- #1
Themenstarter/in
Bitte vorher lesen:
Ich betrachte Schreiben als eine Art Therapie. Mir geht es momentan nicht gut, Details möchte ich nicht nennen, aber sorgt euch nicht, ich werde es nicht dem Protagonisten gleich tun. Ich wünsche dennoch viel Spaß beim Lesen/Vertonen/Einsprechen.
Mr. (Big badassed) B.
Requiem
Der Regen prasselte gegen die Fensterscheiben des Bürogebäudes, hinter dessen Fensterfront nur noch wenige Lichter brannten, da die meisten Mitarbeiter schon Feierabend hatten. In einem Büro saß ein Mittzwanziger an seinem Schreibtisch und schloss eine Akte. Er hatte sein Arbeitspensum geschafft und räumte in aller Ruhe seinen Schreibtisch auf, schließlich war heute für ihn ein besonderer Tag. Nachdem der Computer herunter gefahren war, schob seinen Stuhl an den Schreibtisch und machte beim Herausgehen das Licht aus. Den wenigen Arbeitskollegen, denen er im Flur begegnete, nickte er nur zu. Es interessierte sie eh nicht wohin er ging oder was er nach dem Feierabend machen würde, soziale Kontakte hatte besaß er nicht. Nach seinem Umzug in die andere Stadt, war sein kleiner Freundeskreis mit der Zeit zerbröckelt und er hatte es versäumt Anschluss an die Anderen zu finden.
Mit gesenktem Kopf ging er durch die verwaisten Straßen nach Hause. In seiner kleinen, spartanisch eingerichteten Wohnung wartete niemand auf ihn. Kalt und verlassen lag sie dar, ein Spiegelbild seines Innersten. Er zog seine Jacke aus und hängte sie in den Schrank, danach ging er in die Küche, wo er eine Scheibe Brot mit Käse zum Abendessen zu sich nahm. Der Gedanke, dass andere an so einem Abend eine weitaus üppigere Mahlzeit zu sich nehmen würden, zauberte seit langer Zeit wieder ein Lächeln in sein Gesicht, aber es war ihm dennoch egal. Viel wichtiger war der heutige Abend. Er wusch und trocknete den Teller ab und stellte ihn ins Regal, ehe er ins Bad ging, wo er die Wanne mit heißem Wasser füllte. Einen Moment betrachtete er die Dampfschwaden, die durch die Luft tanzten und versuchte sich die Melodie, die ihre Bewegungen begleitete, vorzustellen. Mit einem Kopfschütteln vertrieb er diese Gedanken wieder, er musste sich auf seine Aufgabe Konzentrieren. Daher ging er zurück in die Küche, nahm ein Glas sowie eine Flasche Rotwein aus dem Regal und ging ins Arbeitszimmer. Mit einem leisen klicken drückte er die Abspieltaste des CD Players und setzte sich an den Schreibtisch. Er öffnete die Flasche Wein und goss sich ein Glas ein. Der liebliche, schwere Duft stieg ihm in die Nase und seine Gedanken fingen wieder an zu wandern, während sie von den Streichern der CD begleitet wurden.
Das Ende des Stückes riss ihn aus der Starre und er griff zum Füller, den er aufschraubte und auf dem leeren Blatt Papier, das vor ihm lag, ansetzte, aber das Blatt blieb leer. Vergebens suchte er nach den passenden Worten, aber es war besser das Blatt leer zu lassen, denn es
repräsentierte seinen Besitz und seine Existenz. Nichts. Er hatte nichts brauchbares vorzuweisen, einen schlecht bezahlten Arbeitsplatz, keine Freunde, keine Freude, keine Zukunft und keinen Grund dieser Tristesse weiter zu folgen.
Er legte den Füller beiseite, ergriff sein Glas und ging ans Fenster. Sein Blick fiel auf das Lichtermeer der nächtlichen Stadt. Einen Moment lang dachte er an all die Menschen die hier lebten und doch allein waren. All ihre Taten in dieser Stadt waren bedeutungslos, ebenso
bedeutungslos wie seine eigene Existenz, auch sein Freitod würde nichts ändern. Er war vielleicht nur einer unter vielen, eine weitere Nummer in einer immer größer werdenden Statistik. Ein einziger Verlust im grauem Heer, das Tagein Tagaus immer dem Strom folgte
und keine Möglichkeit hatte die Richtung zu ändern. Außenseiter und Individualisten wurden nicht beseitigt, sie hatten einfach keine Chance sich gegen diese Masse zu behaupten, egal was sie taten.
Mit einem schnellen Zug leerte er das Glas und verließ den Raum. Langsam, als würde jede schnelle Bewegung die Heiligkeit des Augenblickes zerstören, ging er durch seine Wohnung und löschte alles Licht. Der Schein hunderter Kerzen vertrieb die Dunkelheit, aber ihre Flammen flackerten leicht, als ob sie wegen der kommenden Ereignisse ein Klagelied singen würden. Das Wasser in der Wanne war soweit abgekühlt, dass er sich nicht mehr verbrennen würde. Langsam zog er sich aus und nahm die Rasierklinge, die auf dem Waschbecken lag, mit in die Wanne. Er lehnte sich zurück und lauschte noch der Musik, während er das Rasiermesser aufklappte. Der kalte Stahl glänzte im Licht der Kerzen und brannte angenehm auf seiner Haut. Mit einem schnellen Schnitt, der nur kurz brannte, teilte er sein Fleisch und beobachtete die rote Wolke, die sich im Badewasser ausbreitete. Sein Herz begann schneller zu schlagen und Kälte kroch in seine Glieder. Er hatte Mühe die Augen aufzuhalten, daher schloss er sie und tauchte langsam in die Finsternis ein, die in mit warmen, samtweichen Armen empfang.
Ich betrachte Schreiben als eine Art Therapie. Mir geht es momentan nicht gut, Details möchte ich nicht nennen, aber sorgt euch nicht, ich werde es nicht dem Protagonisten gleich tun. Ich wünsche dennoch viel Spaß beim Lesen/Vertonen/Einsprechen.
Mr. (Big badassed) B.
Requiem
Der Regen prasselte gegen die Fensterscheiben des Bürogebäudes, hinter dessen Fensterfront nur noch wenige Lichter brannten, da die meisten Mitarbeiter schon Feierabend hatten. In einem Büro saß ein Mittzwanziger an seinem Schreibtisch und schloss eine Akte. Er hatte sein Arbeitspensum geschafft und räumte in aller Ruhe seinen Schreibtisch auf, schließlich war heute für ihn ein besonderer Tag. Nachdem der Computer herunter gefahren war, schob seinen Stuhl an den Schreibtisch und machte beim Herausgehen das Licht aus. Den wenigen Arbeitskollegen, denen er im Flur begegnete, nickte er nur zu. Es interessierte sie eh nicht wohin er ging oder was er nach dem Feierabend machen würde, soziale Kontakte hatte besaß er nicht. Nach seinem Umzug in die andere Stadt, war sein kleiner Freundeskreis mit der Zeit zerbröckelt und er hatte es versäumt Anschluss an die Anderen zu finden.
Mit gesenktem Kopf ging er durch die verwaisten Straßen nach Hause. In seiner kleinen, spartanisch eingerichteten Wohnung wartete niemand auf ihn. Kalt und verlassen lag sie dar, ein Spiegelbild seines Innersten. Er zog seine Jacke aus und hängte sie in den Schrank, danach ging er in die Küche, wo er eine Scheibe Brot mit Käse zum Abendessen zu sich nahm. Der Gedanke, dass andere an so einem Abend eine weitaus üppigere Mahlzeit zu sich nehmen würden, zauberte seit langer Zeit wieder ein Lächeln in sein Gesicht, aber es war ihm dennoch egal. Viel wichtiger war der heutige Abend. Er wusch und trocknete den Teller ab und stellte ihn ins Regal, ehe er ins Bad ging, wo er die Wanne mit heißem Wasser füllte. Einen Moment betrachtete er die Dampfschwaden, die durch die Luft tanzten und versuchte sich die Melodie, die ihre Bewegungen begleitete, vorzustellen. Mit einem Kopfschütteln vertrieb er diese Gedanken wieder, er musste sich auf seine Aufgabe Konzentrieren. Daher ging er zurück in die Küche, nahm ein Glas sowie eine Flasche Rotwein aus dem Regal und ging ins Arbeitszimmer. Mit einem leisen klicken drückte er die Abspieltaste des CD Players und setzte sich an den Schreibtisch. Er öffnete die Flasche Wein und goss sich ein Glas ein. Der liebliche, schwere Duft stieg ihm in die Nase und seine Gedanken fingen wieder an zu wandern, während sie von den Streichern der CD begleitet wurden.
Das Ende des Stückes riss ihn aus der Starre und er griff zum Füller, den er aufschraubte und auf dem leeren Blatt Papier, das vor ihm lag, ansetzte, aber das Blatt blieb leer. Vergebens suchte er nach den passenden Worten, aber es war besser das Blatt leer zu lassen, denn es
repräsentierte seinen Besitz und seine Existenz. Nichts. Er hatte nichts brauchbares vorzuweisen, einen schlecht bezahlten Arbeitsplatz, keine Freunde, keine Freude, keine Zukunft und keinen Grund dieser Tristesse weiter zu folgen.
Er legte den Füller beiseite, ergriff sein Glas und ging ans Fenster. Sein Blick fiel auf das Lichtermeer der nächtlichen Stadt. Einen Moment lang dachte er an all die Menschen die hier lebten und doch allein waren. All ihre Taten in dieser Stadt waren bedeutungslos, ebenso
bedeutungslos wie seine eigene Existenz, auch sein Freitod würde nichts ändern. Er war vielleicht nur einer unter vielen, eine weitere Nummer in einer immer größer werdenden Statistik. Ein einziger Verlust im grauem Heer, das Tagein Tagaus immer dem Strom folgte
und keine Möglichkeit hatte die Richtung zu ändern. Außenseiter und Individualisten wurden nicht beseitigt, sie hatten einfach keine Chance sich gegen diese Masse zu behaupten, egal was sie taten.
Mit einem schnellen Zug leerte er das Glas und verließ den Raum. Langsam, als würde jede schnelle Bewegung die Heiligkeit des Augenblickes zerstören, ging er durch seine Wohnung und löschte alles Licht. Der Schein hunderter Kerzen vertrieb die Dunkelheit, aber ihre Flammen flackerten leicht, als ob sie wegen der kommenden Ereignisse ein Klagelied singen würden. Das Wasser in der Wanne war soweit abgekühlt, dass er sich nicht mehr verbrennen würde. Langsam zog er sich aus und nahm die Rasierklinge, die auf dem Waschbecken lag, mit in die Wanne. Er lehnte sich zurück und lauschte noch der Musik, während er das Rasiermesser aufklappte. Der kalte Stahl glänzte im Licht der Kerzen und brannte angenehm auf seiner Haut. Mit einem schnellen Schnitt, der nur kurz brannte, teilte er sein Fleisch und beobachtete die rote Wolke, die sich im Badewasser ausbreitete. Sein Herz begann schneller zu schlagen und Kälte kroch in seine Glieder. Er hatte Mühe die Augen aufzuhalten, daher schloss er sie und tauchte langsam in die Finsternis ein, die in mit warmen, samtweichen Armen empfang.
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