• Blut-Tetralogie   Dark Space

Poldi

Mitglied
Dark Mysteries – 17. Nicht öffnen!

dm-17.jpg


Für Jenna und Noelle sollte es ein gemütliches Wochenende werden, sturmfrei im großen Anwesen von Jennas Vater – jedenfalls bis auf ihre kranke Tante, die ihre Räume im Obergeschoss aber nicht verlässt. Horrorfilme, Pizza, Popcorn, alles steht bereit. Doch dann sieht Noelle vor dem Fenster ein unheimliches Gesicht. Ist es wirklich der gesuchte Massenmörder, der kürzlich aus der Gefangenschaft ausgebrochen ist?

Wie viele Sprecher benötigt es eigentlich für ein gelungenes Horror-Hörspiel? Denn auch wenn in der 17. Episode von „Dark Mysteries“ insgesamt sieben verschiedene Stimmen zu hören sind, wird der weitaus größte Teil von den beiden Hauptcharakteren Jenna und Noelle bestritten. Begrenzt ist die Folge in dieser Zeit aus das Haus von Jennas Vater und auch zeitlich kommt der Hauptteil ohne Sprünge aus. Und genau daraus entsteht der große Reiz dieser Episode, die schnell eine sehr düstere und unheimliche Stimmung aufbaut. Die Szenerie, zwei Teenager-Mädchen in einem einsamen Haus sich selbst zu überlassen, ist zwar ein klassisches Motiv für Horror-Filme, wirkt hier aber dennoch erfrischend neu und wird zudem sehr gekonnt variiert. Dem Hörer werden gleich mehrere Rätsel aufgegeben, in welche Richtung sich die Handlung entwickelt wird, ist dementsprechend lange Zeit unklar. Der Verdacht geht mal hierhin, mal dorthin, was wendungsreich und sehr eindringlich geraten ist. Jenna und Noelle werden im Laufe der Zeit auch immer tief gehender vorgestellt, ihre persönliche Entwicklung ist gekonnt in Szene gesetzt, aber auch ihr Leben außerhalb dieses begrenzten Zeitfensters wird aufgegriffen. Man lernt die beiden immer besser kennen, was geschickt kleine Hinweise auf die Hintergründe der Episode einstreut. Zudem gefällt mit auch, dass nach der Auflösung mit Überraschungspotenzial noch einige weitere Szenen angefügt sind, in denen nicht nur wieder der Wahnsinn um sich greift, sondern auch ein Ausblick auf das weitere Schicksal der Protagonisten gegeben wird. Dann sind auch andere Stimmen zu hören, was den hervorragenden Hauptteil sehr gekonnt abschließt.

Ein riesiges Lob geht an die beiden Hauptdarstellerinnen, die sich völlig auf ihre Rollen einlassen und die Szenerie so zum Leben erwecken. Julia Fölsters anfangs so selbstbewusster und forscher Klang bröckelt im Laufe der Zeit immer weiter, sodass sie den psychischen Verfall des Mädchens sehr intensiv und glaubhaft wirken lässt. Florentine Draeger ist ihr als Noelle eine wunderbare Partnerin, lockt viele Facetten aus ihrer Stimme und beweist, dass sie auch im Genre Horror bestens aufgehoben ist. Kerstin Draeger hat als Tante Lindsey zwar nur sehr wenig Text, setzt diesen aber umso dramatischer um. Weitere Stimmen stammen von Tommi Piper, Hans-Georg Panczak und Bernd Rumpf.

Akustisch ist „Nicht öffnen!“ ebenfalls sehr gut gelungen, weil genau das richtige Maß an Musik und Geräuschen die Dialoge in ihrer Wirkung unterstützt. So gibt es Passagen, in denen nur die Stimmen, das hektische Atmen der Mädchen zu hören ist, dann wiederum sind unheimliche Geräusche im Haus zu hören, während ab und an die Stimmung der Folge durch passende Musik unterstrichen wird. Das wirkt dynamisch und hat mir sehr gut gefallen.

Ein Gesicht, vollkommen durch eine Sturmhaube verborgen, welche nur Mund und Augen frei hält, starrt den Betrachter direkt durch eine leicht geöffnete Tür an, was die scheinbare Sicherheit durch eine Türkette sogleich zunichtemacht. Gehalten in den typisch kühlen Weiß- und Grüntönen der Serie ist so ein ansprechendes und passendes Cover für diese Folge geraten.

Fazit: „Nicht öffnen!“ baut schnell Spannung auf und greift klassische Horror-Elemente auf. Durch die enge Begrenzung von Raum und Zeit bekommt das Hörspiel jede Menge reizvolle Momente sowie eine sehr intensive Atmosphäre. Besonders hervorzuheben ist noch einmal die großartige Leistung von Draeger und Fölster, die die Charaktere spannend und vielschichtig wirken lassen. Sehr hörenswert!

VÖ: 5. Oktober 2018
Label: WinterZeit
Bestellnummer: 978-3-9606-6136-8
 
Oben