OldNick

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Mein Name ist Cliff Stanford. Ja, ich weiß, dass Sie sich darüber amüsieren, aber mein Namensgeber ist ein ehemaliger General aus dem Nachkriegsdeutschland, der keine Ahnung hatte, was Cliff bedeutet und dass »Stanford« der Name von ungefähr einem Dutzend blöder Kuhkaffs in den USA ist.
Wie dem auch sei; ich bin FBI-Agent. Ein ziemlich guter obendrein. Und wenn ich morgens aufwache, bin ich frisch gewaschen und ordentlich gescheitelt. Ich gehe nur noch ins Bad, um mir die nächtliche Schwermut aus dem Leibe zu kotzen.



Am fraglichen Morgen saß ich in meiner Wohnung und aß Schwarzbrot. (Ja, ich weiß, dass es in den USA kaum Schwarzbrot gibt, aber die Identifikation muss stimmen. Hatte ich schon erwähnt, dass ich in einer modernen lichtdurchfluteten Wohnung lebe? Nicht, dass ich das irgendwie toll fände, aber die Frauen lieben sowas).
Eigentlich dachte ich, dass ich noch genügend Zeit hätte, etwas Geld auf der 125. Straße eintreiben zu gehen - (seit gut einem Jahrzehnt war dies mein lukrativer Nebenverdienst, aber darüber schreibt niemand, weil´s dem Gerechtigkeitssinn des Lesers widerstrebt) - da klingelte mein Handy.
Ich warf einen Blick auf das Display. Jack Watson, mein Partner, rief mich an.
»Hey, Jack«, meldete ich mich. »Hast Du was Neues über das grausame Verbrechen ´rausgefunden?« (Ja, ich weiß, keiner würde das so sagen, aber eine stramme moralische Positionierung schmeichelt dem Gerechtigkeitssinn des Lesers - ich bin schließlich der Typ mit der weißen Weste).
»Oh ja«, erwiderte Jack, »die Typen haben sich in Brooklyn verschanzt. Eine Streife ist bereits auf dem Weg, Du musst sofort herkommen, Cliff!«
Ich verlor keine Zeit! Wenn die Typen von unserem Ausrücken Wind bekamen, war es nur noch eine Frage von Sekunden, bis sie abhauen würden.
Alles in mir pulsierte, Adrenalin schärfte meine Sinne, der animalische Jagdinstinkt bemächtigte sich meiner - als ich den Hot-Dog-Stand an der Straßenecke bemerkte, während ich zu meinem Bentley schlenderte. Faaa-leisch!!!



Der Bentley jagte über den Asphalt. Für mich galten keine Verkehrsregeln. 5 Meilen pro Stunde waren das Minimum. Ich bewegte den Wagen freihändig durch die Rushhour - der verdammte Hot Dog aß sich nicht von allein. Das beige Hemd hatte nun einen trendigen Rotstich bekommen. (Trendfarbe Rot - das gefällt den Frauen).

Mit quietschenden Reifen bog ich in die heruntergekommene Gosse, in der sich die Verbrecher verschanzt hatten. Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn, nachdem ich den Bentley geparkt hatte. Würde ich es beim nächsten Mal noch schaffen, damit durch den TÜV zu kommen?
Ich stieg aus. Alles war ruhig. Gespenstisch. Nur der Wind pfiff leise, bedrohlich. Die von Armut und Hoffnungslosigkeit geschwängerte Luft hinterließ einen faulen Geschmack in meinem Mund. (Ich kann mich aber auch irren und es lag an dem Hot Dog - die Zulieferer wechselten die Gewürzmischung wie die Verkäufer ihre Arbeitskleidung).

»Hey, G-Man!« Die Stimme erklang plötzlich und ohne Vorwarnung. Instinktiv glitt meine Hand zum Halfter. Ich zog meine SIG, dann drehte ich mich um.
(Die übliche Prozedur, wenn ein Cop oder Agent in NYC die Stimme eines Schwarzen hinter sich hört - aber das erwähne ich in diesem Kontext ungern - den Frauen und Linken gefällt es nicht. Manchmal schreiben linke Frauen sogar Leserbriefe).
Aber es war schon zu spät! Der Gangster schoss! Unheilvoll hallte das Geräusch der Salven durch die Gasse. Ich sprang zur Seite, rollte mich ab, suchte hinter dem Bentley Deckung.
Schüsse prallten gegen den Lack des Autos. Ich schnalzte mit der Zunge und streichelte sorgenvoll den silbergrauen Lack des Wagens. Schweißperlen rannen über meine Stirn. Den TÜV konnte ich jetzt vergessen.
Wütend und mit dem Mut der Verzweiflung ob des erlangten Schadens, sprang ich aus der Deckung und feuerte einige Salven in die Richtung des jugendlichen Rowdys. Dann rollte ich mich ab, hechtete nach vorne und registrierte, dass ich ihn getroffen hatte.
Blut spuckend kauerte er am Boden.

»Ey, Mann, scheiße«, ächzte der Verbrecher, »Du hast mich erwischt, Mann ...«
»Ja«, erwiderte ich, »aber es ist noch nicht zu spät, Deinen Frieden mit der Welt zu machen. Für wen arbeitest Du?«
»Ich ...« Wieder spuckte er Blut. (Scheiße, der Junge soll endlich auspacken - der macht´s nicht mehr lange). »Ich ... arbeite für ... Mister Cappelari ... er ... be ... zahlt mich ... ich wollte das alles nicht, ich ...«
»Schon gut, mein Junge. Wo ist er?«
»Er ... er ... hat sich dort drüben in dem ... Mietshaus verschanzt ... danke, Sir, dass Sie mich ...«. Abermals spuckte er Blut, bevor er fortfuhr: »...aufgehalten haben. Ich hätte ... so vielen ... Unschuldigen ... Schaden zuge ...«
Seine Stimme brach. Schüttelfrost zerrte an seinem ganzen Körper.

Noch eine ganze Weile lang blieb ich bei ihm, hielt seine Hand ... (Um sie ihm, als Dank für den beschädigten Bentley zu brechen - möge er schmerzvoll verrecken, der Dreckskerl ... aber das schreibe ich besser nicht, das käme nicht gut bei den Frauen an).



Ich durfte keine Zeit verlieren. Schnell hastete ich in das vollkommen verwahrloste und leerstehende Mietshaus. Überall lagen abgebrochene Bretter und Glasscherben. Kein Fenster im Erdgeschoß war noch heil. Meine Schritte hallten durch den Raum. Ich umklammerte fest den Griff meiner SIG.
Plötzlich hörte ich Stimmen! Ich erschrak, lauschte dann. Es waren Männerstimmen. Ja, ganz eindeutig ... Und sie kamen aus einem der vielen Räume.
Ich lauschte an jeder der Eisentüren, bis die Stimmen lauter und deutlicher wurden.
»Ach, scheiße, Eddy, Du gewinnst jede Runde!« - hörte ich eine der Stimmen deutlich sagen.
Ich durfte keine Zeit verlieren! Schnell stieß ich die Tür auf und sprang, die SIG im Anschlag, in den Raum.
»FBI! Die Hände hoch!«
Eine Pokerrunde aus 3 Leuten starrte mich entsetzt an. (Die verdammte »zero-tolerance«-Politik hat uns alle in die Illegalität getrieben).
Einer der Männer wischte sich den Schweiß von der Stirn. Nervös wie ein Drogenabhängiger fuhr er sich durch das Gesicht und fragte mit kariöser Stimme:
»Sind wir jetzt festgenommen?«

Ich empfand Mitleid mit den armen Spielsüchtigen, die, von ihrer inneren Verzweiflung getrieben, selbst vor der Illegalität nicht Halt machten. Aber es musste auch alles seine Ordnung haben. Für heute ließ ich Gnade vor Recht ergehen.
»Habt Ihr noch Platz für `nen vierten Mann«, fragte ich die Pokerbrüder und setzte mich auf einen der quietschenden Holzstühle, die eines der letzten Überbleibsel menschlichen Lebens in diesem Haus waren.
»Klar, wenn Du ordentlich Kohle hast«, erwiderte der Typ mit dem kariösen Grinsen.
Überhaupt war er jetzt der Einzige, der sprach.
Ich setzte mich. Bereit, um den allerhöchsten Einsatz zu pokern.
Und ich hatte Glück! Gleich mein erstes Paar war Ass und König in derselben Farbe. Ich erhöhte auf 2000 Dollar. Alle foldeten, nur das Kariesmännchen ging mit. Na warte!
Der Flop: 2 Karo, Ass Pik, 9 Herz. Ha, ich hatte die höchste Karte!
Mister Totenkopfgebiß setzte noch mal den ganzen Pot - 4.600 Dollar. Ich verdoppelte, er ging mit. Turnkarte: 3 Herz. Wieder erhöhte ich, er ging mit. River: 3 Pik.
Jetzt setzte er alles: 50.000 Dollar. Ich ging mit, denn schließlich hatte ich das Ass. Ich wurde bleich, als er mir sein Full House zeigte. 2 und 3 in unterschiedlicher Kartenfarbe! »Wieso hast Du so ein scheiß Blatt nicht pre-flop gefolded?«, blaffte ich ihn an.
»Tjaha, gekonnt ist gekonnt«, entgegnete der Amateur.

Ich beschloß, diese Ungerechtigkeit nicht durchgehen zu lassen. Meine Hand glitt zur Waffe. Blitzschnell entsicherte ich und bedrohte die spielunkundigen Banausen.
»So, Schluß mit lustig, Freunde! Rückt die Kohle `raus, und zwar alles!«
Bereitwillig legten die beiden anderen ihr Geld auf den Tisch, nur der Ganove mit dem Straßenteergebiß wehrte sich.
»Alter, ich find´ das jetzt ziemlich uncool«, mokierte er sich aggressiv, »Du hast ehrlich verloren!«
Ich beantwortete seine rotzfreche Einlassung mit einem Haken. Danach beugte er sich der Macht des Gesetzes und händigte mir seine Geldbörse aus. Wieder hatte die Gerechtigkeit gesiegt!
(Ich glaube, den Teil sollten wir `rausnehmen - den Frauen dürfte das nicht so gefallen).
»So, und jetzt alle Mann `raus, hier findet eine offizielle FBI-Untersuchung statt!«
Die drei Verbrecher räumten das Feld. Ich durfte keine Zeit verlieren! Schnell jagte ich in die nächste Etage, wo mich ein Bild des Schreckens erwartete!



Überall hingen Nacktposter von Lady Gaga - mit und ohne Bestückung! Die Luft stand drückend im Raum. Es war entsetzlich!
Plötzlich löste sich ein Schatten aus einem der Räume. Instinktiv glitt meine Hand zur Waffe. Ich entsicherte die SIG, die mir schon seit Jahrzehnten gute Dienste geleistet hatte. (Ok, die Waffe war neu, aber die Frauen lieben es, wenn Männer ihren Objekten treu bleiben).

Ein großer massiger Fleischberg stapfte auf mich zu. Ich konnte seinen schlechten Atem bis hierhin riechen. Er grunzte zufrieden und juckte seine Brust durch den Stoff des häßlichen Nadelstreifenanzugs. In seiner Rechten hielt er eine Maschinenpistole!
»Na, G-Man«, sagte er gewinnend und lachte sein bösartiges Gangsterlachen. »Hast Du Deinen Partner schon vermisst?«
»Jack«, entfuhr es mir besorgt - doch ein hoffnungsfroher Gedanke beschlich mich: »Hast Du ihn umgebracht?«
»Noch nicht«, entgegnete er mit seinem grausamen Grinsen in der Stimme.
»Puh, ein Glück«, sagte ich enttäuscht.
»Aber er ist im Nebenzimmer. Und wenn Du auch nur einen Schuß abgibst, dann wird mein Kollege draußen die Bombe zünden!«
»Was für eine Bombe?«
»Die an seinem Kniegelenk!« Er lachte widerwärtig.
Ich durfte keine Zeit verlieren. Mit der Waffe konnte ich nichts ausrichten, also musste ich ihn irgendwie ablenken.
»Damit kommst Du nicht durch, Cappelari!«
»Ach ja«, erwiderte er höhnisch, »und wieso nicht?«
»Wegen des kategorischen Imperativs«, versetzte ich.
»Wegen ... was?«
»Schlag´ es bei Wikipedia nach!«
Ich nutzte die Gunst der Stunde. Während er sein Handy aus der Außentasche zog, rollte ich mich nach vorne ab und versetzte ihm einen Tritt gegen das Handgelenk. Der Unhold schrie laut auf und ihm entglitt die Maschinenpistole.
Jetzt hieß es: keine Zeit verlieren!
Mit ein paar schnellen Kombinationen riß ich den gewissenlosen Übeltäter von den Beinen. Er wehrte sich, protestierte, doch der Übermacht des Gesetzes hatte er nichts entgegenzusetzen. Ich legte ihm Handschellen an.
»Sie sind hiermit verhaftet«, versetzte ich und verlas ihm seine Rechte. Jedes Einzelne davon unterstrich ich mit einem kräftigen Tritt in seine Matschbirne. (Vielleicht müssen wir das streichen, weil es den Frauen nicht gefallen würde).
Ich durfte keine Zeit verlieren und sprintete ins Nebenzimmer.

Mein Partner Jack war in einer grausamen Verfassung! Unrasiert und nüchtern blickte er mich hilfesuchend an. Sein Atem stank nach Pfefferminzbonbons, er schien unterernährt zu sein. Gerne hätte ich ihn auf der Stelle von seinem Leid erlöst, aber da war ja noch die Bombe, und wenn ich schoß, würde der Gangster draußen sie zünden.
Während ich mir die Bombe ansah, gefror mir das Blut in den Adern. (Was würde passieren, wenn sie losging? Ich war noch nicht bereit zu sterben. Und was würde dann aus den ganzen Nutten werden? Die hatten doch niemanden außer mir!)
Ich musste an all die Menschen denken, die in den umliegenden Wohnungen lebten und daran, dass die unglückseligen Spielsüchtigen eventuell noch im Haus sein konnten. Ich durfte mir keinen Fehler erlauben und, was noch viel wichtiger war, ich durfte keine Zeit verlieren!
Instinktiv fand ich den richtigen Draht, den ich mit einer Intimrasurklinge, die ich bei den Lady-Gaga-Postern gefunden hatte, durchschnitt!



Mein Partner war paralysiert. Gerne hätte ich ihn erlöst, aber ich durfte nicht - die Frauen würden das nicht verstehen.
Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt: Die Gangster draußen wurden von der Verstärkung überwältigt. Cappelari würde sein Leben lang gesiebte Luft atmen. Auch die Spieler sind mit einem blauen Auge davon gekommen - aber wie groß der seelische Schaden war, den sie erlitten hatten, konnte ich nicht ermessen.
Mein Partner befand sich auf dem Wege der Besserung - und da die Frauen auf kleine Typen mit blauen kurzsichtigen Augen stehen , die etwas schwer von Begriff und zum Rasieren zu blöd sind, freut mich das auch. Man hatte ihn rasiert und aufgepäppelt und zur Anschlußverwendung dem FBI übergeben.
Die Gerechtigkeit hatte wieder einmal gesiegt - aber es war nur ein Teilsieg, den wir errungen hatten. Das Verbrechen in New York City schlief nicht - und das würden wir schon bald auf grausame Weise zu spüren bekommen ...

ENDE



Erschöpft betrete ich mein Apartment. Zuerst ziehe ich die Vorhänge zu. Zwar ist es mitten in der Nacht, aber das Neonlicht blendet mich. Warum, zur Hölle, haben die mich in ein lichtdurchflutetes Apartment gesteckt?
Ich zähle das Geld, das ich beim Pokern eingenommen habe. 75.000 US-Dollar. Ordentlich ... Zusammen mit dem Geld, das ich durch die Schutzgelderpressung verdient habe, macht das 100.000 US-Dollar diesen Monat. Ich muss sie nur vor dem Autor und seinen Lektoren und Frauen verstecken. Aber da habe ich mir was einfallen lassen ...

Es hat sein Gutes, nie baden zu müssen. Auch andere allzumenschliche Bedürfnisse teile ich nicht. Der Autor glaubt, ich ginge jeden Morgen zum Kotzen aufs Klo. Ja, das stimmt, aber das ist nur ein Teil der Wahrheit.
Zwei Verstecke habe ich im Bad eingerichtet. Eines an dem Toilettenspülkasten, das andere am Siphon.
In beiden Verstecken befindet sich das Geld, das ich zu einem großen Teil für Bücher ausgebe. Okay, etwas Geld für Pornos ist auch dabei, aber nicht viel.
Im Kleiderschrank habe ich die Bücher und die Lesepfeife versteckt.

Nur der Schein der Schreibtischlampe erhellt den Raum. Der Rauch tänzelt im Schein des fahlen Lichts.
Charles Baudelaire - Les fleurs du mal.
Bald verwischt die Schrift vor meinen Augen. Das ist nur der Rauch. Ja, natürlich ... Ich kann immer noch Dein Parfum riechen. Und eigentlich nicht nur das - der salzige, seidige Geruch Deiner Haut ist viel präsenter.
Meine Hände streicheln das Mahagoniholz des Schreibtisches. Aber eigentlich ...
Ich habe Dich nie vergessen. Spüre Dich, ohne dass Du da bist - nach so vielen Jahren, ach, Jahrzehnten ... Was ist ein Zeitgefühl, wenn man eine Kopfgeburt ist?

Niemals in meinem Leben werde ich tun können, was ich will. Mein Name ist scheußlich, meine Taten sind scheußlich - selbst meine Sprache ist mir unangenehm.
Wobei scheußlich nicht das richtige Wort ist. Nein, absolut nicht. Belanglos trifft es am ehesten.
Sicherlich, ich mache Spaß, aber auch nicht mehr als das. Ich bin eine Hafennutte. Man fickt eine Hafennutte, um etwas loszuwerden, sich zu erleichtern. Eine schamlose Bösartigkeit des Freiers, den die Prostituierte ihrerseits als minderwertig betrachtet.
Aber genauso geht es mir. Ich bin die Nutte, zu der man kommt, um sich von ihr zu distanzieren. Ich werde nicht gelesen, nein, ich werde weggelesen.

Aber ... da ist dieser Funke in mir, dieses Glühen,- einst war es eine Flamme, eine lodernde schwarze Flamme. Und jetzt? Eine Erinnerung, die fort ist - mit Dir. Was macht mich aus, was definiert mich? Handlung? Meine Taten? Oh, ich bete, dass dem nicht so ist ... Aber zu wem soll ich beten? Meinem Schöpfer, der mich nur meiner Taten wegen schuf?
Les fleurs du mal ... Was bin ich? Charles, kannst Du es mir sagen? Sag´ es mir, oh bitte, bitte, sag´ es mir!
 

Ellerbrok

Sprecher, Cutter & Fledermaus
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Ich hab grad leider keine Zeit, den Text konzentriert bis zu Ende zu lesen, aber ich muss schon mal loswerden, dass ich die Klammerzätze liebe. (Ich schreib nämlich auch immer ganz viel Krams in Klammern) ;)
 

Phollux

Robert Kerick
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Whow, was für eine geile Story! Ich fühlte mich an Frank Millers Sin City erinnert ;)
Grandios!!! :)
 

pio

Autor, Audio Engineer (BA), Sprecher und Musiker
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eine typische "Old Nick Geschichte" ....so etwas hätten sie dir bei Jerry Cotton bestimmt nicht durchgehen lassen ;-))

Zwei Dinge finde ich (an mir) dabei immer erstaunlich.....ich höre immer die selbe dunkle (voll kaputte) Officer McClane Erzählerstimme und ich sehe die Bilder (immer) in Schwarz-Weiß.
Das nennt man wohl Prägung ;-)) Tolle Kurzgeschichte.
 

OldNick

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Danke sehr für das Feedback. Na ja, meine ursprüngliche Intention war hier eher eine Parodie ("ich durfte keine Zeit verlieren!") und ich habe mit den mir bekannten Elementen ein wenig gespielt. Auch finde ich den Gedanken reizvoll, dass ein Kopfkind ein Eigenleben führt und sich vor dem Autor versteckt - parallel zur Diskussion über Kunst und Künstler, die evtl. etwas ganz anderes machen, als sie eigentlich wollten, um mit dem Massenmarkt konform zu gehen, fand ich das Motiv sehr passend. Aber genug (eigentlich ist's albern, wenn ich das so "erkläre"); freut mich, dass es Euch gefallen hat:).
Und, ja, Pio, der hard-boiled-Stil ist aus mir nicht mehr 'rauszukriegen. Raymond Chandler ist der erste Autor, den ich als Kind selbst gelesen habe und zumindest die Atmosphäre, die er zeichnet, prägt mich bis heute (auch, wenn ich bedauerlicherweise stilistisch meilenweit von ihm entfernt bin).
 

pio

Autor, Audio Engineer (BA), Sprecher und Musiker
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es gab doch mal einen Film (scheiß Kopfgrütze...keine Ahnung mehr wie der hieß) in dem der Protagonist ständig mit dem Autor stritt bzw. diskutierte.....eigentlich völlig absurd, sorgte aber dafür, dass die klare Rollenverteilung zwischen Sender und Rezipient teilweise durchbrochen wurde.
Davon mal abgesehen mag ich Geschichten in denen der Protagonist sich ab und zu dem Publikum zuwendet wie z.B. im aktuellen King Roman "Das Attentat".
 

Phollux

Robert Kerick
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...
Und, ja, Pio, der hard-boiled-Stil ist aus mir nicht mehr 'rauszukriegen. Raymond Chandler ist der erste Autor, den ich als Kind selbst gelesen habe und zumindest die Atmosphäre, die er zeichnet...

Ok dann oute ich mich mal als jemand der Raymond Chandler noch nicht gelesen hat (Schande über mein Haupt:eek:) Marcel, haste nen Einsteigertipp welchen Roman ich als Erstes lesen soll? ;)
 

OldNick

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@Phollux:
Bei Chandler ist das fast nicht gar so wichtig, bzw. kommt auf Deine Präferenzen an. Wenn Du die Entwicklung, die Marlowe im Laufe der Romane emotional nimmt, mitverfolgen willst, so würde ich Dir empfehlen, chronologisch vorzugehen und "Der große Schlaf" (erschienen 1939) zu lesen.
Ohne mißverstanden werden zu wollen - alle Bücher von Raymond Chandler sind großartig. Ein besonders spitzenmäßiges literarisches Feuerwerk hat er aber mit "Die kleine Schwester" (1949) gezündet - hier paßt alles wunderbar zusammen. Die Sprache, die Geschichte, die Auflösung. Das war auch mein erstes Buch von Chandler und es hat dafür gesorgt, dass ich bis heute immer wieder in seinen Büchern lese.
Am nachhaltigsten berührt hat mich persönlich "Der lange Abschied" (1953), aber er hat das Buch nach dem Tode seiner Frau geschrieben und ich bin ohnehin ein sehr depressiver Geselle.
Kurzum: Die beiden oben genannten Bücher wären meine Ankerpunkte für Dich. Wie gesagt - wenn Du Dich chronologisch vorarbeiten willst, wäre es sicherlich nicht falsch, sich nach und nach voranzulesen (gebraucht kosten die Bücher ja nicht mehr all zu viel), aber wenn Du lieber gleich einen der Höhepunkte genießen willst, dann fang' mit der kleinen Schwester an.
Ich hoffe, das hilft etwas weiter:).

Nachtrag:
"just for the record" zitiere ich hier mal die korrekte chronologische Reihenfolge der Romane (allesamt mit Marlowe als Protagonist):
- "Der große Schlaf" (1939)
- "Lebwohl, mein Liebling" (1940)
- "Das hohe Fenster" (1942)
- "Die Tote im See" (1943)
- "Die kleine Schwester" (1949)
- "Der lange Abschied" (1953)
- "Playback" (1958)
- "Poodle Springs" - unvollendet, aber trotzdem in einer durch einen anderen Autor fortgesetzten Version erhältlich.
 
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