AW: Interaktives Hörspiel
Als ich das mit dem "Survival" gelesen habe, habe ich auch gleich gedacht: "Das ist bestimmt total frustrierend, wenn man immer wieder zurückspringen muss"
Würde glaube ich auch den Sinn verfehlen. Bei diesen interaktiven Sachen geht es meiner Meinung um den "Wiederspielwert".
Auch wenn ich jetzt abschweife, aber der meiner Meinung nach beste interaktive "Film" ist das PS3-Spiel "Heavy Rain".
Jede Szene in Heavy Rain hat mehrere Verzweigungen, die einen haben Einfluss auf das weitere Geschehen, die anderen nicht. So bleibt der Aufwand der möglichen Änderungen geringer als die verschieden Entscheidungsmöglichkeiten. In jedem Fall hat man einen Anreiz am Ende das ganze Spiel neu zu spielen und zu schauen, ob man etwas an der Handlung verändern kann, da man ja nicht weiß, welche Entscheidungen nun genau das Geschehen verändern und welche eben nur gering bzw. so gut wie gar nicht.
Die Geschichte ist dabei so simpel wie möglich gehalten. Ein Serienkiller, der seine Opfer in einem Regenbecken einsperrt, sodass sie nach einer Woche im Regenwasser ertrinken, entführt das Kind des Protagonisten und stellt ihm Aufgaben, die er innerhalb dieser Woche schaffen muss, damit er sein Kind retten kann.
Nun kann er an diesen Aufgaben scheitern oder nicht. Damit es allerdings nicht so einfach bleibt, werden drei weitere Charaktere eingeführt. Ein FBI-Agent, ein Privatdetektiv und eine Reporterin, die ebenfalls am Ende das Kind retten können, je nachdem welche Entscheidungen getroffen werden.
Die Charaktere können in verschieden Variationen gemeinsam das Kind retten oder jeder auch einzelnt. Wenn der Vater seine Aufgaben durchzieht und alle anderen scheitern, hat er die Chance sein Kind am Ende alleine zu retten, wenn er scheitert aber z.B. der FBI-Agent dem Täter auf die Spur kommt kann er das Kind retten. Oder der FBI-Agent und der Vater erfüllen beide ihre Aufgaben richtig und können das Kind gemeinsam retten etc. Bei falschen Entscheidungen können auch Charaktere sterben, was den Verlauf der Handlung ebenfalls verändert, aber die Geschichte trotzdem noch weiter geht, da ja immer noch andere Charaktere leben, die das Kind retten können. Es sei denn alle Charaktere sterben aufgrund Fehlentscheidungen. Dann kann das Kind nicht gerettet werden, was das schlechtmöglichste Ende darstellt.
Der Grundgedanke der Geschichte ist simpel und auch nur mit so einer einfachen Grundstory kann man soetwas überhaupt angehen. Dann kann man Sachen hinzufügen, die die Handlung beeinflussen können.
Wie gesagt, kann man da auch Entscheidungen einbauen, die keinen großen Einfluss haben und so mehrere unterschiedliche Entscheidungen doch zur gleichen nächsten Szene führen, was den Gesamtaufwand kleiner hält.
In Heavy Rain funktioniert das so:
In einer Szene befragt der Privatdetektiv einen Vater eines früheren Opfers des Killers. Der Mann verfügt über scheinbar relevante Informationen für den Fall, die er bestenfalls dem Privatdetektiv mitteilt. Soweit erstmal eine ganz gewöhnliche Szene, würde das Ganze nicht in der Tankstelle des Mannes stattfinden, die gerade überfallen wird. Der Privatdetektiv ist also gerade zur falschen Zeit am falschen Ort und nun gibt es mehrere Möglichkeiten.
1. Der Privatdetektiv überwältigt den Einbrecher.
2. Der Privatdetektiv überwältigt den Einbrecher nicht, sondern hält sich raus und der Mann wird beim Überfall erschossen.
3. Der Privatdetektiv mischt sich ein, kann den Einbrecher aber nicht überwältigen und wird von ihm erschossen.
Bei 1. erlangt der Privatdetektiv im Anschluss die Informationen des Mannes, die sich im weiteren Verlauf der Geschichte aber als gar nicht so wichtig herausstellen, da es an anderer Stelle auch noch Informationen gibt. Bei 2. erhält der Privatdetektiv die Informationen nicht, da der Mann ja erschossen wurde. Da die Informationen aber gar nicht wichtig waren, beeinflusst das die Geschichte nicht großartig. Bei 3. stirbt der Privatdetektiv und alle seine weiteren Szenen entfallen. Er kann auch das Kind nicht mehr retten.
Nur 3. beeinflusst die Geschichte also wirklich, wobei nur Szenen entfallen. Die Geschichte geht allerdings trotzdem mit den anderen Charakteren weiter.
Auch diese Szene ist im Grunde genommen solide. Erst der Überfall bietet die Entscheidungsmöglichkeiten. Man braucht also eine simple Geschichte mit simplen Szenen, die man dann erst in einem weiteren Arbeitsschritt ausbaut, damit sie variabel werden. Die Entwickler des Spiels haben aber an der Story auch sehr lange gesessen und waren Profis. Es ist halt einfach ein riesen Aufwand. Aber bloß mit einem Charakter und nur stirbt hier oder dort oder kommt zum Ziel ist es uninteressant und frustrierend. Die Geschichte muss schon bis zum Ende durchlaufen, kann aber je nach Entscheidungen natürlich positiver oder negativer ausgehen. Vor allem spannend sind moralische Dilemma. In Heavy Rain bestehen die meisten Entscheidungen daraus und am Ende können nur alle Charaktere und das Kind überleben, wenn man auch unmoralische Entscheidungen während der Geschichte trifft (andere Figuren als die Hauptfiguren durch Entscheidungen opfert etc.) So wird das Ganze auch zum Psychospiel
