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Eines der wichtigsten/effizientesten Werkzeuge für ausgewogen gut klingende Mixe mit räumlicher Tiefe und verorteten Effekten, ist der Stereo Imager.

Im Gegensatz zum Stereo-Expander, mit dem das Stereofeld statisch verbreitert oder bis hin zum Mono-Signal verengt wird, verfügt ein Imager über die zusätzliche Option, das somit modifizierte Stereobild auch gezielt im Panorama auf seiner Stereobühne zu verorten.

Im wesentlichen werden Stereo-Imager dazu verwendet, Stereofelder wie z.B. auch Hallräume oder Echos zunächst in ihren L/R-Ausweitungsbereichen frei skalierbar zu begrenzen, sowie darauf an einer gewünschten Stelle im Stereobild zu verorten und somit mehr Tiefe, Distanz und Transparenz zu erzeugen, als dies über den herkömmlichen Wege durch das Setzen des Panorama-Reglers einer Spur in der DAW möglich ist.


1. Die herkömmliche Weise:
Ein wie hier in der Illustration über den Panoramaregler nach links gesetztes Geräusch (Schalldämpferschuss), wird z.B. einen stark linkslastigen Hall auslösen.
Corello L1.jpg



2. Die herkömmliche Weise;
Wird ein auslösendes Geräusch (Direktsignal) nun etwa über den Panaoramaregler der Spur halblinks gesetzt, ertönt der Hall in der üblichen Weise nach wie vor stark linkslastig.
Corello L2.jpg



Durch den Stereo-Imager sind wir allerdings in der Lage, den Hall nun zur Position der Geräuschquelle hin zu verorten, in dem der Hall-Ausweitungsbereich begrenzt und im Panorama ebenfalls auf halblinks gelegt wird.
Corello L3.jpg


Der Hall ist nun mehr an die Position des auslösenden Geräuschs gebunden und klingt "halblinks" seitiger und geht nicht über die volle Breite der linken Seite.
Der Hall klingt nun auch etwas monophoner und man wird sich sicherlich fragen, wozu das letztlich nun gut sein solle ?

Das erhören wir nun anhand der beiden folgenden Beispiele.
im ersten Beispiele sind die Panoramen wir herkömmlich über den Balanceregler der Tonspur verteilt.
Corello L4.jpg


Die Hallfahnen ertönen fast ausschließlich nur auf der jeweiligen linken oder rechten Seite und scheinen etwas losgelöst von der eigentlichen Position der auslösenden Schallquelle.

Und so klingt das gleiche Arrangement allerdings über den Stereo Imager
Corello L5.jpg


Durch den Stereo Imager ertönen die Geräusche, bzw. der Hall, nun spezifischer "da hinten aus der Richtung kommend".

Die Frage "wozu das Ganze" und brauche ich einen Stereo Imager ?
Gerade die Arbeit mit Hall (oder Echo) kann eine Klangkulisse schnell zumatschen, weil sich die Hallanteile entweder zu stark über die gesamte Stereobühne verteilen oder aber nur stark links oder rechtslastig tönen und somit nicht immer der Realität entsprechen.

Wir kennen das, wenn wir z.B. nach Silvester hier und da mal noch einen knallenden Böller "örtlich begrenzt von da hinten" hören und ziemlich genau die Richtung des Knalls (Hall/Echo) bestimmen können... mit einem Stereo Imager lässt sich z.B. dieser Effekt (und vieles andere) deutlich besser und realistischer simulieren, als über den herkömmlichen DAW-Balanceregler einer Hall unterlegten Tonspur.
Letztlich wird durch die Begrenzung der Ausweitungsbereiche im Stereobild (insbesondere bei mehreren Klangereignissen) Platz und Raum für weitere Klangereignisse geschaffen, was schlussendlich für mehr Transparenz und Durchsetzungsfähigkeit im Mix sorgt und insbesondere bzgl. Stichpunkt "Tiefenstaffelung", zu weiter entfernten, tieferen und realistischeren Klangeindrücken führt.
Ob man einen Imager braucht (oder besser gleich hinsichtlich Movements und 3D Bühne zum weit effizienteren Atmos greift), bleibt natürlich ganz euch überlassen.
Ich selbst nutze den Waves S1 Stereo Imager seit gefühlten 1000 Jahren in meinen Produktionen für Musik und Hörspiel.
Imager (nicht zu verwechseln mit Stereo Expander !) gibt es als externe PlugIns oder sind in manchen DAWs sogar bereits an Bord.

Alternativ und weit komfortabler/effizienter, wären natürlich Atmos-Tools... was alleine schon händisch komfortable Movements durch den Raum angeht.
Ansonsten bleibt der Stereo Imager, mit Schwerpunkt von Stereoproduktionen, ein äußerst wirkungsvolles Werkzeug, um Tiefe und Transparenz in seinen Mix zu bringen.

Beste Grüße
Markus
 
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Marco

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Vielen Dank Markus,

Klasse und verständlich dargestellt. Davon ein Youtube-Film machen.
Wo bekomme ich den Stereo Imager her? Kostenpflichtig oder Kostenfrei?
 

soundjob

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Vielen Dank Markus,

Klasse und verständlich dargestellt. Davon ein Youtube-Film machen.
Wo bekomme ich den Stereo Imager her? Kostenpflichtig oder Kostenfrei?
Gern geschehen.
Der Waves S1 ist kostenpflichtig (aber die Waves-PlugIns sind sehr häufig im Deal für um die 30 € zu finden).

Was es auf dem Freeware-Sektor gibt, müsse ich erst expliziter nachschauen, denn vieles was ich gerade auf die Schnelle als "Imager" gesehen/erlesen habe, sind im Grunde allerdings nur Expander/Widener, die das Stereosignal verbreitern, aber ein Signal nicht an spezifisch gewünschter Stelle verorten/positionieren können.
 

MonacoSteve

Dipl.-Lachfalter - und nicht ganz Dichter
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Das ist sehr interessant. Ich bin nicht ganz sicher, ob es zum Thema passt, aber ich nutze seit einiger Zeit schon für meine Hörspiele statt der Standard-Panning-Funktion in Reaper ein kostenloses Plugin aus den Spatial Audio Real-Time Applications , nämlich den Sparta Binauralizer. Damit kann ich die Schallquelle frei in einem simulierten 3D-Raum verorten (und bewegen), und auch wenn ich weit entfernt davon bin, echte Ambisonic-Effekte damit zu generieren, so bilde ich mich doch ein, dass sich Räumlichkeit damit etwas realistischer gestalten lässt. Und, wie gesagt: kostet nichts :) .
 

soundjob

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Das ist sehr interessant. Ich bin nicht ganz sicher, ob es zum Thema passt, aber ich nutze seit einiger Zeit schon für meine Hörspiele statt der Standard-Panning-Funktion in Reaper ein kostenloses Plugin aus den Spatial Audio Real-Time Applications ,
Passt super hier rein, Stefan. (y)
Mit Reaper kenne ich mich nicht sehr aus, aber es gibt ja schon in der kostenlosen Version diese Spatial/Surround Tools an Bord, die auch über die Stereoausgabe funktionieren.
Bei diesen Tools ist es tatsächlich auch sehr sehr viel einfacher, irgendwo im Raum seinen Punkt (Trigger) zu setzen... und dann auch nach Lust und Laune ganz wild hin und her zu ziehen (von links,rechts,vorne,hinten usw.) und diese Bewegungen als Automation aufzuzeichnen.
Da lassen sich ganz irre Sachen und Fahrten durch den Raum mit machen.

Der z.B. Waves S1 ist dahingehend leider statischer (ist auch eigentlich mehr für Musik und Mixing gedacht), weil er sich eigentlich nur um Links/Rechts kümmert und durch die Verengung eines Stereobilds im wesentlichen nur "das Stück weiter hinten" simuliert und durch das Aufspreizen des Stereobilds, dann wiederum das "Bild" wieder nach vorne holt.
Es ließe sich zwar auch "durch den Raum wandern", aber das ist wesentlich fummeliger und komplizierter, auf Grund 4 separat und nacheinander zu bedienender (und aufzuzeichnender) Fader.
Hier haben 3D-Tools in Handhabe und Komfort ganz deutlich die Nase vorn. ;)
 
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soundjob

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Aus Mixing-Sicht ist mitunter der effektive Sinn der Tools (ob 3D/2D), Transparenz und Luft in ein ziemlich volles Array an Dialogen, Sounds und Effekte hineinbekommen zu können und gewissermaßen ein etwas größeres Klangbild schaffen zu können.
 
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