• Blut-Tetralogie   Dark Space

Poldi

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Professor van Dusen – 10. Lebende Bilder – toter Mann

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Erster Eindruck: Ein Toter im Koffer

Auf einer Zugreise begegnet Professor van Dusen seiner ehemaligen Studentin Mary Chitterley, sie ist auf dem Weg zu ihrer neuen Arbeitsstätte als Gouvernante. Doch als diese beim Zoll kontrolliert wird, wird ein toter Mann in ihrem Koffer gefunden. Van Dusen ist von ihrer Unschuld überzeugt, zu ungewöhnlich sind die Hinweise. Der Professor kennt den Toten persönlich, einen Meister der neu aufkommenden Filmkunst…

„Professor van Dusen“, die momentan von Highscore Music wiederveröffentlichten Radiohörspiele um die „Denkmaschine“, spielen Anfang des 20. Jahrhunderts und haben eine dementsprechend andere Ausstrahlung. Besonders deutlich tritt dies in der zehnten Folge zutage, denn die Handlung dreht sich um eine damals neue und unverbrauchte Technologie: Die Cinematographie, mit der erstmals bewegte Bilder von einem Projektor einer großen Masse zugänglich gemacht wurden. Immer wieder wird hierauf angespielt, sogar eine damals noch mit Klavier und Erzähler begleitete Aufführung ist in die Handlung integriert. Das versprüht viel Charme und vermittelt einen sehr intensiven Eindruck der damaligen Zeit, und doch ist dies nur die Kulisse für einen Kriminalfall, der sehr unvermittelt mit der oben beschriebenen Szene beginnt. Daraus entwickelt sich eine Handlung, die zwar etwas vorhersehbar ist und auch am Ende nicht mehr wirklich überraschen kann, dafür aber sehr kurzweilig, launig und spannend erzählt wurde. Die Charaktere kommen gut zur Geltung, van Dusen läuft zu Hochform auf und deckt nach und nach die Hintergründe auf, geht den einzelnen Indizien nach und setzt sich mit dem hiesigen Inspektor auseinander. Diese Kombination aus einem gut erzählten Fall und einer sehr dichten und stimmigen Atmosphäre – gerade am Ende, als van Dusen in einer typischen Auflösung mit langen Erklärungen aus der Gruppe der Anwesenden den Täter enttarnt – ist sehr gelungen und wird so zu einer der stärksten der bisher veröffentlichten Folgen.

Gesche Schultes-Schmoll ist in dieser Folge als van Dusens ehemalige Studentin Mary Chitterley zu hören. Im Laufe der Handlung setzt ihre kraftvolle, manchmal etwas überspitzte Stimme Akzente und sorgt für die nötige Aufmerksamkeit, eine sehr gute Leistung, die bestens in die Handlung passt. Klaus Miedel, der auch später noch in verschiedenen Hörspielen zu hören ist, hat hier einen Auftritt als leicht gereizter Inspektor Poubelle, der in gekonnten Wortgefechten mit van Dusen interagiert. Klaus Jespen spricht Charles Leblanc und kann mit einer gekonnten Akzentuierung einen interessanten Charakter schaffen. Weitere Sprecher sind Helga Madincea-Lehner, Wolfgang Condrus und Andreas Thieck.

Die Hörspiele wurden im Jahr 1979 aufgenommen, sodass das Sounddesign deutlich anders klingt als in modernen Produktionen. Auf den Einsatz von Musik wurde größtenteils verzichtet, nur einige wenige Geräusche sorgen für die passende Stimmung. Wenn beides aber zusammenkommt, entstehen sehr atmosphärische Szenen, beispielsweise bei der Filmvorführung. Doch auch die reduzierten Szenen nur mit den Dialogen können gut wirken.

Die Cover zu der Serie sind immer sehr farbreduziert und in dezenten Beige- und Brauntönen gehalten. Zu sehen ist hier der große Schrankkoffer von Mary Chitterley, halb geöffnet und mit dem Toten darin, der leblos auf dem Boden liegt. Das Innere beherbergt noch ein alternatives Cover, das mit seinem kräftigen roten Hintergrund eine ganz andere Ausstrahlung hat. Als Bonustrack ist noch ein Interview mit vielen Hintergrundinformationen zu hören.

Fazit: Eine atmosphärisch sehr dichte Folge mit zahlreichen spannenden Szenen, intensiven Eindrücken und einem flüssigen, kurzweiligen Verlauf. Besonders das Einbinden der damaligen Filmtechnologie kann die Stimmung der beginnenden 20. Jahrhunderts einfangen. Zwar ist die Auflösung des Falles dem Hörer schon deutlich vor der Auflösung klar, trotzdem ist diese sehr gut erzählt und der Höhepunkt der Folge. Sehr gelungen!

VÖ: 15.November 2013
Label: Highscore Music
Bestellnummer: 978-3-943166-34-7
 
Eine der vielen vanDusen Folgen, die wir in unserem Podcast besprochen haben.
Unsere Wertung für diese Folge ist eine solide 5,33 - wollt ihr unsere Zusammenfassung hören?

 
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