• Blut-Tetralogie   Dark Space

dieVERdener

Mitglied
Liebe Reaper-Fachmenschen,

dank der wirklich unglaublich hilfreichen Tipps und Infos zu Reaper habe ich es tatsächlich geschafft, mich in die äußere Schale von Reaper hinein zu graben. Mittlerweile geht mir da vieles schon sehr gut und flüssig von der Hand, so dass ich in der Stufe 2 dann aber wieder an meine Grenzen komme und vieles, was ich dann in den entsprechenden Nutzerforen finde, meine Fragen aber nicht beantwortet, sondern häufig eher noch neue Fragen aufwirft.

Es sind für mich gerade so ganz praktische Anwendungsgeschichten. Ich glaube, ich stehe in der Gefahr, mich zu „verFXen“ , da ich derzeit für jede Spur eigene Filter einsetze, obwohl die häufig auch für die ganze „Gruppe“ genommen werden könnten. Doch da beginnt das Problem: „häufig“ – aber halt nicht „immer“



Das Projekt ist in Gruppen aufgeteilt

  • Erzählerin, die durch die Geschichte führt
  • Gruppe der Hauptpersonen
  • Gruppe der „Nebenrollen“
  • Ambientensounds und Geräusche
  • Atmossphärendsounds

um es einzugrenzen und zu konkretisieren:


Die Erzählerin macht keine „Probleme“ . ReaEQ und gut ist (ok, vielleicht muss am Ende dann doch auch nochmal ein Kompressor (oder Limiter?) mit dazu – aber das kommt erst später



Die Hauptpersonen wechseln in diesem Projekt oft die Räume – zur akustischen Unterscheidung arbeite ich dabei am liebsten mit dearVRpro – damit kommt auch ein Laie wie ich zu tollen akustischen Ergebnissen. Eigentlich könnte ich dann doch diesen FX auf den Summen-Track legen, oder? Was aber, wenn dann die Hauptfiguren aus unterschiedlichen „Räumen“ sich gegenseitig rufen, also alle dann doch unterschiedliche Einstellungen haben müssen? Legt man dann, nur für diesen Abschnitt, auf zusätzlich auf jeden Track/jede Spur diesen Effektfilter – oder nur jeweils auf das betreffende Item, den „Spurausschnitt“? ....

(Frage)Fortsetzung folgt .... ;)

Ich hoffe, es ist überhaupt verständlich, was ich hier fragen möchte. Seht es mir bitte nach, aber bin analog groß geworden. Reverb und delay waren da noch Hall und Echo, und was heute über VST gemacht werden kann, war damals in unserer „Gesangsanlage“ (da hatten wir noch nichtmal eine „PA“) der Federhall und die gute, alte Echolette – an einer Dynacord „Gigant“ ….. und das sagt sicherlich den meisten für euch hier ebenso wenig, wie mir so wahnsinnig viele Begrifflichkeiten im unendlichen Universum einer DAW. Aber wer lernen will, der lernt. Schritt für Schritt. Egal wie analog man ist ….
 

Spirit328

Everything - STOP!
Teammitglied
Es gibt leider keine "Patentlösung". Aber ein paar Erfahrungswerte schon und die sind sogar recht DAW unabhängig.

Also:
Szenario 1:
Eine Erzählerinnen Stimme kommt aus dem Off. Die würde ich möglichst "trocken", also ohne Effekte in die akustische Mitte legen. Es sei denn es ist dramaturgisch eine andere Postion besser geeignet.
Diese Monospur würde ich eigentlich direkt auf die Summe geben und gut ist. Wenn Du einen Kompressor und/oder Limiter einsetzen möchtest, dann würde ich den direkt in die Spur über einen Insert einschleifen (in den DAWs ist das die Sektion, wo die Effekte aktiviert werden).

Szenario 2:
Ein Set von verschiedenen Stimmen, die sich in den Räumen der Geschichte bewegen und auch die Räume wechseln.

DAS nenne ich mal eine Herausforderung, auch schon ohne dearVR. Dazu gleich mehr.

Bevor ich jetzt lange erzähle, wie das klingt, möchte ich Dir eine ganz einfache Lösung vorschlagen: an die für Dich wichtigen Punkte würde ich je ein Mikrofon hinstellen, den Text in die Hand nehmen und die Räume wechseln und dabei die verschiedenen Rollen sprechen.
Eine gute Planung, ein Plan und die eingezeichneten Positionen der Mikrofone helfen beim Mischen sehr.

Wenn zwei Leute sich aus unterschiedlichen Zimmern etwas zu rufen, brauchst Du vielleicht eine zweite Person oder wechselst schnell die Räume und schneidest es hinterher.
Ja, das wird nicht 1a gesprochen sein, ist aber auch nicht von Belang. Sogar Textfehler würde ich drin lassen. Es kommt auf den Klang an.

Nun würde ich den Ohren eine längere Pause gönnen und dann kommt der spannenede Teil: Hör es Dir an. Erst mal jede Spur einzeln, dann mach einen "Rough-Mix" und immer hören, probieren, hören, verbessern, hören ...

Das kann durchaus ein paar Stunden dauern und ich möchte es Dir sehr ans Herz legen, daß Du Dir diese Zeit nimmst. Du wirst unglaublich viel lernen und Dich dadurch enorm verbessern. Es dauert halt ein bißchen, aber diese Erfahrungen werden Dir helfen eine großartige Mischung zu machen.

Doch nun kommt eine echte Aufgabe:
Wo sollen sich eigentlich die Hörer befinden in den jeweiligen Szenen? Stehen sie auf dem imaginären Flur, sitzen sie im Zimmer neben an, laufen sie mit durch die Räume?
Du ahnst sicherlich schon worauf ich hinaus will: Die Akustik verändert sich sehr dramatisch, je nachdem wo die Hörenden sich in der Geschichte "befinden" sollen!!!!

Mein Vorschlag ist, Du machst Dir zu den jeweiligen Szenen entsprechende Notizen.
So entsteht ein "Klangplan" in Deinem Kopf! Den solltest Du möglichst detailiert aufschreiben.

Jetzt kommt das Salz in die Suppe:
Wenn klar ist, wer wann was von wo wie hört, kannst Du das Aresnal von Effekten in Stellung bringen. Es muß nicht immer dearVR sein. Häufig reichen ein paar Standard-Effekte und ein geschickt eingesetzter EQ. Denn im Grunde macht dearVR nichts anderes mit der "HRTF". Gut, es ist wesentlich einfacher zu bedienen und der Effekt ist bombastisch.

Wenn Du nun weißt, wie es nach Deiner Vorstellung klingen soll, beginnt die Arbeit.
Sei mutig, sei behutsam, sei kühn, sei zögerlich, sei mutig, sei radikal und riskiere auch die ganze Szene zu verhunzen.
Viele Sicherungen von Versionen helfen Dir den Weg zurück zu finden, falls Du Dich "verlaufen" hast.
Nur zu!

Der Einsatz von Effekten ist so eine Sache.
Ich für mein Teilchen stehe sehr darauf, daß man den Effekt nicht als Effekt wahrnimmt, sondern daß er die Szene unterstützt und gestaltet, sich in das Gesamtklangbild einfügt.
Jeder Raum hat einen Klang, einen Hall, eine Klangfarbe und diesen Raum gilt es akustisch zu erschaffen.
Wie klingt ein Raum mit dickem Teppich, einer großen Bücherwand, vielen Möbeln und Samtvorhängen?
Wie kingt eine Landhausküche? Wie klingt ein langer Flur mit nur einem Läufer in der Mitte und vielen Türen?
Welche Umgebungsgeräusche hört man im jeweilgen Raum? Straßenbahn, Autos, Flugzeuge, Personen auf der Straßen, die Klospülung von neben an, Kindergeschrei aus dem Hinterhof ....
Wie verändert sich eine Szene, wenn sie in einem anderen Raum stattfindet? Wie sehr beeinflußt der Klang des Raumes die gesprochenen Texte? Funktioniert das oder nicht?

Wenn ich Hall-Effekte einsetze, dann mache ich das eigentlich immer so, daß ich die Originalspuren (oder bei komplexen Mixes über Subgruppen) auf die Summe lege.
Über die Auxwege /-busse kopple ich Signal aus. Effekt-Auxwege sind bei mir immer "Post-Fader", es sei denn es gibt gute Gründe das anders zu machen. Kommt aber wirklich sehr, sehr, sehr, sehr selten vor.
In aller Regel schicke ich maximal möglichen Pegel zum Effekt. So wird der Effekt gut mit Signal versorgt und klingt ordentlich.
Das Ausgangssignal des Effektes ist bei mir zu 100% "wet", also NUR Effektsignal. KEIN Original-Signal mehr.
Wenn mehrere Stimmen in demselben Raum sind, werden sie anteilig auf den Auxweg gemischt, je nachdem wo sie im Raum stehen und welchen Eindruck ich erzeugen will.
Das Ausgangssignal führe ich über einen Effekt-Return in die Summe (oder Subgruppe). Damit reguliere ich den Effekt-Anteil sehr fein und präzise.
In der Summe mischen sich also Direkt- und Effekt-Signal. Das ist ja auch in der Wirklichkeit so.
Zunächst hört man das Direktsignal. Also die Schallwellen, die mich direkt und ohne Umwege erreichen. Danach kommen die Reflexionen und bilden dann den Hall.
Es gibt Kolleg*innen, die mischen dieses Verhältnis in den Effekten, das ist mir zu umständlich und fehleranfällig; funktioniert aber auch.

So, nun hast Du also Deinen Setup.
Jetzt gehen die Charaktere hin und her. Hör Dir daraufhin Deine Aufnahmen noch mal ganz genau an. Die Stimmen verändern sich, wenn sie auf ein Mikrofon zugehen oder sich von ihm entfernen. Das ganz genau nachzubilden ist zuviel Aufwand. Aber so 80% sind okay. Das hört sich großartig an und der Aufwand bleibt im Rahmen. Einen "Doppler-Effekt" nachzubauen ist wirklich kompliziert.

In den heutigen DAWs kann man mit Spuren, Bussen, Subgruppen, VCA-Gruppen usw. aasen.
Deswegen würde ich mir das Leben leicht machen und soviele Spuren verwenden, wie ich brauche.
Lieber eine Spur mehr, als eine zuwenig.
Reaper kann mehrere 1.000 Spuren verwalten, solange Dein Rechner genügend Power hat ;)

Wann solltest Du dearVR einsetzen?
DearVR ist ein unglaublich mächtiges und großartiges Tool. Aber es geschickt einzusetzen bedarf der Übung.
Sonst ist es nur ein "geiler Effekt", aber solche Effekte lenken ab und die Zuhörer werden abgelenkt oder gar irritiert.
Setze dearVR ein, wo es Dir hilft, wo es Sinn macht und dann würde ich es wie Salz verwenden.
"So wenig wie möglich und so viel wie nötig"!
Wenn Du zuviel Salz in der Suppe hast, schmeckt sie nicht und wenn zu wenig drin ist auch nicht.
Was das richtige Maß ist? - Keine Ahnung!
Ich probiere mich da auch noch durch. Meine bisherige Erfahrung ist, daß ich schon eher dazu neige es NICHT einzusetzen. Denn manche Szenen funktionieren so nicht. Leider.

Alfred Hitchcock hat einen großartigen SW Film gedreht: Bei Anruf Mord. Der wurde in den Kinos in 3D gezeigt, mit Polarisationsbrillen. Das war damals High-End.
Das Publikum war zunächst recht enttäuscht. Der 3D Effekt war kaum wahrnehmbar.
Doch dann ... Dramatik.
Der Mörder würgt Grace Kelly. Sie streckt die Hand aus in Richtung des kleinen Telefontischens wo eine Schere liegt. Sie streckt die Hand immer weiter und weiter aus. Durch den 3D-Effekt haben die Zuschauer den Eindruck Grace Kelly würde die Zuschauer dadurch auffordern ihr etwas zu geben, damit sie den Würger abwehren kann. - BAMM!
Das hatte genau den gewünschten Effekt. Der Film ist aus den 1950ern. Erst 1980 wurde er im Fernsehen als 3D-Version gezeigt. Der Effekt ist UNGLAUBLICH und gibt der Story eine nie dagewesene Tiefe!

So würde ich dearVR einsetzen. Da wo es nützt und dann "volle Kanne"!

Ob es dann in einer Subgruppe oder im Einzel-Kanal ist, hängt von der Story ab. Du wirst es wissen, wenn es soweit ist.

Beim Mischen kann man Erfahrung nur durch noch mehr Erfahrung ersetzen.
Also, happy mixing :D

Wenn Du Fragen hast, kannst Du gerne Fragen fragen. Aber Fragen, die man sich durch genaues Hinhören selber beantwortet, vergisst man NIE wieder. ;)
 

Morton Norris

Mitglied
Legt man dann, nur für diesen Abschnitt, auf zusätzlich auf jeden Track/jede Spur diesen Effektfilter – oder nur jeweils auf das betreffende Item, den „Spurausschnitt“? ....
Ich arbeite da gerne mit der „Send Automation“ in Reaper. Zusammengefasst bedeutet das, dass ich das Audio-Signal einer Person/Geräusch/… zu einem bestimmten Zeitpunkt auf eine bestimmte Spur leite.
Wenn nun beispielsweise Hauptperson A in einem Badezimmer erklingen solI, dann läuft das im Einzelnen so ab:
1. Ich erstelle für das Badezimmer eine separate Spur. Diese Spur nenne ich dann auch Badezimmer. Auf diese Spur lege ich dann die gewünschten Effekte, die den „Raum“ darstellen (also z.B dearVR, Hall, EQ, etc.). Audio-Items liegen keine auf dieser Spur.
2. Im „Routing“ Menü der Spur von Hauptperson A erstelle ich nun einen neuen “Send“ auf die Spur „Badezimmer“. Das Menü erreichst du entweder über die „Route“-Taste direkt hinter dem Spurnamen (Da sind bunte schräge Striche drauf, von den standardmäßig der grüne leuchtet) oder im Mixer über die einzelnen waagrechten „Slots“ oberhalb des Spurreglers.
3. Nun kommt die Automation. In Reaper kann so gut wie alles automatisiert werden. Ich klicke also auf die „Trim“- Taste hinter oder unter dem Spurnamen von Hauptperson A. Es öffnet sich dann das Menü „Track envelopes for track ‚Hauptperson A‘“. Im Abschnitt „Send envelopes“ aktiviere ich „Track ‚Badezimmer’ Send Volume“. Dadurch wird unterhalb der Spur von Hauptperson A eine Automationskurve eingeblendet. Wobei, zunächst ist es nur eine Linie. Durch Setzen und verschieben von Punkten auf dieser Linie kann ich nun einen Kurvenverlauf gestalten. Die Höhe der Kurve bestimmt, wieviel vom Audio-Signal von Hauptperson A zu diesem Zeitpunkt sozusagen im Badezimmer zu hören ist.
Ich empfehle dazu folgende zwei Videos von Kenny Gioia (ReaperMania):
1. „Sends and Busses“
2. „Send automation“
 

Spirit328

Everything - STOP!
Teammitglied
... und wegen der Gestaltung von "Hör.räumen";
Dazu habe ich hier schon mal eine Artikel geschrieben.
Gugst Du HIER.

Aber selbst das beste Tool hilft nicht viel, wenn man nicht weiß was man will ;)

Viel Spaß!
 

dieVERdener

Mitglied
ich bedanke mich für die für mich wieder sehr nützlichen und hilfreichen Infos.
Es geht voran auf dem Weg der Freundschaft zwischen mir und Reaper ....
 
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