• Blut-Tetralogie   Dark Space

Poldi

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Anton taucht ab

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Erster Eindruck: Pudel und Piranha

Anton fährt mit seinen Großeltern in den Ferien auf einen Campingplatz, doch als er dort ankommt ist alles anders als er es sich vorgestellt hat. Kein Pool, nur ein schmutziger See, ziemlich viele Kinder, mit denen er nicht so recht warm werden will, und dann noch seine Großeltern, die ihn ständig dazu bringen wollen, im See zu schwimmen. Und auch das Angeln mit seinem Opa mag ihm anfangs so gar nicht gefallen...

„Anton taucht ab“, ein Kinderbuch von Milena Baisch, wurde dieses Jahr in Co-Produktion von SWR und WDR als Radiohörspiel aufgenommen, und prompt hat es das Hörspiel auch ins Programm des Audio Verlags geschafft, der es als Teil seiner Reihe mit abgeschlossenen Kinderhörspielen aufgenommen hat. Anton ist ein etwas schräger Vogel, zieht sich lieber in sich selbst zurück statt Kontakt zu suchen, hat vor vielem Angst oder Ekel, bekommt ab und an Ausraster. Er ist ein Außenseiter, und so merkwürdig er auch manchmal wirken mag, schnell wird man mit seinem Charakter warm und versteht seine Beweggründe. Während dieses Urlaubs werden durch seine Veränderung viele Themen angesprochen, beispielsweise die Abkehr von Unterhaltungselektronik zu mehr Naturverbundenheit oder sich seinen Ängsten zu stellen. Wichtiger Punkt ist dabei Pudel, ein Junge, der eindeutig stärker und aggressiver als Anton ist. Zieht er sich anfangs noch zurück, bietet er ihm später tapfer die Stirn. Doch auch Piranha, ein Barsch, den Anton beim Angeln retten kann, spielt eine wichtige Rolle und wird zu Antons wichtigstem Bezugspunkt. Es ist die Vielfalt an Themen, die hier abgedeckt wird, die „Anton taucht ab“ so liebenswert und charmant macht, dieser umfassende Blick auf seine Gefühle, die mit knappen, aber sehr treffenden Worten beschrieben werden. Ein liebevolles Kinderhörspiel mit einem Ende, das Mut macht, seine Ängste zu überwinden.

Gerade einmal fünf Sprecher sind hier zu hören, und diese machen insgesamt ihre Sache sehr gut. Lyonel Holländer ist gleichsam als Anton als auch als Ich-Erzähler zu hören, und das macht er gerade in Hinblick auf sein Alter sehr gut. Er wirkt lebendig und spontan, kann die verschiedenen Gefühlslagen und Antons Wandlung gut darstellen. Opa wird von Joachim Nimtz gesprochen, seine ruhige Art und die tiefe Stimme lassen ihn schnell sympathisch wirken und Ruhe in das Hörspiel bringen. Rahel Ohm ist als Oma zu hören, auch sie kann einen guten Eindruck hinterlassen. Gerade die Mühe, Anton zu mehr Aktivität zu motivieren, ist gut dargestellt. Valentin Mirow als Pudel und Inga Axelsson als Marie ergänzen die Sprecherliste.

Musik und Geräusche halten sich hier eher im Hintergrund und überlassen den Dialogen den Vorrang, dienen nur zur Untermalung und zur atmosphärischen Gestaltung. Dabei sind es insbesondere die passenden und gut eingefügten Sounds, die das Geschehen lebendiger wirken lassen, bei der Musik werden exotische Instrumente wie Didgeridoo und Muschel verwendet.

In schlichtem, stilisierten Zeichenstil ist das Cover gehalten, Anton liegt darauf auf dem häufig angesprochenen Steg am kleinen See, einige Motive aus dem Hörspiel sind außerdem darauf zu finden. Ein kleiner Ausschnitt daraus ist auch auf dem Rücken der CD zu finden, sodass zusammengestellt ein netter kleiner Sammelrücken entsteht.

Fazit: Ein Einblick in die komplizierte Welt eines Jungen, in der viele Themen angesprochen werden. Ein hübsches Hörspiel mit Wiederhörpotenzial.

VÖ: 1.September 2012
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-202-3
 
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