Mr B.

Tassenmörder
Sprechprobe
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Zwei Wege

Amare et mare sunt idem.
In utroque multi pereunt

Die Wellen, die leicht gegen den schlanken, weißen Eisenrumpf schlugen, wiegten das Schiff, dessen Bug auf die vor ihm liegende Hafeneinfahrt deutete, sanft hin und her. Die Mittagssonne, die vom klaren Himmel herab schien, wärmte sein Gesicht und spiegelte sich auf den goldenen Knöpfen seiner blütenweißen Uniform. Er stand an der Reling und blickte hinüber zur Küste, während er seinen Gedanken nach hing, aus denen er jedoch jäh herausgerissen wurde, als von der Brücke der Ruf zum Bereithalten des Manövers erscholl. Mit einem seufzen löste er sich von der Reling und ging gemächlich zum /Bug, wo bereits die Matrosen auf der Festmacherstation in der Sonne lümmelten. "Moin, moin Stüermann", begrüßte ihn einer der Matrosen. "Moin Jungs. Bereit machen zum Anlegen", entgegnete er mit einem leichten Lächeln und rückte sein Schirmmütze zurecht, bevor er zum Bug ging und über die Reling wieder zur Hafeneinfahrt blickte. Die Matrosen erhoben sich, bereiteten die Leinen, mit denen das Schiff festgemacht werden würde, und unterhielten sich über ihre Aktivitäten an Land oder sie rissen derbe Witze. Er hörte nur einige Wortfetzen, da er wieder gedankenverloren auf die näher kommende Hafeneinfahrt blickte. Am Kai warteten bereits Familien und einzelne Frauen auf die Ankunft des Schiffes und beobachteten das Anlegemanöver. Er schulterte seinen Seesack und ging langsam zum Fallreep, das bereits herunter gelassen war, wo er sich in die Reihe der anderen Seeleute einreihte, die abmusterten. Überall um ihn herum fielen sich die Menschen, die sich mehrere Monate nicht gesehen hatten, in die Arme und bei vielen flossen die Freudentränen die Wangen hinunter. Ihm fiel niemand um den Hals und er wusste auch, dass ihn niemand erwartete. Trotzdem lächelte er immer, wenn ihn jemand ansah und beantwortete die gestellten Fragen so ausführlich wie möglich, während er seine Schritte langsam beschleunigte und dabei hoffte, dass es niemand merken würde. Erst als er die große Menschengruppe hinter sich gelassen hatte, verlangsamte er seine Schritte und verfiel in eine normales Schritttempo. Er verließ das Hafengebiet und hielt auf den großen Marktplatz, der das Zentrum der Stadt bildete, zu. Eine junge Frau stampfte wütend mit dem Fuß auf, als eine Droschke, in die sie einsteigen wollte, einfach davon fuhr. Ein kurzes Lächeln huschte über seine Lippen, das kurz darauf erlosch, als er neben die Frau trat. "Verzeihen Sie", fragte er während er den Arm hob um eine Droschke zu sich zu winken. Während eine der Droschken auf sie zu hielt, musterte er die Frau neben sich unauffällig. Sie trug ein dunkelgrünes Kleid und ein großer, runder Hut derselben Farbe bedeckte ihren Kopf, von dem langes, kastanienbraunes Haar in leichten Wellen über ihre Schultern floss. Ihre tiefen braunen Augen funkelten ihn erbost an, schließlich wartete sie schon länger auf eine Droschke als dieser Offizier der Handelsmarine neben ihr. Quietschend hielt die Droschke vor ihnen und das erboste Funkeln wandelte sich in Überraschung, als der Mann neben ihr die Tür zur Fahrgastkabine öffnete und ihr mit einer kleinen Geste bedeutete einzusteigen. Ein sympathisches Lächeln huschte über sein wettergegerbtes, sonnengebräuntes Gesicht, das nicht ganz zu dem seltsamen Ausdruck in seinen blauen Augen passen wollte. Verwirrt raffte sie den Saum ihres Kleides und bestieg die Kabine. Er schloss die Tür hinter der Frau und ging zum Droschkenfahrer, dem er ein großes Geldbündel in die Hand drückte. "Fahren Sie die Dame wohin sie möchte", sagte er nur ehe er sich abwandte und seinen Weg fortsetzte.
Die Sonne senkte sich bereits zum Horizont, als er den kleinen Hinterhof des Hauses, in dem seine Wohnung lag, betrat. Alles war ruhig, nur der laue Sommerwind ließ die Wetterfahne, die auf dem Dach des Hauses
montiert war, quietschend die Richtung ändern. Endlich daheim, dachte er während er die Treppen, die zu seiner Wohnung führten, erklomm, bevor er seine Wohnungstür auf schloss und eintrat. Alles war so wie er es verlassen hatte, wer
hätte es auch schon verändern sollen. Das Laken seines Bettes war zerwühlt, der
Wasserkessel stand noch auf dem Herd und die Vorhänge, die er bis auf einen kleinen Spalt zugezogen hatte, ließen einen kleinen Lichtstrahl einfallen, in dem der Staub tanzte. Er packte seinen Seesack aus und räumte die Kleider in den großen Schrank aus Eichenholz, der eine ganze Wand in seiner kleinen Wohnung einnahm. Nachdem die Arbeit getan war, fiel die Maske, die er stets trug, wenn er das Haus verließ, ab und ein trauriger Ausdruck trat in sein Gesicht. Er setzte sich auf den Stuhl und wartete auf die Tränen, die bald darauf heiß seine Wangen hinunter liefen.
Er biss sich in die Faust um den Schrei, der sich in seiner Kehle bildete und von seinem Schmerz, den er all die Monate auf See versteckt gehalten hatte, genährt war, zu unterdrücken.

Die junge Frau blickte aus dem Fenster auf die vorbeiziehende Landschaft und ließ die vergangenen Ereignisse nochmals Revue passieren. Sie musste immer noch an den Mann denken, der den Droschkenfahrer aufhielt. Zuerst dachte sie, er wolle ihr auch noch die nächste Droschke verwehren, doch da hatte sie sich wohl getäuscht, solche Männer traf man selten. Welch charmanter Mann, ging ihr durch den Kopf. Sie strich ihr Haar hinter eins ihrer Ohren und schaute aus dem Fenster, während sich das Gefährt ruckelnd und quietschend vom Zentrum entfernte. Einen langen Spaziergang an der Uferpromenade, am Meer entlang, hatte sie gemacht, sie liebte solche Spaziergänge, den Duft des Meeres und das Rauschen der Wellen einzufangen. Doch dann war es lauter geworden, ein Schiff hatte angelegt und eine große Menschenmenge hatte sich eingefunden, um die Ankommenden zu begrüßen. Das war ihr zu viel Trubel, störte die Ruhe, die sie suchte, so hatte sie sich zum Marktplatz aufgemacht um nach Hause zu fahren. Unverschämter weise hatte sie dieser Rüpel von Fahrer nicht mitgenommen, ihr Gesicht verzog sich vor Wut, als sie daran dachte. So ein Verhalten sollte man bestrafe und das einer Lady gegenüber. Ihr gegenüber. Sie schloss die Augen und sehnte sich zurück zu dem ruhigen Moment, den diese ungehobelten Menschen unterbrochen hatten. Sie liebte das Meer, die sanften Bewegungen, die unendliche Weite, die undurchdringbare geheimnisvolle Tiefe, dieses satte Blau. Sie schloss die Augen und atmete tief ein und dieser Geruch, den man selbst dann noch wahrnahm, wenn man es nicht mehr sehen konnte, rief Erinnerungen an längst vergangene Spaziergänge wach. Die Eindrücke des Meeres verschwammen mit den Eindrücken der eben erfolgten Begegnung. Sie lächelte still. Er hatte eine Seemannsuniform getragen, die hatte ihm gut gestanden. Sie seufzte kurz, das gute an Seemännern war, man hatte sie nicht lange am Hals, man musste sich nichts ausdenken um sie wieder los zu
werden und konnte einfach seinen Spaß haben. Er war alleine unterwegs gewesen, vielleicht kam er von dem Schiff, das sie gesehen hatte? Er hatte zumindest einen Seesack dabei, aber hatte ihn denn keiner abgeholt? Er war ohne Begleitung gewesen, nun vielleicht war er ja allein, hatte niemanden, war einsam. Beim
letzten Gedanken wandelte sich ihr Lächeln in ein Grinsen. Einsame Seemänner. Sie musste herausfinden wer er war, ihn wiedersehen. Oh, nicht weil sie sich verliebt etwa hätte, sie war neugierig, er war interessant und ihr war langweilig. Und Langeweile war ein sehr gutes Motiv, besser als Liebe, dachte sie.
Die Droschke hielt vor einem wunderschönen Anwesen. Sie bedankte sich und stieg aus. Sie zupfte ihr Kleid zurecht, rückte den Hut richtig und schritt erhobenen Hauptes darauf zu. Eine Mauer mit einem bronzenen Tor grenzte das Gelände ab. Die Mauer war aus Backstein. Sie öffnete das Tor und betrat den Weg, der zu
ihrem zu Hause führte. Links und rechts des Weges, der aus Pflastersteinen bestand, war Wiese. Schwarze Laternen, die man mit der Hand entzünden
musste, zierten den Weg. Vor dem Gebäude waren links und rechts ein paar Meter vom Eingang entfernt Rosensträuche angelegt. Sie trat vor die Tür und zog an dem Band, das die goldene Glocke, die neben dem Eingang hing zum Leuten brachte. Das Haus selbst war auch aus Backsteinen, hatte links einen kleinen Erker, der wie ein Miniatur Turm hervor stand, insgesamt fasste das Gebäude drei Stockwerke
und eine Efeuranke wand sich darum. Eins der Dienstmädchen öffnete ihr. Es war
schön reiche Eltern zu haben, bis sie heiratete, und das würde hoffentlich noch dauern, wohnte sie hier. Die Ehe war so beengend wie ein Gefängnis. Ihr Vater regte sich schon immer auf, dass sie noch immer keinen Mann hatte. Aber sie wollte sich nicht festlegen.

Das Licht der Morgensonne, das durch den kleinen Spalt zwischen den Vorhängen fiel, wärmte die Gesichtshälfte, die nicht im Kissen vergraben war und nach einem kurzen Augenblick wachte er auf. Mit einem Seufzen setzte er sich auf die Bettkante und wartete bis die letzte Müdigkeit von ihm abgefallen war, ehe er ins Bad ging, wo er sich wusch und rasierte. Nach einem kurzen Frühstück, das er einnahm nachdem er sich angekleidet hatte, ging er wieder raus in die Stadt, da er noch einige Aufgaben zu erledigen hatte.
Der Duft des Blumenstraußes, den er vorhin in der Stadt gekauft hatten, stieg ihm in die Nase und rief längst vergangene Erinnerungen wach, die ihm schmerzlich zusetzten und sein Herz verkrampfen ließen. Mit zitternder Hand öffnete er das gusseiserne Tor, das in den Zaun, der das Gelände umspannte, eingelassen
war und betrat den Weg, der zwischen den Grünflächen zu seinem Ziel führte. Eine
angenehme Stille, die nur von dem Zwitschern der Vögel und dem Knirschen des Kieses unter seinen Schuhen unterbrochen wurde, lag über dem Friedhof und kein Mensch begegnet ihm, während er auf sein Ziel zusteuerte. Vorsichtig legte er die Blumen auf die Erde des Grabes, vor dem er stehen blieb, als er sein Ziel erreichte und hockte sich hin. „Wie geht es dir Mutter“, fragte er den Grabstein vor ihm. „Ich hoffe dir gefallen die Blumen, die ich dir mitgebracht habe, ich weiß, dass sie mein gebrochenes Versprechen, dass wir uns Wiedersehen wenn ich von See zurückkomme, nicht wieder gut machen können, ich hoffe du kannst mir verzeihen.“ Er wusste nicht wie lange er vor dem Grab seiner Mutter kniete und ihr von seiner Reise und seinen Erlebnissen erzählte, als er geendet hatte und wieder aufstand, hatte die Sonne ihren Zenit bereits überschritten und senkte sich wieder nach Westen, wo sie in ein paar Stunden als glutroter Feuerball hinter der Kimm des
Horizonts verschwinden und der Dunkelheit der Nacht weichen würde. Seine steif
gewordenen Kniegelenke knackten, als er sich erhob und er bog seinen Rücken durch, um die Muskeln, die sich ebenfalls versteift hatten, zu lockern, ehe er den Friedhof wieder verließ. Er ging nicht zurück in die Stadt, sondern wählte einen anderen, fast versteckten Weg, der direkt an die Küste führte. Er genoss die Sonne und die Einsamkeit des kleinen Stückchen Strandes, die Brandung des Meeres weckte ihn ihm eine tiefe Sehnsucht, die stets an ihm nagte und ihm manche Nacht den Schlaf raubte. Wie einfach wäre es, alles hinter sich zu lassen und nur mit der See, die als einziges seine Sehnsucht stillen konnte, vereint zu sein. Je näher er der Uferpromenade der Stadt kam, desto mehr Menschen, meistens frisch verliebte Paare die wie er, allerdings aus anderen Gründen, die Einsamkeit suchten. Viele von ihnen musterten ihn neugierig, wer war der Fremde mit den blauen Augen und der
sonnengebräunten, wettergegerbten Haut der ihren Weg kreuzte? Niemand erhielt eine Antwort auf diese Frage, er ging nur weiter und wich den Paaren dadurch aus, in dem er weiter an der Wasserlinie entlang ging und somit einen großen Abstand zu den anderen Menschen bewahrte. Er ging, als er die Promenade erreichte, zielstrebig zu dem Holzsteg, der vom Ufer weit in das Meer hineinragte, wo gerade eine Dampffähre ablegte und ihre nächste Station anlief. Der Wind, der den Salzgeruch des Meeres mit sich trug, frischte auf und verwehte seine Haare, als
er sich an den Handlauf am Ende des Holzstegs lehnte und mit einem Blick, der eine
Mischung aus Sehnsucht und Schmerz enthielt, auf das Wasser hinaus blickte. Er
hörte die Schritte, die hinter ihm auf den Holzdielen erklangen, nicht.

Nachdem sie gestern nach Hause gekommen war und mit ihrem Vater gesprochen hatte, siegte ihre unbändige Neugierde über ihr schlechtes Gewissen, letzteres war bei ihr ohnehin kaum ausgeprägt, und sie beschloss den einsamen Seemann zu finden. Ein bisschen Abwechslung konnte nie schaden und immerhin war er charmant und gut aussehend gewesen und er hatte sie wie die Ladybehandelt, die sie war. Ihre Intuition führte sie zur Strandpromenade und dort fand sie ihn auch, wie er auf einem kleinen Steg stand. Er hatte ihre Schritte erst vernommen, als sie schon fast neben ihm war, da blickte er sich um, mehr durch ihren Duft als durch ihre leisen sanften Schritte aufmerksam geworden. Sie trug ihre Haare offen, der Wind spielte mit ihnen, zerzauste sie leicht. Sie wusste nicht so ganz ob sie das ärgern oder freuen sollte, ihre Frisur ruinierte es, aber sie wusste auch um die Wirkung, die die wehenden Haare im Zusammenhang mit ihrem Auftritt hatten. Den Hut des Vortags trug sie in der Hand, um ihn nicht zu verlieren. Sie ging langsam auf ihn zu. „Guten Tag der Herr“, sie stand nun neben ihm. Bevor er etwas entgegnen konnte, sprach
sie schnell und flink weiter, sie wollte ihm keine Chance geben sich mit Ausreden zu
verflüchtigen. „Ich hoffe doch Sie erinnern sich an mich. Sie haben mir gestern die
Droschke besorgt. Nun ich hatte gar kein Gelegenheit mich zu bedanken und dies
gebietet mir meine Erziehung, so machte ich mich auf die Suche nach ihnen.“ Sie reichte ihm die Hand. „Nennen Sie mich Lady Celestine. Ich bedanke mich hiermit herzlich für Ihre Hilfe gestern und muss gestehen, dass ich Sie äußerst charmant finde, darf ich Ihnen ein wenig Gesellschaft leisten?“ Er war so erstaunt, dass er kaum zu sprechen vermochte, daher nickte er nur. Sie lächelte. Interessant, ihm hatte es wohl die Sprache verschlagen, na immerhin war er nicht geflohen. Er wusste es noch nicht, aber er saß in ihrer Falle wie eine Fliege im Spinnennetz. Seine Zuneigung sah sie ihm durchaus an, seine schüchternen Blicke, sein Schweigen, er mochte sie, dessen war sie sich sicher. Sein Händedruck war fest gewesen, ansonsten hätte sie ihn vielleicht schon als zu zurückhaltend und langweilig abgetan. Sie lachte plötzlich auf, er musterte sie verwirrt. „Ich weiß Ihren Namen gar nicht
und wollen wir nicht lieber spazieren gehen oder etwas trinken vielleicht einen Tee? Es wird sehr frisch und kalt, wenn man hier so still steht.“

Er räusperte sich verlegen. „Ich heiße Jervis. Matt Jervis. Einer Tasse Tee wäre ich nicht abgeneigt“, sagte er ehe sie sich bei ihm unterhakte und Beide eine Tasse Tee trinken gingen.

Sie unterhielten sich prächtig und er verstrickte sich immer mehr in ihrem Netz, als sie aufstand und ging war er hoffnungslos verloren. Sie dagegen hatte nicht das geringste Interesse an ihm, er war aber wenigstens ein netter Zeitvertreib. Ehe er etwas sagen konnte, war sie schon in der Menge, die um diese Uhrzeit über die Straßen flanierte, verschwunden, nachdem sie ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wangen gehaucht hatte. Nach einigen Minuten, in denen er sich nicht rührte, blinzelte er kurz, als wäre er gerade aus einem Traum erwacht und setzte sich in Bewegung. Während seines Heimweges kreisten seine Gedanken um die vergangenen Momente. Miss Celestine, war ihm das Schicksal am Ende doch Gnädig gewesen und hatte ihm, nachdem seine letzten Bindungen an die Heimat erloschen waren, jemanden Geschickt an den er in den einsamen Momenten auf hoher See denken und sich auf die Rückkehr in die Heimat freuen konnte, geschickt? Oder war sie einer der Frauen, die er schon viel zu oft gesehen hatte und die nur
mit den Männern spielten, die dann am Ende mit gebrochenen Herzen viel zu früh aus dem Heimaturlaub aufs Schiff zurückkehrten? Er wusste keine Antwort auf diese Fragen, was ihn sehr verwirrte. Normalerweise waren die Wege, die sich vor ihm auftaten, klar erkennbar. Seine Gedanken kreisten selbst dann noch um die Frau, als er schon im Bett lag und die dunkle Decke seines Zimmers anstarrte, da er nicht einschlafen konnte. Das Blöken eines Typhons riss ihn aus seinem traumlosen Schlummer und im ersten Moment dachte er, dass er wieder auf See sei und sie
jeden Augenblick wieder die Heimat anlaufen würden. Erst als er sein Zimmer sah, wusste er wo er war und sein erster Gedanke ging zurück zum vergangenen Tag, als er Miss Celestine traf. War das Treffen nur ein Traum von ihm gewesen? War er erst wieder einen Tag in der Heimat und würde heute das Grab seiner Mutter, die während seiner Zeit auf See verstorben war, besuchen? Nein, dachte er sich, dafür war dieser Traum viel zu real gewesen. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Typhon zu seinem Schiff gehörte, war groß, schließlich wollte es nach circa einem ganzen
Tag Aufenthalt in der Heimat wieder ablegen. Als er sich aufsetzte fiel sein Blick auf einen Umschlag, der unter dem Briefschlitz in seiner Tür lag. Entweder wurde dieser Umschlag eben erst eingeworfen oder er hatte ihn gestern, als er in seine dunkle Wohnung trat, übersehen. Er stand auf, bückte sich nach dem Umschlag und setzte sich an den Tisch, wo er den Umschlag öffnete und den Brief hervor zog. Ein Kloß bildete sich in seiner Kehle, als er die enge, filigrane Handschrift seiner Mutter
identifizierte. Es waren ihre letzten Worte, die sie an ihn richten wollte, ehe sie aus dieser Welt schied. Die Tränen, die seine Wangen herunter liefen, tropften auf das Briefpapier und weichten die längst getrocknete Tinte auf, die dann in schwarzen Bahnen übers Papier zog, ehe sie zu Boden tropfte. Nachdem er den Brief gelesen hatte zerknüllte er ihn und warf ihn in den Ofen, wo er verbrannte, um den
Abschied zu vervollständigen. Nachdem er seine Tränen aus seinem Gesicht gewischt hatte, beeilte er sich seine Wohnung zu verlassen, er musste diesen Ort der Erinnerung so schnell wie möglich verlassen, sonst würde er den Verstand verlieren. Sein Gesicht zeigte keine emotionale Regung, es glich wieder der stoischen Maske, die er bei seiner Ankunft trug, und er mied die belebten Straßen der Stadt, da er allein sein wollte. Er atmete erleichtert auf, als er wieder an den menschenleeren Strandabschnitt kam, den er am Tag zuvor bereits aufgesucht hatte. Er ging langsam auf die Stelle zu an der das Meer das Land berührt und sank auf die Knie, das Kinn auf die Brust gelegt. Seine Gedanken kreisten immer noch um den gestrigen Tag. Er fühlte sich innerlich zerrissen, auf der einen Seite wollte ein Teil von ihm dem entbehrungsreichen Leben auf See den Rücken kehren und sesshaft werden, auf der anderen Seite fühlte er schon wieder die Sehnsucht nach der See. Er kniete noch einen langen Augenblick im Sand und atmete mehrmals tief durch, ehe er langsam den Kopf hob, seine Lungen mit der salzigen Luft des Meeres füllte und all seinen Schmerz, seine Wut und seinen Hass auf die ungerechte Welt und das grausame Schicksal mit einem schmerzerfüllten, lauten Brüllen aus sich strömen ließ. Erneut rannen Tränen aus seinen Augen und seine Hände, die sich zu Fäusten geballt hatten, zeigten in den blauen Himmel, auf der Suche nach einem Ziel in das sie einschlagen konnten. Sein Gebrüll endete in einem leisen Schluchzen, als das Feuer der Läuterung langsam abebbte und nur ein kleines Häufchen Asche zurück lies, das bald vom Wind verweht werden würde. Nachdem die Läuterung vollendet und er verstummt war, erhob er sich langsam, spritze sich etwas Seewasser ins Gesicht und klopfte sich seine Kleidung ab. Er warf einen letzten Blick auf das Meer, bevor er sich wieder abwandte und wieder in die Stadt zurückkehrte, wo er ziellos umher streifte um den letzten Rest des Schmerzes abzuschütteln, der noch hartnäckig in seinem Innern nagte.


Der gestrige Abend war durchaus interessant gewesen, doch er war ihr etwas zu schüchtern gewesen, sie brauchte endlich mal wieder mehr und einen Mann, der auch ein Mann war. So beschloss sie sich am nächsten Tag mit einem alten Freund zu treffen, den sie schon länger nicht mehr gesehen hatte. Auf gut Glück machte sie sich auf den Weg zu seinem zu Hause, vielleicht war er ja daheim. Den Seemann von gestern hatte sie schon halb vergessen, zum Abschied hatte sie ihm einen Kuss gegeben in der Hoffnung er würde auftauen. Doch er hatte sie in der Menge verschwinden lassen, war ihr nicht gefolgt, hatte sie nicht zurück gerufen, nun er mochte sie, sie hatte es ihm deutlich angesehen, beim Gespräch, beim Kuss. Er hatte sich vielleicht sogar in sie verliebt. Schade für ihn. Sie wollte Spaß haben mehr nicht und beim Tee hatte sie festgestellt, dass er die Mühe nicht wert war. Beim Kuss wollte sie ihn testen, schauen ob sie sich geirrt hatte, ob er doch nicht so schüchtern war, ob er endlich die Initiative ergreifen würde. Doch nichts und sie sah es nicht ein, Stunde um Stunde sich dafür anzustrengen, dass er seine Zurückhaltung ablegte, damit er dann auf dem Schiff verschwand und ihre Mühe ohne Früchte blieb. Er hatte seine Chance gehabt, doch er langweilte sie, war nicht so interessant gewesen wie sie gedacht hatte. Zu traurig, zu still, zu abwesend, und vor allem zu wenig fasziniert von ihrer Person. Sie war schließlich Lady Celestine, die ganze Welt hatte sich um sie zu drehen, sich für sie zu begeistern, aber er wirkte so fern von allem, zu fern. Etwas Distanz war spannend, zu viel langweilig. Welch vergeudete Zeit, dachte sie sich. Nun ja immerhin hatte sie einen Tee umsonst bekommen. Sie klingelte an der Haustür ihres alten Freundes, normal verabscheute sie es alte Bekanntschaften wieder zu erwecken, aber noch mehr missfiel es ihr einen Tag alleine zu verbringen. Außerdem vergötterte er sie und das war nun genau das was sie brauchte. Wie sie erwartet hatte freute er sich wahnsinnig sie zu sehen und drückte ihr zur Begrüßung direkt einen Kuss auf die Wange, zusammen mit Beteuerungen wie sehr sie ihm gefehlt hatte, ihr Antlitz, ihre Stimme und Komplimenten, wie wunderschön sie denn sein. Sie lächelte, genau das hatte sie gewollt pure aufrichtige Bewunderung von einer tiefen männlichen Stimme. „Oh wie sehr haben Sie mir gefehlt, my Lady wie sehr. Wollen Sie nicht rein kommen?“ Sie musterte ihn, seine breiten Schulterm, seine dunklen Haare und Augen, durch und durch ein Mann, aber dennoch antworte sie: „Nein ich bevorzuge einen Spaziergang.“
Sie hatte gern die Zügel in der Hand aber nur wenn sie einen Mann in
Begleitung hatte, der selbstbewusst war, sie bewunderte und von dem sie wusste, dass auch er die Zügel übernehmen konnte, wenn sie sie lustlos hin warf. „Ein Spaziergang? Nun gut, aber nur wenn Sie mir danach daheim Gesellschaft leisten.“ Genau das hatte sie gemeint. Sie nickte. „Mit dem größten Vergnügen“. So machten die beiden sich auf den Weg. Händchenhaltend gingen sie durch die Stadt, in die er sie geführt hatte. Seinen Humor hatte sie schon immer gemocht, er brachte sie oft zum Lachen, welches laut erschallte. Die Sonne schien an diesem Tag, er legte den Arm um sie und sie schmiegte sich ihrerseits ebenfalls an ihn. Sie bekam gar nicht mit, wie der arme Seemann, an dem sie so schnell das Interesse verloren hatte, die beiden mit eifersüchtigen traurigen Blicke durchbohrte, und wenn sie es gesehen hätte, wäre es ihr sicher egal gewesen.

Er traf eine Entscheidung während er sich umdrehte und zurück in seine Wohnung ging, wo er seinen Seesack aus dem Schrank holte und anfing zu packen. Es hatte sich wieder bewahrheitet, dass es ihm, genau wie vielen Anderen seines Berufes auch, nicht gegönnt war einen Menschen zu finden, der auf einen wartete bis man wieder kam. Es war wohl besser für ihn der Heimat endgültig den Rücken zu kehren, als weiter hier zu verweilen und als Spielzeug dieser Miss Celestine zu enden, die ihn nur dann benutzte, wenn es ihr passte. Nachdem er den Seesack fertig gepackt und verschnürt hatte, nahm er einen Umschlag und ein Blatt Briefpapier aus seinen Schrank und setzt sich an den Tisch, wo er einen kurzen Brief an Miss Celestine verfasste, in dem er sich für den gemeinsamen Nachmittag bedankte, ihr aber auch mitteilte, dass sein Herz jemand anderen gehörte und es nur bei diesen einem Treffen bleiben sollte. Er wusste nicht, ob die vermeintliche Tatsache, dass er sich nicht für sie interessierte in irgend eine Art von Emotion auslösen würde, aber er wollte eine klare Grenze, für den Fall, dass das Schicksal sie noch Mal zusammenführen würde, ziehen. Er wartete bis die Tinte, die im Licht der hereinfallenden Sonne glitzerte, getrocknet war, ehe er das Blatt faltete und in den Umschlag steckte. Er zog sich wieder seine Uniform an und verließ, nachdem er den Brief und sein Seefahrtsbuch eingesteckt hatte, das Haus. Als erstes erkundigte er sich nach einer Miss Celestine, schließlich schien sie bekannt zu sein und nach einigen Fragen hatte er endlich eine Adresse zu der er eine Droschke nahm. Eine Gärtnerin, die im Garten arbeitete, sah ihn verwundert an, als er auf sie zu kam und seine weiße Schirmmütze anhob und sich leicht zum Gruß verbeugte. Die Verwirrung der Gärtnerin wuchs, als er ihr den Umschlag, mit der Bitte diesen an Miss Celestine weiter zureichen, in die Hand drückte und dann wieder verschwand. Das nächste Ziel war der Hafen, wo er sich suchend umsah, bis er endlich ein Schiff fand, dass eine weiße Flagge mit einer blauen Umrandung gehisst hatte, es würde in den nächsten 24 Stunden auslaufen. Zielstrebig setzte er sich in Bewegung und musterte das Schiff, das dort an der Pier lag. Der Rumpf war schwarz wie die Nacht, nur die weißen Buchstaben des Namens „Discordia“ mit dem Heimathafen Hamburg, boten dem Auge eine Abwechslung. Die ehemals weißen Aufbauten des Schiffes waren durch die ständige Seeluft rostig geworden und die arbeitenden Matrosen musterten ihn misstrauisch, als er sich dem Schiff näherte. Ein vierschrötiger Kerl, dessen Gesicht von einer hakenförmigen Narbe am rechten Mundwinkel und einem Stoppelbart geziert wurde, mit schulterlangen fettigen, braunen Haaren versperrte ihm den Weg, als er das Fallreep erklomm. „Watt willste“, fragte der Matrose ihm mit einem rauen Krächzen.
„Ich will anmustern und wollte wissen, ob ihr noch einen Steuermann braucht“, antwortete er. Der Matrose musterte ihn noch einmal misstrauisch, ehe er sich umdrehte und ihm zu verstehen gab, zu warten. Kurz darauf kam der Matrose in Begleitung eines vollbärtigen Mannes mit einer Bärenstatur zurück und deutete auf den Neuankömmling. „Datt isser Käp’n. Der Janmaat will hier anheuern“, sagte
der Matrose. Der Kapitän des Schiffes brummte und fuhr sich mit einer seiner prankenartigen Hände durch den vollen, dunkelgrauen Bart. „Scheinst mir ein feiner Kerl zu sein“, sagte er. „Meinste du überstehst ne Reise auf mienen Kahn? Wenn de der Meinung bist, brauchst nur einzuschlagen“, sagte der Kapitän und streckte die Prankenhand, die vorher noch durch den Bart fuhr, aus, die der Andere ergriff und schüttelte. „Morgen Abends biste hier, kannst gleich zeigen was de drauf hast, wenn wir ablegen“, sagte der Kapitän zum Abschied.

Als sie am Abend nach Hause kam, überreichte ihr der Hausdiener den Brief den sie neugierig las. Etwas in ihr veränderte sich. Fühlte sie auf einmal nun doch Reue? Oder hatten sie nur die Rollen getauscht und sie war nur ein netter Zeitvertreib für ihn gewesen? Sie wusste die Antwort nicht und beschloss es am nächsten Tag herauszufinden, sie war einfach zu erschöpft und wollte sich ausruhen. Er fand in der Nacht nur wenig Schlaf, seine Gedanken kreisten immer noch über seine Entscheidung, die er heute getroffen hatte, aber er kam immer wieder zu dem gleichen Ergebnis.

Er schlief, nach einer schier unendlichen Zeit des Wälzens, ein und erwachte recht früh am Morgen des nächsten Tages, dieses Mal verdeckten dunkle, regenschwangere Wolken das wärmende Licht der Sonne und in der Ferne grollte bereits der Donner. Er räumte seine kleine Wohnung auf und verbrannte andere Dokumente, die an ihn an sein bisheriges Leben erinnern könnten, im Ofen, ehe er seinen Seesack schulterte und sein Leben hinter sich ließ. Der Wind fegte das Laub, das er von den Bäumen gerissen hatte, heulend durch die Straßen und ließ seine Augen tränen. Mit gesenktem Kopf setzte er seinen Weg in Richtung Hafen fort. Sobald er das Schiff betreten und sich mit allem vertraut gemacht hatte, ging er in seine Koje, um den Zweifeln, die wieder in ihm zu nagen begannen, zu entkommen. Das Pfeifen des Typhons riss ihn aus der Dunkelheit seines Schlafes und blendete für einen Moment das hämmernde Prasseln der Regentropfen auf dem Stahl des Schiffes aus. Er kleidete sich an und ging zu der ihm zugewiesenen Manöverstation am Heck des Schiffes. Der Blick auf die Kai wurde von dem grauen Regenschleier, der ab und zu von dem grellen Zucken eines Blitzes, dem ein lautes Donnern folgte, erhellt wurde.

„Leinen los“, rief der Kapitän durch die Flüstertüte von der Brücke, woraufhin die Leinen klatschend ins Wasser fielen, ehe sie noch nässer aufs Deck klatschten, wo sie die Matrosen eilig ins Kabelgatt hinab rollten. Das heulen des Sturms und das Kommando des Kapitäns hatten Celestines Ruf übertönt, der nur ein paar Passanten umschauen ließ, die mit dem Namen den sie gerufen hatte aber nichts anfangen konnte. Hätte er es gehört, wer weiß ob es dann anders gekommen wäre, aber so verschwand er in den Aufbauten des Schiffes. Das Schiff wurde immer kleiner und undeutlicher, als es, schwer gegen die Wellen stampfend, den sicheren Hafen der Stadt verließ. Die Blitze, die den Himmel spalteten, enthüllten eine aufgewühlte See, deren Wellen so groß wie Häuser zu sein schienen. Als ein weiteres gleißendes Licht den Himmel spaltete, sahen die Menschen im Hafen und an Bord viel zu spät die auf sie zu rasende Katastrophe. Eine weiße Wand türmte sich von der See bis in den Horizont auf und traf das Schiff wie die Faust eines erzürnten Gottes. Das Metall kreischte, als es entzwei brach und die Menschen an der Pier blickten fassungslos auf das Chaos, das sich vor dem Hafen abspielte. Einige Mitglieder der Mannschaft schrien sich die Lungen wund, als sie gegen den Sog ankämpften der sie unerbittlich in die Tiefe riss. Nur einer lächelte leicht als er seine Lungen sich mit Wasser füllten. Er war mit seiner wahren Liebe vereint.
 
Zuletzt bearbeitet:

Chaos

Schneewittchen
Teammitglied
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AW: Zwei Wege

Ach Georg, du oller Romantiker, so wundervoll anfangen und dann mit so einer Katastrophe aufhören! Da will man ja fast weinen!
Aber um mal ernst zu bleiben, ich fand die Geschichte sehr schön, man sieht vor geistigem Auge den Sepiafilm vor sich ablaufen und ist schon zu Anfang beinahe dazu angehalten, ein Tränchen zu verdrücken — ein sehr gelungener Einstieg. Das Ding, was da immer so unnötigerweise zwischen Anfang und Ende eingeschoben wird, ist dir auch sehr authentisch und schön erzählt gelungen.
Kommen wir zum Schluss – sehr traurig, sehr abrupt. Du kannst es aber auch nicht lassen, den Leser in romantischen Gedankengänken fröhlich vor sich hin träumen zu lassen, nein, du musst uns ja immer alle auf den harten Boden der Tatsachen zurückholen.
Ist dir gelungen! :thumbsup:
 

Mr B.

Tassenmörder
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AW: Zwei Wege

Danke für das Feedback. Ich muss sagen ich spielte mit den Gedanken ein "Happy End" zu schreiben und die beiden einfach getrennte Wege gehen zu lassen, womit es dem Leser überlassen wäre sich zu entscheiden ob die beiden noch mal zusammen finden oder nicht. Aber nach einer Mütze Schlaf bin ich dann zu dem Entschluss gekommen es so enden zu lassen wie es ist, schließlich ist jemand somit seinen Weg zu Ende gegangen. ;)
 
Y

Yüksel

AW: Zwei Wege

WOAAAAA!!!! Georg! KLASSEEEEEEE!
Was für eine schöne romantische tragische Geschichte! Wie schon im Chat gesagt, hatte ich schon lange nicht mehr ein so starkes "Filmvoraugenerlebnis".

Ich bin jetzt eigentlich hundemüde, hatte heute einen beschissenen Tag, aber versuche mal was dazu zu schreiben, und hoffe, Dir damit nicht zu nahe zu treten. Es folgen jetzt relativ ungefilterte wirre Gedanken von mir.

Aber von Anfang an, erstmal das Negative: Mach mehr Absätze! Das ist so schon recht schwierig zu lesen.

Nun zum Positiven: Mir gefallen die Perspektivwechsel zwischen er und ihm sehr gut. Sowas mag ich. Mir gefallen auch Deine ausführlichen Beschreibungen, auch wenn die Sätze teilweise schon grenzwertig lang sind - paßt scho, ist schön beschrieben
Alles was jetzt kommt ist irgendwie einfach schön .... ich bin in den Sätzen und Bildern versunken.

Aaaber: mir kommt das irgendwie zu plötzlich, daß Celestine "nur Spaß" will ....

Er war so erstaunt, dass er kaum zu sprechen vermochte, daher nickte er nur. Sie lächelte. Interessant, ihm hatte es wohl die Sprache verschlagen, na immerhin war er nicht geflohen. Er wusste es noch nicht, aber er saß in ihrer Falle wie eine Fliege im Spinnennetz. Seine Zuneigung sah sie ihm durchaus an, seine schüchternen Blicke, sein Schweigen, er mochte sie, dessen war sie sich sicher.

Das kommt so plötzlich ... die Formulierung "Fliege im Netz" erzeugt bei mir eher Assoziationen an eine Horrorgeschichte oder sowas .... nunja, das klärt sich ja dann.

Insgesamt habe ich wirklich einen Film erlebt .... ich habe Szenenbilder und Kostüme vor augen gehabt .... und Gerüche. Sowas habe ich so stark nicht mehr erlebt, seit ich "Fiona" gelesen hatte. Deine blumigen Beschreibungen treffen insofern für mich das richtige Maß - nicht zu viel, nicht zu wenig.

Ich kann das auch sehr gut nachvollziehen, wie "Er" einen Schlußstrich zieht, Sachen verbrennt etc. Aber das hätte meiner MEinung nach auch etwas langsamer / audsführlicher passieren können. auf mich wirkt das so: Er sieht sie mit einem anderen, geht nach Hause, macht alles kaputt, geht - überspitzt ausgedrückt. Mach das langsamer! er leidet! Laß uns daran teilhaben. Er packt seinen Seesack - für einen endgültigen Abschied. Da hat man doch ganz viele Gedanken im Kopf - laß sie raus. Was schreibt er ihr? Es ist ein sehr emotionaler Brief, er leidet, ich will das wissen, was da drin steht. Und irgendwie ging das zu leicht, herauszufinden, wo sie wohnt.

Das Anheuern dagegen auf dem neuen Schiff dagegen finde ich richtig gelungen - richtiges Tempo, richtige Wortwahl, ja! Paßt!

Der Schlußabsatz: Da hatte ich Probleme, zu erkennen, was sich da für eine Katastrophe anbahnte. Hmmm .... kannn man das irgendwie deutlicher / verständlicher machen? Mir fehlen gerade etwas die Worte .... ich finde das Ende gut, aber auch das kommt mir zu plötzlich und vom text her zu unklar......
Dagegen finde ich den Schlußsatz richtig gut:
Nur einer lächelte leicht als er seine Lungen sich mit Wasser füllten. Er war mit seiner wahren Liebe vereint.
schööööner Schlußsatz!

Sooo, das war jetzt ein Haufen recht ungefilterter Gedanken, die ich hier versucht habe, reinzuklappern - und ich hoffe, daß Du trotzdem noch mit mir sprichst.

Wenn Du mal daraus mal ein (Kurz-)Hörspiel machen willst und jemand für die Umsetzung suchst - gib Laut.
 

Mr B.

Tassenmörder
Sprechprobe
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AW: Zwei Wege

Wow, DAS nenn' ich mal eine Wirkung, danke Jan und keine Angst ich rede noch mit dir. Als erstes zu den Absätzen: Ja stimmt, werde ich mal ändern. Nun zur Story und deinen Anmerkungen, auf die ich doch gerne beantworten/kommentieren möchte.

Die Tatsache das Celestine mit ihm Spielt wollte ich den Leser, der ja über dem Geschehen steht, gleich zu Anfang wissen lassen wer weiß was er/sie/es sich dabei denkt. Was den Schlussstrich angeht: Nun er hat seinen Seesack ja noch nicht mal ausgepackt, sondern erst mal in die Ecke gestellt. Als er dann geht schnappt er ihn sich einfach und verdrückt sich. Was genau er schreibt bleibt bewusst im Dunkeln, denn das überlasse ich der Phantasie des Lesers. Alles vorzusetzen finde ich ehrlich gesagt etwas langweilig, ich mag es den Leser/Hörer zu fordern. Die Katastrophe kann man nicht anders beschreiben, es gibt das Phänomen der Freakwaves die einfach so erscheinen können. Schau dir mal als Beispiel den Film "Poseidon" an, da wirst du sehen was ich meine. Wenn es jemand in irgendeiner Art und Weise vertonen will kann er es gerne machen, ich wünsche viel Spaß dabei.
 
Y

Yüksel

AW: Zwei Wege

Ah, okeh, das ist dann nachvollziehbar.
Freakwaves: Ja, das is tmir klar, daß die Dinger plötzlich auftreten, keine Frage. Aber trotzdem finde ich die "Hinführung" etwas zu schnell ... aber egal, das ist nur mein persönliches Empfinden :)
 
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