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Sprechprobe
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HOMERECORDING
DAS KLEIDERSCHRANKSTUDIO

Nicht jeder hat Zuhause die Möglichkeit, in akustisch optimierten Räumlichkeiten wie z.B. in einer Sprecherkabine oder komfortablen Studioumgebung zu recorden. Alternativ bietet sich daher in akustisch problematischen Räumen, ein Kleiderschrank als "Sprecherkabine" an.

Audiodemo "Kleiderschrank im Schlafzimmer"
Auf der Aufnahme mit EQ, liegt bereits eine starke 3:1 Kompression mit +10 dB Anhebung vor, um das Signal auch in der tatsächlichen Praxis bewerten zu können.


Der Kleiderschrank (B:135,H:220,T:60 cm)
Kleiderschrankstudio2.jpg


Der akustische Nutzen des Kleiderschranks liegt nicht allein in seinem Korpus- welcher natürlich zur Vermeidung von Hohlräumen reichhaltig mit Klamotten etc. bestückt sein sollte), sondern insbesondere durch die geöffneten Schranktüren ☝️
(Weswegen ein Schrank mit Schiebetüren nicht die ideale "Sprecherkabine" wäre).
Insbesondere die geöffneten Türen, blocken und dämpfen seitlich auf ein Mikrofon treffenden Raumhall, äußerst effizient ab.

Klassisch verwendete Studiomikrofone mit üblicher Nierencharakteristik, haben insbesondere im Winkel von L/R 45-135° explizite "Schwachstellen", bzw. sind empfindlich für mitten/höhenbetonten Nachhall, da sie im Gegensatz zur frontalen Schalleinwirkung (Sprechrichtung), von üblicherweise ja gleich zwei parallel zueinander liegenden Wänden nachhallend beschallt werden... und dort auch i.d.R kein Kopf und Körper im Wege steht, welche den Nachhall auch noch einmal etwas mindernd blockieren würde.

Daher sind geöffnete Schranktüren, welche gewissermaßen als "akustischer Trenner" fungieren, zunächst sogar auch bedeutend gewichtiger (auf Grund von ansonsten ungebremst zwei beschallenden Seiten/Wänden), als z.b. die Dämpfung/Absorption der Wand im Rücken des Einsprechenden... was nicht bedeutet, die Rückwand, bzw. rückwärtigen Raum, nicht auch dämpfen zu sollen, um eine noch effektivere Akustikoptimierung zu erzielen.

Die Schranktüren habe ich auf Grund des hohen Reflektionsgrades von Holz, zusätzlich noch einmal mit Decken abgehangen. (Je dicker die Decken, um so besser).
Die Türen sind auch nicht im 90° Winkel geöffnet (und sollten auch nie weiter als max.90° geöffnet werden, da ansonsten die "akustische Trennwirkung" komplett verloren geht) , sondern sind ein wenig enger geöffnet, um A), den Raumklang innerhalb des Kleiderschranks etwas zu begrenzen und B), etwas unanfälliger für äußere akustische Einflüsse zu bekommen.
Was man natürlich noch machen kann und darf, um die Kleiderschrankakustik nach/von Außen hin zu optimieren, wäre eine Decke über und hinter den Schranktüren zu legen, um einen in sich geschlossenen Raum zu bauen.
Doch Vorsicht (Boxy-Sound): Je enger der Raum im Kleiderschrank wird, um so stärker können Kammfilterffekte entstehen, bzw. der so genannte "boxy-sound" auftreten.
Des weiteren wird der "innere Raum" durch zunehmende Begrenzung soundtechnisch muffiger/höhenbedämpft, als auch zunehmend basslastiger klingen.
Daher experimentiert etwas, wie weit/eng ihr die Schranktüren öffnet, diesen "inneren Raum" generell begrenzt.
Es ist vor allem aber das Schrankinnere, durch etwaige vorhandene Hohlräume/wenige Klamotten etc., der für den "boxy-sound" verantwortlich ist.
Ein weiteres Manko einer insoweit zunehmend isolierten "Kleiderschranksprechkabine", ist natürlich auch die Wärmentwicklung.

Das Mikrofon solltet ihr auch generell nicht direkt in den Schrank stellen, womit euch boxy-sound umgehend garantiert sein wird, sondern natürlich vor den geöffneten Schrank (und zwischen den beiden geöffneten Schranktüren).
Am besten stellt ihr das Mikrofon mittig auf, aber könnt natürlich auch ein wenig mit der Position, Neigung, Winkel, Sprechrichtung etc. experimentieren.

Durch den limitierten Platz in eurer "Kleiderschrankkabine", wird eure Stimme automatisch färbend etwas voluminöser, voller und direkter klingen, da ihr zwangsweise näher zum oder sogar schon im Nahbesprechungsbereich des Mikrofons stehen werdet.
Das unbehandelte Mikrofonsignal wird i.d.R. daher auch insgesamt etwas "muffiger/basslastiger" klingen... in der Praxis wird jedoch in der Nachbearbeitung mittels EQ, vor allem der Nahbesprechungseffekt wieder durch das Absenken von Bass- und unteren Mittenfrequenzen, gefiltert und man erhält ein wieder natürlicher klingendes Ergebnis.

Um dieses Ergebnis via EQ, post-edit also auch in einer Nachbearbeitung ermöglichen zu können, solltet ihr in eurem Kleiderschrank nicht zu nah an das Mikrofon herantreten, da ansonsten insbesondere im Bereich von 125-250 Hz, jene mitunter "wummernd/polternden" Bassfrequenzen nicht mehr vernüftig gefiltert werden können.
Ein Abstand von 10-15 cm zur Mikrofonkapsel, liefert euch die besten Ergebnisse bezüglich Sprachqualität/Direktschall/Außenakustik... insbesondere in einer Nachbearbeitung).
Sofern ihr in euren Takes nicht flüstern müsst, solltet ihr strikt vermeiden, mit unter 5 cm, auch zu nah an der Mikrofonkapsel zu stehen... geschweige denn generell direkt mit eurem Mund (fast) den Mikrofonkorpus zu berühren (das ist lediglich eine angewandte Praxis für Live-Sänger auf der Bühne eines ziemlich lauten Rockkonzerts, die idealerweise auch bitte nur ihr eigenes Mikrofon befeuchten ☝️).

Ein weiteres probates Mittel der Überlegung, um in kritischen Räumen optimalere Ergebnisse zu erzielen, ist auch die Wahl des richtigen Mikrofons, bzw. mit einer geeigneteren Richtcharakteristik.
Üblicherweise verfügen die allermeisten Studiomikrofone (Kondensatormikrofone) über eine Nierencharakteristik und dies auch aus sehr guten wie bewährt überzeugenden Gründen... in problematischen Räumen, wird allerdings gern auf Miks mit Supernierencharakter zurückgegriffen, da sie bzgl. Richtwirkung Vorne/Seite, einige Vorteile gegenüber einer einfachen Niere haben.
Dennoch darf man bei einer Superniere nun auch absolut keine Wunder erwarten und etwaige Optimierungen sich auch viel eher im einstelligen Prozentbereich befinden... können aber mitunter genau den Unterschied machen.
Natürlich gibt es auch bei der Superniere Nachteile, ganz besonders hinsichtlich engerer Richtwirkung/Bewegungsfreiheit/Klangverfälschung, weswegen solche Miks eher nicht für Gesang, aber ganz explizit für Sprache geeignet sind.

Natürlich erreicht man mit dem "Kleiderschrankstudio" keine Edelstudio-Deluxe Aufnahmen und auch im (Außen)Raum sollte noch, wenn möglich, optimiert werden, um noch bessere Ergebnisse zu erzielen.
Allerdings, für mein Dafürhalten, ist der Kleiderschrank contra "akustischer Katastrophenraum", noch die einfachste und effiziente Methode für brauchbar(er) klingende Aufnahmen.
 
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