Poldi

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Sherlock Holmes – 6. Spurlos verschwunden

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Erster Eindruck: Krimi-Drama mit heftigem Thema

Fanny Ross, die Cousine von Mrs. Hudson, tritt mit einem brisanten Fall an Sherlock Holmes und seinen Freund Dr. Watson heran. Eine Bekannte hat in großer Not ihr Neugeborenes zur Adoption freigegeben, doch kann die Adoptivmutter ihr bei einem Besuch nicht mehr das richtige Kind präsentieren. Sofort machen sich die beiden Detektive an die Ermittlungen und müssen auch ungewöhnliche Wege gehen, um der Sache auf die Spur zu kommen…

Im Intro zu jeder der neuen Sherlock Holmes-Folgen spricht Dr. Watson von den Gründen, warum diese Fälle bisher nicht der Öffentlichkeit bekannt waren: Sie sind zu brisant. Dies kann man vom sechsten Fall der Titania-Serie auch mit Fug und Recht behaupten, denn hier geht es um ein wirklich hartes Thema: Kindsentführungen, Menschenhandel, Zwangsadoption – besonders im späteren Verlauf gibt es dann auch einige Szenen, die richtig heftig sind und starke Emotionen mit sich bringen. Die Einbettung reeller Tatsachen, zum Beispiel von widersinnigen Gesetzen, ist dabei sehr gelungen und verleiht der Geschichte einen glaubhaften Hintergrund. Der Verlauf der Handlung ist spannend, auch wenn die Täterin von Anfang an offensichtlich preisgegeben wird. Hier kommt es mehr auf das Wie an, auf die Charakterstruktur der herzlosen Frau sowie das Mitfiebern mit der Auftraggeberin von Sherlock Holmes. Das am Ende dann eine derart intensive Auflösung erfolgt, kommt zwar nicht unerwartet, verfehlt seine Wirkung aber deswegen keinesfalls. Schön übrigens, dass selbst bei diesem sehr ernsten Thema einige heitere Szenen nicht fehlen dürfen sowie auch das tolle Detektivgespann noch weiter charakterisiert wird. Eine nachdrückliche Folge mit sehr ernstem Hintergrund, gut erzählt und mit grandiosen Sprecher in Szene gesetzt.

Sonja Deutsch spricht in dieser Folge die Amelia Dyer und hat damit die Rolle der kaltherzigen Übeltäterin übernommen. Ihre dunkle Stimme versieht sie mit einer harten Aussprache, kann aber auch die vorgespielte Freundlichkeit der alten Dame vortrefflich zeigen. Eine sehr intensive und eindringliche Interpretation. Ihre Tochter Polly wird von Reinhilt Schneider gesprochen, die alle Fröhlichkeit und Leichtigkeit aus ihrer Stimme verbannt hat und hier mal ganz anders klingt als gewohnt. Zu Beginn gibt es in einer heiteren Szene Anna Griesebach als Fanny Ross zu hören, die aufgedrehte Cousine vom Mrs. Hudson bekommt durch sie viel Pfiff verliehen. Weitere Sprecher sind Jessy Rameik, Henri Farber und Regina Lemnitz.

Wie gewohnt kann man hier wieder einem dichten Klangteppich lauschen, der sich dicht um die Handlung legt und so das typische Titania-Feeling verbreitet, das zu dem momentan besten Produktionen gehört. Die Ausgewählten Musikstücke sind eingängig und sehr passen zur Handlung ausgewählt, werden durch vielfältige und glaubwürdige Geräusche ergänzt, ohne jemals von den Dialogen abzulenken.

Das Cover zeigt einen erschreckten Zeitungsjungen, wie er in einer der ersten Szenen vorkommt, auf den der unheilvolle Schatten einen Mannes geworfen wird. Das hat nur bedingt mit der Folge zu tun, thematisiert aber immerhin das Thema Kindsentführung und gibt uns einen Eindruck vom London der damaligen Tage. Die übrigen Illustrationen sind schon von den anderen Folgen bekannt.

Fazit: Das Thema wird hier sehr ernst und eindringlich umgesetzt, die Ermittlungsarbeit tritt dabei ein wenig in den Hintergrund. Eine intensive und sehr gelungene Folge.

VÖ: 16. November 2012
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-4721-6
 
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