da ist man mit 60-70€ in einer guten Preisregion. Das Stativ hält Dein Mikrofon, bzw. soll es in Position halten. Wenn es einfach zusammklappt, kann das Mikrofon ernsthaften mechanischen Schaden nehmen. Ein neues Mikrofon ist immer viel teurer, als das gesparte Geld beim Stativ! IMMER!

Ich hoffe Dir damit ein bißchen weitergeholfen zu haben. :D
 
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AlfRaMusic

Mitglied
Hast mir sehr geholfen! Ich bin in der Tat, jetzt erstmal bei einem USB Mik. gelandet, weil ich im Grunde noch gar nicht weiß, ob das etwas für mich ist, das Einsprechen! Wenn ich das dann habe, werde ich erstmal 'ne Menge probieren und dann sehen, ob es etwas Ernsthaftes wird! Also noch mal vielen vielen Dank, an alle, auch wenn es viel Input ist, war genau das was ich wollte!
 

WolfsOhr

Mario Wolf
Sprechprobe
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Wenngleich ich selbst andere Miks verwende (AKG&AT Miks) und ohne Werbung machen zu wollen, kann ich als wirklich sehr gutes Preis/Leistungsmik, das Sennheiser MK4 nur wärmstens empfehlen.
Hey ho, an dieser Stelle kann ich es mir immer nicht nehmen lassen, meinen Senf dazu zu geben. Auch, wenn hier bereits die Entscheidung zu einem USB-Mic gefallen ist, was für den Zweck absolut in Ordnung geht!!

Das MK4 ist ein wirklich gutes Mic, keine Frage. Preislich würde ich aber behaupten, dass man dann mit dem Austrian Audio OC16 noch besser fährt, denn da ist die Mikrofonspinne (sowie ein guter Koffer) gleich im Lieferumfang mit dabei. Kauft man das beim MK4 dazu, dann ist das Paket teurer. Und das OC16 hat sogar noch einen schaltbaren Low Cut (über die Frequenzen 40 und 160 Hz kann man natürlich streiten).
Soundtechnisch dürfte das OC16 mindestens auf dem Niveau des MK4 liegen.
Nur als kleine Anregung... :)
 

Spirit328

Everything - STOP!
Teammitglied
... nicht zuletzt deswegen stets mein Rat, schaut Euch um, hört Euch möglichst viele Mikrofone an und DANN entscheidet.
Ich mag die Austrian Audio Großmembraner auch recht gerne. Sie sind ausgesprochen präzise in der Abbildung und wirken dennoch nicht kühl.
Damit hier keiner eine Präferenz auszumachen glauben kann: Ich finde die Lewitt Mikrofone auch ganz spannend und preislich vergleichbar, je nach Modell halt. Aber soundtechnisch haben sie einiges zu bieten.

Doch wahr bleibt auch, dass man viel falsch machen kann, wenn man das Mikrofon schlecht oder ungünstig positioniert. ;)
So kann man auch ein 3.500€ Mikrofon wie Schrott klingen lassen, aber ein nicht so hochwertiges Mikrofon nicht wie ein High-End Mic, egal wie man es positioniert. Will sagen: Die Preise haben nicht immer etwas mit der Realität zu tun, aber sind ein guter Indikator. ;)
 
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