AW: Kino im Großformat vs. Heimkino
So habe ich das immer gesehen. Allerdings habe ich das Gefühl, dass der Wert von Filmen als Kunst in den Köpfen der Menschen nicht mehr vorhanden ist und das auch im Kino oft deutlich zu spüren ist. Ich musste oft feststellen, dass es bei den Leuten, die mit mir im Kino wahren er so aussah, dass lautstark erzählt wird, gegessen wird oder eben auf andere Weise grenzenlose Ignoranz demonstriert wird.
Ich sehe es ähnlich - aber letztendlich ist das ein Teufelskreis, der sich selbst entwickelt hat. Nachdem Hollywood letztendlich den Boden verloren hat, aber den gesamten Verleih in der Hand, entwickelte sich auch das Kino immer weiter zum Event. Wirtschaftliche Aspekte bilden den Primärfokus und diese Spirale läuft immer am Schluss auf den Satz raus: Kleinstes Risiko, größtes Einkommen.
Das heißt unter einem künstlerischen Aspekt werden die Produkte schlechter (weil alles was von der Norm abweicht, heißt im Finanzwesen: RISIKO). Deswegen sind auch die ganzen Franchise vor die Wand gefahren. Wenn du dann nur noch solche Filme hast - ist es kein Wunder, das irgendwann das Publikum sagt: "Junge, was willst du von mir?" Und die Gegenbewegung läuft dann auf der anderen Seite ab, weil natürlich ist der Mensch intelligenter, NUR die neigt dann gerne zum anderen extrem und dann steht der Kinobetreiber da und füllt ne Nische.
Gibt da gerade in der Moderne so ein paar Beispiele:
Quantum of Solace, - ist von der Filmkunst - von der Machart - sicher der herausragenste Bondfilm, wird aber nicht so gesehen.
Prometheus. Ein Film der nur auf der Metaebene funktioniert. Liebster Diskussionspunkt, warum der Film nicht "realistisch ist".
Valhalla Rising, genau dasselbe Problem mit der Metaebene.
Die letzen beiden Filme nach Odysse 2001, Kubrick und im Internetzeitalter. Das ist eigentlich total abstrus.
Wenn wir zwei Kinosäle eröffneten:
In A läuft Fluch der Karibik 5 (ab 12 oder 6)
In B Die Sieben Samurai in japanischen O-Ton mit Untertiteln (ab 16)
(für Nichtkenner: Die gesamten Tonspuren sind unterschiedlich inkl. Geräusche, Musik in der internationalen Fassung, daher macht es mehr Sinn den O-Ton zu zeigen)
Jeder der in A war - ist auch absolut in der Lage B nachzuvollziehen. Hauptproblem ist der Anspruch der an das gezeigte Werk gestellt wird. Nur der, der in A war, hat gelernt das Film nur Film ist und daher wird der auch argumentieren, dass B ein S/W Film ist, ohne Synchro und "ein bisschen merkwürdig von der Darstellung" - vielleicht würde er noch sagen, dass der Herr Mifune ja ein unglaublich charismatischer Schauspieler ist.
Wenn du Glück hast, findet sich noch ein Kritiker der bemerkt, wie durchschnittlich die Machart des Films war.^^ Was natürlich abstrus ohne Ende ist.
Aber das Problem ist die Messlatte. Wenn der Anspruch schon im Keller ist, darf man sich nicht darüber verwundern, dass das Publikum sich nicht wie auf ner Penthouse-Dinner-Party verhält.
Gerade in Deutschland. In den USA ist das noch ein bisschen anders und wird sich auch noch ändern, weil die eine andere Kino-Kultur haben (letzendlich haben die mehr Kinos) und die Machweise von Filmen sich ändern wird. Filmequipment kostet heute 20tsd. Dollar. Die Verbreitungsmöglichkeiten sind unglaublich und das wird jetzt solange laufen, bis die "Großen 5" (Hollywood-Studios) richtig Geld verlieren und sich neu entwicklen müssen. Und das wird auch das Kino wieder verändern und damit das Kino-Publikum.
Ich geh ansonsten, aus genau denselben Gründen, ungern ins Kino und nachdem ich irgendwo mal mit ner Internetwerbung konfrontiert wurde, dass es wohl Fast&Furious 6 gibt - komm ich da auch in keine Verlegenheit. Gebe nur weniger dem Publikum die Schuld, sondern denke, dass das System an sich (Kunst & Wirtschaft), ab dem Moment wo es angefangen hat nach den Spielregeln anderer Branchen zu spielen, daran Schuld ist.
Weil du kannst nicht was wissen, was du nicht gelernt hast.
Gruß
Ryan