• Blut-Tetralogie   Dark Space

Andrea

Autorin, Sprecherin
Sprechprobe
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Hallo!!!

Das mit dem Kinderhörspiel-Skriptwettbewerb ist echte Folter für mich :rolleyes: - weil ich mich so zusammenreißen muss, um mich auf meine Doktorarbeit zu konzentrieren, die ich Ende August abgegeben soll, und nicht anfange was zu schreiben...

Deshalb habe ich beschlossen, dass ich euch eine Kinderkurzgeschichte von mir vorstelle. Vielleicht hat jemand Lust sie zu lesen. Und an einem Wettbewerb nehme ich dann das nächste Mal teil...

sonnige Grüße

Andrea

Und hier meine Geschichte:

Das mondliebende Moosmännchen
Andrea Bannert

Wir befinden uns auf der Lichtung der tausend Schatten in einem großen Wald, der so alt ist, dass sogar der Wald selbst seinen Namen vergessen hat. Sie ist von riesigen Bäumen umgeben, deren Äste weit in die Lichtung hinein ragen, sodass der Himmel am Rand nur wie durch ein Netz zu erkennen ist. Man müsste sich schon sehr lange auf die Lauer legen, um einen Blick auf das Moosmännchen zu erhaschen. Da aber noch niemals ein Mensch die Lichtung der tausend Schatten betreten hat, wird auch niemand das Moosmännchen je zu Gesicht bekommen. Dennoch möchte ich euch etwas über dieses kleine seltsame Wesen erzählen. Woher ich meine Informationen habe? Das muss allerdings ein Geheimnis bleiben.

Wenn die Nacht ihren Schatten auf die Lichtung geworfen hat und man genau hinsehen würde, könnte man es vielleicht sehen: das mondliebende Moosmännchen. Zwischen den kleinen Moospflänzchen taucht es auf und betrachtet den Mond. Es ist nur etwa zwei Zentimeter groß, hätte also auch ohne weiteres auf einer Kinderhand Platz. Es besitzt grünes Wuschelhaar und eine fahl grünliche Haut. Mit großen, langen Schritten, dabei wild mit den Armen schwingend, hüpft das Moosmännchen über die Lichtung. Dabei sieht es angestrengt nach oben. So, dass es ein Wunder ist, dass es nicht über die Wurzeln der Bäume fällt. Aber es kennt seinen Weg ganz genau. Zufrieden ist es erst, wenn es die Mitte der Lichtung der tausend Schatten erreicht hat. Dort, wo keiner der Äste seinen Blick auf den nachtschwarzen Himmel stören kann. Lächelnd lässt es sich dann rücklings auf den Boden fallen, verschränkt die Hände hinter dem Kopf und starrt die leuchtende Kugel des Mondes an. Nur ganz dunkel kann es sich noch daran erinnern, wie es war, bei Tag wach zu sein. Immer wenn es auf den Vollmond zuging, war es ihm so sonderlich zumute, dass es die ganze Nacht den Mond betrachten musste. Die Zeit bis zum nächsten Vollmond kam dem mondliebenden Moosmännchen dann so furchtbar lange vor, dass es eines Tages beschlossen hatte nur noch nachts aufzustehen. So konnte es zusehen, wie der Mond sich vom Vollmond langsam wieder zu einer dünnen Sichel verwandelte. Diese Zeit machte das Moosmännchen immer sehr traurig. Umso mehr freute es sich, wenn der Mond Nacht für Nacht immer rundlicher wurde, bis er wieder seine volle Größe erreicht hatte. So kam es eines Nachts, als das mondliebende Moosmännchen die Mitte der Lichtung der tausend Schatten erreicht hatte, dass es in seiner Ruhe gestört wurde. Es hatte sich gerade in den Anblick des Mondes verzückt, als es hinter sich ein leises Atmen hörte. Zuerst wollte es sich gar nicht umdrehen. Denn nichts konnte so wichtig sein, dass es sich lohnte, den Blick dafür von seinem geliebten Mond abzuwenden. Aber als das Atmen so nahe in seinem Nacken war, dass das Moosmännchen dessen Wärme spüren konnte, beschloss es schließlich doch nachzusehen, wer da hinter ihm stand. So wand es seinen Blick vom Mond ab. Nur für einen klitzekleinen Augenblick natürlich. Das Wesen hinter ihm war nicht viel größer als das Moosmännchen selbst. Jedoch schwebte es dicht über seinem Kopf in der Luft. Es schien die Farbe des Mondes zu haben. Und seine Flügel waren so zart, dass das mondliebende Moosmännchen diese zuerst gar nicht erkennen konnte.
„Wer bist du?“, fragte das mondliebende Moosmännchen verwirrt. Denn es war des Nachts noch niemals zuvor einem solchen Wesen auf der Lichtung begegnet.
„Ich bin die Mondfee“, antwortete das fremde Wesen.
„Die Mondfee also“, wiederholte das mondliebende Moosmännchen.
„Und was machst du hier?“, wollte es von der seltsamen Fee wissen.
„Ich bin auf der Suche nach dem mondliebenden Moosmännchen“, antwortete diese.
„Aber das bin doch ich“, erwiderte das Moosmännchen.
„Das weiß ich“, sagte die Mondfee und lächelte.
„Du musst wissen, es gibt nicht viele, die Nacht für Nacht nur den Mond ansehen und dabei leise weinen, wenn er abnimmt und sich so freuen, wenn er wieder zunimmt. Warum tust du das?“
„Ich weiß es nicht“, gab das mondliebende Moosmännchen zu und richtete seinen Blick wieder auf den Mond.
„Dann solltest du schnellstens eine Antwort finden“, sagte die Mondfee und bevor das mondliebende Moosmännchen ihr etwas nachrufen konnte, war sie auch schon verschwunden.
Das Moosmännchen trank im Morgengrauen noch vom Tau auf den Moospflänzchen und verschwand dann in seinem unterirdischen Versteck, um zu schlafen. Aber es gelang ihm nicht. Es wälzte sich von einer Seite auf die andere, konnte jedoch keine Ruhe finden. Schließlich sprang es einfach auf und kletterte aus seiner Höhle. Zuerst musste es die Augen schließen, denn es war das helle Licht der Sonne gar nicht mehr gewohnt. Wie anders die Lichtung der tausend Schatten aussah, wenn man sie bei Tag betrachtete. Das mondliebende Moosmännchen war begeistert von den vielen Farben, die es einfach vergessen hatte. Etwas unsicher sah es sich um. Es suchte nach irgendjemandem, der ihm helfen konnte, eine Antwort auf die Frage der Mondfee zu finden. Sein ganzes Leben, das glaubte es jedenfalls, hatte es sich nur auf der Lichtung aufgehalten, aber niemals zuvor hatte es einen Fuß in den furchterregenden Wald gesetzt. Das Moosmännchen hüpfte über das Moos, so wie es dies immer tat, aber als es nahe am Waldrand stand, wurde es auf einmal sehr langsam.
„Hallo?“, rief es leise in die Dunkelheit des Waldes. Aber es bekam keine Antwort.
„Du solltest dich an die alte Bruhnmin wenden.“
Erschrocken blickte das mondliebende Moosmännchen nach oben. Denn aus dieser Richtung war die fremde Stimme gekommen. Zuerst konnte es niemanden erkennen und dann sah es für einen Augenblick zwei leuchtende orange Augen aufblitzen.
„Wer bist du?“, fragte das mondliebende Moosmännchen.
„Ich bin die Eule des Waldes“, antwortete die Stimme.
„Dann bist du sicher sehr weise“, begann das mondliebende Moosmännchen. „Kannst nicht du mir helfen eine Antwort auf meine Frage zu finden?“. Das mondliebende Moosmännchen bekam keine Antwort. Wahrscheinlich war die Eule des Waldes eingeschlafen. So machte es sich auf den Weg, um die Spinne Bruhnmin zu finden. Es dauerte den ganzen Tag, bis das Moosmännchen am Rande der Lichtung ein riesengroßes Netz zwischen zwei mächtigen Buchen entdeckt hatte. Dies musste der Ort sein, an dem die Spinne Bruhnmin wohnte. Den Kopf weit in den Nacken gelegt, blickte das Moosmännchen nach oben. Wie sollte es nur jemals dort hinauf gelangen? Es versuchte an der Rinde des Baumes hinaufzuklettern, aber dies war so mühsam, dass es schließlich erschöpft aufgab. Da kam ihm die Idee einfach nach Bruhnmin zu rufen. Das kleine Moosmännchen stellte sich auf seine Zehenspitzen und schrie aus Leibeskräften durch ein zusammengerolltes Buchenblatt.
„Hallo, Spinne Bruhnmin! Hallo, hier ist das mondliebende Moosmännchen, das unbedingt mit dir sprechen muss!“
Für lange Zeit geschah nichts, doch dann konnte das Moosmännchen sehen, wie sich ein großer, dunkler Fleck vom oberen Rand des Netzes her nach unten bewegte. Auf einmal erkannte es eine mächtige schwarze Spinne, mit einem gelben Kreuz auf dem Rücken. Die Augen der Spinne leuchteten und ihre Stimme klang tief.
„Hallo Moosmännchen. Ich habe dich schon seit sehr langer Zeit hier erwartet. Ich bin wirklich verwundert, dass du erst nach so vielen Jahren bei mir auftauchst, um eine Antwort auf deine Frage zu finden.“
Es war schon ein bisschen dämmrig geworden. Wenn man zum Himmel blickte, konnte man neben der Sonne ganz schwach einen weißen Mond erkennen. Auf einmal schwebte neben dem Moosmännchen ein dünner glänzender Faden nach unten, bis er direkt neben dem Moosmännchen zum Stillstand kam.
„Halte dich einfach daran fest“, ertönte Bruhnmins Stimme von oben. Und wenig später befand sich das mondliebende Moosmännchen direkt neben der Spinne in deren Netz.
„Siehst du den Mond?“, fragte Bruhnmin. Das Moosmännchen, das sich etwas unbehaglich fühlte, weil es wie eine Beute im großen Netz der Spinne festklebte, nickte.
„Er kommt und geht. So wie alles Leben auf der Erde kommt und geht. Vor vielen Jahren, als ich hier in meinem Netz saß, fiel ein kleines, bleiches Männchen vom Himmel. Es irrte für eine ganze Zeit am Tage hin und her und ich habe mich immer gefragt, was es suchte. Bis es jeden Tag unter der Erde verschwand, um nur noch nachts hervor zu kriechen und den Mond anzustarren. Da war mir klar, dass es nicht mehr wusste, woher es gekommen war. Von da an ahnte ich, dass es irgendwann auf der Suche nach einer Antwort sein würde.“
Das mondliebende Moosmännchen runzelte nachdenklich die Stirn.
„Du meinst, ich habe einmal auf dem Mond gewohnt?“ Die Spinne nickte. Und da erinnerte es sich plötzlich wieder an sein Zuhause.
„Weißt du Bruhnmin“, begann es. „Eigentlich bin ich gar kein mondliebendes Moosmännchen. Eigentlich bin ich ein moosliebendes Mondmännchen“. Es verabschiedete sich von Bruhnmin und wurde von diesem Tag an auf der Lichtung der tausend Schatten nie wieder gesehen.
Das mondliebende Moosmännchen
Andrea Bannert

Wir befinden uns auf der Lichtung der tausend Schatten in einem großen Wald, der so alt ist, dass sogar der Wald selbst seinen Namen vergessen hat. Sie ist von riesigen Bäumen umgeben, deren Äste weit in die Lichtung hinein ragen, sodass der Himmel am Rand nur wie durch ein Netz zu erkennen ist. Man müsste sich schon sehr lange auf die Lauer legen, um einen Blick auf das Moosmännchen zu erhaschen. Da aber noch niemals ein Mensch die Lichtung der tausend Schatten betreten hat, wird auch niemand das Moosmännchen je zu Gesicht bekommen. Dennoch möchte ich euch etwas über dieses kleine seltsame Wesen erzählen. Woher ich meine Informationen habe? Das muss allerdings ein Geheimnis bleiben.

Wenn die Nacht ihren Schatten auf die Lichtung geworfen hat und man genau hinsehen würde, könnte man es vielleicht sehen: das mondliebende Moosmännchen. Zwischen den kleinen Moospflänzchen taucht es auf und betrachtet den Mond. Es ist nur etwa zwei Zentimeter groß, hätte also auch ohne weiteres auf einer Kinderhand Platz. Es besitzt grünes Wuschelhaar und eine fahl grünliche Haut. Mit großen, langen Schritten, dabei wild mit den Armen schwingend, hüpft das Moosmännchen über die Lichtung. Dabei sieht es angestrengt nach oben. So, dass es ein Wunder ist, dass es nicht über die Wurzeln der Bäume fällt. Aber es kennt seinen Weg ganz genau. Zufrieden ist es erst, wenn es die Mitte der Lichtung der tausend Schatten erreicht hat. Dort, wo keiner der Äste seinen Blick auf den nachtschwarzen Himmel stören kann. Lächelnd lässt es sich dann rücklings auf den Boden fallen, verschränkt die Hände hinter dem Kopf und starrt die leuchtende Kugel des Mondes an. Nur ganz dunkel kann es sich noch daran erinnern, wie es war, bei Tag wach zu sein. Immer wenn es auf den Vollmond zuging, war es ihm so sonderlich zumute, dass es die ganze Nacht den Mond betrachten musste. Die Zeit bis zum nächsten Vollmond kam dem mondliebenden Moosmännchen dann so furchtbar lange vor, dass es eines Tages beschlossen hatte nur noch nachts aufzustehen. So konnte es zusehen, wie der Mond sich vom Vollmond langsam wieder zu einer dünnen Sichel verwandelte. Diese Zeit machte das Moosmännchen immer sehr traurig. Umso mehr freute es sich, wenn der Mond Nacht für Nacht immer rundlicher wurde, bis er wieder seine volle Größe erreicht hatte. So kam es eines Nachts, als das mondliebende Moosmännchen die Mitte der Lichtung der tausend Schatten erreicht hatte, dass es in seiner Ruhe gestört wurde. Es hatte sich gerade in den Anblick des Mondes verzückt, als es hinter sich ein leises Atmen hörte. Zuerst wollte es sich gar nicht umdrehen. Denn nichts konnte so wichtig sein, dass es sich lohnte, den Blick dafür von seinem geliebten Mond abzuwenden. Aber als das Atmen so nahe in seinem Nacken war, dass das Moosmännchen dessen Wärme spüren konnte, beschloss es schließlich doch nachzusehen, wer da hinter ihm stand. So wand es seinen Blick vom Mond ab. Nur für einen klitzekleinen Augenblick natürlich. Das Wesen hinter ihm war nicht viel größer als das Moosmännchen selbst. Jedoch schwebte es dicht über seinem Kopf in der Luft. Es schien die Farbe des Mondes zu haben. Und seine Flügel waren so zart, dass das mondliebende Moosmännchen diese zuerst gar nicht erkennen konnte.
„Wer bist du?“, fragte das mondliebende Moosmännchen verwirrt. Denn es war des Nachts noch niemals zuvor einem solchen Wesen auf der Lichtung begegnet.
„Ich bin die Mondfee“, antwortete das fremde Wesen.
„Die Mondfee also“, wiederholte das mondliebende Moosmännchen.
„Und was machst du hier?“, wollte es von der seltsamen Fee wissen.
„Ich bin auf der Suche nach dem mondliebenden Moosmännchen“, antwortete diese.
„Aber das bin doch ich“, erwiderte das Moosmännchen.
„Das weiß ich“, sagte die Mondfee und lächelte.
„Du musst wissen, es gibt nicht viele, die Nacht für Nacht nur den Mond ansehen und dabei leise weinen, wenn er abnimmt und sich so freuen, wenn er wieder zunimmt. Warum tust du das?“
„Ich weiß es nicht“, gab das mondliebende Moosmännchen zu und richtete seinen Blick wieder auf den Mond.
„Dann solltest du schnellstens eine Antwort finden“, sagte die Mondfee und bevor das mondliebende Moosmännchen ihr etwas nachrufen konnte, war sie auch schon verschwunden.
Das Moosmännchen trank im Morgengrauen noch vom Tau auf den Moospflänzchen und verschwand dann in seinem unterirdischen Versteck, um zu schlafen. Aber es gelang ihm nicht. Es wälzte sich von einer Seite auf die andere, konnte jedoch keine Ruhe finden. Schließlich sprang es einfach auf und kletterte aus seiner Höhle. Zuerst musste es die Augen schließen, denn es war das helle Licht der Sonne gar nicht mehr gewohnt. Wie anders die Lichtung der tausend Schatten aussah, wenn man sie bei Tag betrachtete. Das mondliebende Moosmännchen war begeistert von den vielen Farben, die es einfach vergessen hatte. Etwas unsicher sah es sich um. Es suchte nach irgendjemandem, der ihm helfen konnte, eine Antwort auf die Frage der Mondfee zu finden. Sein ganzes Leben, das glaubte es jedenfalls, hatte es sich nur auf der Lichtung aufgehalten, aber niemals zuvor hatte es einen Fuß in den furchterregenden Wald gesetzt. Das Moosmännchen hüpfte über das Moos, so wie es dies immer tat, aber als es nahe am Waldrand stand, wurde es auf einmal sehr langsam.
„Hallo?“, rief es leise in die Dunkelheit des Waldes. Aber es bekam keine Antwort.
„Du solltest dich an die alte Bruhnmin wenden.“
Erschrocken blickte das mondliebende Moosmännchen nach oben. Denn aus dieser Richtung war die fremde Stimme gekommen. Zuerst konnte es niemanden erkennen und dann sah es für einen Augenblick zwei leuchtende orange Augen aufblitzen.
„Wer bist du?“, fragte das mondliebende Moosmännchen.
„Ich bin die Eule des Waldes“, antwortete die Stimme.
„Dann bist du sicher sehr weise“, begann das mondliebende Moosmännchen. „Kannst nicht du mir helfen eine Antwort auf meine Frage zu finden?“. Das mondliebende Moosmännchen bekam keine Antwort. Wahrscheinlich war die Eule des Waldes eingeschlafen. So machte es sich auf den Weg, um die Spinne Bruhnmin zu finden. Es dauerte den ganzen Tag, bis das Moosmännchen am Rande der Lichtung ein riesengroßes Netz zwischen zwei mächtigen Buchen entdeckt hatte. Dies musste der Ort sein, an dem die Spinne Bruhnmin wohnte. Den Kopf weit in den Nacken gelegt, blickte das Moosmännchen nach oben. Wie sollte es nur jemals dort hinauf gelangen? Es versuchte an der Rinde des Baumes hinaufzuklettern, aber dies war so mühsam, dass es schließlich erschöpft aufgab. Da kam ihm die Idee einfach nach Bruhnmin zu rufen. Das kleine Moosmännchen stellte sich auf seine Zehenspitzen und schrie aus Leibeskräften durch ein zusammengerolltes Buchenblatt.
„Hallo, Spinne Bruhnmin! Hallo, hier ist das mondliebende Moosmännchen, das unbedingt mit dir sprechen muss!“
Für lange Zeit geschah nichts, doch dann konnte das Moosmännchen sehen, wie sich ein großer, dunkler Fleck vom oberen Rand des Netzes her nach unten bewegte. Auf einmal erkannte es eine mächtige schwarze Spinne, mit einem gelben Kreuz auf dem Rücken. Die Augen der Spinne leuchteten und ihre Stimme klang tief.
„Hallo Moosmännchen. Ich habe dich schon seit sehr langer Zeit hier erwartet. Ich bin wirklich verwundert, dass du erst nach so vielen Jahren bei mir auftauchst, um eine Antwort auf deine Frage zu finden.“
Es war schon ein bisschen dämmrig geworden. Wenn man zum Himmel blickte, konnte man neben der Sonne ganz schwach einen weißen Mond erkennen. Auf einmal schwebte neben dem Moosmännchen ein dünner glänzender Faden nach unten, bis er direkt neben dem Moosmännchen zum Stillstand kam.
„Halte dich einfach daran fest“, ertönte Bruhnmins Stimme von oben. Und wenig später befand sich das mondliebende Moosmännchen direkt neben der Spinne in deren Netz.
„Siehst du den Mond?“, fragte Bruhnmin. Das Moosmännchen, das sich etwas unbehaglich fühlte, weil es wie eine Beute im großen Netz der Spinne festklebte, nickte.
„Er kommt und geht. So wie alles Leben auf der Erde kommt und geht. Vor vielen Jahren, als ich hier in meinem Netz saß, fiel ein kleines, bleiches Männchen vom Himmel. Es irrte für eine ganze Zeit am Tage hin und her und ich habe mich immer gefragt, was es suchte. Bis es jeden Tag unter der Erde verschwand, um nur noch nachts hervor zu kriechen und den Mond anzustarren. Da war mir klar, dass es nicht mehr wusste, woher es gekommen war. Von da an ahnte ich, dass es irgendwann auf der Suche nach einer Antwort sein würde.“
Das mondliebende Moosmännchen runzelte nachdenklich die Stirn.
„Du meinst, ich habe einmal auf dem Mond gewohnt?“ Die Spinne nickte. Und da erinnerte es sich plötzlich wieder an sein Zuhause.
„Weißt du Bruhnmin“, begann es. „Eigentlich bin ich gar kein mondliebendes Moosmännchen. Eigentlich bin ich ein moosliebendes Mondmännchen“. Es verabschiedete sich von Bruhnmin und wurde von diesem Tag an auf der Lichtung der tausend Schatten nie wieder gesehen.

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bb22

Mitglied
AW: Das mondliebende Moosmännchen

Hallo Andrea,
Eine sehr gefühlvolle Geschichte, die mich sehr berührt hat.
Fast schon mehr eine Fabel für Erwachsene, als eine Kindergeschichte.
2 Textliche Kleinigkeiten sind mir aufgefallen. Ich schicke sie dir per PM

LG
Bernhard
 
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