• Blut-Tetralogie   Dark Space

Bala619

Mitglied
Ist sehr kurz, ich weiß, aber falls jemand Interesse hat...

Langsam gehe ich entlang des kleinen Feldweges.. Es ist sonnig, die letzten orangenen Strahlen der Abendsonne färben alles in Gold. Aber in mir ist nichts goldenes mehr. Schon seit langem nicht.

Schlecht bezahlter Job mit 25, weit unter dem was ich tun konnte, aber die vielen Schicksalsschläge, der Tod meiner Mutter, der Rausschmiss meines Vaters, haben mich in allem nach unten getrieben.
Und mich konnte man doch ohnehin nicht lieben. Das wusste ich doch schon durch die Schule, wo ich immer derjenige war, an dem andere ihren Frust an mir abgelassen haben, für über zehn Jahre, ich sehe es an den ganzen kleinen Supermärkten, wo ich nur zum Voll machen da bin und die immer wieder Trara machten für dinge, für die ich nichts konnte.
Durch meinen Chef, der mich dauernd anruft und mich ohne Rücksicht immer hin und her schickt.
Bin ich jemals etwas Wert gewesen? Nein, und ich werde es nie sein. Von wegen, jeder ist etwas wert.
Meine Existenz ist nicht wertvoll. Sonst würde ich mich doch auch mal verlieben. Sonst würde doch auch jemand mit mir lachen. Meine Sorgen teilen, und mich als Mensch ansehen. Als jemand der Gefühle hat.
Aber als so jemand sieht mich nie jemand, meine Nachbarn nicht, mein Vater nicht, keiner.
Nicht mehr weit bis zur Brücke. Wird man mich überhaupt begraben? Wird ein Name auf meinem Grabstein stehen? Mit Sicherheit lande ich in einem der Sozialgräber, weil sich keiner um mich kümmert.
Nicht mehr lange und die Brücke kommt in mein Sichtfeld. All zu schnell wird man mich nicht finden, ist es doch nur eine kleine Brücke, die etwa 20 Meter über irgend einem Fluss ist. Keine Verkehrsunfälle also, und ich werde lange weiter geschwemmt. Man findet mich wohl erst in der Kläranlage.
„Meow!“ War das etwa ein Maunzen. Ich sehe mich um. Da, ein kleiner Karton. Ich gehe hin und mache ihn auf. Ein erneutes hohes Maunzen eines kleinen, grau getigerten Kätzchens, das mich nun an sieht, kaum dass ich den Deckel des Kartons geöffnet habe.
Wer ist nur so grausam? Dieses unschuldige Wesen. Ich sehe, es ist wohl schon alt genug um entwöhnt von seiner Mutter zu sein, und es ist ein Er. Wie kann man nur zu faul sein, ein neues Zuhause für so ein kleines, zartes Wesen zu finden.
Ich nehme den Kater in meine Arme, welcher nicht flüchtet, statt dessen leckt er mir über die Finger. Eventuell ist er auch nur einfach zu schwach inzwischen, um zu flüchten.
Sind in meiner Wohnung Tiere erlaubt? Ich erinnere mich an die Hunde meiner Nachbarn, die ausdrückliche Erlaubnis die in meinem Mietvertrag steht.
Also hebe ich den kleinen Kerl nach oben und gehe nach Hause. Hatte ich nicht noch was vor gehabt? Egal, du bist jetzt wichtiger.

Zehn Jahre später ist aus dem kleinem Katerchen ein stattlicher Kater geworden. Ein Kater, dessen Zuneigung und die Sorge um ihn mich motiviert hat, doch noch eine Ausbildung zu bekommen als Bankkaufmann. Wo ich während meiner Ausbildung eine wundervolle junge Frau kennen lernte, in die ich mich dann doch verliebte. Welche ebenso wie ich einiges durchgemacht hatte, wie ich auch sehr spät in die Ausbildung kam, und auch durch eine Katze neuen Mut bekam.
Die ich irgendwann heiratetete, und mit der ich zwei wunderbare Kinder, Zwillinge, bekam. Und die ich beobachte, mit ihren sechs Jahren, wie sie gemeinsam mit den Kindern meines Katers und ihrer Katze spielen.
Natürlich denke ich dann auch manchmal daran, dass ich alle diese Katzen wohl überleben werde, aber ich weiß auch, ich werde sie dann auch wieder sehen, wenn wirklich meine Zeit gekommen war und ich sie nicht selbst bestimmt hatte. Vielleicht werden sie mich dann, wo auch immer es sein würde bei Gott, richtig verstehen, wenn ich mich bei ihnen bedanke, vor allem bei meinem Kater, dass er mich aus dem Loch geholt hat, in welchem ich einstmals war.
Tiere sind die besseren Menschen. Sie betrügen nicht, sie lügen nicht, und sie nehmen jeden so wie er ist, ob Mensch, anderes Tier, egal. So vieles können wir von Ihnen lernen.
 
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