Y
Yüksel
- #1
Themenstarter/in
Hallo liebe Leute. Ich möchte mal versuchen, hier alleilei über Röhren zusammenzuschreiben. Das sind diese lustig-putzigen Bauteile aus Glas und Metall, die im Betrieb glühen, und mit denen man Verstärker bauen kann.

(Bildquelle: Wikipedia)
Ich möchte hier gerne versuchen, die Funktionsweise zu erklären, vielleicht in Schaltungstechnik einsteigen und Tipps zum Selbstbau oder zur Reparatur geben. Vielleicht kann ich auch Entscheidungshilfen beim Gerätekauf geben.
Aber vor allem möchte ich mit allerlei Mythen über Röhren aufräumen, die sich leider immer mehr festzusetzen scheinen. Gleichzeitig wird es m.E. immer unübersichtlicher, kompakte zuverlässige Informationen im Netz zu finden. Wohlgemerkt, ich bin ein echter Röhrenfan, sehe das alles aber gleichzeitig durchaus realistisch. Vieles, was in diesem Bereich heutzutage passiert, ist einfach grenzenloser Schwachsinn.
Ich stelle mir das hier so vor, daß ich in diesem Thread diesen ersten Eintrag immer wieder nach Euren Wünschen etc. ändere und anpasse, also ähnlich wie wir das mit unseren Sprechproben handhaben. Also wenn ich irgendwas vertiefen soll, etwas fehlt oder etwas raus soll - sagt es mir bitte. Zunächst wird das sicherlich noch recht unvollständig und wirr sein, also verzeiht mir bitte die großen Lücken, die es erstmal noch geben wird. Und wäre mir nicht gerade noch mein Fotoapparat kaputt gegangen, gäbe es hier auch ein Paar mehr Fotos.
Was ist das?
Also, zur Sache. Elektronenröhren - oder kurz Röhren - sind schlicht und einfach "aktive" elektronische Bausteile. Aktiv heißt, daß man sie zur Verstärkung benutzen kann. Mit einer kleinen Eingangsspannung kann man z.B. eine viel größere Ausgangsspannung erzeugen, je nach verwendeter Schaltung. Das ist eigentlich alles. Und damit kann man z.B. wunderbare Gitarrenverstäker oder Stereoanlagen bauen.
Was ist das Besondere daran?
Röhrenverstärker haben die Eigenheit, eine bestimmte Art von Verzerrungen zu erzeugen. Und zwar machen sie je nach verwendeter Schaltung fast nur Oberwellen auf der zweiten Harmonischen, also der doppelten Frequenz. Und diese Art Verzerrung ist nun das, was den besonderen Klang ausmacht. Denn Verzerrungen in Form der zweiten Harmonischen "klingen angenehm". Und das ist eigentlich der wesentliche Teil der "Magie" der Röhrentechnik.
Je nach Schaltungstechnik in der Endstufe kommt aber noch ein besonderer Effekt hinzu. Dadurch, daß man pro Ausgang einen sogenannten Ausgangsübertrager braucht, hat man den Effekt, daß Röhrenverstärker "drücken" oder "laut" scheinen, also ein hohes subjektives Lautstärkeempfinden ("Lautheit") machen. Darauf komme ich später nochmal zurück.
In den ganz teuren High-End-Röhrenverstärkern mit sogenannter "Single-Ended Triodenendstufe" wird ganz genau der Effekt der zweiten Harmonischen sogar hervorgehoben. Hier haben wir also schonmal die interessante Tatsache, daß die Fangemeinde solcher Verstärker von superreinem Klang etc. spricht - was aber eigentlich garnicht stimmt.
Bei Gitarrenverstärkern ist das noch extremer, je nach Hersteller werden diese "Schmutzeffekte" durch die verwendeten Schaltungen noch hervorgehoben. Ganz besonders wird das bei den Vertärkern von Marshall gemacht. Die Gitarristen mögen es mir verzeihen, aber der Marshall-Sound ist technisch gesehen nichts anderes als eine besonders starke "Klangverschmutzung".
Aber immerhin, es gibt mittlerweile allerlei röhrenlose Effektgeräte, die versuchen, genau desen Röhrenklang nachzubilden. Das klappt mitunter sogar ganz passabel.
Wieeeee ...
Und wo wir bei Klangveränderungen sind, es gibt noch einen ganzen Haufen mehr Nachteile von Röhrenverstärkern:
Also warum das alles?
Tjaaa .... warum das dann? Was soll das? Ich spreche mal für mich:
Ganz einfach: Es ist eben dieser gewisse Röhrenklang, den man mag oder eben nicht. Ich mag das. Interessanterweise gibts ja für den Studiobereich immer mehr voll- oder teilröhrenbestückte Vorverstärker am Markt.
Ich mag diese glimmenden Glaskolben. Ja, ich gucke mir die Dinger einfach gerne an.
Und ein weiterer Punkt für Selbstbauer: Die Schaltungstechnik ist wirklich einfach. Mit verhältnismäßig geringem Aufwand kann man einen recht guten Verstärker bauen - sofern man mit den hohen Betriebsspannungen umgehen kann.
Und ein für mich nicht so entscheidender, aber für sehr viele andere sehr wichtiger Punkt, auch wenn sie es nicht zugeben: VOODOO! Hören läuft nunmal auch gekoppelt mit sehen - und es gibt wirklich tolle Gehäusedesigns bei Röhrenverstärkern.
Einkauf von Röhren und Zubehör (neu 26.4.2012)
Es gibt ja allerlei Röhren bei Ebay zu kaufen. Aber ich rate da zu großer Vorsicht. Man kann mit viel Glück ganze Posten von neuen Röhren für günstiges Geld kaufen. Aber das meiste, was dort angeboten wird, ist m.E. einfach überteuert, einiges halte ich auch für Betrug.
Zum Beispiel werden bei Ebay nach wie vor massenhaft sogenannte NOS-Röhren von Telefunken oder Siemens angeboten. Zur Erklärung: Telefunken und Siemens gehörten früher zu den absoluten Spitzenherstellern von Röhren, entsprechend genießen diese Röhren einen guten Ruf. NOS bedeutet "New Old Stock", also unbenutzte neue Röhren aus alter Fertigung. Der Haken ist, das Telefunken und Siemens die Produktion etwa in den 70er Jahren eingestellt haben, und ich mich dann schon frage, wo diese ganzen unbenutzten Originalröhren herkommen - über 40 Jahre nach Produktionsende. Es ist allerdings belegt, daß einige dieser "NOS Telefunken" erst kürzlich in China hergestellt wurden.
Ebenfalls rate ich im Zweifelsfall davon ab, gebrauchte Röhren zu kaufen. Die werden teilweise zu teuer angeboten, und man weiß ja nie, wieviele Betriebsstunden die schon haben. Ich würde im Zweifel immer zu Neuteilen raten. Denn Röhren sind ja gewissermaßen wie Glühbirnen, und die sind irgendwann einfach kaputt.
Wenn sich dagegebn die glückliche Situation ergeben sollte, daß jemand einen Posten NOS-Röhren von RFT, RSD oder einem anderen ehemaligen DDR-Hersteller günstig bekommen kann, so kann ich durchaus dazu raten, zuzuschlagen. Denn diese Hersteller haben früher oft Siemens, Telefunken und Co. beliefert. Die Röhrenherstellung war in der DDR nämlich deutlich billiger. Ich habe nur gute Erfahrungen mit den DDR-Röhren gemacht.
Generell werde ich skeptisch, wenn Röhren nicht als das angeboten werden, was sie sind, nämlich elektronische Bauteile, sondern wenn sie mit allerlei esoterischen Attributen versehen werden.
Falls jemand in einem speziellen Fall Fragen hat oder unsicher ist - einfach melden, vielleicht kann ich Tipps geben.
Grundsätzliche Qualitätsmerkmale von Röhren (neu 26.4.2012)
Marken (neu 26.4.2012)
Diese Marken kann man generell kaufen. Gut sind die alle, es ist mehr eine Frage, wieviel Geld man anlegen will.
Händler + Hersteller (neu 26.4.2012)
Hier führe ich einige Händler oder Hersteller mit direktvertrieb auf, mit denen ich gute Erfahrungen gemacht habe und entsprechend weiterempfehlen kann:
http://www.btb-elektronik.de (meiner Meinung nach das beste Preis-/Leistungsverhältnis
http://www.amplimo.nl
http://www.roehrenendstufen.de
http://www.welter-electronic.de
http://www.reinhoefer.de
http://www.pollin.de (Glückssache, was die gerade haben)
http://www.thomann.de
http://www.oppermann-electronic.de (mitunter wirklich gute Röhrenpreise)
Ein bißchen Theorie (geändert 25.4.2012)
Diese Passage habe ich von Wikipedia übernommen, das beschreibt die Funktion recht gut:
"Der Elektronenstrom, der bei Anlegen der Anodenspannung zwischen Kathode und Anode den luftentleerten Raum durchfließt, kann in seiner Richtung und Stärke durch die Einwirkung elektrischer (Steuerspannungen) und magnetischer Felder (Ablenkspulen) beeinflusst werden. Ein gerichteter Elektronenstrom wird als Elektronenstrahl bezeichnet. Die Elektronen werden thermisch an der beheizten Kathode emittiert (ausgesandt) und durch ein elektrisches Feld zwischen Anode und Kathode Richtung Anode beschleunigt und ermöglichen die Funktion der Elektronenröhre. Auch die gleichrichtende Wirkung der Elektronenröhre, insbesondere der Röhrendiode, basiert auf diesem Effekt: Während die Kathode beheizt wird und somit relativ viele Elektronen emittieren kann, kann bei umgekehrter Polung die dazu zu kühle Anode keinen nennenswerten Elektronenstrom emittieren."
(Text: Wikipedia)
(Bildquelle: Wikipedia)
Falls es jemand ganz genau wissen will, kann ich nur den Artikel bei Wikipedia empfehlen. Hier ist die Funktionsweise sehr gut erklärt:
http://de.wikipedia.org/wiki/Elektronenröhre
Die Physikalische Grundlage der Elektronenröhre ist der "Glühelektrische Effekt". Da das aber doch recht tief geht, drösel ich das jetzt nicht auseinander. Es gibt aber einen sehr guten Artikel im Wikipedia darüber:
http://de.wikipedia.org/wiki/Glühelektrischer_Effekt
Und das war es auch erstmal mit dem physikalischen Teil.
Herstellung (überarbeitet 4.5.2013)
Bei Youtube habe ich einige Nette Filmchen über Röhrenherstellung gefunden. Am interessantesten finde ich die Filmchen von "Glasslinger". Der baut Röhren selbst und hat sich dazu auch viel benötigtes Werkzeug hergestellt. Er erklärt sehr detailliert, "wie man es macht":
http://www.youtube.com/user/glasslinger
The making of radiovalves:
http://www.youtube.com/watch?v=VV7cimRWah0
http://www.youtube.com/watch?v=OgycwCeUwp8&feature=relmfu
http://www.youtube.com/watch?v=N9NcHDETmJw&feature=relmfu
How its made audio vacuum tubes (Aktuelle Fertigung bei Kron in Tschechien)
http://www.youtube.com/watch?v=amZbwlglbto&feature=related
Auch sehr nett: Claud Paillard, ein französischer Amateurfunker, der ab und an mal Röhren selbst baut:
http://www.youtube.com/watch?v=EzyXMEpq4qw&feature=related
Mullard - The Blackburn vacuum tubes factory - Über die Fertigung der (ehemaligen) Firma Mullard in UK
http://www.youtube.com/watch?v=GDvF89Bh27Y
Demnächst gehts weiter - Hinweise / Kritik / Wünsche / Beschwerden / Käsekräcker sind willkommen.
Jan



(Bildquelle: Wikipedia)
Ich möchte hier gerne versuchen, die Funktionsweise zu erklären, vielleicht in Schaltungstechnik einsteigen und Tipps zum Selbstbau oder zur Reparatur geben. Vielleicht kann ich auch Entscheidungshilfen beim Gerätekauf geben.
Aber vor allem möchte ich mit allerlei Mythen über Röhren aufräumen, die sich leider immer mehr festzusetzen scheinen. Gleichzeitig wird es m.E. immer unübersichtlicher, kompakte zuverlässige Informationen im Netz zu finden. Wohlgemerkt, ich bin ein echter Röhrenfan, sehe das alles aber gleichzeitig durchaus realistisch. Vieles, was in diesem Bereich heutzutage passiert, ist einfach grenzenloser Schwachsinn.
Ich stelle mir das hier so vor, daß ich in diesem Thread diesen ersten Eintrag immer wieder nach Euren Wünschen etc. ändere und anpasse, also ähnlich wie wir das mit unseren Sprechproben handhaben. Also wenn ich irgendwas vertiefen soll, etwas fehlt oder etwas raus soll - sagt es mir bitte. Zunächst wird das sicherlich noch recht unvollständig und wirr sein, also verzeiht mir bitte die großen Lücken, die es erstmal noch geben wird. Und wäre mir nicht gerade noch mein Fotoapparat kaputt gegangen, gäbe es hier auch ein Paar mehr Fotos.
Was ist das?
Also, zur Sache. Elektronenröhren - oder kurz Röhren - sind schlicht und einfach "aktive" elektronische Bausteile. Aktiv heißt, daß man sie zur Verstärkung benutzen kann. Mit einer kleinen Eingangsspannung kann man z.B. eine viel größere Ausgangsspannung erzeugen, je nach verwendeter Schaltung. Das ist eigentlich alles. Und damit kann man z.B. wunderbare Gitarrenverstäker oder Stereoanlagen bauen.
Was ist das Besondere daran?
Röhrenverstärker haben die Eigenheit, eine bestimmte Art von Verzerrungen zu erzeugen. Und zwar machen sie je nach verwendeter Schaltung fast nur Oberwellen auf der zweiten Harmonischen, also der doppelten Frequenz. Und diese Art Verzerrung ist nun das, was den besonderen Klang ausmacht. Denn Verzerrungen in Form der zweiten Harmonischen "klingen angenehm". Und das ist eigentlich der wesentliche Teil der "Magie" der Röhrentechnik.
Je nach Schaltungstechnik in der Endstufe kommt aber noch ein besonderer Effekt hinzu. Dadurch, daß man pro Ausgang einen sogenannten Ausgangsübertrager braucht, hat man den Effekt, daß Röhrenverstärker "drücken" oder "laut" scheinen, also ein hohes subjektives Lautstärkeempfinden ("Lautheit") machen. Darauf komme ich später nochmal zurück.
In den ganz teuren High-End-Röhrenverstärkern mit sogenannter "Single-Ended Triodenendstufe" wird ganz genau der Effekt der zweiten Harmonischen sogar hervorgehoben. Hier haben wir also schonmal die interessante Tatsache, daß die Fangemeinde solcher Verstärker von superreinem Klang etc. spricht - was aber eigentlich garnicht stimmt.
Bei Gitarrenverstärkern ist das noch extremer, je nach Hersteller werden diese "Schmutzeffekte" durch die verwendeten Schaltungen noch hervorgehoben. Ganz besonders wird das bei den Vertärkern von Marshall gemacht. Die Gitarristen mögen es mir verzeihen, aber der Marshall-Sound ist technisch gesehen nichts anderes als eine besonders starke "Klangverschmutzung".
Aber immerhin, es gibt mittlerweile allerlei röhrenlose Effektgeräte, die versuchen, genau desen Röhrenklang nachzubilden. Das klappt mitunter sogar ganz passabel.
Wieeeee ...
Und wo wir bei Klangveränderungen sind, es gibt noch einen ganzen Haufen mehr Nachteile von Röhrenverstärkern:
- Hoher Stromverbrauch. abgesehen von der Energie, die man zum Heizen der Röhren braucht, haben diese Verstäker grundätzlich einen hohen "Eigenverbrauch".
- Die Dinger sehr werden heiß, bis zu 250°C! Irgendwo muß ja die elektrische Energie hin, die in den Verstärker reingeht und nicht in Form von Lautstärke rauskommt. Und wenn die Röhren offen betrieben werden und man dran kommt, kann man sich böse verbrennen.
- Röhren sind empfindlich - sind eben üblicherweise aus Glas. Und jeder Tourgitarrist weiß, daß man immer mindestens einen Satz Reserveröhren braucht.
- Röhrenverstärker sind groß und schwer. Die Röhren selber sind halt groß. Dazu haben die Geräte schwere Netztrafos und üblicherweise pro Ausgang je einen schweren Ausgangstrafo
- Röhrenverstärker sind teurer. Naja, das stimmt zum Teil. Es ist wahr, daß man brauchbare Halbleiterverstärker preiwert kaufen kann. Aber wenn man in den höherwertigen Bereich kommt, sind die Preisunterschiede garnicht mehr so groß.
- Röhrenverstärker für den Heimbereich haben üblicherweise Ausgangsleistungen von nur 5..50 Watt.
- Ein Röhrenverstärker muß warmlaufen. Nach dem Einschalten muß man etwa eine halbe Stunde rechnen, bis er wirklich "klingt".
Also warum das alles?
Tjaaa .... warum das dann? Was soll das? Ich spreche mal für mich:
Ganz einfach: Es ist eben dieser gewisse Röhrenklang, den man mag oder eben nicht. Ich mag das. Interessanterweise gibts ja für den Studiobereich immer mehr voll- oder teilröhrenbestückte Vorverstärker am Markt.
Ich mag diese glimmenden Glaskolben. Ja, ich gucke mir die Dinger einfach gerne an.
Und ein weiterer Punkt für Selbstbauer: Die Schaltungstechnik ist wirklich einfach. Mit verhältnismäßig geringem Aufwand kann man einen recht guten Verstärker bauen - sofern man mit den hohen Betriebsspannungen umgehen kann.
Und ein für mich nicht so entscheidender, aber für sehr viele andere sehr wichtiger Punkt, auch wenn sie es nicht zugeben: VOODOO! Hören läuft nunmal auch gekoppelt mit sehen - und es gibt wirklich tolle Gehäusedesigns bei Röhrenverstärkern.
Einkauf von Röhren und Zubehör (neu 26.4.2012)
Es gibt ja allerlei Röhren bei Ebay zu kaufen. Aber ich rate da zu großer Vorsicht. Man kann mit viel Glück ganze Posten von neuen Röhren für günstiges Geld kaufen. Aber das meiste, was dort angeboten wird, ist m.E. einfach überteuert, einiges halte ich auch für Betrug.
Zum Beispiel werden bei Ebay nach wie vor massenhaft sogenannte NOS-Röhren von Telefunken oder Siemens angeboten. Zur Erklärung: Telefunken und Siemens gehörten früher zu den absoluten Spitzenherstellern von Röhren, entsprechend genießen diese Röhren einen guten Ruf. NOS bedeutet "New Old Stock", also unbenutzte neue Röhren aus alter Fertigung. Der Haken ist, das Telefunken und Siemens die Produktion etwa in den 70er Jahren eingestellt haben, und ich mich dann schon frage, wo diese ganzen unbenutzten Originalröhren herkommen - über 40 Jahre nach Produktionsende. Es ist allerdings belegt, daß einige dieser "NOS Telefunken" erst kürzlich in China hergestellt wurden.
Ebenfalls rate ich im Zweifelsfall davon ab, gebrauchte Röhren zu kaufen. Die werden teilweise zu teuer angeboten, und man weiß ja nie, wieviele Betriebsstunden die schon haben. Ich würde im Zweifel immer zu Neuteilen raten. Denn Röhren sind ja gewissermaßen wie Glühbirnen, und die sind irgendwann einfach kaputt.
Wenn sich dagegebn die glückliche Situation ergeben sollte, daß jemand einen Posten NOS-Röhren von RFT, RSD oder einem anderen ehemaligen DDR-Hersteller günstig bekommen kann, so kann ich durchaus dazu raten, zuzuschlagen. Denn diese Hersteller haben früher oft Siemens, Telefunken und Co. beliefert. Die Röhrenherstellung war in der DDR nämlich deutlich billiger. Ich habe nur gute Erfahrungen mit den DDR-Röhren gemacht.
Generell werde ich skeptisch, wenn Röhren nicht als das angeboten werden, was sie sind, nämlich elektronische Bauteile, sondern wenn sie mit allerlei esoterischen Attributen versehen werden.
Falls jemand in einem speziellen Fall Fragen hat oder unsicher ist - einfach melden, vielleicht kann ich Tipps geben.
Grundsätzliche Qualitätsmerkmale von Röhren (neu 26.4.2012)
- stabiles dickes Glas: einfach genau angucken
- festes, nicht wackelndes System im inneren: Einfach mal ans Ohr halten und antippen. Wenns klappert besser nicht kaufen.
- fest sitzender Sockel - sofert vorhaben, also bei den Typen EL34, 6L6xx, KTxx usw.
- Mikrofoniearmut: Wenn die Röhren in Betrieb und warmgelaufen ist, und es scheppert im Lautsprecher, wenn man an die Röhre klopft, ist die Röhre mikrofonisch und sollte nicht verwendet werden. Denn es kann sich eine Rückkopplung vom Lautsprecher in die Röhre aufbauen.
- Klirren und Knacksen während des Aufwärmens: Ist nicht unbedingt schlimm, aber seeehr lästig. Außerdem kann so eine Röhre mikrofonisch werden. Wenn dagegen die Endröhren beim Aufheizen so einen Radau machen, könnten im dümmsten Fall die Lautsprecher beschädigt werden
Marken (neu 26.4.2012)
Diese Marken kann man generell kaufen. Gut sind die alle, es ist mehr eine Frage, wieviel Geld man anlegen will.
- EH
- Ei
- Electro Harmonix
- Full Music
- General Electric
- Groove Tubes
- JJ
- Kron
- Sovtec
- Svetlana
- TAD / Tube Amp Doctor
- Tung-Sol
- Western Electric
Händler + Hersteller (neu 26.4.2012)
Hier führe ich einige Händler oder Hersteller mit direktvertrieb auf, mit denen ich gute Erfahrungen gemacht habe und entsprechend weiterempfehlen kann:
http://www.btb-elektronik.de (meiner Meinung nach das beste Preis-/Leistungsverhältnis
http://www.amplimo.nl
http://www.roehrenendstufen.de
http://www.welter-electronic.de
http://www.reinhoefer.de
http://www.pollin.de (Glückssache, was die gerade haben)
http://www.thomann.de
http://www.oppermann-electronic.de (mitunter wirklich gute Röhrenpreise)
Ein bißchen Theorie (geändert 25.4.2012)
Diese Passage habe ich von Wikipedia übernommen, das beschreibt die Funktion recht gut:
"Der Elektronenstrom, der bei Anlegen der Anodenspannung zwischen Kathode und Anode den luftentleerten Raum durchfließt, kann in seiner Richtung und Stärke durch die Einwirkung elektrischer (Steuerspannungen) und magnetischer Felder (Ablenkspulen) beeinflusst werden. Ein gerichteter Elektronenstrom wird als Elektronenstrahl bezeichnet. Die Elektronen werden thermisch an der beheizten Kathode emittiert (ausgesandt) und durch ein elektrisches Feld zwischen Anode und Kathode Richtung Anode beschleunigt und ermöglichen die Funktion der Elektronenröhre. Auch die gleichrichtende Wirkung der Elektronenröhre, insbesondere der Röhrendiode, basiert auf diesem Effekt: Während die Kathode beheizt wird und somit relativ viele Elektronen emittieren kann, kann bei umgekehrter Polung die dazu zu kühle Anode keinen nennenswerten Elektronenstrom emittieren."
(Text: Wikipedia)

(Bildquelle: Wikipedia)
Falls es jemand ganz genau wissen will, kann ich nur den Artikel bei Wikipedia empfehlen. Hier ist die Funktionsweise sehr gut erklärt:
http://de.wikipedia.org/wiki/Elektronenröhre
Die Physikalische Grundlage der Elektronenröhre ist der "Glühelektrische Effekt". Da das aber doch recht tief geht, drösel ich das jetzt nicht auseinander. Es gibt aber einen sehr guten Artikel im Wikipedia darüber:
http://de.wikipedia.org/wiki/Glühelektrischer_Effekt
Und das war es auch erstmal mit dem physikalischen Teil.
Herstellung (überarbeitet 4.5.2013)
Bei Youtube habe ich einige Nette Filmchen über Röhrenherstellung gefunden. Am interessantesten finde ich die Filmchen von "Glasslinger". Der baut Röhren selbst und hat sich dazu auch viel benötigtes Werkzeug hergestellt. Er erklärt sehr detailliert, "wie man es macht":
http://www.youtube.com/user/glasslinger
The making of radiovalves:
http://www.youtube.com/watch?v=VV7cimRWah0
http://www.youtube.com/watch?v=OgycwCeUwp8&feature=relmfu
http://www.youtube.com/watch?v=N9NcHDETmJw&feature=relmfu
How its made audio vacuum tubes (Aktuelle Fertigung bei Kron in Tschechien)
http://www.youtube.com/watch?v=amZbwlglbto&feature=related
Auch sehr nett: Claud Paillard, ein französischer Amateurfunker, der ab und an mal Röhren selbst baut:
http://www.youtube.com/watch?v=EzyXMEpq4qw&feature=related
Mullard - The Blackburn vacuum tubes factory - Über die Fertigung der (ehemaligen) Firma Mullard in UK
http://www.youtube.com/watch?v=GDvF89Bh27Y
Demnächst gehts weiter - Hinweise / Kritik / Wünsche / Beschwerden / Käsekräcker sind willkommen.
Jan
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