(Sehr gute) Mikrofone für ein schmales Budget (selber bauen)

[Spirit328]

Wer nun erwartet, daß ich hier U 87 ai Mikrofone für 300€ anpreisen würde ist falsch.

Nun. ... Nicht ganz falsch, aber auch nicht ganz richtig.

Wer weiß wo das gefährliche Ende des Lötkolbens, Zange und Schraubendrehers ist, der könnte ja mal über den Selbstbau eines Mikrofons nachdenken.
Bei MICROPHONE-PARTS bekommt man für sehr überschaubares Geld recht gute Mikrofone. Natürlich wird ein Nachbau eines U 87 ai nicht 100% genau so gut klingen wie das Original. Aber nun vergleichen wir mal den Preis.
Neumann U 87 ai @ Thomann: 2.489,- €
MICROPHONE-PARTS S3-87: ~450 € + Transport ~ 40€ + MwSt: ~ 85€ + Zoll: ~ 30€ = ~ 600 €.
... oder die reduzierte Version mit fester Nierencharakteristik: S-87 (für Sprecher*innen völlig ausreichend)

Das ist ein Viertel des Preises! Also 4 S3-87 zum Preis von einem Neumann U 87 ai?
Oder 5 Stück S-87 für ein Neumann U 87 ai?

Nein, ich habe noch keins gehört, zumindest nicht live.
Ein YT Video bzw. dessen Tonqualität taugt leider nicht für einen Vergleich.

Da ich mal ein paar Monate lang in einer Elektronik-Firma gejobbt habe, kann ich ganz passabel löten und ich würde mir so ein Zusammenbau zutrauen. Ich hätte da mehr Respekt vor dem Abgleich, aber auch der ist sehr verständlich erklärt und illustriert.

Jetzt muß ich nur noch entscheiden, ob ich weiter das Sparschwein mäßte und auf zwei Austrian Audio OC 818 spare oder einen Nachbau versuche ....

Was denkt Ihr zu solchen Nachbauten?

 

[MonacoSteve]

Meine erste Frage hierzu (ohne dass ich auf eine Karriere als Bastler zurückblicken könnte, die über das Zusammenschrauben von IKEA-Möbeln hinausginge): Bekommt man da wirklich 100% Original-Bauteile für dieses Mikrofon? Und wie empfindlich sind die?

 

[Spirit328]

Die Frage mit den Original-Bauteilen ist schwierig zu beantworten.

Die reinen elektronischen Bauteile sind "Standard", wenn auch von hoher Qualität und Selektion.
Die Kapsel, die rund 90% des "Sounds" ausmacht ist damit das entscheidenste Bauteil. Ob in den Original-Mikrofonen andere Kapseln bzw, Kapseln von anderen Herstellern drin ist, wird wohl nur der Einkauf von Neumann respektive Sennheiser sagen können. Neumann gehört seit Langem zum Sennheiser Konzern.

Fakt ist, die Aufnahmen, die ich bisher gehört habe sind wirklich nahe am "Original". Bei manchem A/B Vergleich habe ich nicht wirklich gewußt, welches Mikrofon A oder B ist.
Nun muß man das auch in Relation setzen, denn die meisten im Netz verfügbaren Aufnahmen sind datenreduziertes Material. MP3 spart besonders in den Höhen und auch in den Bässen Informationen ein. Also genau die Bereiche, wo es bei den Unterschieden zwischen Mikrofonen spannend wird.

Doch stellen wir die Marienkirche wieder nach Köln ( )
Die Unterschiede sind sehr fein. Oder anders gesagt, die Nachbauten sind wirklich sehr nah am Original. Dafür ist die Preisdifferenz signifikant.
In diesem Licht betrachtet würde ich sagen, preislich weit auseinander, klanglich sehr nah bei einander.

Doch beim Kauf des Bausatzes sollte man ein gesundes Maß Skepsis an den Tag legen. Auf einem Foto habe ich im daneben liegenden "Body" des Mikrofons eine Reflexion eines Aufklebers auf der Verpackung der Kapsel. Ich bin mir recht sicher, daß es Hànzi waren. Also würde ich da nicht kaufen.
Die Kapseln aus China neigen zu einer starken Überhöhung in den Höhen. Das ist bauart bedingt und der Tribut, den man für noch niedrigere Preise zahlt.

Und selbst, wenn der Bausatz 5% weniger gut klingt, als das Original ... würde jemand, der nicht im Lotto gewonnen hat oder sonst nicht weiß wohin mit dem Geld E I N Mikrofon kaufen, daß teurer ist als das durschnittliche Netto-Einkommen eines durchschnittlichen deutschen Haushalts?

Ich bin ja wirklich bekloppt, was meine Mikrofone betrifft, aber es gibt auch für mich Grenzen. Das ist so eine.

 

[A. Weltenbruch]

Spannend, noch nie darüber nachgedacht, ein Mikrofon selbst zu bauen! Bin gespannt auf den Fall, dass das jemand ausprobiert und richtig vergleichen kann (ich weiß nicht, ob ich den Unterschied zwischen einem U87 und einem Rode NT1-A hören würde)

 

[Spirit328]

... ich habe irgendwo auch ein "Upgrade-Kit" für ein NT1-A auf "Nachbau U87" gesehen. Da es für mich aber nicht so interessant war, leider kein Bookmark. Sorry.

Den Unterschied hörst Du sofort, wenn Du nicht taub bist. Er ist SEHR deutlich

 

[Telliminator]

Und ich dachte hier geht es wirklich um günstige gute Mikrofone, wie z.B. Fame CM1 oder sowas.

Nachbauen ist nur was für Leute mit handwerklichem Geschick würde ich sagen. Wenn Du über das nötige Geschick und Löterfahrung besitzt, bau Dir doch eins nach.

 

[Spirit328]

Steht schon auf der To-Do Liste, an Position 29.

Mein "Taschengeld" für diesen Monat ist schon wieder ausgegeben. Wird also noch etwas dauern, bis ich mit daran begeben kann.
Das für mich größte Problem ist die notwendige Zeit.

... und ganz eigentlich würde ich mir gerne so ein Mikrofon bauen:

Ein sog. Ambisonic Mikrofon erster Ordnung (FOA)
Das wird bestimmt spannend.

Der auf der Website angegebene Preis ist eher Wunschdenken, denn ein realistischer Preis.
Wobei ich mich frage, ob die Korrelation noch so gut ist, wenn es Großmembrane sind.
Das steht schon auf der ToDo Liste an Position 18, daß ich mir das mal durchrechne, ob es relevant ist oder nicht.

Aber spannend finde ich solche Lösungen schon.

Und Fame Mikrofone sind zwar wirklich günstig, aber nicht so wirklich preiswert. Sie leiden alle an der chinesischen Sound-Krankheit: Sie zischen in den unteren Höhen. Auch wenn sie eine Schlatung verwenden, die ursprünglich mal von Schoeps entwickelt wurde. Aber wenn man keine selektierten Bauteile einfach zusammen dengelt, kann das nur günstig werden.

 

[Feenstaubtrulla]

Ich bin so gespannt, ob jmd eins baut!
Bei mir käme wahrscheinlich der Holz-Eifelturm aus der 7. Klasse raus….. deswegen lass ich es

 

[Spirit328]

Und ich dachte hier geht es wirklich um günstige gute Mikrofone, wie z.B. Fame CM1 oder sowas.

Nachbauen ist nur was für Leute mit handwerklichem Geschick würde ich sagen. Wenn Du über das nötige Geschick und Löterfahrung besitzt, bau Dir doch eins nach.

... nun, für das Fame CM1 gibt es keine Mod-Kits, aber für das Fame C01

DAS hier zum Beispiel.

Die vorgeschlagene Kapsel ist die aus dem legendären Studio High-End Mikrofon CK 12. Sie kostet rund 150€
Das Austauschen der Kapsel ist nicht so schwierig, erfordert aber eine ruhige Hand und wenig Koffein.

Wem das noch nicht gut genug ist, kann noch einen Bausatz hinzufügen. Damit wäre nur noch die äußere Hülle Fame, ansonsten Technik vom Feinsten. Der Bausatz kostet auch so rund 180€.

Hinzukommen Fracht, MwSt .......
Doch da stellt sich die Frage, ob man nicht lieber ein defektes Neumann U87 Gehäuse kauft und die Technik und Kapsel tauscht.

Aber das muß jeder selber entscheiden.

 

[Telliminator]

@Spirit328 ich bin zwar theoretisch elektronisch bewandert aber in der Praxis mehr so der grobmotorisch veranlagte Mensch, da ist das mit filigranen Drähtchen und SMD-Technik nix für mich, wenn ich da mit zittriger Hand und dem Lötkolben dran rum brutzle. Da kann ich auch gleich das Mikro in den Schmelztiegel werfen, da verbrenn ich mir wenigstens weniger die Finger.

Und warum sollte ich in ein FAME Gehäuse bessere Technik einbauen, das ist doch dann voll das Fake-Mikro, dann kann ich damit bestimmt nur noch FakeNews einsprechen

 

[WolfsOhr]

Mit dem S-87 habe ich auch schon mal geliebäugelt. Einen Versuch ist es definitiv wert, allerdings wird man auch dort irgendwo Abstriche machen müssen. Ob die wirklich relevant sind…wer weiß. Das muss vermutlich jeder für sich selbst entscheiden.
Da ich allerdings ein hervorragendes Mic besitze ist mein nächster Schritt erstmal ein richtig guter Pre-Amp. Und den sollte man auch nicht unterschätzen! Da muss man dann auch mit den Mics ausprobieren. Vielleicht mag ich dann mein AT 2035 und sogar mein SM 58 auch wieder
Nach dem Pre-Amp geht‘s dann mit der Mic-Sammlung weiter.

 

[Spirit328]

Gerade hat mir meine Frau eine sehr entscheidende Frage gestellt: Wofür ich so ein U87 Clone brauche.

Ehrlich gesagt: Ich brauch ihn nicht. Dafür würde ich eher ein paar "Schoepse" brauchen, doch die sind soooooo weit außerhalb meines Budgets. < deep sigh>

Aber wenn Du weißt wo das gefährliche Ende bei einem Lötkolben ist, dann kannst Du Dich ja mal an Vintage Mic Preamps versuchen:

Gugst Du HIER
"Das Modul MP573 ist ein zweistufiger, aber ein-endiger Class A Vorverstärker, basierend auf dem Design welches in den originalen Neve 1290/1073 Modulen verwendet wird. Es wurde auf die Gegebenheiten des '500' formates von API angepasst."

Die 1290/1073 Neve Mic-Preamps waren sehr lange das Maß aller Dinge und auch heute gibt es nur sehr wenige, die ihnen wirklich das Wasser abgraben.

Um auf den Anfang dieses Beitrags zurückzukommen: Ja, so etwas könnte ich wirklich gebrauchen. 70 dB max Verstärkung und Rauschen ... Tut uns leid, aber Rauschen ist nicht vorgesehen.

​

1 Output level: Potentiometer that sets the signal level to the output stage

2 Signal/Clip LED: Flashes green when a signal is present and turns red 3 dB before clipping

3 Gain switch: In combination with the level potentiometer the overall gain can be set between 0 and +70dB. The 10 and 20 positions entirely bypass the input stage.

4 Input impedance: Center is the standard 1200 Ohms input impedance. Left sets a 300 Ohms low impedance, useful for ribbon mics that also adds 6 dB of gain. Right sets a 10 kOhm impedance input pad for line levels.

5 Polarity Sets the polarity (phase) of the output signal

6 Sends phantom power to the microphone

7 High impedance input (> 1 megohm) for instruments. The instrument signal goes through both transformers.

 

[WolfsOhr]

Ja, ist sehr interessant, löten ist kein Problem. Allerdings macht der "nur" 70 dB Gain und nicht 80. Ich hätte schon gerne die 80 (du kannst dir vorstellen wie es ist wenn man sehr leise Geräusche aufnimmt...).

 

[Spirit328]

... DAS Problem kenne ich.
Irgendwo ist mir auch ein Mic-Preamp untergekommen, der 80 dB machte. Aber da habe ich leider vergessen ein Bookmark zu machen. Sorry.

Aber meistens schaffen Mic-Preamps diese Werte nur, wenn im Rückkopplungszweig ein Widerstand mit fast keine Widerstand mehr ist.
Das wiederum führt zu Problemen in der Temperatur-Stabilität, die man durch entsprechende Maßnahmen kompensieren kann, aber ...

Meine Herren ist DAS lange her, als ich solche Dinge noch berechnen und entsprechende Gegenmaßnahmen im Kopf hatte. Sagen wir mal so ganz grob 35 Jahre.

Aber vielleicht schaffe ich es noch mal den 80 dB Mic-Preamp wiederzufinden. Zwar lösche ich im Browser immer alle Cookies, Verläufe und temporäre Dateien, aber manchmal erinnere ich mich noch auf welche Links ich geklickt habe.
Wenn ich diesen DIY Verstärker wieder gefunden habe, werde ich Dir den Link schicken.

 

[Spirit328]

Ich hab's, ich hab's ....
AEA "TRP" The Ribbon Preamp

... leider nicht ganz günstig und leider auch nicht DiY

Oder auch Metric Halo ULN-8
Der soll sogar 91 dB schaffen ... ABER ... <hüstel> <hüstel> den Preis habe ich für die Bestellnummer gehalten: ca. 4.400€.

Aber damit wird ein Flöhehusten zu einem Donnergrollen

Doch wenn Du aus Schaltplänen eine PCB machen kannst:
HIER

Und wenn Du ein bißchen suchst, findest Du DIY Nachbauten von DIESEM Teil.
Oder, wenn es zwei Kanäle sein sollen: DEN hier.