• Blut-Tetralogie   Dark Space

Spirit328

Everything - STOP!
Teammitglied
Als ich heute meine neueste Errungenschaft in meine "Inventarliste" eingetragen habe, fiel mein Blick auf die große Zahl am unteren Rand meines Spreadsheets.

Heilig's Blechle - Da legst di nah! (oder so ähnlich)

Es ist nicht nur die schiere Zahl der einzelnen Komponenten, sondern auch der Haufen Geld, den man bräuchte um es derzeit neu zu beschaffen. Mal abgesehen von der Tatsache, dass es manche Dinge nicht mehr zu kaufen gibt.

Wenig später sah ich dann DIESES Video auf YT: Your gear isn't the problem.
Bloody damn right, man!

Was macht man mit 52 Mikrofonen? Ich könnte sie (zumindest theoretisch) alle gleichzeitig einsetzen und damit Aufnahmen oder auch nur eine Aufnahme machen. Sprich, ich könnte 52 Kanäle synchron aufnehmen: 2 x 24 Track HDD Recorder, 1 x 4 Track Tascam Portacapture = 52 Kanäle - Passt! Ich könnte dann noch weitere 12 Kanäle aufnehmen, aber mangels Mikrofone ... :)

Also wofür braucht man so viel Gerümpel? Nun, bevor ich mir etwas anschaffe steht die Überlegung, wofür will ich es einsetzen, wie oft kommt das vor und steht das Preis/Leistungs-Verhältnis sicher auf der Leistungseite.
Ganz ehrlich? - Selten. Also habe ich auch dieses GAS? - Vielleicht.

Doch als ich zwischen den Tagen mit meinem Handkarren im Wald war, um das ganze Gerümpel, das ich mithatte, was nur eine Teilmenge von allem war, hinter mir herzog, habe ich nicht nur gemerkt, wie schwer das mittlerweile ist (in kg gemeint), sondern als ich die Aufnahmen machte, stellte ich fest, dass mir bei der ein oder anderen Situation doch noch ein Mikro, eine Klemme, ein Stativ, ein Windschutz oder was auch immer fehlte.

Natürlich kann ich einfach den H6 oder das X8 mit den mitgelieferten Mikros nehmen, raus nach draußen und "Push the button". Ja, werden bestimmt ein paar gute Aufnahmen in Stereo dabei sein. In Stereo.
Das ist für Hörspiele sicherlich ausreichend, aber wenn man mehr will - dann geht das schon los.

Als ich zu Beginn der Pandemie mit Ambisonic anfing, hatte ich keine Ahnung, wohin mich das führen würde. Und es macht mir RIESEN Spaß im Wald eine "Technik-Schlacht" zu machen. Einfach das Ausprobieren, Hören, Verändern, Hören, wieder Verändern, Hören, ganz anderer Setup ...
Das ist ein Teil meiner Freizeit und macht mir Spaß.

Und hier kommt der andere Aspekt, der auch in dem Video angesprochen wird: Wenn es für Dich okay ist und es Dir Spaß macht ... What shalls?
Es kommt auf den eigenen Fokus an. Und wenn ich meine, dass man das Rauschen der Blätter mit einem OCT-3D Surround Setup mit 11 Mikros einfach besser aufnehmen kann als in Stereo? - Genau!

Ich mache das aus dem ganz profanen Grund, dass es mir Spaß macht, ich ein paar schöne Stunden habe und mich freue, wenn ich die Aufnahmen in meinem Studio weiterverarbeite und damit kreativ herumspiele oder versuche eine Idee umzusetzen.
Jetzt, wo es bald "nur" noch 10 Jahre bis zur Rente sind und ich auf die Gegengerade des Lebens einbiege, bekommen solche Momente einfach noch mehr Bedeutung. Im letzten Jahr hatte ich sehr, sehr, sehr wenige solche Momente und "die Anderen" waren massiv in der Überzahl.

Als ich im Wald stand und meine Aufnahmen machte, hatte ich einen dieser raren, schönen Momente. Ich war glücklich wie in einem Traum. Es gibt nur noch sehr wenige Momente, wo ich noch glücklicher bin. Einer davon ist eine 2 x 300.000 Watt Anlage vor mir zu haben, ein großes (analoges) Pult und eine Band, die amtlichen Input liefert. Wenn dann das Saallicht ausgeht, die Band ihre Positionen einnimmt, der Drummer vier vorzählt und auf die nächste "1" dieser Tsunami aus Sound auf mich zu rollt, dann, dann könnte rund um mich herum die Welt untergehen. Egal.

Die Momente bei den Aufnahmen kommen nicht daran heran, aber sie gehen in dieselb Richtung und sind wesentlich leichter und gesundheitschonender zu erzeugen.
Wenn ich mal die Gewichte der Anlage und meinem Handkarren vergleiche, dann ist das nicht mal der Rundungsfehler der Fehlerrechnung.

Und wenn ich dann im Studio die "Referenz-Stereo-Aufnahme" mit der 3OA vergleiche und mich sofort wieder wie im Wald fühle, dann ist klar, warum ich diesen deutlich höheren Aufwand treibe.

Doch ein Teil des Videos hat mich auf die Idee gebracht, einfach mal einen Tag lang nur Stereo-Aufnahmen zu machen und damit ein Musik-Stück zu machen oder einfach eine Klangcollage. Einfach mal laufen lassen und hören was passiert.

Und da ich bald wieder einen Schritt in Richtung "alter, weiser (naja, vielleicht nase-weis) Mann" mache, möchte ich folgenden Gedanken mit Euch teilen:
Sound ist überall! Man kann so viele Dinge entdecken, neue Hörerfahrungen machen und immer Neues lernen. Wenn ich mir die Mühe gemacht hätte, in jedem Hotelzimmer, in dem ich übernachtet habe, ein bißchen "Room-Tone" aufzunehmen, wäre das jetzt eine stolze Sammlung.
Und das bedaure ich ein bißchen, nehme es aber auch zum Anlass das ab jetzt besser zu machen.
Außerdem werde ich mich auch mehr trauen um eine Aufnahme-Genehmigung zu bitten. Die Aktion mit der Faltklappentafel im Terminal 1 des Frankfurter Flughafens hat mich weiter gebracht. Da soll die DB doch ihre Sicherheitsbedenken ausleben - Viel Spaß! :)
Ich nehme halt andere Dinge auf. Ein Bahnhof ist zwar eine interessante und sehr dynamisch Atmo, aber es geht auch anders. Dafür brauche ich keine Genehmigung, wenn ich mich an den Rand einer öffentlichen Straße stelle und vorbeifahrende Züge aufnehme.

Ich will Euch nicht sagen, was Ihr zu tun und/oder zu lassen habt. Meine Aussage ist, dass man versuchen sollte seine Vorstellungen umzusetzen. NIEMALS auf Kosten oder zum Schaden anderer, aber es ist so erfüllend und befriedigend, wenn man z.B.: eine Aufnahme des IBM Quantencomputers im Kasten hat, die Faltklappentafel in FRA aufnimmt oder den Gesang des Grünspechts die ganze Nacht durch, bis ihn dann die anderen Vögel begleiten, kurz bevor die Sonne aufgeht.

Man kann mit dem Equipment anfangen, das man hat. Natürlich klingt das mit Schoeps Mikrofonen und anderem hoch professionellem Gerümpel noch besser, noch authentischer. Aber für den Preis, den ich da auf dem Sheet stehen habe, bekäme ich nicht mal 25 "Schoepse" und keine Kabel, keine Stative, keine Windschutze ...
Sprich, ich könnte nur indoor mit geliehenen sonstigem Gerümpel arbeiten. Das ist möglich, aber stressig.

Da habe ich doch lieber all mein Gerümpel, hole es aus dem Regal, wenn ich Zeit und Muße habe und habe eine schöne Zeit, mit dem zweitbesten Gerümpel of all times. :)
 

knilch

Hä? Was heißt das?
Außerdem werde ich mich auch mehr trauen um eine Aufnahme-Genehmigung zu bitten. Die Aktion mit der Faltklappentafel im Terminal 1 des Frankfurter Flughafens hat mich weiter gebracht. Da soll die DB doch ihre Sicherheitsbedenken ausleben - Viel Spaß! :)
Ich nehme halt andere Dinge auf. Ein Bahnhof ist zwar eine interessante und sehr dynamisch Atmo, aber es geht auch anders. Dafür brauche ich keine Genehmigung, wenn ich mich an den Rand einer öffentlichen Straße stelle und vorbeifahrende Züge aufnehme.

Das gilt allgemein für uns alle. Fragt nach! Schreibt eine Mail, ruft an, meistens wird euch geholfen. Erst recht, wenn es nicht-kommerzielle Projekte sind. Ich habe für meine Hörtouren im Stadtteil so viele Leute schon angefragt, ob ich etwas nutzen darf oder ob mir jemand helfen kann und das Feedback ist zu 95% positiv. Badesalz hat mir ein kurzes Gedicht aufgenommen. Rolf Zuckowski hat mich persönlich zurückgerufen um zu erfahren, um was es genau geht und wir haben das alles auf dem kurzen Weg am Telefon geklärt. Geraldino (Kinderliedermusiker) hat auf meine Anfrage, ob ich zwei bestimmte Lieder benutzen darf, noch 10 andere Lieder von seinen CDs hinterher geschickt.
Die 5% negativen Antworten waren dann auch alle irgendwelche Rechtssachen, die sie nicht selbst klären konnten, obwohl sie es gern unterstützt hätten.

Sprecht mit so vielen Menschen über eure Projekte wie möglich. Super häufig kommen Anmerkungen, an die man vorher nicht gedacht hat, andere bieten auch Hilfe an oder haben einen Tipp, wer vielleicht helfen kann. Im schlimmsten Fall habt ihr ein wenig Werbung gemacht und nichts zurückbekommen, so what.
 
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