• Blut-Tetralogie   Dark Space

ROH

Ryan
Es ist eins der Dinge, die mich an manchen Produktionen ein wenig stören: Es wird viel Bewährtes wiederholt und wiederholt. Das ist wie jeden Tag Lieblingsessen.
Warum macht man das? Will man sich damit Lieb-Kind machen? Mehr Klicks produzieren? Das eigene Werk gemein-gefällig gestalten? (...)
Das ist mit Sicherheit auch berechtigt... was du aber meinst sind Klischees.
Es gibt in der Kunst Zitat, Trope (kenn ich auf Deutsch nicht) & Klischee.

Wovon du sprichst sind Klischees. Das ist wenn außerhalb der Handlung etwas dem Publikum kommuniziert wird, was so übergebraucht ist, dass es einen negativen Beigeschmack hat.
Ein Trope ist exat dasselbe aber ohne negativen Beigeschmack.

Ein Zitat ist der Einsatz eines bestehenden Elements, dass jemand anderes getan hat und dass du wiederholst, weil es i.d.R. einen Bezug herstellt zu dem vorherigen Werk, Künstler etc. der meist auch in dem neuen Werk existiert aber nicht muss.

Nicht zu verwechseln mit Plagiat. (Handvoll Dollar ist ein Plagiat von Jojimbo.)

Das gibt es in Literatur, Musik, Film und auch Sound.

Ridley Scott beginnt z.B. Prometheus mit einem Zitat von Stanley Kubricks 2001. Das ist die Sonne die hinter einem Planeten aufgeht.
In "Wie man seinen Drachen trainiert" - spielt Powell das Drachenthema (Fafner) von Wagners Ring der Nibelungen - bei dem bösen Drachen.
In LA Confidental (habe ich gehört, ich weiß nicht ob das stimmt, weil ich die Bilder nicht kenne) sollen die die ganze Zeit Bilder nachstellen.
Das sind alles Zitate und keine Plagiate, keine Tropes und auch keine Klischees.

Ein Klischee ist z.B. ein James Horner-Thema. Der für jeden Bösewicht immer dieselbe Fanfare benutzt und das so häufig, dass wenn du es kennst sie jedes mal hören wirst, wenn er sie spielt.
Kann sein, dass er das so als sein Trademark immer benutzt hat - es ist aber so häufig in manchen Filmen eingesetzt, dass dich das aus nem Film rausreißen kann. Das ist nicht gewollt = negativ = ein Klischee.
Die Ledersohlen in Hörspielen könnten auch ein Klischee sein z.B.

Tropes hingegen sind z.B. wenn du einen Metallsound hörst wenn ein Schwert gezogen wird. Das soll die Wirkung verstärken - oder dem Publikum wird kommunziert: Eine WAFFE wurde gezogen. ABER es nicht negativ auch wenn es 1000 Mal eingesetzt wurde.

Und genau so wie bei Scott oder Powell wird auch der Wilhelmsschrei eingesetzt, damit die Leute die wissen was das ist auch erkennen können.
Das ist weder ein Klischee noch ein Trope, wovon du sprichst. Die gibt es auch. Ist aber was anderes.
 

Spirit328

Everything - STOP!
Teammitglied
Klischees, Tropes oder Zitate sind, wie Du richtig sagst, opportune Mittel der Kunst. Die ganze Satire würde kaum ohne sie funktionieren.

Vielleicht ist mein Beitrag ein bißchen zu negativ rübergekommen.
Ich meine ihn nicht als Kritik an der Verwendung von typischen (vielleicht klischeehaften?) Elementen!

Meine intention ist, Motivation zu verbreiten die ausgetretenen Wege mal zu verlassen und neue Wege zu beschreiten. Hier wo die Kommerzialisierung der Kreativität mal nicht im Weg steht, ist doch eine großartige Plattform viele neue Dinge auszuprobieren. Etwas zu riskieren ohne gleich Konkurs anmelden zu müssen wenn etwas doch nicht "funktionieren" sollte, das ist doch eine großartige Freiheit!
Solange man sich an die Regeln des vernünftigen Miteinanders hält, kann man hier doch machen was man will! Und ja, Scheitern ist eine Option. :) Ja und?
Wir alle können aus diesem "Scheitern" lernen und wenn wir nur daraus die Erkenntnis ziehen, daß es soooo leider nicht so gut funktioniert. Das ist das worst-case Szenario! Aber sicherlich nicht die Regel.

Warum also immer wieder dieselben Elemente/Sounds verwenden? Warum nicht mal ein geröcheltes, fast tonlos ausatmendes Ende eines Lebens spielen? Das ist doch für unsere Sprecher*innen eine gern angenommene Herausforderung. ;)

Ich bin so (!) dankbar, daß MonacoSteve meine kühne Idee mit "Muted" in ein Skript verwandelt und es umgesetzt hat. Es ist noch besser, als ich gehofft hatte. (Das erwähne ich nicht zur Selbstbeweihräucherung, sondern weil ich so weiß, wovon ich spreche). Durch Corona bedingt ist die technische Umsetzung mit Kompromissen behaftet, aber dennoch schon ganz großes Damentennis. Hört einfach mal rein. :) Kopfhörer werden empfohlen!
Oder ein anderes Beispiel:
Leider ist mir der Name entfallen, aber jemand hat hier ein bereits fertig gemischtes und veröffentlichtes Hörspiel "remixed" und nachträglich 3D-Sound eingezogen. - Das ist einfach nur grandios!
Auch wenn er mit ein paar technischen Unzulänglichkeiten zu kämpfen hatte, die Idee ist großartig und wir haben sehr viel gelernt. Gelernt was möglich sein könnte, wie sich das anhört (und es klingt wirklich phantastisch!) und wo die Herausforderungen liegen so etwas zu realisieren!
Davon hätte ich gerne noch viel mehr! :)

In dieser Community gibt es so großartige und talentierte Skripter*innen, Sprecher*innen und Cutter*innen.
(Fast) Alle machen das aus Spaß an der Freude. Das ist der Nährboden auf dem neue Ideen erdacht, umgesetzt, ausprobiert und verwirklicht werden können. Und das geschieht auch schon. Aber da geht noch mehr! Viel mehr! Davon bin ich fest überzeugt!

Das man Zitate verwendet, mit Klischees spielt und Plagiate einbindet ... alles prima! Wenn es passt und der Sache dient, warum denn nicht?
Mir geht es nicht um Schwarz oder weiß, richtig oder falsch, sondern um kunterbunt und Ideenfeuerwerke!

So finde ich Hörspiele, die etwas Kreatives, Innovatives haben und eine interessante Hörerfahrung bieten einfach viel interessanter.
Der Umkehrschluß ist aber nicht zulässig! Ich höre auch sehr gerne meine restaurierten Aufnahmen von den ??? im Autoradio oder die auf MP3 eingedampfen Folgen "Herr der Ringe" in der WDR Version. Das ist immer noch hohe Kunst!

Das Beispiel "Wilhelmsschrei" ist was es ist, ein Beispiel. Und wenn ihn jemand in seinem Hörspiel einsetzen will, klar doch! :) Viel Spaß! :)
 
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