Marco

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Ich habe zwar jetzt gelesen, wie ein Plot rein theoretisch aufgebaut ist, aber ich bräuchte doch ein praktisches Beispiel. Ich bin scheinbar ein visueller Mensch, der so etwas sehen muss.
Mein Hörspiel habe ich ja gleich als Hörspiel geschrieben. Nun habe ich aber eine Idee zu einem Hörspiel und möchte einem Hörspielmacher nur den Plot vorlegen, bzw. wie die Geschichte aussehen könnte.
Allerdings weiß ich nicht, wie so ein Plot auf dem Papier aussieht und wie tief ich schon in die Geschichte eintauchen muss, damit es sich auch um ein Plot handelt.

Vielleicht kann mir ja jemand von Euch einen Plot zur Verfügung stellen?
Es würde mir sehr helfen.

Marco
 

Quiller

Mitglied
AW: Der Plot

Wenn du jemanden eine Idee für ein Hörspiel oder was auch immer vorstellen möchtest, bietet sich eigentlich die Exposé-Form an.

Der Plot ist ja das dramaturgische Grundgerüst einer Story, chronologisch erzählt. Und wenn du, wie du sagst, vorerst nur eine Idee hast, wird sich der Plot während des Schreibens wahrscheinlich sowieso noch mehrfach ändern.

Ich würde mir aber an deiner Stelle nicht so viele Gedanken über die Form machen. Schreib doch einfach auf einer DIN-A4-Seite, wie die Geschichte grob aussehen soll, wer deine Hauptfigur ist usw.
 

Paul

Wertentwender
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AW: Der Plot

Ich bevorzuge Szenenumbrüche. Da schreibst du in wenigen Sätzen, was in der jeweiligen Szene passiert. So kannst du den Plot ganz gut strukturieren. Ein Beispiel:

Szene 1:
Marco hat eine Frage zum Thema "Plot" und postet die Frage im Forum. Ziemlich schnell kommt eine Antwort von Quiller dazu.

Szene 2:
Paul stöbert im Forum und stößt auf den entsprechenden Thread. Mit Feuereifer macht er sich daran, sich ein Beispiel aus den Fingern zu saugen.

Szene 3:
Eine hitzige Debatte lässt die Gemüter kochen. Doch plötzlich wird die Erde von Aliens angegriffen.

...

...

Szene 15:
Marco, Quiller und Paul vernichten das letzte Alien und werden somit zu den offiziellen Herrschern der Erde.
 

Quiller

Mitglied
AW: Der Plot

... und wenn sie nicht gestorben sind, dann herrschen sie noch heute.

THE END

Mit Szenenumbrüchen zu arbeiten, geht natürlich auch. Das wäre ja dann praktisch schon die Vorstufe zum Skript.
 

Xilef

zerfahrener Verdutzter
AW: Der Plot

In einem Entwurf für Deine Geschichte ist der Plot, das Wort aus dem Englischen, das quasi "Handlungsstrang oder -ablauf oder -faden" bedeutet garantiert nur ein Teil dessen, was Dir als Geschichte vorschwebt, denn hinzu kommen ja in der Regel auch schon erste vielleicht noch etwas diffuse und ungenaue Vorstellungen zu
1. Anzahl, Art und Charakteristik der (Protagonisten und Antagonisten ?) - der Figuren in Deinem Stück
2. dem Ort des Geschehens
3. der Zeit in der das alles stattfindet - vielleicht auch schon die Zeitspanne der Handlung ( in "Raus aus Berlin" ist das ja klar umrissen )
Vielleicht hast Du auch schon unmittelbar Ideen zu
4. der Atmosphäre und dem Ambiente, quasi zu dem Klima des "Menüs"....es ist oft nicht keicht in Worte zu fassen, spielt aber eventuell eine Rolle in der Wahl Deiner Mittel ( das hat auch ein wenig mit unserer Diskussion über passende oder nicht passende Hintergrundmusik zu tun und spielt eigentlich bei akkustischen Erlebnissen auf subtile Weise ebenso eine Rolle wie beim Film - übrigens ein Kriterium, mit dem innerhalb des Forums oft eher unbewusst und damit oft auch etwas inkonsequent umgegangen wird - zweifellos aber ein interessanter Aspekt, der einen persönlich oft mit den ersten Ideen auch schon anspringt. Es ist ein bisschen so wie die "Farbe" und der "Klang" des Traumes, aus dem Du erwachst und an den du dich dann noch als düster und beklemmend oder bunt, melodisch und leicht etc, erinnerst. )
5. ist eventuell verwandt mit 4. und könnte auch entfallen, aber je nach Geschmackslage magst Du Deine Geschichte vielleicht auch einem bestimmten Genre zuordnen - ich persönlich lasse davon lieber die Finger, so wie es auch im Theater oft verhängnisvoll ist, alle Vielfalt weitgehend nach Komödie oder Tragödie einteilen zu wollen.

Und hier kommen wir also schon ganz nah an den Plot als solchen.
Oft wird mittlerweile nämlich mit dem Handlungsstrang im einzelnen bereits nach einem Schema F verfahren - das geschieht in vielen medialen Storyproduktionen und hat mit einer Vereinfachung beim Generieren eines Stoffes als Geschichte zu tun. Es gibt tatsächlich Computerprogramme, die wie bei Bild- und Tonbearbeitung über die Grundzutaten für eine mögliche Story eine Maske legen und daraus was stricken, an dem dann weiter rumgemacht werden kann.......
Du kannst zwar sagen, interessiert mich nicht, aber Du kannst dem Phänomen dennoch nicht ganz entrinnen.
Nach tausenden von Jahren Schriftlichkeit und noch längeren Zeiten oraler Erzähltradition finden wir uns nämlich in unseren Kulturkreisen denn doch immer wieder an den gleichen Brunnen ein, wenn wir geschichten schöpfen - aber genau das macht u.a. ja auch Kultur aus...ein weites Feld.
Lieber Marco, ich schweife ab aber folgendes wisse:
Lass Dir nicht reinquatschen und - lies Märchen, ein kurzes am besten: das ist meist Plot pur.
Was die Handelnden denken oder innerlich erleben wird ausser durch sehr holzschnittartige Charakterumrisse oder die eine oder andere Andeutung einer Emotion meist völlig unwichtig.
Im besten Sinne lernt man hier, was Handlung, was ein Plot ist: das was getan wird entscheidet über den Fortgang einer Geschichte .

Franz Hohler hat auf großartige Weise so etwas mal vorgeführt, auch was die Genrezugehörigkeit ermöglicht - und es ist zum totlachen. Er hat in einem Buch, dessen Titel ich nicht weiss "Hänsel und Gretel" durch alle Kakaos gezogen, die vorstellbar sind.

Hat das, was ich hier geschrieben habe, irgendwie weitergeholfen?
 

Marco

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Sprechprobe
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AW: Der Plot

@Paul
Eine interessante Technik mit den Szenen. Wobei ich hier schon das Gefühl habe die Geschichte, bzw die Story sehr differenziert kennen zu müssen.
An diesem Schritt bin ich noch nicht.
Ich glaube, dass mir die "Märchenerzählvariante" besser liegt. Trotzdem Danke für dieses schöne Beispiel.

@Felix
Auch Dir Danke für Deine ausführliche Unterstützung.
Entscheidend für mich als "blauer Mensch" (Persönlichkeitstypen nach dem Taibi-Kahler-Modell) war der Hinweis mit dem Märchen. Logisch! Kurze Märchen bestehen hauptsächlich aus Handlung, eventuell gestreckt mit ein wenig wörtlicher Rede.

Vielen Dank, ich denke, ich habe jetzt eine bessere Vorstellung von einem Plot.

Marco
 

Phollux

Robert Kerick
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AW: Der Plot

... Wobei ich hier schon das Gefühl habe die Geschichte, bzw die Story sehr differenziert kennen zu müssen.
An diesem Schritt bin ich noch nicht.
...
Hallo Marco,
ich weiß nicht ob es Dir weiterhilft, aber hast Du schonmal von der Schneeflockenmethode gehört? Das Prinzip eine Geschichte (bzw Plot) aufzubauen gleicht hierbei einer Schneeflocke, die immer größer wird und sich dabei immer weiter verzweigt. Angefangen bei vielleicht 5 Sätzen, in denen Du Deine Story kurz umreisst(Einleitung, Konflikt, Auflösung, Schluß) bis dass Du die Sätze dann immer weiter verzweigst, mehr ins Detail gehst um am Ende eine fertige Story entwickelt hast. (gut ist jetzt ein wenig pauschalisiert, aber es geht lediglich ums Prinzip;))
 

Xilef

zerfahrener Verdutzter
AW: Der Plot

Aber hier muß wirklich gesagt werden:" nicht alles was hinkt, ist ein Vergleich " - ;-) - und die Schneeflocke hinkt insofern, als dass sie quasi kugelsymmetrisch oder zumindest konzentrisch aufgebaut ist, ein Plot aber einen Anfang, eine Mitte und ein Ende hat - i.d.R., weil wir Menschen nunmal so Ursache-Wirkungs-Viecher sind. Auch sind die Verästelungen immer in einer engen Anbindung an Informationsverlauf und dramaturgischem Zusammenhang meist mit dem Kern der Geschichte verwoben und notwendiger- weil dramaturgischerweise nicht im ureigenen Kristallisationsprozess selbstreferenziell sondern bezogen auf die Geschichte...........und sei es weitläufig, Sinn muß es machen, um auch im Sinne von Versprechen und Einlösung als verbindlicher Ausflug der Wahrnehmung weg vom Zentrum und wieder zu ihm genossen werden zu können. Das diese Ausflüge verschlungen und komplex sein können zeigen z.B. die südamerikanischen "phantastischen Realisten" sehr schön - man denke an "Rauyela" von Cortazar etwa...
 

Frederic Brake

Berufspessimist
AW: Der Plot

Schuldischung, wenn isch hier ma dazwischen nuschel.

Also, der Plot (oder Handlung, was die korrekte Eindeutschung wäre, nach Sinn, nicht enthymologisch) beschreibt den Ablauf (also Xilef´sche Didaktik) und die wechselseitige Bedingtheit der Geschehnisse (Handlungselemente), also durchaus schneeflockenartig. Die Erzählweise muss aber nicht zwangsläufig sequentiell sein, sondern kann auch parallell, rekursiv oder asynchron sein.

Jetzt mal den Klugscheißermodus ausgeschaltet.

Der Plot ist genau das, was du draus machst. Der Plot kann ein Skelett sein, das dir hilft, die Story zu modelieren. Oder eine einzelne Szene oder einen Szenenteil. Er gibt deiner Ausführung deiner Arbeit Struktur. Ein Beipsiel wird dir nicht viel helfen, da es keine festgelegten Regeln gibt, außer, dass die Handlung auf einen Endpunkt hin entwickelt werden soll (siehe Eingangsklugschiß). Will sagen, jeder Jeck tickt da anders.
Hier gibt es eine - aus meiner Sicht ganz gute - Handreichung zum Thema:
http://www.schriftsteller-werden.de/handlung-und-plot/was-ist-ein-plot-wie-funktionert-der/
 

Swetty8

Foren-seelen
AW: Der Plot

Ich frage mich immer wider wieso muss eigentlichen ein Plot schreiben? klar wen man es mal hat kann man einfach drauf los schreiben,und hat das ende und den roten faden,
irgendwie konnt ich vorher besser schreiben, als ich ohne Plot geschrieben habe. bei Timton ging dann zwar schnell;)
 

Phollux

Robert Kerick
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AW: Der Plot

Naja der Plot ist der Kern der Geschichte. Nimm Dir irgendeine Geschichte, versuche sie mit ein paar Sätzen zusammenzufassen und Du erhälst den Plot bzw. das Skelett (wie Frederic es bereits sagte)
Na klar, drauf los schreiben, ohne einen Gedanken an den Plot zu verschwenden kann toll sein und manchmal mit Glück zum Ziel führen. Aber ich denke man ist da auch gewisserweise schon vorprogrammiert, dass man intuitiv weiß (hey, die Medien machen es einem täglich vor) wie "eine Geschichte" funktioniert (oder auch nicht;)) Den Aufbau Einleitung, Hauptteil, Schluß, verbunden durch de roten Faden namens Plot übernimmt man dann meist ohne darüber nachzudenken.
 

Marco

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Teammitglied
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AW: Der Plot

Ich habe das Gefühl, dass es doch mal ganz wichtig war das Thema "Plot" aufzugreifen. Scheinbar gibt es schon individuelle und aber auch wieder gleiche Vorstellungen vom Begriff "Plot".
Ich denke, dass ich nun weiß , wie ich damit umzugehen habe.

Danke für die vielen sehr wertvollen Hinweise und Standpunkte.
 

Fironboy

Mitglied
AW: Der Plot

Hi,
ein Plot schreibt sich fast von selbst, wenn man sich vor dem Schreiben ein paar Gedanken macht und sich an ein paar Regeln hält. Das ist jetzt keine Anleitung wie man Plots schreiben muss, sondern nur eine kleine Hilfestellung, dass Leser sie einfacher verstehen.
@Paul:
„Szene 1:
Marco hat eine Frage zum Thema "Plot" …
Szene 2:
Paul stöbert im Forum …
Szene 3:
Eine hitzige Debatte lässt …

Das was du beschreibst ist eine „Step Outline“ oder auch „szenisches Treatment“ genannt. So sollte man auf keinen Fall anfangen seine Geschichte zu schreiben. Da idealerweise Szenen durch Beats in eine Dreiaktstruktur aufgeteilt sind, die du erst aufschlüsseln kannst, wenn du einen Plot hast. Außerdem ist eine Step Outline viel schwieriger zu bearbeiten, falls an der Geschichte noch was geändert werden muss, weil deine Szene ja aufeinander verweisen DESWEGEN erst Plot schreiben ( 1 Seite = 90 Minuten) und da müssen nur 3 Sachen rein.

  1. Held
  2. Ziel
  3. Konflikt

Sprich wir erschaffen einen Helden geben diesem einen Ziel und überlegen uns was alles dazwischen kommen könnte.
Bsp: Frodo (Held) muss den Ring in den Schicksalsberg werfen (Ziel.) Sauron hat was dagegen (Konflikt).

Jeder hat in der Schule gelernt, dass es Exposition, Mittelteil, und Auflösung gibt. Diese drei Teile werden von Wendepunkten getrennt. Am WP 1 bekommt der Held sein Ziel, am WP 2 erfahren wir ob er es erreicht hat oder nicht.
Bsp:

Exposition: Frodo lebt im verpennten Auenland.
WP1: Frodo bekommt von Gandalf den Ring und soll ihn in den Schicksalsberg schmeißen.
Mittelteil: Frodo kommt den Schicksalsberg immer näher.
WP2: Frodo wirft den Ring in den Schicksalsberg.
Auflösung: Alle sind glücklich und feiern ein Fest.

Dramaturgisch gesehen ist DAS ein Plot. Das kannst du jetzt noch auf 1 Seite strecken und fertig. Dann sollte die Seite idealerweise aus 3 Absätzen (Exp, Mitte, Aufl) bestehen. Im nächsten Schritt kommen dann noch Höhe und Tiefpunkte hinzu, dann musst du jeden Absatz nochmal aufteilen und du hast 6 Absätze. Im Form des Treatments müssen die dann nochmal unterteilt werden in 12 Absätze. Und erst jetzt können wir anfangen szenisch zu denken und Pauls Step Outline einsetzen, denn die 12 Absätze werden nochmal unterteilt und siehe da wir haben 24 Szenen.
Hab ich mir nicht selbst ausgedacht, kann man alles bei McKee nachlesen. Hoffe trotzdem dass es ein bisschen geholfen hat das Myterium Plot zu lüften.
 

Quiller

Mitglied
AW: Der Plot

Jeder hat in der Schule gelernt, dass es Exposition, Mittelteil, und Auflösung gibt. Diese drei Teile werden von Wendepunkten getrennt. Am WP 1 bekommt der Held sein Ziel, am WP 2 erfahren wir ob er es erreicht hat oder nicht.
...
WP2: Frodo wirft den Ring in den Schicksalsberg.

Hab ich mir nicht selbst ausgedacht, kann man alles bei McKee nachlesen.
Du solltest McKee oder Field unbedingt noch ein weiteres Mal lesen, denn so, wie du es schreibst, ist es falsch. Der 2. Wendepunkt ist am Ende von Akt II, also bei einem 2-Stunden-Film ca. 30 Minuten vor Schluss und da erfahren wir garantiert noch nicht, ob der Held sein Ziel erreicht, denn diese Frage wird erst am Ende des dritten Aktes beantwortet. Alles andere wäre dramaturgisch auch ziemlich unklug. Der 2. Wendepunkt lenkt die Story noch einmal in eine neue Richtung und läutet das Finale (den 3. Akt) ein. Das Vernichten des Rings wäre also die Klimax (der Höhepunkt) der Story und NICHT der 2. Wendepunkt.

Generell sollte man sich aber auch nicht sklavisch an irgendwelchen Strukturmodellen halten, denn eine Zauberformel gibt es nicht. Und egal ob McKee, Field, Seger, Snyder usw. im Grunde sind das ja nur Variationen der klassischen Heldenreise.
 
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