Spirit328

Everything - STOP!
Teammitglied
[...]
@Woundwort Also mehr als sich von Rechtsextremen distanzieren, können die auch nicht machen. Wenn sich da ein paar Pfosten dem Demozug anschließen, was willst du machen? Sie zusammenschlagen? Dann versucht man lieber nicht zu eskalieren.
[...]
Doch kann man.
Haben wir auch gemacht, damals bei den Friedensdemos im Bonner Hofgarten 1982 und 1983.
Da gab es ein gut organisiertes Netz von Ordnern, welche die Störenfriede (oder vielleicht auch Agent provocateurs), umringt und freundlich, aber bestimmt an den Rand der Demo gebracht und zum Verlassen des Geländes aufgefordert haben. Waren sie nicht einsichtig, wurden sie zur nächsten Stelle der Polizei begleitet und ihnen übergeben.

Und das ging sogar ohne Handies und WhatsDepp. Wahnsinn, was?
Aber das ist alle schon zu lange her und wer will sich schon mit Wissen von vorgestern belasten?
 

Marvin Kopp

Marvin Kopp
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@Spirit328 Hm, also wenn das so einfach ist, muss ich dir recht geben. Ich hatte die Vorstellung im Kopf, dass die Demonstranten das selber regeln müssen und das das schwer zu überblicken ist. Generell finde ich es auch Scheiße, das solche Leute da mit laufen. Gibt ja genug andere Demos.
 

Spirit328

Everything - STOP!
Teammitglied
Sorry, war nicht ganz klar von mir beschrieben. Die "Ordner" bei den Friendsdemos waren aus dem Umfeld der Organisatoren bzw der Teilnehmer, also der "Demo" selber. Das waren keine "Secs" oder angeheurte Kräfte. Das waren Teilnehmer wie viele andere 10.000 auch.
Es gab vorher Absprachen und es wurde auch exemplarisch geübt. Naja, wenn die "Generalprobe" daneben geht, muß die Premiere super werden (altes Theater-Gesetz)

Es ist schon Wahnsinn, was man erreichen kann, wenn man sich einig ist, wie etwas zu laufen hat und was nicht toleriert wird.
In dieser Disziplin sind die Neo-Nazi zur Zeit merklich entschlossener und das erklärt für mich ihre Durchsetzungskraft.
Aber das ist auch ihre Achilles-Ferse, denn nicht sie sind das Volk, sondern wir, die große, aber leider schweigende Mehrheit. Sie sind eine Randgruppe, die uns herausfordert und wir bleiben ihnen leider allzu oft die passende Antwort schuldig.
 

Xaphyris

Sprecherin - Schreiberin - Tänzerin - Träumerin
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Ich weiß dass hier gerade viel diskutiert wird und das ist vermutlich auch gar nicht zu vermeiden bei so einem Thema. Aber ich hab keinen Nerv mehr mit irgendwem über irgendwas zu diskutieren, also werde ich jetzt einfach meine Erfahrungen mit Corona reinschreiben, falls das jemanden interessiert ;)


Das mag für manche Leute anmaßend klingen. Aber mir hat Corona gut getan. Wirklich.
Liegt aber auch daran, dass ich Gott sei dank zu keiner Gruppe gehöre, die von den Einschränkungen besonders betroffen ist.

Ich habe wirtschaftlich null Probleme, ich habe keine Kinder, ich hab nen systemrelevanten Beruf und daher hab ich die ganze Zeit gearbeitet, war nur ganz kurz in Kurzarbeit und hab letztlich trotzdem mein Gehalt bekommen.
Ich habe zwar eine chronische Krankheit, aber keine die für mich ein nennenswert höheres Risiko darstellt (was ich anfangs jedoch noch nicht wusste).

Corona hat bei mir zwei Dinge verursacht:
a) soziale Kontakte und Verpflichtungen reduziert
b) mir Anlass gegeben mich über Leute aufzuregen, die die Pandemie nicht ernst nehmen

Auf was musste ich konkret verzichten?
Urlaub im Ausland? - Kann ich mir eh nicht mal eben leisten und will ich auch gar nicht, irgendwann mal vllt, aber ich kann gut drauf verzichten.

Straßenverkehr - nice, find ich gut, als Fahrradfahrer, wenn so viel Platz ist und es ruhig ist auf den Straßen. Top.

Eine Live-Lesung der Drei ??? - Ja bisschen schade, wird dann halt nachgeholt 2021, da ich nicht mit einem Fuß im grab stehe, sehe ich keinen Anlass mich darüber zu beschweren, ist halt so.

Klare Sicht - meine Brille beschlägt leider ziemlich mit manchen Masken, hab jetzt schon einige genäht (insgesamt 25, davon waren 5 für mich). Hab jetzt eine, wo es auch bei regenwetter gut geht und werde mir für den Herbst noch welche nähen, dann bin ich gewappnet und kann trotzdem was sehen. Haha. Trial and Error eben.

Soziale Kontakte im Privatleben - Das war wundervoll. Ich arbeite in meinem Beruf mit Menschen, brauche da viel Geduld, muss mich viel konzentrieren, reflektieren und viel zuhören, z.T. mit schwierigen Leuten irgendwie umgehen. Und ganz im ernst: nach Feierabend will ich keine weiteren Menschen sehen. Ist halt schade, weil ich ja auch Leute habe die mir am Herzen liegen.
Aber es war traumhaft: keine Geburtstage, wo ich das Gefühl hatte ich kann nicht 'Nein' sagen, keine extra Veranstaltungen, die mich in die Zwickmühle bringen ob ich hingehen will oder nicht, einfach mal einbisschen Luft zum durchatmen. Da ich gesundheitlich dauernd angeschlagen bin, finde ich das alles so unglaublich anstrengend und das ist einfach weggefallen und das war wundervoll.

Tanzen - ja, das hab ich doch ziemlich vermisst, aber auch da hat vllt ne Pause mal gut getan. Ich hab mir alleine einpaar Säbel-Techniken beigebracht, hätte ich sonst vermutlich nie gemacht. Und im zweifel eben alleine üben. Mittlerweile treffe ich mich mit einer Freundin ab und zu, zum trainieren im Park.

Soziale Kontakte Online - unzählige, also hatte mehr Zeit für Fantasy-Rollenspiele und so, sogar Pen and Paper übers Internet mit Leuten, die ich normalerweise persönlich getroffen hätte.

Einsam? - Nicht wirklich. Siehe oben. Außerdem hab ich nen Mann und ne Katze und super online Gottesdienste jeden Sonntag.


Leider habe ich mich sehr viel über die Arbeit aufgeregt, da mein Chef die Lage nicht sehr ernst nimmt und ich mich immer wieder frage, wie es denn so schwer sein kann einfahc für einpaar Minuten einen Mundschutz zu tragen (und zwar nicht unter der Nase - wie dumm manche Menschen sind ist erstaunlich) und etwas Abstand zu halten....
Ich hab versucht das Risiko für mich und die Patienten zu verringern, was nicht einfach ist, wenn die Frau vom Chef nebenbei laut über Masken meckert und der Chef sich nicht mal bequemt Hygienemaßnahmen zu verkünden - das hab ich dann halt mal gemacht weil ich mir dachte: habt ihr den Schuss noch nicht gehört, oder was?

Naja. Auch solche die sagen: "Ich hab keine Angst vor Corona!!" da könnte ich erwidern: "Ich hab auch keine Angst, ich hab nur Verantwortungsbewusstsein meinen Mitmenschen gegenüber. Schluck deinen Stolz und zieh die verdammte Maske an und hör auf anderen Leuten ins Gesicht zu atmen, so schwer ist es eigentlich nicht.)

Hab jetzt rausgefunden, dass meine Nase anatomisch zum atmen echt beschissen konzipiert ist (viel zu schmal, nicht viel platz, Nasenscheidewand schief usw.), aber selbst ich schaffe es problemlos durch ne Maske zu atmen. Dass manche Leute die als sehr unbequem empfinden kann ich nachvollziehen. Ich finde es auch unbequem wenn ich meine Tage habe, kann ich auch nichts dran ändern, muss ich durch und ne Maske im Supermarkt zu tragen, liebe Herrschaften, ist meines Erachtens wesentlich weniger einschränkend, schmerzhaft und unangenehm, wie ne Monatsblutung - und keines von beiden wird irgendwen umbringen.

Soweit von mir ;)

Ich bin dankbar, dass die Krise mich kaum betrifft. Ich bin dankbar, dass ich weniger 'nein' sagen musste und mehr Ruhe hatte. Ich bin dankbar, dass ich in einem Land mit so viel Luxus lebe, auf den ich eine Zeit lang verzichten und mich im Anschluss nochmal neu darüber freuen darf, wenn es wieder erlaubt ist.
 

Jeln Pueskas

Michael Gerdes
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Hallo miteinander,

erstmal, wie es mir geht? Nun ja, ich bin hauptberuflich ITler und habe dadurch wesentlich weniger Zukunftsangst, als viele andere, die im künstlerischen oder beraterischen Umfeld tätig sind, bei denen persönlicher Kontakt zu anderen Menschen notwendig ist. Ich arbeite zwar auch in Kurzarbeit, die dank meiner aktuellen Tätigkeit bei einem Kunden nur 10% umfasst. Schwierig für mich ist das Abbauen von Überstunden. Aber das ist ein Luxusproblem. Ich bedaure alle Menschen, die zum einem selbst von Corona betroffen waren. Davon kenne ich ein paar und die Erzählungen davon sind nicht witzig. Ich bedaure auch die Menschen, die keinen Rettungsschirm wie Kurzarbeit nutzen können oder als Selbstständige allein gelassen werden. Das ist tatsächlich etwas, dass ich an den Maßnahmen kritisieren möchte. Ich verstehe da jeden, der durch die Maßnahmen seinem Job nicht nachgehen kann und dementsprechend auf die Straße geht. Das ist auch zum Glück trotz der Verordnungen möglich. Halt eben nur mit Auflagen.

Was mich erschreckt, ist die Gleichgültigkeit, von der seitens Noir und Spirit schon gesprochen wurde. Die Vermischung von Gegnern der Maßnahmen gemeinsam mit Coronaleugnern, Reichsbürgern und anderen Rechtsextremen. Das diese Suppe von verschiedenen Interessengruppen nur die "Diktatur Merkel" vereint, zeigt mir, dass die Leute nicht verstanden haben, worum es bei den Maßnahmen geht. Die Infektionszahlen sind durch die Urlaubszeit wieder angestiegen, weil Leute wohl meinten, dass das Recht auf Party eben über das Recht auf die gesundheitliche Unversehrtheit geht.
Mich nerven die immer ständigen Bekundungen, dass man sich mit der Maske ja nicht schützen könne, ohne einzusehen, dass es nicht um den Maskenträger geht, der sich vor anderen schützt, sondern dass man andere vor sich selbst schützt. Ich trage die Maske auch nicht, wenn es nicht nötig ist. Aber wenn ich zum Arzt, Einkaufen oder ins Amt gehe, setze ich das verdammte Ding eben auf und gut ist. Es macht mich nicht krank, wenn ich sie mehr als 30 Minuten aufhabe. Wenn das Tragen tatsächlich so übel wäre, frage ich mich wieso die Krankenhäuser nicht voll sind mit Motorradfahrern, die am ersten Tag der Fahrt mit einer Lungenentzündung im Krankenhaus liegen. Und wenn ich dann doch einen Infekt habe, bleibt mir in der Zeit nichts anderes üblich, als zu Hause zu bleiben...

Aber gut, ich schweife ab.
Die Maßnahmen halte ich nicht für überzogen. Sie sind gemessen am Risiko und dem Verhalten von wenigen, die andere vermehrt anstecken, notwendig. Mag sein, dass der Virus nicht mehr so gefährlich ist, wie am Anfang der Pandemie. Kann aber auch sein, dass es für die Bettenbelegung und Toteszahlen noch ganz andere Gründe gibt, die keiner von uns hier in diesen Beiträgen kennt oder auch nur wirklich versteht.

Wir sind als Bürger nicht entmachtet, wir können weiterhin unsere Meinung kundtun, die Zeitungen schreiben nicht alle gleichgesteuert, aufgrund des Pandemiegesetzes und ebenso gibt es weiterhin so viel veröffentlichten Müll von Leuten, die ohne Nachweise, Recherche ihren Stumpfsinn kundtun, in dem sie von der einen Wahrheit sprechen, die man ja nicht sagen dürfe. Von Freiheit wurde in den letzten Wochen gerne geschrien, am liebsten mit dem Grundgesetz in der Hand. Aber haben es die Halter überhaupt gelesen? Ich glaube, da verhält es sich manchmal so, wie mit dem Werk, dass im dritten Reich gerne in eine Vitrine gestellt wurde, bis der Russe oder der GI einen Hausbesuch gemacht haben. Gelesen hat das krude Machwerk aber kaum jemand.

Aus dem Grundgesetz wird immer gerne der Artikel 2 zitiert:
"Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit" und "Die Freiheit der Person ist unverletzlich"
Komischerweise werden die Zusätze immer gerne vergessen:

(1) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.
(2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden.

Heißt also nix anderes, als: Klar hast Du ein Recht auf freie Entfaltung Deiner Persönlichkeit aber das darf nicht andere Rechte verletzen. Es darf noch nicht mal die Gesundheit anderer verletzt werden. Wer also meint, dass es gegen den Artikel 2 verstößt, eine Maske zu tragen zu müssen, obwohl man das nicht will (aus welchen Gründen auch immer), liegt falsch. Wer meint sich nicht an Abstandsregeln halten zu müssen, liegt ebenfalls falsch.
Wenn es darum geht, dass die Wirtschaft unten ist, dem kann ich zustimmen. Das es hier mit der Verteilung nicht immer gerecht zugeht, auch. Dass alleinerziehenden Müttern und Vätern, die schulische Führsorge für die Kinder während ihrer Arbeitszeit aufgebürdet werden, finde ich einen schlimmen Zustand (auch aus eigenen Erfahrungen, die zum Glück mit älteren Schulkindern zu tun hat; die Zeit war alles andere als geil). Aber diese Sorgen und Ängste, Probleme und Hoffnungslosigkeit gemeinsam mit Reichsbürgern, Coronaverweigerern zu teilen, deren Interesse es eigentlich nur ist, diese Menschen in ihr Lager zu stecken, kann ich nicht unterstützen.

Viele Grüße, Michael
 

Xaphyris

Sprecherin - Schreiberin - Tänzerin - Träumerin
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Darf das egoistisch sein? Es geht mir auch ein bisschen so. ;)

Egoistisch? Nö.
Es gibt einen guten Satz: Self care is not selfish.

Ich übe mich derzeit darin, aber mir fällt es sehr sehr schwer zu wissen wo ich die Grenze ziehe, gerade wenn es um Geselligkeit und Soziales geht. Es ist halt für viele Menschen schwer verständlich, dass man z.B. zu nem Geburtstag oder sowas nicht hin möchte, obwohl man die Leute gern hat, einfach weil man sich kraftlos fühlt oder eben mal Zeit für sich braucht.
Manche Leute tanken auf, wenn sie von Menschen umgeben sind und manche eben, wenn sie allein sind.

Ich gehöre zu der Spezies die gern Zeit für sich hat. Wenn mein Mann z.B. paar Tage weg fährt, dann genieße ich die Stille total, und wenn er wiederkommt freue ich mich total ihn zu sehen. Ist doch super.

Nur will man ja einerseits Leute nicht enttäuschen oder vor den Kopf stoßen und auf der anderen Seite will man ja auch Freundschaften pflegen, wenn die Menschen einem wichtig sind.

Und diese Gradwanderung bringt mich manchmal zur Verzweiflung und Corona hat es mir erspart mir dauernd darüber den Kopf zerbrechen zu müssen.
 
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