Sprechprobe
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Bei dem folgenden Text kann man eigentlich nicht direkt von einer Kurzgeschichte sprechen. Es ist viel eher eine Szene zwischen zwei befreundeten Männern. Um das Ganze etwas verständlicher zu machen: bei Gordon handelt es sich um einen Charakter, den ich in einem RPG gespielt habe und diese Szene habe ich damals geschrieben um ein Gefühl für ihn zu entwickeln (btw ist er Autor und schreibt vor allem Horrorgeschichten *g*). Falls der Text nicht her gehört, dann tut es mir leid.


Verhandlung

Lester kniff die Augen zusammen und sah ihn skeptisch an. Gordon wusste was James Lester so nachdenklich stimmte, aber er blickte ihm dennoch nach wie vor völlig sorglos direkt ins Gesicht, so als hätte er keine Ahnung was gerade im Kopf seines Gegenübers vorging.
„Irgendwas ist hier faul", stellte Lester schließlich fest und stellte seine Tasse zurück auf den Tisch, überschlug die Beine und rückte seine Brille zurecht.
„Hm?", wo war eigentlich seine Auszeichnung für überragende Schauspielkunst?
„Komm schon, ich kenn dich doch. Wenn du sonst meine Hilfe brauchst kommst du zu mir, wir ziehen los, du verwickelst mich in irgendeine abenteuerliche Geschichte, es endet in einer Schlägerei und das war’s. Du erzählst mir nie worum es geht, Mann", erklärte er und warf Gordon einen auffordernden Blick zu. Scheinbar erwartete er eine Erklärung.
„Es endet nicht immer in einer Schlägerei!"
„Richtig." Pause. „Manchmal begegnen wir keinen Menschen."
„Jetzt sei nicht so."
„Okay, du hast Recht. In 9 von 10 Fällen endet es in einer Schlägerei, in dem verbleibenden Fall bist du entweder heiser, gelangweilt oder wir treiben uns irgendwo am Arsch der Welt rum."
„Eben."
„Also? Wieso jetzt?"
„Ich brauche eine andere Art von Hilfe", grinste Gordon. Ein Umstand, der Lester die Stirn in Falten legen ließ. Gordon wusste, dass er ihm helfen würde. Das tat er am Ende immer. Die Frage war nur wie lange sie hier sitzen würden und so tun mussten als gäbe es etwas auszuhandeln.
„Was willst du?", wollte der hagere Mann der dort am Fenster im Halbschatten saß wissen und sah ihn sehr sonderbar an.
„Lass mich dein Plus Eins sein", verlangte er. Das Grinsen war verschwunden und es bestand kein Zweifel daran, dass Gordon diese Worte bitterernst meinte. So wie Lester ihn allerdings anstarrte schien der seinen Ohren nicht trauen zu wollen.
„Was?!", keuchte er entgeistert. „Gordon, ich bin verdammt nochmal Psychiater! Ich erstelle ein Gutachten. Dieser Mann ist sehr krank und zutiefst gestört. Er hat Menschen getötet und in seiner Tiefkühltruhe aufbewahrt – ich geh doch nicht zum Empfang eines chinesischen Abgeordneten!" Gordon verdrehte die Augen und nickte. Das wusste er. Natürlich wusste er das. Hätte Leroy Rosen gezüchtet wäre er für ihn ja auch völlig uninteressant gewesen.
„Er ist geisteskrank", bestätigte er völlig unnötigerweise, so als wäre er hier der Experte. Wobei er das in gewisser Hinsicht sicher auch war, aber das behielt er wohl besser für sich.
„Ja."
„Und ich bin ganz allein drauf gekommen."
„Du kannst so stolz auf dich sein. Aber mal im Ernst, ist dir klar gegen wie viele Gesetze wir verstoßen würden?", er warf Gordon einen kurzen Blick zu und seufzte. „Du machst aus mir einen Kriminellen und du weißt, dass ich jegliche Art von Kriminalität verabscheue" Gordon lupfte eine Augenbraue. „Es sei denn sie geht von mir aus", räumte Lester ein woraufhin Gordon lauthals lachte.
„Kumpel, du bist Psychiater! Gib‘s doch zu, dass du dich an deinen irren Knackis aufgeilst" Lester sah einen Moment lang so aus als wolle er ihm an die Kehle springen, schien sich dann aber wieder daran zu erinnern mit wem er es hier eigentlich zu tun hatte und schenkte ihm nur einen wütenden Blick.
„Also, wann geht’s los?", wollte Gordon wissen und erhob sich.
„Gib mir ein paar Tage Zeit alles in die Wege zu leiten. Wieso bist du eigentlich so scharf auf diesen Fall?", hakte Lester nach und wirkte auf einen Schlag sehr misstrauisch.
„Feldforschung."
 
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Nee

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AW: Verhandlung

Ein sehr interessanter Dialog. Die viele direkte Rede macht ihn sehr lebendig und das offene Ende (-> Was hat Gordon in seiner 'Feldforschung' tatsächlich vor?) erzeugt Spannung. :)

Das 'James' im vorletzten Satz wirkt unpassend. Vorher hast du immer Lester benutzt. Damit der Leser nicht das Schielen zum Anfang kriegen muss, wäre es besser entweder auch hier Lester zu benutzen oder vorher schon durchzuvariieren.

Manche Bemerkungen wirken so, als würdest du den Leser zu sehr an der Hand nehmen. So z.B. "Ein Umstand der Lester in unguter Vorahnung die Stirn in Falten legen ließ." Den Schluss, wieso er die Stirn in Falten legt, zieht der Leser gerne selbst. So kann er/sie viel mehr in die Geschichte eintauchen. Also besser: "Ein Umstand, der Lester die Stirn in Falten legen ließ."
 
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AW: Verhandlung

Dankeschön *freu*

Jetzt, wo du es sagst, fällt es mir auch auf.... hab ich gleich mal editiert ^^ Ich habe leider die Tendenz dazu ständig "er" zu schreiben, sodass ich am Ende selber total den Überblick verlier, wer jetzt "er" in diesem oder jenem Satz war :D Deshalb muss ich die Namen immer nachträglich noch an einigen Stellen einsetzen, das führt dann manchmal zu so kleinen Verwirrungen wie hier bei "James" :D

Vielen Dank fürs Feedback :)
 
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