Poldi

Mitglied
Punk Town Vol. 2. Spiegelbild von Geistern / Hassmaschine / Sweaty Betty

cover_punktown2.jpg


Erster Eindruck: Portraits menschlicher Abgründe

Der Künstler Drew hat sich auf eine ganz spezielle Art etabliert: Er erschafft missgestaltete und dumme Klone seiner selbst, um sie zu verkaufen. Doch der Auftrag zu einer weiblichen Version von sich selbst zieht Konsequenzen mit sich… (Spiegelbild von Geistern)

Im Leben von Cardiff läuft einiges schief: Im Büro unterdrückt, seine Frau betrügt ihn und ein grausiges Ereignis wirft ihn völlig aus der Bahn. Kann eine kleine Figur, ein Hassableiter, seine Wut bändigen? (Hassmaschine)

In einem Stadtteil von Punk Town machen immer mehr entstellte Mutanten die Straßen unsicher. Der Chef der Bürgerwehr Junk trifft auf eine alte Bekannte… (Sweaty Betty)

Mit Punk Town hat Lausch eines der ungewöhnlichsten Serienkonzepte der letzten Jahre vorgelegt, die zweite Folge der verstörenden Serie wird in diesen Tagen veröffentlicht und kann seinen genialen Vorgänger sogar noch übertreffen! Die drei ausgewählten Geschichten von Jeffrey Thomas zeigen wieder Abgründe der menschlichen Seele, die von exzessiver Selbstliebe bis zu grenzenloser Wut reichen und auch dazwischen wird ein breites Spektrum an kleinen, fast versteckten Gefühlen präsentiert. Dabei kommt alles andere als leichte Kost heraus, im Gegenteil: Punk Town ist nichts für schwache Gemüter, die Bilder die gezeichnet werden sind oft schockierend, aber immer beeindruckend. Die Charaktere sind facettenreich und ihre Handlungen trotz ihrer Andersartigkeit nachvollziehbar, die Geschichten grausam, brutal und überraschend. Ein absoluter Hörgenuss, für die die Altersempfehlung von 16 Jahren absolut gerechtfertigt ist.

Bei den drei einzelnen Geschichten übernimmt jeweils Sprecher gleich zwei Positionen ein: Die Hauptperson der Story sowie den Erzähler und wird nur von wenigen anderen Sprechern unterstützt. So ist Gerrit Schmidt-Foß in Spiegelbilder von Geistern bis auf wenige Sätze allein im Einsatz. Er beweist hier, dass er neben kleinen blauen Eulen auch eine ganz andere Seite hat und spricht düster, fast schon bedrohlich und schafft so ein facettenreiches und intensives Hörerlebnis. Die Hassmaschine hat Jürgen Holdorf übernommen und lässt die Worte langsam und betont über seine Zunge gleiten, was unglaublich intensiv wirkt und für mich zu einer der besten Leistungen im Hörspielbereich zählt. Die dritte Geschichte Sweaty Betty erinnert am meisten an ein klassisches Hörspiel, doch auch hier hat der wunderbare Dietmar Wunder den größten Teil. Weitere Sprecher sind Bernd Hölscher, Simona Pahl und Elga Schütz.

Unübertroffen auch die Produktion von Günter Merlau. Kaum zu erfassen sind die vielen kleinen Details, die er in die musikalische Gestaltung eingebaut hat. So wirkt alles dicht und sehr düster, die optimale Untermalung für diese düsteren Geschichten. Doch selbst bei den intensivsten Szenen lässt er sich nicht zu einer Überproduktion hinreißen und lässt die Betonung auf den großartigen Leistungen der Sprecher.

Ebenso gelungen ist die Aufmachung: Ein eigenes Bild zu jedem der drei Geschichten, geschaffen von Marc Robitzky, die das edle Digipack prägen. Die Sprecherangaben sind hinter der jeweiligen CD versteckt, die ebenfalls das Bild zur Geschichte tragen und so auch zu einer Augenweide werden.

Fazit: Drei CDs, drei Menschen, drei Abgründe. Eine verstörende Auswahl an packenden Geschichten, wie immer genial inszeniert. Ein absolutes Highlight!
 
Oben