AW: Tagirijus - demutatio
Also dann mal meine Intentionen; aber vermutlich nicht so ganz alles, da ich gar nicht alles auf einmal aufschreiben kann und auch ungern das unformatierte Konzeptdokument hier reinkopieren will:
Einmal die Rahmenhandlung: Luk geht spazieren und erfreut sich an der Natur / Schönheit dieser Welt. Am Feld oben trifft er dann aber auf die Alkohol trinkenden und randalierenden Jugendlichen. Die kommen zu ihm und verprügeln ihn, wobei er sich während dessen vorstellt sie zu verprügeln.
Binnenhandlung (vermutlich meine größte Schwäche in der Umsetzung, leider): Die Flashbacks sollen Einblick in die Vergangenheit und somit entstandenen Motive des Protagonisten geben. Zunächst sieht man einen Mann (nicht Luk!), der glaubt noch betrunken Autofahren zu können. In den folgenden Flashbacks wollte ich zeigen, dass er einen Onkel und eine Freundin hatte. Die dann folgenden Flashbacks zeigen den Tod des Onkels durch den betrunkenen Autofahrer und den Schluss seiner Freundin. Der vermeintlich "gewollt mystische" Flashback, wie eventuell manch einer dachte, zeigt sicherlich eine eher unauthentische Szene, soll aber dennoch an die Realität gebunden sein. Mehr dazu gleich noch; also in dem Flashback diese schwarze Gestalt an Luks Bett. Danach kommen die Flashbacks mit denen ich hoffte die anfänglichen etwas zu erklären: Luk lehnt und sitzt heulend auf dem Bett und trauert erst seinem Onkel nach und danach seiner Freundin Melina. Anschließend wieder die schwarz Gestalt; warum gleich noch.
Blöd ist, dass viele dachten, der Alkoholiker sei Luk. Der vermutlich einzige Hinweis bieten (unprofesssioneller Hinsicht) die Credits, in denen der Alkoholiker einen eigenen Eintrag hat. Hatte leider irgendwie keine Zeit mehr einen extra Typen dafür zu bekommen, hätte aber dennoch den Alkoholiker klarer von Luk abgrenzen sollen und die Ego-Perspektive lassen sollen.
So. Warum nun "demutatio"? "demutatio" = "Veränderung" laut Latein. Mein Thema am Anfang war zunächst so etwas wie "Alkhol verändert den Menschen". Neben dem auch Dinge, wie "Das Übel der Welt zertsört die Schönheit dieser; verändert sie sozusagen". Und letztendlich auch noch die Aussage "Das Übel ist präsent und man kann nichts dagegen tun, außer selbst damit klarzukommen".
Veränderungen, die im Film vorgehen:
Rahmenhandlung: Luk ist zufrieden; auch im Monolog. Beiderseits wird er allerdings beim Betrachten des Übels zunehmen wütender und verzweifelter. Auch mit dem Wetter und der Umgebung versuchte ich eine stetige Änderung zu erzielen. So wird eigentlich das Wetter zunehmend schlechter (Bilder werden leicht dunkler und blasser) und es beginnt zum Schluss sogar zu regnen. Des Weiteren sind die Anfangs-shots noch in der Siedlung (unnatürlich) und wandert hinaus aufs freie Feld (natürlich). Die Siedlung ist beim Blick hinter Luk trotzdem vorhanden, da das "Übel" ja trotzdem stets präsent ist.
Binnenhandlung: Zunächst (abgesehen von dem Alkoholiker, der nur seine weiteren Erinnerungen auslöst) ist die Welt in der Vergangenheit von Luk vermeintlich schön, wandelt sich aber zunehmend ins Üble. Ich denke das sollte mindestens erkennbar sein, hoffe ich zumindest.
Das Blümchen: Dies ist ein weiteres Symbol für die Schönheit, die Luk noch in dieser Welt sieht, die aber vom Übel (Jugendlicher 1 tritt die Blume kaputt) zerstört wird.
Die Veränderung von Luk selbst: Früher war er ersichtlich zufrieden mit allem, verlor dann aber zunehmend den Glauben an Vieles. Diesbeüglich hat er sich etwas verändert, was natürlich wieder eher schwerlich dem Film zu entnehmen ist, oder? Bin mir da nicht so sicher.
Um eine weitere Frage zu klären: Warum diese schwarze Gestalt und dieser vermeintlich pseudohafte mystische Touch? Ist doch klar, zu wenig Sex im Film, also wollte ich die Zuschauer anders bekommen. Ne Scherz beiseite. Es sollte die Situation von Luk verdeutlichen. Die Szenen sollen das Erwachen in einer Schlafparalyse wiedergeben. Die Schlafparalyse setzt beim Menschen ein, wenn er schläft, damit er Geträumtes nicht in echte Bewegungen umsetzt (Schutzmechanismus noch aus vergangenen Zeiten). Ab und zu erwachen Menschen während einer solchen Schlafparalyse halb; sie sind dann bei Bewusstsein, können sich aber nicht bewegen und nur schwer atmen (früher dachte man, der "Alb" sitze einem auf der Brust, woher der Begriff "Albtraum" kommt). Da es noch in einer Art Halbschlaf ist, passiert es, dass durchaus mal Traumwelt und "Realität" zusammenkommen und man sich z.B. Gestalten im Zimmer vorstellt oder dergleichen. Bewegen kann man sich aber trotzdem nicht, wobei wir zum Punkt kommen. Luk sieht das "Übel", kann aber nichts tun; weder in der Schlafparalyse, noch bei den Jugendlichen oder dem allgemeinen Übel dieser Welt. Der 2. schwarze-Gestalt-Flaschbak sollte nur noch eine Steigerung bringen.
Warum kämpft er erst und verliert dann doch? Damit wollte ich ausdrücken, dass auch noch so gutes und starkes Kämpfen das Übel dieser Welt nur schwerlich beseitigen kann.
Es gibt auch sehr versteckte Einbauten von mir, da ich gerne mit Zahlen spiele. Z.B. ist der erste vermeintlich mystische Aspekt der 6. Flashback (6 = meist eher böse, ist ja bekannt) und insgesamt gibt es 9 Flashbacks (9 = Zahl der Vollkommenheit). Aber das eher Spielereien meinerseits, da ich sowas gerne tu.
Eventuell ist es schon einigen aufgefallen, dass "Luk Hefer" abzuändern zu "Luzifer" ist. Laut christlicher Mythologie ist das ein Synonym für den Teufel. Meine Intention war dabei eher die römische Mythologie, in der "Luzifer" der Lichtbringer ist und den Tag heraufbeschwört. Inhaltlich zum Film passend war die Intention dabei, dass Luk die Schönheit dieser Welt betrachtet und sie somit, sei sie noch so versteckt, dem Zuschauer zunächst zeigt. Außerdem bekämpft er ja zunächst die Jugendlichen und beseitigt das Übel erst, um der Welt "das Licht" zurückzugben. Ist jemanden dabei aufgefallen, dass die Wolken hinter Luk, als er etwas heroisch da steht, fast Flügel bilden? Naja zum Schluss hat das Übel den Lichtbringer dieser Welt dennoch niedergeschlagen. Sicherlich ist das alles schon fast pathetisch. Aber mir gefiel es.
Nun noch einige Stellungnahmen zu euren Kommentaren:
Falko:
Das Intro sollte nur Symbole für Schönheit und Übel darbieten. Außerdem ist Luk nicht Schuld, da er nicht der Autofahrer war. Nach wie vor: große Schwäche in der Umsetzung, ich weiß. Das Ding sollte eigentlich nicht geheimnisvoll sein, war zumindest absolut nicht meine Intention.
Scarhunter:
Ich bin ja eher ein Freund von versteckten Dingen, bei denen man erst extrem genau hinschauen muss, eh man merkt, was da nun ganz genau Sache ist. Meiner eigenen Erfahrung nach gibt es dann zum Schluss einen viel tolleren "Aha-Effekt". Deswegen auch der Titel. Ich denke so etwas wie "Der zum Fall verurteilte Spaziergang des Luk Hefer" oder sowas wäre mir zu platt gewesen. Keine Ahnung diesbezüglich, wo hier Geschmack beginnt und aufhört.
Mein Ansatz war es keinesfalls eine "abgefahrene und hundert pro neue" Story aufzubauen (nebenbei bemerkt finde ich den ganzen Film gar nicht so innovativ-wirkend, hehe.). Am Anfang war eine Idee und ein Thema und dann auch noch eine Aussage. Da herum entstand ein Charakter und die Plots. D.h. im Endeffekt habe ich mich nicht drauf konzentriert etwas Innovatives zu erschaffen, sondern lediglich eine Botschaft in einen Film zu packen, quasi. In einem eventuell folgenden Produktionsbericht würde ich dann nochmal das Vorgehen dokumentieren. Fing alles an mit Brainstorming, Charakter erschaffen, Plots erschaffen, dann irgendwann mal Script ausarbeiten und so weiter (wobei ich stets auf Zusmamenhalt der Details und Aussagen geachtet hatte). Also durchaus alles "Step by Step".
So. Nun bin ich gespannt was kommt und befürchte schreckliches Zerfleischen des Projekts.
