Hallo Naida!
Wow! Was für ein großartiges Projekt.
Ob Du nun nur Steinwolle oder einen Materialmix mit Glaswolle machst, hat keinen hörbaren Einfluß.
Es geht darum die Schallenergie in Wärme (sprich Reibung) zu verwandeln, damit es ruhig wird in der Kabine. Ob Du es mit Stein- oder Glaswolle machst, spielt keine entscheidende Rolle, entscheidend ist der Schalldämmwert.
Deine Konsturktion sieht gut aus. Doch lass mich Deine Aufmerksamkeit noch auf ein paar weitere Punkte lenken:
Schall kommt überall durch, deswegen ist es notwendig, daß Du Deine Kabine möglichst gut vom Fußboden isolierst.
Dazu würde ich die Konstruktion auf Gummimatten (etwa die von Dir vorgeschlagene) Stücke stellen. Je nach Gewicht ist es erforderlich unter die gesamte Konstruktion Gummimatten zu legen. Besser ist es so wenig wie möglich zu verwenden! Je weniger Berührung mit dem Boden um so besser!
Dann solltest Du UNBEDINGT darauf achten, daß die Konstruktion von dem Kabinenboden entkoppelt ist. Sprich der Boden in Deiner Kabine darf die Wände
NICHT berühren.
Den Kabinenboden würde ich wie folgt aufbauen: Zimmerboden -
Trittschalldämmmatte
-
OSB Platte - Teppich, besser zwei Lagen.
Den Schlitz zwischen Kabinenboden und Konstruktion würde ich mit den Resten der Steinwolle stopfen und den Teppich knapp überlappen lassen wegen der Optik, aber bloß nicht die Wand berühren!
Ich würde zunächst mal mit zwei Lagen Trittschalldämmmmatten starten. Dazu folgendes Experiment: Trittschalldämmmatte -> OSB Platte und darauf stellst Du Dein Mikrofonstativ mit Mikrofon (Trittschallfilter auf "AUS"!).
Jetzt lauscht Du mal, ob Du noch tieffrequente Signal hören bzw. in der DAW sehen kannst. Ist das nicht der Fall, ist es genug Dämpfung, wenn nicht noch mal eine Schicht drauf und wieder lauschen...
Die Dämpfungswerte addieren sich nicht linear. Also wenn Du eine Dämpfungsmatte mit 20 dB hast und legst eine zweite drauf, wird das nicht 40 dB Dämpfung bringen, sondern "nur" 23 dB. Das liegt daran, daß diese Werte logarithmisch sind und nicht linear

Zur leichtern Verwendung
HIER ein entsprechender Rechner.
Außerdem wird das mit mehreren Lagen Dämpfung irgendwann rutschig, also lieber gleich einmal ein Material mit hohem dB Wert und dann sollte es passen.
Oder alles komplett mit "Deiner" Gummimatte auslegen, OSB Platten, Trittschalldämpfung, OSB Platten und darauf ein dicker Teppich. Die Platten mit möglichst wenig Schrauben gegen ein Verrutschen sichern. (3 Stück pro Platte sollten genügen)
Als Konstruktionsmaterial würde ich die sog Trockenbauprofile nehmen: Sie sind leichter und halten die Dämpfungsmatten besser in Position. Außerdem kann man sie vor Ort ohne großen Staub und Dreck auf Länge schneiden bzw. sägen. Dazu gibt es passende Schrauben und die Konstruktion geht schnell voran. Zur Montage würde ich die jeweiligen Elemente auf den Boden legen, montieren und dann erst in die Senkrechte bringen. Das macht es wesentlich einfacher.
Lediglich für die Tür und das Fenster würde ich auf stabile Holzbalken setzen. Die mechanische Belastbarkeit ist einfacher besser.
An Deiner Stelle würde ich mir mal Schalldämmtüren ansehen und das Prinzip nachbauen. Dazu sind zwei "Ringe" von Gummidichtungen von Vorteil. Das ist ein bißchen schwieriger zu bauen, aber zahlt sich in noch mehr Ruhe aus!
Zur Not kann man auch zwei preiswerte Türen nehmen, wobei eine nach außen und die andere nach innen aufgeht. Dann die Türen an den sich zugewandten Seiten mit Steinwolle und darüber gespannten Stoff nochmals dämpfen.
Doch die Gummidichtungen sind das Wichtigste. Sie MÜSSEN den Papiertest bestehen. Das Türblatt sollte so fest auf die Gummidichtung drücken, daß man ein dazwischen eingeklemmtes Blatt A4 Papier nicht oder zumindest nur sehr schwer herausziehen kann. Dann ist es wirklich dicht!!!!
Doch jetzt Obacht! Der Kabinenboden liegt ja auf Deinem Fußboden. Das bedeutet, er ist ein Stückchen höher!!! Das ist eine beliebte Stolperkante und sollte auch bei der Konstruktion entsprechend berücksichtgt werden. Besonders wenn Du zwei Türen einsetzt. Dann muß die innere Tür entsprechend kürzer sein !!!
Außerdem würde ich noch ein Fenster vorsehen, denn sonst bekommst Du auf die Dauer Probleme mit Deiner "biologischen inneren Uhr". Es steigert das Wohlbefinden enorm und ist akustisch nicht sooooo schlimm.
Das Fenster sollte aus mindestens zwei Scheiben bestehen, die NICHT parllel zu einander, sondern im ganz leichten Winkel stehen. 5-10° sind hier viel wert. Ideal wäre es, wenn die Scheiben von unterschiedlicher Stärke sind und die Dicken der Scheiben "Teilerfremd" sind. Also etwa 3 und 5 Millimeter. Wenn Du drei Scheiben einsetzt dann 3, 5 und 7 Millimeter. (Beispiel)
Wichtig ist, daß ALLE Scheiben in einem unterschiedlichen Winkel zueinander stehen, einen kleinen Abstand haben (~ 1cm) und sich NICHT berühren.
Beim Schreiner kann man sich in die "Fensterrahmen" (=Balken) für die Scheiben sog. "Nuten" fräsen lassen. Dann wird es stabil und sieht auch noch gut aus.

Für ein Trinkgeld sind die meistens sehr kooperativ.
Eine dünne Gummi- oder Schaumstoffisolierung zwischen Scheiben und Fensterrahmen unterstützen das Ganze, sind aber nicht zwingend erforderlich.
Was bei solchen DIY-Vorhaben schnell übersehen wird, ist die Frischluftzufuhr !!!!
Der Mensch atmet pro Tag zwischen 10.000 und 20.000 Litern Luft und die Atemluft enthält Feuchtigkeit. Das dauert zwar ein paar Monate, aber irgendwann kann es in der Kabine beginnen muffig zu riechen! Das bekommt man dann nicht immer wieder raus!!!!
Außerdem wird es in so einer Kabine schnell mal stickig, wenn man länger darin ist und das ist unangenehm.
Bei der Konstruktion würde ich mindestens zwei Luftzufuhren einplanen. Da gibt es diese Installationsrohre im Baumarkt. Ich persönlich würde hier einen Durchmesser von
mindestens 100mm vorsehen. Mehr Durchmesser bedeutet mehr Luft!

Diese dann geschickt mit einer "Kiste" umbauen, die nach unten eine Öffnung hat und von innen auch mit Steinwolle gedämpft ist.
Idealerweise liegen die Lüftungsöffnungen sich diagonal in je einer Ecke gegenüber. Dabei würde ich eine möglichst in Bodennähe und die gegenüberliegende möglichst weit oben machen.
Warum? Dann kannst Du lautlosen und permanenten Luftaustausch mittels "
Konvektion" nutzen. Kältere Luft wird an dem unteren Lufteinlaß anzogen und die durch Dich, das Licht, eventuell Computer und sonstige Geräte erzeugte Wärme, erwärmt die Luft und die entweicht dann durch die obere Lüftung. Das geht absolut geräuschlos, weil sich die Luftmassen sehr langsam, aber dafür stetig bewegen.
Wenn Du die Kabine nicht benutzt würde ich außerdem dafür sorgen, daß die Tür NICHT zufallen und so ein möglichst großer Luftaustausch stattfinden kann, sprich die Feuchtigkeit verdunstet.
Die Sprechposition würde ich so wählen, daß Du in eine Raumecke gerichtet sprichst und das Fenster auf einer Seite von Dir ist. Beim Sprechen in die Ecke würde ich vorschlagen, daß die eine Wand näher an Dir dran ist als die andere. Ein paar Zentiermeter zu einer Seite reicht völlig!
Innenausbau:
Von außen würde ich Deine Kabine mit zwei Lagen Rigips beplanken. Dabei darauf achten, daß sich die Spalte zwischen den Platten nicht (oder zumindest möglichst wenig) überlappen. (Man kann, muß aber nicht die Ritzen der ersten Lage mit Gips ausfüllen.)
Von innen würde ich auch zwei Lagen Rigips vorsehen. Dadurch bekommst Du nicht nur mehr mechanische Stabilität, sondern auch mehr Masse, die Schallenergie vernichten kann.
Unbedingt darauf achten, daß die äußeren Rigipsplatten den Fußboden bzw. Zimmerdecke NICHT berühren. Einfach bei der Montage eine dünne Leiste oder Tageszeitung unterlegen und wenn alles angeschraubt ist, diese Leiste wegziehen, fertig

Ein paar Millimeter Abstand zum Boden sind völlig ausreichend!!!
Auch innen sollten die Rigipsplatten weder die Rigipsplatten an der Decke noch die Bodenkonstruktion berühren. Bei den jeweils äußeren Rigipsplatten auf jeden Fall die Ritze
sorgfältig verspachteln!
Dann kannst Du die Rigipsplatten tapezieren oder streichen. Vorab Tiefengrund darauf streichen, denn Rigips saugt sehr schnell viel Wasser auf und dann sieht das hinterher nicht schön aus, da die Farbe ungleichmäßig trocknet und der Kleister eventuell schon trocken ist, bevor Du die Tapete aufkleben kannst.
Optisch würde ich von innen Vorhänge oder besser Basotec bzw. Noppen-Schaumstoff vorsehen, denn glatte Wände reflektieren den Schall recht gut und das wollen wir NICHT!!! Ich persönlich würde helle Farben wählen, denn dunkle Kabinen wirken kleiner.
Frau muß nicht die gesamten Wände mit Schaumstoff bekleben, aber der Großteil der Fläche sollte es schon sein. Ganz wichtig ist, daß auch die Decke (hier reicht je eine Lage Rigips innen und außen) von innen mit Schaumstoff beklebt wird, sonst reflektiert der Schall daran und das klingt nicht gut. Wenn Du optimale Ergenisse erzielen möchtest, dann tackert frau die Schaumstoffelemente auf schmale Dachlatten, die einfach auf die Rigipswand geschraubt wurden. Dadurch ist noch mal eine Extraschicht Luft zwischen Schaumstoff und reflektierender Rigipswand. Dadurch verliert der Schall noch mehr Energie, sprich es wird noch ruhiger. Doch es bedeutet auch Mehraufwand an Material und Bauzeit!
Dann noch ein paar Worte zur Technik:
Ich würde
ALLES was nicht unbedingt notwendig ist aus der Kabine verbannen.
Also besonders den Rechner/Laptop nach draußen stellen. In der Kabine "nur" Mikrofon, Pop-Schutz, Pult für Texte, Getränkeflasche, Maus und Tastatur. That's it.
Maus und Tastatur über einen sog USB-Hub zusammenführen und diesen mit einem USB Verlängerungskabel an den Rechner anschließen. Jetzt ist Ruhe im Karton, selbst wenn mal ein Lüfter angehen sollte!!
Den Monitor kannst sogar Du vor die Scheibe stellen, zur Not auch in die Kabine. Auch ein Monitor kann Schall reflektieren und Reflektionen von Schall sind .... NIX GUDD!
An Beleuchtung würde ich LED-Lampen vorsehen und da lohnt es sich vor dem Kauf mal das Ohr in die Nähe der LED-Leuchtmittel zu halten. Manche summen leise. Die lassen wir beim Händler und suchen nach "lautlosen" LED-Lampen. Denn in der Ruhe Deiner Kabine wirst Du das sonst hören und auf den Aufnahmen auch!!!!! Also Ohren auf beim Lampenkauf

LEDs, die Farbwechsel ermöglichen, können dazu beitragen, daß frau sich besser in eine Situation hineinfühlen kann. Also, wenn es noch ins Budget passt: farbige LEDs
Kleiner Tipp: Manchmal bieten Mitmenschen Teppichreste bei Ih-Bäh Kleinanzeigen an. Die kann man nehmen und als "Unterteppich" verwenden. Das spart Kosten!
Dann noch eine kleine Anmerkung zum Thema Sicherheit:
Ein kleiner Feuerlöscher sollte in
jeder SprecherInnen-Kabine stehen und den sollte frau auch regelmäßig warten lassen. Meiner damaligen Band und mir hat so kleiner Feuerlöscher in einem brennenden Proberaum mal das Leben gerettet und seitdem ist so etwas bei mir immer vorhanden.
Außerdem UNBEDINGT darauf achten, daß Du die Kabinentür auch aufmachen kannst, wenn das Türschloß mal defekt sein sollte. Das ist mal beim WDR passiert und die Studiotür mußte mit massiver Gewalt und schwerem Gerät der Feuerwehr aufgebrochen werden!!!
Bedenke: Du hörst in der Kabine denn Schall von außen nicht. ABER auch umgekehrt!
Wenn Du darin aus Leibeskräften um Hilfe schreist, hört Dich draußen
N I E M A N D !!! und schon gar nicht außerhalb Deiner Wohnung!
Geschockt? - Keine Sorge!

Das liest sich alles viel, viel schlimmer als es in Wirklichkeit ist.
Aber Schall ist halt heimtückisch, aber wenn frau sorgfältig auf die Details achtet, dann wird das alles gut und draußen können die Fahrzeuge vor dem Haus sogar ein Hupkonzert veranstalten und Du wirst es von Deinen genervten Nachbarn nur erzählt bekommen.
Viele Grüße
Thorsten
P.S.: Es wäre PHANTASTISCH, wenn Du den Bau Deiner Kabine mit Photos dokumentieren könntest. Es gibt sicherlich viele Mitglieder hier, die dasselbe Problem lösen müssen. Eine Bauteile-Liste ist sicherlich auch eine große Hilfe.
