• Blut-Tetralogie   Dark Space

Poldi

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Gruselkabinett – 62. Rappaccinis Tochter

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Erster Eindruck: Ein verwunschener Garten

Giovanni Guasconti zieht des Studiums wegen nach Padua und mietet ein Zimmer bei der freundlichen Hauswirtin Lisabetta. Nach einigen Tagen entdeckt er in dem Ziergarten seines Nachbarn Dr. Rappaccini eine hübsche junge Frau, die sich als seine Tochter herausstellt und eine enge Bindung zu den Pflanzen zu haben scheint. Nur warum vermeidet der Doktor jede Berührung mit den Blumen?

Für das Gruselkabinett suchen sich Marc Gruppe und Stephan Bosenius auch immer wieder Geschichten der Schauerromantik aus, die in Deutschland nur wenig populär sind. „Rappaccinis Tochter“ des amerikanischen Autors Nathaniel Hawthorne gehört dazu, was sich mit der 62. Folge der Serie für die Kurzgeschichte aus dem Jahr 1844 zumindest in Hörspielkreisen ändern dürfte. In der Erzählung steht die entbrennende Liebe des jungen Studenten Giovanni zu der geheimnisvollen Schönheit im benachbarten Garten im Vordergrund, die allerdings durch einen düsteren Hintergrund überschattet wird. So ist es kaum ein Wunder, dass oft romantische und manchmal etwas kitschige Anklänge zu finden sind – was jedoch keinesfalls stört, sondern dem ganzen eine andere Würze gibt. Schon frühere Folgen spielten erfolgreich mit diesem Thema. Es geht um Faszination und die Entfremdung von der Gesellschaft, am Ende auch um den Wahnsinn, der aus dem Verlust eines Menschen entstehen kann. Neben den Szenen, in denen Giovanni seine Beatrice anhimmelt, gibt es auch immer wieder Einschübe, in denen Dr. Rappaccini in unerfreulichen Gesprächen charakterisiert wird. Beides ist umso wichtiger, um das faszinierende Ende verstehen zu können, das alles zusammen in einen ebenso sinnvollen wie dramatischen Kontext setzt. Allerdings wirkt es am Ende doch etwas abgehackt, der Hörer wird sehr unsanft aus der Geschichte entlassen – was aber auch ein interessantes Stilmittel ist. Eine sehr gelungene Folge der Serie mit romantischem Grundton und einem leisem Schauer, der einem immer wieder über den Rücken jagt.

Im Gegensatz zu den beiden vorigen Folgen ist hier kein Erzähler eingesetzt worden, sodass lediglich fünf Sprecher zu hören sind. Den Hauptteil übernimmt Max Felder als Giovanni Guasconti, der die tiefe Liebe, aber auch die Verunsicherung des jungen Mannes sehr genau thematisiert. Manfred Erdmann spricht Dr. Rappaccini mit kalter, abweisender Stimme, kann sich gegen Ende in seinen Fanatismus herein steigern und einen gebrochenen Mann präsentieren, was beim Hörer vielfältige Gefühle hervorrufen kann. Sehr gut hat mir Jacqueline Bellle als Beatrice gefallen, deren sanfte Stimme sehr gut zu der Stimmung der Folge passt. Auch Reinhard Glemnitz und Angelika Bender machen ihre Sache sehr gut.

Titania Medien bleibt hier auch seinem Ruf treu, immer die geeignete Atmosphäre durch den Einsatz stimmungsvoller Musik zu schaffen. Und gerade mit dieser romantischen Geschichte harmonieren die orchestralen Klänge mit klassischen Instrumenten hervorragend. Die Geräusche sind nicht übermäßig, sondern passend und zielgerichtet eingesetzt.

Firuz Aksin hat wieder genau die Stimmung der Geschichte in seiner Illustration eingefangen. Beatrcie streift hier durch den wundervollen Garten und wirkt dabei nicht nur sehr anmutig, sondern auch wehmutsvoll und leidend. Im Hintergrund ist Giovanni auf seinem Balkon zu sehen, italienisches Flair entsteht aufgrund der detailgetreuen Darstellung des Hintergrundes.

Fazit: Eine außergewöhnliche und sehr gelungene Folge der Reihe mit romantischer Stimmung und einem wunderbaren Geheimnis.

VÖ: 6.April 2012
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4639-4
 

MewMew

Christoph
Sprechprobe
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AW: Gruselkabinett – 62. Rappaccinis Tochter

Gestern Abend habe ich Folge 62 "Rappaccinis Tochter" gehört und war von dem Hörspiel eigentlich recht angetan...aber

was war das Bitte für ein Ende? Da wurde ja nichts wirklich aufgeklärt! Die Tochter stirbt und der junge Mann hat das Gift in seinen Adern, welches auch sie hatte. Scheinbar wirkt das Gegengift aber tödlich. Was passierte nun mit dem Jungen? Das zieht die Folge für mich richtig nach unten. :(
 

Poldi

Mitglied
AW: Gruselkabinett – 62. Rappaccinis Tochter

Ich denke einfach mal das es in der Vorlage genauso war. Wenn sie jetzt einfach ein Ende rangehangen hätten welches in der Vorlage nicht vorkommt hätten einige wieder gejammert dass das aber so nicht richtig ist und man nicht einfach was dazu erfinden kann und und und. Muss denn immer alles aufgeklärt werden? Jeder kann sich doch jetzt selber denken was passiert ist, ich find das macht so eine Gesichte auch interesannt.
 

MewMew

Christoph
Sprechprobe
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AW: Gruselkabinett – 62. Rappaccinis Tochter

Seh ich nicht so. Es muss zwar nicht immer alles geklärt werden, ABER es sollte zumindest so Enden, dass man sich etwas vorstellen kann. Im Moment macht das Ende die komplette Geschichte überflüssig. Ein kurzer Nachsatz des Hauptdarstellers hätte schn gereicht. Aber so ist es, in meinen Augen, für die Tonne.[nerd]
 

Ohrwell

Hell-E-Barde
AW: Gruselkabinett – 62. Rappaccinis Tochter

@Poldi: Gar so "unpopulär" scheint die Geschichte rund um Beatrice Rappaccini denn doch nicht in Deutschland zu sein; ich weiß jetzt nicht wann und wo, aber auf Youtube habe ich die Geschichte als Musical interpretiert gesehen. :) Ich selbst hab die Story (ohne aber den Titel geschweige denn den Autor zu kennen) als Verfilmung vor langer Zeit gesehen, mit Vincent Price als Dr. Rappaccini (war eine Reihe von Kurzfilmen, wo mehrere Erzählungen von Hawthrone vorkamen - der Autor ist aber kein reiner Verfasser von Gruselgeschichten) - was ich mich nur dunkel erinnern kann: Rappaccini hat im Film den Geliebten seiner Tochter - gegen dessen Willen - "immunisiert" sprich auch vergiftet, damit Beatrice nicht mehr allein bleiben muss.

Apropos 'abgehaktes Ende' - etwas ähnliches hat Marc Gruppe finde ich auch bei "Die Familie des Vampirs" gemacht - man hört wie Zdenka sich Serge nähert und dann plötzlich Vorhang.
 

Ohrwell

Hell-E-Barde
AW: Gruselkabinett – 62. Rappaccinis Tochter

Das ganze erinnert mich ungemein an eine Story aus der Comic-Reihe "Gespenster-Geschichten". Da ging es auch um ein hübsches Mädchen, dass von ihrer Tante den ganzen Tag nur eingesperrt wird und ein Amulett ständig um den Hals tragen muß. Eines Tages verliebt sich das Mädchen in einen jungen Mann, der mit ihr fliehen will. Doch kaum haben die beiden das Gelände verlassen und das Mädchen sich des lästigen Amuletts entledigt, geht der Vollmond auf und sie verwandelt sich in einen Werwolf. Es kommt, wie es kommen muß: in blinder Mordlust tötet die Werwölfin den jungen Mann, die Tante kann gerade noch herbeilaufen und mit dem Mut der Verzweiflung, ihr das Amulett wieder um den Hals legen - das die Verwandlung ungeschehen macht. Am nächsten Morgen wird der junge Mann beerdigt, das Mädchen trauert, ahnt jedoch nicht, dass sie für seine Tod verantwortlich ist. Im Epilog liest man noch, dass schon seit ihrer Geburt der Fluch auf ihr lastet und ihre Eltern zu ihren ersten Opfern wurden.
 

Noir

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AW: Gruselkabinett – 62. Rappaccinis Tochter

Apropos 'abgehaktes Ende' - etwas ähnliches hat Marc Gruppe finde ich auch bei "Die Familie des Vampirs" gemacht - man hört wie Zdenka sich Serge nähert und dann plötzlich Vorhang.

Das Ende fand ich so unglaublich großartig. Allgemein war "Die Familie des Vampirs" richtig stark.
 
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