joe adder

Karsten Sommer
Sprechprobe
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Pandoras Play gehoert nun auch zu den Hoerspiellabels, die zur Fortsetzung ihrer Serien den Kunden "um Hilfe bitten". Ein Aufruf im CLH-Board hat mich angeregt, dieses Thema zur Diskussion zu stellen.

Quelle: CLH-Board und startnext
Pandoras Play - Geht es weiter? Die Zahlen auf den Tisch

Liebe Hörspieler,
Pandoras Play gibt es jetzt seit 10 Jahren – dies ist für uns jedoch kein Grund zum Jubeln. Leider sind in letzter Zeit im Rahmen der allgemeinen Rezession im Hörspielmarkt die Abverkäufe dramatisch gesunken, von Terra Mortis Teil 1 & 2 haben wir nur noch ca. 120 CDs pro Folge verkauft, von der letzten Folge Das dunkle Meer der Sterne sogar nur 90 CDs – und das bei einer uns über die Jahre treu gebliebenen Fangemeinde.
Mit diesen Verkaufszahlen können wir leider keine weiteren Hörspiele produzieren, die Erlöse aus dem CD Verkauf decken noch nicht einmal die Presskosten für die CD, die bei ca. 600 € für 500 CDs liegen. Von der CD, die Ihr im Handel erwerbt, landen von ca. 10 € Endverkaufspreis ca. 4,50 € bei uns, bei 100 verkauften CDs sind das also gerade mal 450 Euro.

Wir finden daher, es ist an der Zeit mit Euch, unseren Fans ganz ehrlich über den Ernst der Lage zu reden. Bei uns sind – da wir nicht auf bekannte Sprecher und Autoren setzen, sondern auf unverbrauchte Stimmen und neue Talente, die Produktionskosten schon extrem gering, dennoch möchten wir Euch hier einen Einblick in die Kosten geben, die für uns entstehen:

Skript ca. 300-500 €
Bearbeitung (Schneiden, Musik, Sound Effekte ca. 700 €)
Cover ca. 250 €
Sprecher ca. 400 € bis 1200 €

Da sind jetzt noch nicht einmal laufende Kosten und z. B. Steuern oder Künstlersozialkasse usw eingerechnet.
Mit diesen Kosten wären wir auf plusminus 0 – das heißt, Pandoras Play als Verlag hat noch gar nichts verdient. Wir sind beide seit 10 Jahren hauptberuflich anderweitig tätig und machen Pandoras Play wirklich als reines Hobby. Daher haben es wir bisher immer so gehandhabt, dass wir uns gesagt haben, dass wir damit auch kein Geld verdienen MÜSSEN – sprich: solange wir keinen Verlust machen, sind wir mit soviel Liebe zum Hörspiel dabei, dass es für Pandoras Play weiter geht. Diese Grenze ist jedoch inzwischen unterschritten und eine Sache geht leider nicht: dass wir für die Produktion jedes Hörspiels noch draufzahlen. Seit etwas über einem Jahr sind wir auch Eltern, wir müssen also bei der finanziellen Planung jetzt auch an unseren Sohn denken.

Wir haben mittlerweile noch 19 weitere Titel (Gehenna, Dunkles Meer der Sterne, Terra Mortis, U-666, Detektei Bates) angefangen zu produzieren, also bereits Geld für Skripte und Sprecher vorgestreckt. Sollen wir jedoch jetzt weiter Geld investieren, wo momentan sehr ungewiss ist, ob wir das Geld je wieder herausbekommen?
Da seit jetzt ihr gefragt: sollen diese Titel noch erscheinen? Wenn ja, brauchen wir Euch und Eure Unterstützung als Hörspiel-Fans. Wir machen für Terra Mortis 3 eine Aktion bei Startnext, das ist ein Crowdfunding, das heißt, Ihr spendet Geld für Terra Mortis 3 und erhaltet dafür Dankeschöns (je nach Höhe des Betrags von einer CD bis zu einer Rolle im Hörspiel). Wenn Ihr Euch bei Startnext anmeldet (bzw über die dafür vorgesehene Fidor-Bank spendet), bekommt Ihr sogar schon 5€ geschenkt, werbt Ihr dann eine andere Person gibt es nochmal je 2,50€. Wer sich also anmeldet und 2 Leute wirbt hilft uns und bekommt die TM3-CD quasi umsonst!).
Im Grunde genommen zahlt Ihr so die CD vorab und wir haben dadurch eine Sicherheit für unsere Planung. Kommt das nötige Geld zusammen, wird Terra Mortis 3 erscheinen. Wenn nicht, bekommen alle auf jeden Fall ihr Geld zurück.

Hier der Link für die Aktion:
http://www.startnext.de/terra-mortis


Wenn wir nicht genug Unterstützer finden, werden wir uns wohl leider in die Reihen derer einreihen, die die Segel gestrichen haben.
Uns hat es in den letzten 10 Jahren sehr viel Spaß gemacht, für Euch Hörspiele zu machen und wir haben uns immer sehr über die vielen lieben emails und positiven Rückmeldungen gefreut. Wir würden wirklich gerne weitermachen, aber ohne Eure Unterstützung geht es einfach nicht mehr. Wir hoffen, dass wir mit diesem Thread und den klaren Worten und Zahlen Euch geholfen haben, zu verstehen, wie es bei uns aussieht.

Daher liegt jetzt die Entscheidung, ob weitere Pandoras Play Titel erscheinen sollen, bei Euch. Wenn Ihr weitere Anregungen und Ideen habt, wie es für uns weitergehen kann, sind wir für Vorschläge offen. Wir möchten hier einfach auch die Plattform nutzen, mit Euch die Situation zu diskutieren.

Viele Grüße,
Katja & Klaus

Ist das Crowd-Funding zum letzten Rettungsanker fuer Hoerspiellabel geworden? Oder wird hier der Kunde gefordert, weil die Label aus eigener marktwirtsschaftlicher Unfaehigkeit nicht in der Lage sind, sich selber zu behaupten oder einzugestehen, dass irgendwann mal das Ende gekommen ist?

Eure Meinung ist gefragt! :)
 

Civok

Drück mein Bäuchlein!
AW: Crowd-Funding - Letzter Rettungsanker oder aggressives Kundenmelken?

Argh! Ich echauffierte mich bereits bei den Hörspiel-Freunden über das Thema.

Mir erschließt sich der Sinn dieser Aktion so gar nicht. Das Kind ist bereits in den Brunnen gefallen und die Käufer sollen es jetzt wieder rausziehen. Finde ich, zum jetzigen Zeitpunkt, nicht fair dem Konsumenten gegenüber. Man hat bereits Geld in die Hand genommen, sich verkalkuliert und jetzt soll ich in die Geldbörse greifen, obwohl das Label selber noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft hat, um das Ding zu retten!? Sorry Kids, no f****** way!

Folgendes stößt mir sauer auf:

Warum denn eine CD-Pressung? Kosten! Kosten! Kosten! Wenn man Kosten einsparen will, sollte man in der heutigen Zeit in der Lage sein, auch eine "Download-only" Version an den Mann zu bringen. Und schwupp: EUR 600,- gespart. Da PP meines Wissens nach ohnehin nicht im Einzelhandel zu finden ist, wäre das nichtmal ein besonders gewagter/großer Schritt.
Wenn jemand unbedingt eine CD will, kein Problem, eine CD-on-demand Lösung anbieten, dann kostet die CD halt EUR 15,-. Oder EUR 20,-. Als Hardcore-Sammler wird man's verkraften. Könnte man dann auch signiert anbieten.

Wenn den Machern der Serie auch der Stoff am Herzen liegt, dann hat man bis zur VÖ auch keine Kosten! Wenn der Cutter/Musiker (hab ich grad nicht auf dem Schirm wer das ist) mit dem ach so viel zitierten "Herzblut" bei der Sache ist, würde er das für lau machen und sich später an möglichen Profiten beteiligen lassen. Wenn derjenige natürlich auf die genannten EUR 700,- besteht, dann... joa... Ende im Gelände. Spricht dann aber nicht für die Beteiligten.
Beim Cover sieht's ähnlich/identisch aus. Wobei ich EUR 250,- ganz schön pralle finde. Ich weiß nicht wie die Terra Mortis Booklets aussehen, aber das Cover ist echt nichts besonderes und hyper-aufwändig erscheint es mir auch nicht. Rechtfertigt der Aufwand diesen Preis? Können die Grafiker hier im Board eher beantworten.

Die Sprecher hatte man ja schon im Studio, das Material ist also da, warum kloppt man das Teil dann nicht zusammen und schmeißt es auf den Markt? Wenn die Crowdfunding Aktion nicht gelingt, hat man ja die Kosten trotzdem noch am Bein! Künftige Kosten deckeln zu wollen ist eine Sache, aber rückwirkend Kohle einzufordern, finde ich irgendwie unverschämt.

Wenn man jetzt von Labelseite sagen würde: "Joa, verkalkuliert, jetzt müssen wir zusehen Schadensbegrenzung zu betreiben" hätte ich Verständnis. Das würde aber voraussetzen, dass die Beteiligten die Pobacken zusammenkneifen und mit möglichst geringen Kosten das Ding auf den Markt werfen, um wenigstens einen Teil der bereits getätigten Ausgaben zu refinanzieren.
Passiert aber nicht, stattdessen hat man Geld ausgegeben und dem Hörer wird jetzt die Rechnung präsentiert.
 

joe adder

Karsten Sommer
Sprechprobe
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AW: Crowd-Funding - Letzter Rettungsanker oder aggressives Kundenmelken?

Argh! Ich echauffierte mich bereits bei den Hörspiel-Freunden über das Thema.
Hab ich gelesen! :D Und ich muss sagen, ich bin da vollkommen deiner Meinung.:thumbsup::friends:
 

Watchman

Christian Loges
AW: Crowd-Funding - Letzter Rettungsanker oder aggressives Kundenmelken?

Ich verstehe auch nicht, warum man auf einer Hardcopy besteht. Vor allem deshalb nicht, weil man 500 Cds pressen lässt, obwohl bislang immer nur 120 Cds verkauft wurden. Ich nehme mal an, das Presswerk nimmt keine kleineren Aufträge an. Gerade deshalb wäre besser, man würde auf Downloads setzen. Die Kosten für das Booklet entstehen wohl durch den Druck. 50 Cent pro Booklet sind gerade noch okay, obwohl ich schon günstigere Angebote gesehen habe. Aber auch diese ließen sich sparen.

Die 700 Euro gehen ja nicht allein an Marcel Schweder für seine Musik, sondern sind der Gesamtposten für Schnitt, Musik und Soundeffekte. Hier ließe sich bestimmt auch noch etwas einsparen, zum Beispiel durch Wiederverwenden der Musiken von Teil 1 und 2. Machen die großen Label ja auch und zwar schon seit Jahrzehnten, weil es eben Geld spart. Insgesamt ließe sich also viel Geld noch einsparen, da sehe ich die Sache auch so wie ihr beide. Auch darüber, dass man den Autor bezahlt hat und alle Sprachaufnahmen hat machen lassen und nun sich fragt, wie man die restlichen Kosten abdecken soll, kann man nur den Kopf schütteln.

Ansonsten sehe ich das Thema aber etwas entspannter als ihr beide. Dass mag daran liegen, dass sich Pandoras Play für mich aus dem Kreis der ernstzunehmenden kommerziellen Hörspiellabel verabschiedet hat. Vor allem auch deshalb, weil die Labelinhaber von sich selbst behaupten, Hörspielproduktionen nur als Hobby zu betreiben. Wenn man sich ansieht, was das Label eigentlich für "Verkaufserfolge" mit ihren Produktionen hat, wundert einen gar nichts mehr. In meiner Unizeit habe ich ein Jahr lang eine Studentenband etwas betreut, die mehr CDs mit ihrer Musik unter die Leute gebracht hat. Und die Band war nicht wirklich gut.

Nun lässt Pandoras Play also den Klingelbeutel herumgehen und drückt dabei noch auf die Tränendrüse. Ich finde es peinlich, wenn man darauf verweist, man habe jetzt ein kleines Kind zu ernähren. Wenn ich Nachwuchs habe und nicht wohlhabend bin, dann leiste ich mir keine teures Hobby. Basta!

Ich habe mich mal als Fan der Aktion registriert, weil mich interessiert, wie die Sache ausgeht. Dass man aus 120 Leuten, denn mehr Käufer, also Menschen, die bereit sind, für die Serie ihr Geld auszugeben, gibt es ja anscheinend nicht, insgesamt 3000 Euro herausholen kann, ist wohl illusorisch. Aber es würde mich schon reizen zu sehen, wie viel Geld da zusammenkommt.

Die Hoffnung stirbt zwar zuletzt, doch ich denke, wir können hinter das Thema Pandoras Play schon einmal einen großen Haken machen.
 

OldNick

Mitglied
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AW: Crowd-Funding - Letzter Rettungsanker oder aggressives Kundenmelken?

Klingt für mich nach Offenbarungseid mit anschließendem "Hail-Mary"-Versuch, um es im Footballjargon auszudrücken.

Ich bin an der Stelle etwas stutzig geworden, da sie angaben, 19 Titel derzeit in der Produktion zu haben, wofür sie das Geld "vorgestreckt" hätten. Leider bin ich in dieses Thema nicht so involviert, bin mehr passiver Konsument als in Foren dieser Art aktiv und mit den Hintergründen vertraut - aber 19 Titel im Planungsstatus zu haben, erscheint mir für ein kleines Label doch relativ viel, oder liege ich da falsch? Ich kann mich bsplw. nicht erinnern, daß ein Label wie bsplw. Hörplanet jemals 19 Titel innerhalb eines mittelfrisitigen Zeitraumes veröffentlicht hätte - auch die Anzahl der Serien erscheint mir auf den ersten Blick recht merkwürdig.

Man sollte meinen, daß wenn ich etwas als "Hobby" betreibe, ich dann doch erst recht meinen Daumen auf jeden einzelnen Cent lege, den ich draufzahlen muß. Daß dabei ein so krasses Fehlmanagement entsteht, daß ich 19 Titel in der Planungsphase, aber technisch nicht realisiert da liegen habe - inkl. bereits bezahlter Autoren und Sprecher - empfinde ich als recht merkwürdig für ein reines Hobbylabel.

Mei, wer nicht weiß, wohin mit seinem Geld, und wem das Bauen eines Geldspeichers trotzdem zu teuer ist, der wird da als Liebhaber eventuell den einen oder anderen Euro zu investieren suchen. Es herrscht ja kein Spendenzwang. Aber die Schmach allein, diesen Weg gehen zu müssen, bleibt. Und evtl. wird sich der ein oder andere noch länger daran erinnern - auch nicht angenehm.
 
Zuletzt bearbeitet:

Civok

Drück mein Bäuchlein!
AW: Crowd-Funding - Letzter Rettungsanker oder aggressives Kundenmelken?

Die Kosten für das Booklet entstehen wohl durch den Druck. 50 Cent pro Booklet sind gerade noch okay, obwohl ich schon günstigere Angebote gesehen habe. Aber auch diese ließen sich sparen.
Die Druckkosten fürs Booklet sollten in den Presskosten enthalten sein. Die Presswerke bieten Komplettlösungen an, also Datenträger, Jewel Case und Inlay bspw. Die genannten EUR 250,- scheinen mir wirklich die Kosten für die Grafiken und das Layout zu sein.

Die 700 Euro gehen ja nicht allein an Marcel Schweder für seine Musik, sondern sind der Gesamtposten für Schnitt, Musik und Soundeffekte. Hier ließe sich bestimmt auch noch etwas einsparen, zum Beispiel durch Wiederverwenden der Musiken von Teil 1 und 2.
Ach so... der Marcel Schweder macht die Produktion? Verstehe. Das erklärt möglicherweise den Aufruf auf Facebook vor ein paar Tagen, dass Freiberufler niemals umsonst arbeiten sollten. Lässt tief blicken, wie ich finde. Also scheint ja schon von Produzentenseite das Interesse nicht allzu groß zu sein, die Serie zu retten, sonst hätte sich da sicherlich eine Vereinbarung treffen lassen.

Sehe ich vielleicht mal wieder alles total falsch und total doof. Keine Ahnung. Ich denke nur, wenn denn alle wollten, könnte man das Ding retten, ohne betteln gehen zu müssen.
 

joe adder

Karsten Sommer
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AW: Crowd-Funding - Letzter Rettungsanker oder aggressives Kundenmelken?

Mal ernsthaft:
Wie besoffen muss man eigentlich sein! War das bei Richard Diamond auch so und ich habe es einfach nur aus Hoeflichkeit ignoriert?
Spendet man 10 EUR bekommt man eine CD. Ok, lass ich noch durchgehen. Gerade so.
Spendet man 15 EUR bekommt man ne signierte CD. Kein Problem! Leute! Wenn ihr 5 EUR fuer ne Unterschrift locker machen wollt: Ich produziere die im Minutentakt!
Das beste Angebot ist noch 25 EUR fuer 3 CDs. :(
 

Paul

Wertentwender
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AW: Crowd-Funding - Letzter Rettungsanker oder aggressives Kundenmelken?

Crowd-Funding würde ich nicht gleich mit einem erhobenen Bettelstab gleichsetzen, auch wenn ich diesen Gedankengang gut nachvollziehen kann, schließlich war es mir auch eine zeit lang suspekt. Letztlich wird nicht gespendet, sondern nur im Vorfeld gekauft, was man in den "Dankeschöns" findet. Akzeptiert man Plattformen wie startnext aber erstmal als ein heutzutage legitimes Mittel zur Finanzierung eines Projekts und nimmt ihm den Makel des Jammerns und Wehklagens, so hat man eine schöne Möglichkeit mit seinem eigenen Plan "marktreif" zu werden. Das wollte ich nur mal generell zum Crowd-Funding sagen, da es hier scheinbar nicht allzu lieb gewonnen wurde. :zwinker:

Aber, zugegeben, gerade dieses Beispiel drückt sehr auf die Tränendrüse. Und euren Kritikpunkten kann ich nur zustimmen. 19 weitere Titel in Produktion, wobei nicht mal eines von selbst finanziert werden kann? Offensichtlich wurde hier nicht gut kalkuliert. Und anstatt sich neue Wege zu suchen, das Hörspiel an den mann zu bringen, wird nur ein neuer Weg ausprobiert, das alte System zu finanzieren.

Civok schrieb:
Warum denn eine CD-Pressung? Kosten! Kosten! Kosten! Wenn man Kosten einsparen will, sollte man in der heutigen Zeit in der Lage sein, auch eine "Download-only" Version an den Mann zu bringen. Und schwupp: EUR 600,- gespart. Da PP meines Wissens nach ohnehin nicht im Einzelhandel zu finden ist, wäre das nichtmal ein besonders gewagter/großer Schritt.
Wenn jemand unbedingt eine CD will, kein Problem, eine CD-on-demand Lösung anbieten, dann kostet die CD halt EUR 15,-. Oder EUR 20,-. Als Hardcore-Sammler wird man's verkraften. Könnte man dann auch signiert anbieten.
Das denke ich schon sehr lange. Man könnte so viel Geld sparen! Außerdem denke ich, dass der Trend ohnehin auf "digital" weist. Ich meine: Jeder hat einen Mp3-Player/iPod, PC, Autoradio mit USB-Anschluss usw. Braucht man CDs denn noch für mehr, als die Befriedigung des Sammlertriebs? Ich sehe das an mir selbst: Gekaufte Hörspiele werden ausgepackt, gerippt und ins Regal gestellt. Herausgeholt werden sie nur noch von interessierten Gästen oder wenn ich mir das Booklet näher ansehen möchte. Das Hörspiel höre ich aber nur über oben genannte Medien.
Und da ich davon ausgehen kann, nicht der Einzige zu sein, der so oder ähnlich verfährt, warum kein Angebot in der Form machen, wie Franjo es beschrieben hat? Klingt für mich nach einer runden Sache mit viel Potential! :thumbsup:
 

Dennis Künstner

Administrator
Teammitglied
AW: Crowd-Funding - Letzter Rettungsanker oder aggressives Kundenmelken?

Auf das Pandorasy Play Beispiel möchte ich jetzt nicht direkt eingehen, aber einmal zum Thema allgemein. Ich finde, dass wenn man das Ende einer Firma, eines Produkts oder whatever schon seit längerer Zeit kommen sieht (weil man schon im Verlustbereich ist), ist Crowdfunding auch nicht mehr der Retter sondern wird das sterben einer Firma vielleicht nur noch etwas herauszögern. Dann hat man einfach falsch geplant, gewirtschaftet, etc. - Dabei will ich gar nicht ausschließen, dass man auch einmal Glück haben kann und es doch mal anders läuft. Wichtig ist nicht die minimale Vorfinanzierung von Projekten, sondern aus Marketingsicht das grundsätzliche Erscheinungsbild, Infopflege und vor allem Werbung.

Crowd-Funding ist im Amateur und Semiprofessionellen Bereich wenn man KEINE Firma davon unterhalten muss (mit der man sowieso schon Verlust macht) schon eine interessante Idee, für einmalige Projekte und nicht der Unthaltung und Zukunft einer Firma. Ich kann mir das z.B. gut für Studentenprojekte oder Filme vorstellen. So habe ich hier ein schönes Beispiel über 2 Deutsche die mittels Crowdfunding eine Bud Spencer Doku mit und über Bud Spencer drehen konnten (generell hat der Artikel auch einige Anmerkungen zum Crowdfunding selbst):

http://www.sueddeutsche.de/geld/cro...m-internet-euro-fuer-ein-hallelulja-1.1053231
 

Ohrenblicker

Vollaudiot
AW: Crowd-Funding - Letzter Rettungsanker oder aggressives Kundenmelken?

Ich halte Crowdfunding grundsätzlich für eine gute Lösung Projekte zu verwirklichen, die man allein nicht finanzieren kann (und habe selbst schon mehrere Startnext-Projekte unterstützt). In diesem Fall scheint es aber wohl eine Notlösung zu sein, die man nachträglich in Erwägung zog, weil sich da jemand ganz gewaltig verkalkuliert hat und man nun auf Kosten sitzen bleibt. Das ist nicht gesund und wird auch langfristig nicht funktionieren.

Warum denn eine CD-Pressung? Kosten! Kosten! Kosten! Wenn man Kosten einsparen will, sollte man in der heutigen Zeit in der Lage sein, auch eine "Download-only" Version an den Mann zu bringen. Und schwupp: EUR 600,- gespart. Da PP meines Wissens nach ohnehin nicht im Einzelhandel zu finden ist, wäre das nichtmal ein besonders gewagter/großer Schritt.
Wenn jemand unbedingt eine CD will, kein Problem, eine CD-on-demand Lösung anbieten, dann kostet die CD halt EUR 15,-. Oder EUR 20,-. Als Hardcore-Sammler wird man's verkraften. Könnte man dann auch signiert anbieten.

Eine CD-Pressung ist bei so kleinen Auflagen in der Tat Geldverschwendung. Und CD-on-Demand würde nur mit gebrannten CDs funktionieren und 15 Euro für eine Gebrannte?
 

Watchman

Christian Loges
AW: Crowd-Funding - Letzter Rettungsanker oder aggressives Kundenmelken?

Die Druckkosten fürs Booklet sollten in den Presskosten enthalten sein. Die Presswerke bieten Komplettlösungen an, also Datenträger, Jewel Case und Inlay bspw. Die genannten EUR 250,- scheinen mir wirklich die Kosten für die Grafiken und das Layout zu sein.

Ich habe mal interessehalber im Internet bzgl. CD-Pressungen recherchiert und überall waren die Angebote inkl. Booklet. Da habe ich mich also geirrt, als ich annahm, die Kosten würden durch den Druck der Booklets entstehen. Auf jeden Fall geht viel Geld für die Grafiker drauf, das besser an anderer Stelle Verwendung finden sollte.

Offensichtlich wurde hier nicht gut kalkuliert. Und anstatt sich neue Wege zu suchen, das Hörspiel an den mann zu bringen, wird nur ein neuer Weg ausprobiert, das alte System zu finanzieren.

Besser kann man es wohl nicht sagen. Auch ich halte Croudfunding grundsätzlich für eine gute Idee, doch ich schließe mich der Meinung von Dennis an, dass es für den aktuellen Fall nicht der richtige Finanzierungsweg ist.

Was mich beunruhigt ist das Signal, dass von einem Untergang von Pandoras Play im Bezug auf Hörspielserien mit durchgehender Handlung ausgeht. Als Fan mag man gar keine solchen Serien mehr anfangen, denn es häufen sich langsam die Fragmente bzw. Serienruinen. Dies muss unweigerlich dazu führen, dass die Hörer nur noch Serien kaufen, nachdem sie abgeschlossen sind, weil sie nur so sicher sein können, dass sie auch die gesamte Story zu hören bekommen. Dieses Abwarten wird aber dazu führen, dass immer mehr Serien vorzeitig eingestellt werden, weil sie sich nicht schnell genug ausreichend verkaufen, um eine Fortsetzung zu rechtfertigen. Der Hörer, der abgewartet hat, schlägt sich dann auf die Schulter in dem Bewusstsein, dass er mit seiner Zurückhaltung richtig gelegen hat. Dabei könnte die Serie noch leben, wer er dies nicht getan hätte.

Ein schlimmer Fall von sich selbst erfüllender Prophezeiung.

 

Janne

Sprecherin
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AW: Crowd-Funding - Letzter Rettungsanker oder aggressives Kundenmelken?

Das erklärt möglicherweise den Aufruf auf Facebook vor ein paar Tagen, dass Freiberufler niemals umsonst arbeiten sollten. Lässt tief blicken, wie ich finde.

Dem muss ich aber unbedingt zustimmen! Ich bin selbst Freiberuflerin und arbeite - sowohl als Liebe zur Sache aber auch aus Mangel an ausreichend bezahlten Projekten - immer wieder umsonst. Mit dem Ergebnis, dass ich letztenendes eher von Nebenjobs als von meinem Beruf lebe und dass "Hartz4" immer wie ein Damoklesschwert über mir schwebt. Und weil ich natürlich nicht die einzige bin, der es so geht, ist es immer selbstverständlicher, dass Schauspieler / Sprecher (damit meine ich in diesem Fall ausgeblidete Profis) umsonst zu haben sind. Ist es denn tatsächlich so unverschämt, wenn auch wir für unsere Arbeit bezahlt werden wollen? Das hat nun wirklich nichts mit zu wenig Herzblut zu tun, sondern einfach damit, dass die üblichen Lebenshaltungskosten nunmal leider auch für Freiberufliche Künstler anfallen. Klingt komisch, ist aber so.
 

Civok

Drück mein Bäuchlein!
AW: Crowd-Funding - Letzter Rettungsanker oder aggressives Kundenmelken?

Das hat nun wirklich nichts mit zu wenig Herzblut zu tun, sondern einfach damit, dass die üblichen Lebenshaltungskosten nunmal leider auch für Freiberufliche Künstler anfallen.

Bitte nicht meine Aussage aus dem Zusammenhang reißen. Wir reden hier von einer bestehenden Serie, die der Konsument weiterfinanzieren soll. Dabei wird vom Käufer erwartet, dass er das unternehmerische Risiko ausschaltet. Es wird an unser "Herzblut" und die Liebe zur Serie apelliert. Da werde ich doch wohl im Umkehrschluss erwarten dürfen, dass die Beteiligten ebenfalls ALLES probiert haben, bevor ein solcher Aufruf an die Käuferschaft ergeht.

Ich sage nicht, dass jemand umsonst an Terra Mortis arbeiten soll. Ich habe nur gesagt, dass die Macher, wenn denn ein ernsthaftes Interesse an der Serie vorhanden wären, sich auf ein anderes Modell hätten verständigen können. Bspw. könnte man den Cutter/Musiker an den Einnahmen beteiligen, anstatt die übliche Buy-out Schiene zu fahren. Wenn die Macher nicht bereit sind, Arbeitskraft vorzustrecken und ihre Gage erst später zu kassieren, sehe ich nicht ein, warum ich als Konsument das tun sollte. Von mir wird doch jetzt auch erwartet, dass ich die Kohle vorstrecke, um irgendwann mal ein (immer noch halbfertiges) Produkt zu bekommen.
 

bob7

__________________
AW: Crowd-Funding - Letzter Rettungsanker oder aggressives Kundenmelken?

Dem muss ich aber unbedingt zustimmen! Ich bin selbst Freiberuflerin und arbeite - sowohl als Liebe zur Sache aber auch aus Mangel an ausreichend bezahlten Projekten - immer wieder umsonst. Mit dem Ergebnis, dass ich letztenendes eher von Nebenjobs als von meinem Beruf lebe und dass "Hartz4" immer wie ein Damoklesschwert über mir schwebt. Und weil ich natürlich nicht die einzige bin, der es so geht, ist es immer selbstverständlicher, dass Schauspieler / Sprecher (damit meine ich in diesem Fall ausgeblidete Profis) umsonst zu haben sind. Ist es denn tatsächlich so unverschämt, wenn auch wir für unsere Arbeit bezahlt werden wollen? Das hat nun wirklich nichts mit zu wenig Herzblut zu tun, sondern einfach damit, dass die üblichen Lebenshaltungskosten nunmal leider auch für Freiberufliche Künstler anfallen. Klingt komisch, ist aber so.

Ich verstehe aber nicht ganz was Du sagen willst bzw. ob Du jetzt konsequenterweise nicht mehr umsonst arbeitest...
 

Janne

Sprecherin
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AW: Crowd-Funding - Letzter Rettungsanker oder aggressives Kundenmelken?

Ich verstehe aber nicht ganz was Du sagen willst bzw. ob Du jetzt konsequenterweise nicht mehr umsonst arbeitest...

nein, das will ich nicht sagen. wie ich schon schrieb, mache ich es ja auch aus liebe zur sache und bei projekten, bei denen keiner etwas verdient (so wie hier z.b.), ist es ja auch in ordnung so. aber es gibt genug projekte, wo durchaus für andere etwas hängen bleibt, nur eben für die beteiligten künstler nicht. ich wollte mit meinem posting lediglich um verständnis werben, wieso es durchaus gerechtfertigt ist, freiberufler für ihre arbeit zu bezahlen.
 

Jeln Pueskas

Michael Gerdes
Teammitglied
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AW: Crowd-Funding - Letzter Rettungsanker oder aggressives Kundenmelken?

Hallo miteinander,

vorweg: Ich kenne kein Produkt von Pandoras Play. Das liegt mitunter daran, dass ich eh schon wenig Zeit und Muße habe, Serientitel zu kaufen, deren Zukunft nicht klar ist (s. z.B.: LAUSCH) Natürlich habe ich damit schon kein Herzblut an das man appellieren kann. Ich teile aber hier die Bedenken gegen das Crowdfunding für diesen konkreten Fall. Im TS hatten wir letztens über mögliche kommerzielle Modelle diskutiert. Machen wir uns nichts vor: Der Datenträgermarkt für kleine Labels geht langsam den Bach runter. Das bemerkt man schon, wenn man sich die Hörspielregale bei Media Markt/Saturn etc. anschaut, wo eben noch die großen Serien wie Drei ???, TKKG und John Sinclair zu finden ist. Es ist eben für kleine Labels schon nciht möglich eben diese großen Märkte gewinnbringend zu beliefern. Das man dann im kleinen Vertrieb schon stark von den Fans abhängig ist, macht es dann auch nicht leichter.

Generell habe ich keine Abneigung gegen das Crowdfunding. Ich denke, damit lassen sich schon so manche Projekte aufbauen und verwirklichen. Aber hier die Verluste wett zumachen halte ich auch nicht für sehr praktikabel. Aber vielleicht bin ich da auch zu wenig Fan.

Viele Grüße-
 

joe adder

Karsten Sommer
Sprechprobe
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AW: Crowd-Funding - Letzter Rettungsanker oder aggressives Kundenmelken?

Ich habe generell auch nichts gegen das Crowd-Funding, finde es sogar recht gut, wenn man klares Konzept hat.
In diesem Fall ist es so, dass hier ganz eindeutig auf die Traenendruesen gedrueckt wird und wenn ich dann lese, dass eigentlich schon alles bezahlt wurde und man nicht mehr gewillt ist, die Kosten fuer die Veroeffentlichung zu berappen, dann verlaesst es mich hier.
sowas.gif
 

pio

Autor, Audio Engineer (BA), Sprecher und Musiker
Sprechprobe
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AW: Crowd-Funding - Letzter Rettungsanker oder aggressives Kundenmelken?

um der Sache ein wenig an Härte zu nehmen...

Bildschirmfoto_2011-06-24_um_235120-1308952304.jpg

wie sieht so eine Gastrolle aus?

Ohhh. UUhhh Arrrg ...GeEeHiieeeiIeeRRrrN!!

Ja, Nee war Spaß..aber lustig wars schon oder??

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Falko Diekmann
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Jetzt muß man aber auch trotz aller Härte und Häme mal einwerfen das Terra Mortis eigentlich recht gute Kritiken eingefahren hat. Selber hab ich noch keine Folge gehört, aber auch nichts durchweg schlechtes darüber gelesen.
 
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