AW: Unverschämter Zoomfaktor - Die neue Hörwelle-Produktion endlich zum Download
Hallo,
dieses Hörspiel ist zwar extern aber ich habe mir dann doch gedacht eine kleine Rezi zu schreiben (ja, Lulu kommt auch noch dran

). Also:
"Unverschämter Zoomfaktor" ist ein Hörspiel bei dem man zu Anfang beim Download nicht so recht weiß, worauf man sich einlässt. Als Genre wird "Jugendhörspiel" genannt und auch die kurze Inhaltsangabe macht nicht unbedingt deutlich, auf welches inhaltliche Terrain man sich bewegt. So laufen die ersten Minuten der einleitenden Worte auch mit gemischten Gefühlen ab. Jedoch zeigt sich nach den ersten Szenen: Es ist Comedy oder auf Altdeutsch: Komödie. Warum alt-deutsch? Nun wer die alten Teenyfilme aus den 80ern noch kennt und diese gemocht hat, wird sich auch bei dieser Geschichte sehr wohl fühlen. Geht es doch um den übertriebenen Wunsch endlich mal eine Freundin zu bekommen und was noch wichtiger ist: Sex (Pfui!

). Dabei wird sich reichlich an Klischees bedient. Den bemitleidenswerten Simon, der aus seiner Perspektive die Geschichte erzählt, sein durchgeknallter Freund Freddie. Der Schwarm Marie. Die übertrieben hysterisch-sarkastische Physiklehrerin. Die Geschichte bedient sich dabei unterschiedlichen Elementen. Eine gewissen Bezug zu "Eiskalte Engel (oder Gefährliche Liebschaften) ist der Geschichte zu entnehmen. Durch den witzigen Umgang mit den Charakteren gelangt die Beziehung um Simon und Marie allerdings mehr ins Hintertreffen. Stattdessen zieht Freddie alle Register, nur um mit seinem mangelnden Sinn für Strafrecht und Menschenwürde eine Wette zu gewinnen. Auch wenn bei einer Komödie in diesem Stil es auch eben diese Elemente immer wieder zu finden sind, bin ich da so ein bisschen eigen, was die Konsequenzen aus seinem Handeln angeht. Klar. Seitens seiner Freunde wirkt das ok. Aber alles zusammen genommen erstaunt es doch, dass er noch nicht im Jugendknast sitzt. Aber schwamm drüber. Schließlich kann man Freddie nicht böse sein.

Der Plot ist geradlinig und leicht nachvollziehbar. Leider so auch ein wenig vorhersehbar. Alles andere wäre auch vielleicht nicht so im Erzählfluss geblieben. Ach ja: Der Titel ist eigentlich schön gelungen. Schade, dass er außer einer kurzen Erwähnung keinen weiteren Belang mehr hat.
Zu den Sprechern: Wenn man sich die Hörwelle ansieht, findet man in erster Linie Sprecher aus dem Jugendzentrum. Die Sprecherinnen und Sprecher haben damit die schwere Aufgabe, in Rollen zu schlüpfen die nicht immer nach deren Stimme ausgelegt sind (das Problem hatten wir ja hier auch schon mit der alten Mrs. Larsen). Durch die übertriebene Sprechweise wurden diese allerdings gut dargestellt. Womit ich Probleme hatte, waren die Stimmlagen der Protagonisten Freddie und Simon und Marie und Johanna. Hier war die Stimmlage teilweise so ähnlich, dass ich ein zweites Mal hinhören musste, wer nun eigentlich was gesagt hat. Bei den Ich-Erzählerpassagen war es recht deutlich, wie die Dialoge funktionieren. Bei den Szenen wo er fehlte, hingegen erst beim zweiten Mal hinhören.
Trotz allem haben alle Sprecher eine Menge Spaß mitgebracht und ihre Rollen sehr schön mit Leben gefüllt. Hier und da wirkten die Takes zwar einen Tuck zu aufgesetzt. Aber in der Gesamtheit war die Sprecherleistung sehr rund.
Die Abmischung: Hier gab es bis auf ein paar Kleinigkeiten nix zu meckern. Man merkte aber auch, dass dieses Hörspiel von einem Jugendzentrum erstellt wurde. Alle Klassen- oder Schulsounds waren optimal auf die Szene eingespielt. Die Lautstärken waren recht gut, solange nicht zu viel Elemente zusammenfielen. So hatte man teilweise in den ersten Szenen Schwierigkeiten den Dialog zu folgen, während die Musik im Hintergrund lief. Auch Gespräche unterhalb des Dialoges waren noch einen Tick zu lang oder zu laut. Etwas schmunzeln musste ich bei den Küssen. Da jeder im Panning anders ausgesteuert war haben die Leute eher Fernküsse zugeworfen.

Die räumlich Abmischung (Halleffekte) war ok. Hier und da waren die ambienten Sounds mit mehr Hall unterlegt, als die der Sprecher. Das ist aber auch eine Frage des eigenen Stils. Ich mache ja eh immer zu viel Hall als zu wenig

An einigen Stellen gab es am Ende der Szene keine Musik. Hier hätte der Übergang zur nächsten Szene noch einen Tick früher sein können.
Die musikalischen Themen unterlegten sich harmonisch zur Handlung. Wenn auch ein klassisches tragisches Stück (dessen Namen mir partout wieder nicht einfallen will), ein wenig zu dick aufgetragen war. Vielleicht liegt das auch daran, dass ich als Kind die Melodie aus dem Hörspiel Winnetou III ertragen musste. Und wir wissen ja, wie es am Ende mit Winnetou ausging

Abgesehen davon passte alles gut zusammen
Wenngleich das Cover recht einfach ist, so bietet der Inhalt mit Fotos von der Produktion einen schönen Einblick von den Machern.
Alles in allem ist "Unverschämter Zoomfaktor" ein schönes Hörspiel geworden, dass sich aufgrund seiner Erzählweise leicht und locker nimmt. Mir hat es jedenfalls Spaß gemacht.
Viele Grüße.