Poldi

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Später Frost (Voosen/Danielsson)

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Erster Eindruck: Von Deutschland nach Schweden

Stina Forss kehrt aus Berlin, wo sie bei der Polizei gearbeitet hat, in ihre Heimat Schweden zurück und wird dort der Ermittlerin Ingrid Nyström zugeteilt. Schon an ihrem ersten Tag wird das ungleiche Duo zu einem erbarmungslosen Mord gerufen: Der englische Schmetterlingssammler Balthasar Frost wurde verätzt, verstümmelt und hingerichtet. Als die beiden die ersten Spuren verfolgen, ahnen sie noch nicht, dass der Fall sie bis in die höchsten politischen Kreise führe würde…

Das neue Autorenduo Voosen und Danielsson hat mit ihrem Erstlingswerk „Später Frost“ einen typischen „Schwedenkrimi“ geschaffen – immerhin stammen auch 50% des Duos aus dem skandinavischen Land. Die Charaktere sind sehr intensiv beschrieben und verleihen der Handlung Farbe und Lebendigkeit – trotzdem hat man sich hier nicht zu ausschweifenden Beschreibungen ihrer Lebenssituationen hinreißen lassen, sodass die eigentliche Handlung stets voll im Vordergrund steht. Und diese hat es tatsächlich in sich, von entspannter Unterhaltung kann hier nicht die Rede sein. Vielmehr gibt es zahlreiche wirklich unerwartete Wendungen und einen Ermittlungsverlauf, der die Spannung stetig zu steigern weiß. Wie weit die Verstrickungen reichen würden ist anfangs wirklich undenkbar, werden jedoch logisch aufgebaut und natürlich miteinander vernetzt. Auch das Thema, das hinter allem steckt, weiß zu überraschen und zu überzeugen. Allerdings hat es das Autorenduo an einigen Stellen doch etwas zu gut gemeint und recht dick aufgetragen: Wie sich Stina Forss manchmal verhält und ihren Jähzorn und ihr aufbrausendes Temperament kaum unterdrücken kann, ist für Polizeiarbeit ziemlich unglaubwürdig. Ansonsten ein tadelloser und sehr spannend erzählter Erstlingsroman, der neugierig auf die weiteren Teile dieser Reihe mit den beiden Ermittlerinnen macht.

Thomas Sarbacher, der mir bisher noch nicht bekannt war, ist als Sprecher eingesetzt und macht seine Sache recht gut. Seine Stimme ist markant und klingt manchmal etwas abgehackt, was einen interessanten Klang ergibt. So wird die Aufmerksamkeit auch durch ihn aufrecht erhalten, die Handlung bekommt eine ganz eigene Note. Auch in den etwas aufregenden Szenen gefällt mit Sarbacher gut, indem er zwar die Stimme anhebt und dramatischer spricht, sich aber nicht zu einem zu schnellen Tempo oder Übertreibungen hinreißen lässt. Überraschend gut hat mir auch seine Interpretation der beiden Protagonistinnen gefallen, die für einen Mann sehr glaubwürdig und natürlich wirkt.
Ein kleines schwedisches Dorf, wie man es sich landestypisch vorstellen darf, ist auf dem Cover zu sehen, dick eingeschneit und mit einem See im Hintergrund. Vor dem Himmel ist in einem leichten Grauton die Silhouette eines Schmetterlings zu sehen. Das Cover strahlt eine gewisse Kälte aus, auch in der Wahl der Farben. Auch das Innere ist hübsch gestaltet, statt den Platz hinter den Papplaschen mit Werbung zu füllen hat man hier auf dezente, aber ansprechende Motive gesetzt.

Fazit: Auch wenn der Charakter von Stina Foss für eine Polizistin etwas dick aufgetragen wird, entwickelt sich der Roman in immer neue Regionen und kann mit seinen pointierten Wendungen punkten.

VÖ: 1. Oktober 2012
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-208-5
 
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