• Blut-Tetralogie   Dark Space

Tim Gössler

Musiker, Sprecher, Cutter
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Aufgrund eines aktuellen Threads, veröffentliche ich hier, im richtigen Bereich, nocheinmal eine Lesung von Robert Franks Text "Das Krankenbett". Im April habe ich das gemacht, ist also ein bisschen her. Trotzdem würde ich mich über Feedback von euch sehr freuen.

(Roberts Meinung und auch die von Phollux kenne ich schon, ich hatte es damals unter dem Text von Robert hochgeladen :) )


 
 

Mr_Kubi

Der auf den Bus wartet
Teammitglied
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AW: Das Krankenbett (von Robert Frank)

Zur Geschichte:
Böse Geschichte...eigentlich kann man nur vermuten was der Vater getan hat...und man vermutet das Schlimmste...Eigentlich wird alles der Phantasie des Hörer überlassen. Sehr gemein geschrieben.

Zur Lesung
Sehr gut gelesen und sehr gut gesprochen! Sehr gut mit dem Synthiesound in Szene gesetzt. Dadurch ist das Ganze sehr intensiv und man hört gebannt zu.

Das Einzige was ich mir anders gewünscht hätte ist das "Nie wieder" . Dieser Aufschrei der Tochter klingt für mich
1. etwas leiser als der Rest vom Text, vermutlich weil Du weiter weg gegangen bist vom Mikrofon und
2. klingt es nur ansatzweise wie ein Schrei und in der dargebotenen Form nicht ganz passend zu dem was man vermutet. Es ist also schauspielerisch weder Fisch noch Fleisch. Und das sage ich weil der Rest so verdammt gut rüberkam, das ich gebannt zugehört habe. Hier stockte ich aber kurz beim Zuhören.

Die Frage ist allerdings auch wäre ein Schrei hier sinnvoll? Vielleicht wäre ein leises gezischtes "Nie wieder!" noch intensiver gekommen. Immerhin schreit man nicht im Krankenhaus.

Aber das ist Jammern auf so hohem Niveau, das es schon fast nicht mehr erwähnenswert ist.

Mir hat die Lesung sehr gut gefallen. Ich freue mich auf Deine nächste Lesung. :)
 
G

Gelöschtes Mitglied 2142

AW: Das Krankenbett (von Robert Frank)

Nun ja, lieber Tim, was soll ich sagen, nach meiner Wahrnehmung, nach meinem Empfinden, eine exzellente Leistung.
Die Thematik, Gewalt, ist halt eine harte Nummer und mir auch hier wieder recht eingefahren.
Aber das sollte es ja wohl auch, berühren und nachdenklich machen,
und dies ist Robert mit seinem Text und Dir mit Deiner Lesung sehr wohl gelungen.
Vielen Dank dafür!
 

Watchman

Christian Loges
AW: Das Krankenbett (von Robert Frank)

Wow, ich hatte wirklich Gänsehaut. Wenn es zu Beginn um das Verhältnis zwischen der Tochter und dem Vater geht, könnte man vielleicht noch etwas mehr Wut in die Stimme legen, weil er sie all die Jahre nicht gut behandelt hat. Später ist die Wut in der Stimme da und das geht dann wirklich unter die Haut. Die Geschwindigkeit des Vortrags fand ich angemessen und die dezente Musik war gut eingesetzt.

Schöne Sache, dass Du die Lesung noch einmal hier eingestellt hast, denn ich kannte sie bislang nicht.
 

Thuda Dragon

Admin in Pension
Teammitglied
AW: Das Krankenbett (von Robert Frank)

Wundervolle Arbeit, gefällt mir sehr. Der Text gibt Dir viele Möglichkeiten zu spielen und ich finde die Steigerung der Wut persönlich recht treffend gewählt. Der Text berührt nicht nur durch den bewegenden Inhalt sondern auch durch die runde und glaubwürdige Interpretation.
 

Tim Gössler

Musiker, Sprecher, Cutter
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AW: Das Krankenbett (von Robert Frank)

Danke an euch für das konstruktive Feedback. Das macht wirklich Lust, noch mehr auszuprobieren. :)

Zu den Kritikpunkten:
@Kubi:
Tja, das mit dem Schrei ist ein Knackpunkt, über den ich mit Robert auch gesprochen hatte. Ursprünglich hatte ich den anders angelegt und habe ihn nochmal neu eingesprochen, weil Robert sagte, er hätte ihn gerne wütender und lauter. Ob ich das dann richtig umgesetzt habe, ist eine andere Frage. Es gibt einige Punkte, die ich jetzt auch anders lösen würde, dazu gehört auch der Schrei. Es ist eben ein immer andauernder Lernprozess. Aber vielen Dank, dass du dir über meine Interpretation solche Gedanken gemacht hast, solche Kritik nehme ich sehr gerne auf und denke darüber nach :)

@Watchman:
Ich hatte bei meiner Interpretation den Hintergedanken, dass man mehr oder weniger ahnungslos in den Text einsteigt und erst nach und nach als Hörer/Leser in die Gefühlswelt der Protagonistin eintaucht. Das entsprach meinem Gefühl beim ersten Lesen. Deswegen wählte ich den Einstieg eher zögerlich, um dann intensiver werden zu können.
 

Watchman

Christian Loges
AW: Das Krankenbett (von Robert Frank)

Ein interessanter Ansatz, den ich sehr gut nachvollziehen kann. So hatte ich die Sache bisher gar nicht betrachtet.

Da ich nun deine Herangehensweise kenne, kann ich nur bestätigen, dass dir die Umsetzung wirklich so gelungen ist, wie du sie geplant hattest. :thumbsup:
 

Atreya

Mitglied
AW: Das Krankenbett (von Robert Frank)

Ich hatte gerade auch echte Gänsehaut gehabt...wirklich unheimlich war das und bewegend! habe richtig mitgefühlt, es ist sehr gut gesprochen und durch die leichte Musikuntermalung und den Ausdruck in der Stimme kam die passende Atmo auf.
 

OldNick

Mitglied
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AW: Das Krankenbett (von Robert Frank)

Du hast das wunderbar gelesen, Tim. Sicherlich, über den Schrei kann man reden (Du sagst, Du würdest das jetzt anders machen), aber es ist auch bei Lesungen immer schwierig, die Balance zwischen dem Vorlesen und dem Hörspiel zu halten, sodaß es aus dem Kontext heraus nicht zu arg übertrieben wirkt.
Die Emotionen, die innere Unentschlossenheit, den Konflikt, eine totkranke Person vor sich zu haben, die einem so viel angetan hat, jetzt aber nur noch verletzlich, auf einen angewiesen ist, einen an das Band der Verwandtschaft fesselt, hast Du sehr gut zum Ausdruck gebracht.
Der Text an sich hat das ebenfalls ziemlich gut dargestellt. Das Schäbige an Vergewaltigungen ist allerdings auch, daß sie auf einer Schuldebene stattfinden - Mißbrauchte geben sich nicht selten lange Zeit selbst die Schuld an dem, was ihnen passiert ist. (Selbst bei Kindern, die "nur" häufig verprügelt werden, findet man ähnliche Probleme). Sodaß Betroffene des Öfteren in dieser konkreten Situation vor dem Problem stehen, daß die alten Konflikte wieder zurückkommen - kümmert man sich um den Angehörigen, der Hilfe benötigt, oder aber unterläßt man es? Wenn man es unterläßt, macht man sich dadurch nicht schuldig, versündigt man sich nicht an dem Menschen, mit dem man doch immerhin blutsverwandt ist?
Würde ich einen solchen Text schreiben, würde ich mich darauf fokussieren. Aber das ist keine Kritik, sondern nur eine ergänzende Anmerkung - für das was es ist, ist der Text großartig. Und beim Selbstlesen erscheinen mir die Emotionen deutlich, logisch und nachvollziehbar.
Die Musik verleiht dem Ganzen etwas Surreales. Das ist Geschmackssache. Der Effekt ist sicherlich nicht schlecht, auch bei diesem Thema - aber andererseits fühlte ich mich da etwas "nebenstehend".

Alles in allem: Wirklich sehr gelungen und man merkt, daß Dir die Vorlage sehr gefallen hat, Tim! :thumbsup:
 
G

Gelöschtes Mitglied 1722

AW: Das Krankenbett (von Robert Frank)

Lieber Tim, lieber Robert,

Glückwunsch Euch beiden: tolle Geschichte, toll gelesen, macht viel Spaß zuzuhören.

Zwei Mini-Kritikpunkte: Robert, Du hättest den einen oder anderen Satz kürzer halten können, an ein oder zwei Stellen ist es schwer, der Satzwindung zu folgen (Stichwort Schachtelsätze). Tim: ruhig mehr Mut zur Pause, das stelle ich auch bei mir selbst immer wieder fest. Hin und wieder ist eine Pause, die einem beim Einsprechen viel zu lang vorkommt, gerade richtig. Einfach um den Hörern, die die Geschichte zum ersten mal hören, die Chance zu geben mitzudenken, mitzufühlen, mitzufiebern.

Ist aber "jammern auf hohem Niveau" :)) und soll Eure tolle Leistung keinesfalls schmälern!

Liebe Grüße,
Tom


@ Roman: Schwer zu sagen, Tim. Ich hab´s noch einmal durchgehört und ich denke, es liegt tatsächlich in erster Linie an den teilweise verschachtelten Sätzen, weniger an Deiner Sprechtechnik. Beispielswiese an der Stelle "als sich plötzlich die Hand ihres Vaters mit einer Kraft und einer Schnelligkeit die nichts von ihrer früheren... undsoweiter..." - ich kanns jetzt aus dem Kopf nicht genau wörtlich wiedergeben. Da sind noch so ein, zwei Stellen wo es sich für mich (ist ja immer alles sehr subjektiv) so anhört als hättest Du am Satzanfang Anlauf genommen um ihn zu schaffen - sinnbildlich gesehen. Aber wie gesagt: Das meiste Hörempfinden ist ja nun mal subjektiv und ohne im Tausendstelbereich rum zu wühlen ist weder an dem Text noch an Deiner Interpretation irgendwas auszusetzen, ich find das schon sehr, sehr gut :)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Diabsi

Helmut Buschbeck
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AW: Das Krankenbett (von Robert Frank)

Der Inhalt der Geschichte (Text) ist immer wieder sehr aktuell. Leider sind solche Geschehnisse nicht selten. Der Betroffene hat in der Regel sehr lange damit zu tun, wenn es je vergessen werden kann.
Jedenfalls hat mir die Lesung gefallen. Gefühlmässig konnte ich mich in dem Geschehen am Krankenbett hineinversetzen und es entstanden auch Bilder, aus der Zeit davor. Das entstand durch eine sehr einfühlsame Leseart und der Einsatz von wirksamen Emotionen, welche durch sehr passende Musik unterstützt werden.
Ich neige dazu Charaktere durch entsprechende Stimmen zu besetzen. Also im konkreten Fall wäre es die Stimme der Tochter. Wir haben ja hier im Forum beste Voraussetzungen dafür. Beim lesen wird ja versucht, durch das anpassen der Stimme die verschiedenen Charaktere wirken zu lassen. Das so finde ich könnte durch geeignete Stimmen hervorrsagend erreicht werden.z.B. der Schrei, würde anders wirken, wenn er von einer weiblichen Stimme kommt.
Aber und das erscheint mir wesentlich zu schreiben. Die Lesung ist ein Beleg mehr dafür, dass du auch ein ausgezeichneter Sprecher bist. Ich wünschte mir da noch mehr.
 

Tim Gössler

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AW: Das Krankenbett (von Robert Frank)

@Atreya:
Schön, dass es dir gefallen hat :)

@Oldnick:
Danke für deine ausführliche Meinung. Ich finde es gut, dass du den Effekt des "Nebenstehens" durch die Musik ansprichst. Du hast Recht, der Text kommt so auf eine ganz andere Ebene, die es natürlich schwerer machen kann, einen Einstieg in die Gefühlswelt des Textes zu finden, sich in den Text zu begeben. Aber auch genau das Umgekehrte kann durch die Verwendung von Musik passieren, was bei mir der Fall war. Es ist ein Balanceakt, der mich sehr beschäftigt, du hast mich wieder mal zum darüber Nachdenken angeregt :)

@Tom Westerholt:
Danke für deine Kritik, ich habe mir den Text daraufhin noch einmal angehört, um bewusst auf die Länge und Häufigkeit der Pausen zu achten. Dabei fragte ich mich, welchen Stellen du etwas mehr Pause zugemutet hättest, ich tue mich da schwer, solche Stellen zu finden, weil ich, meiner Meinung nach, die Pausen schon oft mache, gegen Ende natürlich beim "Finale" etwas verkürzter und zum Schluss wieder verlängert.
Mich würde sehr interessieren, welche Stellen du meinst, wo du eine längere Pause gut finden würdest; nicht um dich hier bloßzustellen und meine Meinung und Interpretation als die eigentlich richtige darzustellen, sondern weil es mich wirklich interessiert!

Ich sehe selbst einiges an Verbesserungspotenzial in meiner Interpretation, ich bin sehr selbstkritisch. Deswegen habe ich nichts dagegen, wenn ihr etwas negatives verbunden mit konstruktiver Kritik hier reinschreibt oder auch gerne per PN, wenn ihr die "Öffentlichkeit" nicht mögt. Ich sehe das als Lernmöglichkeit an und danke euch Feedback-Gebern sehr für eure Meinung!
Demnächst werde ich etwas aktuelleres hier rein stellen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Dorle

Berlin
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AW: Das Krankenbett (von Robert Frank)

ist ja besonders interessant, weil janne den (gleichen?) text auch ausgestellt hat.
im vergleich holt sie mich direkt in ihre geschichte rein
aber ich finde euren effekt ebenfalls spannend und gelungen- und grade dann auch noch mit der musik, die einen vielleicht "noch mehr" danebenstellt- da es doch oft beschrieben wird, wie sehr opfer irgendwie neben sich stehen, die situation anders gar nicht ertragen könnten. wäre so gesehen ja fast spannend, den letzten satz dann doch von einer frau sprechen zu lassen...aber vielleicht auch zu viel.
auf jeden fall gefällt mir deine eindringliche mutige stimme zu dieser geschichte.
 

Tim Gössler

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AW: Das Krankenbett (von Robert Frank)

@ Dorle:
Es ist sogar der selbe Text ;). Den hat Robert Frank geschrieben.
Ja, solche Vergleiche finde ich auch immer recht spannend... allerdings bin ich im Moment so befangen von meiner Interpretation, dass ich quasi mich sprechen höre, wenn Janne vorliest... deswegen traue ich mir im Moment keine Wertung zu, auch wenn sie nicht schlecht ausfallen würde. Aber für feine Schattierungen bin ich im Moment gerade nicht sensibel... trotzdem danke für deine Kritik :) Ich werde nach einer kleinen Pause nochmal reinhören und vergleichen; auch unter den von dir genannten Aspekten.

Danke auch für das Kompliment, ich freue mich, dass du es als mutig empfindest, wie ich spreche... oder meintest du die Tatsache, dass ich männlich und keine Frau bin?
 

Dorle

Berlin
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AW: Das Krankenbett (von Robert Frank)

nein, ich finde es mutig, wie du sprichst.
ich breche sogar eher eine lanze dafür, dass jeder alles sprechen kann, trotz größtem verständnis, dass man sich manchmal auch einfach wohlfühlt in klischees.
 
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