schaldek
Mitglied
- #1
Themenstarter/in
Mein Herr
Ich bin ein wunderschöner, runder Spiegel.
Uralt zwar, aber ich erkenne das Glück,
denn Schönheit ist das Einzige.
Ich bin der Spiegel meines neuen Herrn.
Er erstand mich in einem Laden voll alter Tische
aus geschwungenem Holz und Uhren, die sich selber schaukelten.
Hier nun an meinem neuen Platz bin ich das einzig alte Stück,
umsäumt von der Schönheit schwarzen Granits.
Und die goldenen Fresken, die mein Glas umranden,
schicken Sonnenstrahlen auf das dunkle Kühl.
Einfach schön bin ich, und mein junger, neuer Herr, der ist es auch.
So küsste er mich manchmal und hatte immerfreundliche Augen für mich.
Keine biedre Höflichkeit, kein frostiges Nicken. Er war ganz bei sich und ganz bei mir.
Oft spürte ich seine Lippen auf dem warmen Glas, das vollends auf mir beschlug.
Sein Blick war so tief und ich sah mich in ihm, wenn er anmutig stöhnend den Beschlag wegwischte,
während unsere Seelen sich trafen. Es war das allergrößte Geschenk, das wir teilten.
Nun hat er einen neuen Freund, seit ein paar Tagen.
Und ich wage kaum zu schildern, was seitdem passiert.
Im freien Oberkörper putzt er mich zunächst blitzblank, und dann –
mein Herr sieht durch mich hindurch.
Zu sich.
Sein Blick ist konzentriert und doch ganz weg. Ein Blick, eine Drehung ein Klick.
Von vorn, die Seite, ein Klick, den Schopf zurück, den Schopf verwuschelt vor die Augen.
Wieso kommt er nicht näher? Kein Lächeln und kein Kuss.
Heute Nacht – das weiß er nicht – da wanderte mein Blick ganz tief ins Dunkel.
Der weiße Spalt fernab in seiner Tür, verriet mir auch, wo er grad war.
Erst recht der Aufschrei und das Klagen, das nun plötzlich von ihm kam.
Ich wusste es! Sein neuer Freund, er war nicht gut zu ihm! Er hatte ihn verraten!
Ohne jeden Blick dann machte mein Herr Licht und in die schwarzen Wände des Granits hinein,
weinte er und weinte. Laut hallend, jammerten sie ein Klagelied zurück, als er wütend nach der Klinge griff.
Schnaufende Wangen, entsetzliche Augen und Bisse auf die weichen Lippen! Und alles ging auf
in diesen blitzend roten Strahlen meines wunderschönen Lichts!
Und dann – das war kein Wunder – sah er mich an und er berührte mich erneut,
mit festem Blick, so streng, so voller Wut! Warm waren seine Hände und sie salbten mich ein,
wurden zu Fäusten, bis endlich alles rot geschlagen war.
Dann - nach seinem langem Schluchzen - war es ruhig, und in eben diese Stille hinein
wurden wir beide endlich eins.
Ich bin ein wunderschöner, runder Spiegel.
Uralt zwar, aber ich erkenne das Glück,
denn Schönheit ist das Einzige.
Ich bin der Spiegel meines neuen Herrn.
Er erstand mich in einem Laden voll alter Tische
aus geschwungenem Holz und Uhren, die sich selber schaukelten.
Hier nun an meinem neuen Platz bin ich das einzig alte Stück,
umsäumt von der Schönheit schwarzen Granits.
Und die goldenen Fresken, die mein Glas umranden,
schicken Sonnenstrahlen auf das dunkle Kühl.
Einfach schön bin ich, und mein junger, neuer Herr, der ist es auch.
So küsste er mich manchmal und hatte immerfreundliche Augen für mich.
Keine biedre Höflichkeit, kein frostiges Nicken. Er war ganz bei sich und ganz bei mir.
Oft spürte ich seine Lippen auf dem warmen Glas, das vollends auf mir beschlug.
Sein Blick war so tief und ich sah mich in ihm, wenn er anmutig stöhnend den Beschlag wegwischte,
während unsere Seelen sich trafen. Es war das allergrößte Geschenk, das wir teilten.
Nun hat er einen neuen Freund, seit ein paar Tagen.
Und ich wage kaum zu schildern, was seitdem passiert.
Im freien Oberkörper putzt er mich zunächst blitzblank, und dann –
mein Herr sieht durch mich hindurch.
Zu sich.
Sein Blick ist konzentriert und doch ganz weg. Ein Blick, eine Drehung ein Klick.
Von vorn, die Seite, ein Klick, den Schopf zurück, den Schopf verwuschelt vor die Augen.
Wieso kommt er nicht näher? Kein Lächeln und kein Kuss.
Heute Nacht – das weiß er nicht – da wanderte mein Blick ganz tief ins Dunkel.
Der weiße Spalt fernab in seiner Tür, verriet mir auch, wo er grad war.
Erst recht der Aufschrei und das Klagen, das nun plötzlich von ihm kam.
Ich wusste es! Sein neuer Freund, er war nicht gut zu ihm! Er hatte ihn verraten!
Ohne jeden Blick dann machte mein Herr Licht und in die schwarzen Wände des Granits hinein,
weinte er und weinte. Laut hallend, jammerten sie ein Klagelied zurück, als er wütend nach der Klinge griff.
Schnaufende Wangen, entsetzliche Augen und Bisse auf die weichen Lippen! Und alles ging auf
in diesen blitzend roten Strahlen meines wunderschönen Lichts!
Und dann – das war kein Wunder – sah er mich an und er berührte mich erneut,
mit festem Blick, so streng, so voller Wut! Warm waren seine Hände und sie salbten mich ein,
wurden zu Fäusten, bis endlich alles rot geschlagen war.
Dann - nach seinem langem Schluchzen - war es ruhig, und in eben diese Stille hinein
wurden wir beide endlich eins.
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