Hallo ihr lieben Hoertalk-Häschen,

ich krieg hier Anfälle, weil mir Corona auf die Nerven geht. o_O Ich fühle mich furchtbar faul und unproduktiv. Mein Leben eiert so vor sich hin, weswegen ich euch jetzt meinen ganze Slam Schriftstellerei vorwerfe, die ich noch so auf meinem Lap finde und die schon fertig ist. :eek: Also hoffe ich jetzt auf ein paar Kommentare, damit ich mich wenigstens ein bissl sozial fühle. Wem langweilig ist und mir eine Freude machen möchte, ich habe da offensichtlich die Gedichtesektion etwas überflutet und freue mich wenn jeder Text wenigstens einen Kommentar bekommt.

Dieser Text entstand als Auftragstext für eine Fridays for Future Demo zu der ich als Künstlerin eingeladen war.

Kleine Dinge, die Wunder erschaffen

Kinder zu bekommen ist ein Unterfangen, das verdammt wenig nachhaltig ist, wenn man mal so darüber nachdenkt.
Das hielt freilich weder eure Eltern noch meine davon ab uns in die Welt zu setzten.
Geboren und schon packt man uns in Windeln die selten aus Stoff sind. Es landen 5000 Windeln pro Kind im Müll, das sind 1 Tonne pro Kind und machen in manchen Gemeinden 10 % des Restmülls aus.
Ich hatte Massen an Barbies und Puppen, liebevoll hatten mir meine Eltern den Schrank mit Plastikspielsachen gefüllt, ohne dass sie wussten, was sie taten. Ich hatte alles im Überfluss und liebte es mit meinen Eltern einkaufen zu gehen. Wahrscheinlich hatte ich schon in frühen Jahren Plastik im Blut, wie 90 % der Weltbevölkerung. Zuhause war es mir immer eine Freude die vielen Dinge auszupacken und schon damals war es ein unglaublich befriedigendes Gefühl, die Äpfel aus der Verpackung zu nehmen und ästhetisch wie wer sie schuf in die Obstschale zu legen. Die Plastikfolie stopfte ich in den von Eierschalen, Zewas, Einkaufsrechnungen und Kinderbildern, die nichts geworden waren, überquellenden Mülleimer. Mülltrennung war Quatsch. Wenn es nur einen Eimer gibt, muss man auch nur einen leeren.
Ich liebte McDonald, Capri Sonne, Flugreisen, die Bratwürste von Omi und entwickelte mich zum ganzen Stolz meiner Eltern, zu einer halbwegs adäquaten Erdenbürgerin. Als ich in die Pubertät kam kaufte Mama mir Peelings und ich schmierte sie mir angereichert mit 90 % Mikroplastik ins Gesicht. Ich liebte es bei H&M zu shoppen und hatte bald so viele Klamotten, dass sie kaum mehr in meinen Kleiderschrank passten.
Obwohl mich meine Eltern mit Liebe überhäuft haben und mir eine wundervolle Kindheit geschenkt haben, hatten sie ausversehen eine kleine Umweltsünderin erzogen. Das Wort Klimawandel kannte ich. Erderwärmung auch. Ich wusste, dass FCKW in Kühlschränken Mist war und genauso die pupsenden Kühe.
Doch wenn ich ehrlich bin wusste ich nichts. Hätte es damals schon Greta gegeben, wer weiß, vielleicht wäre auch ich diejenige gewesen, die mit McDonald-Tüte zu den Demos gekommen wäre und weil ein freier Schultag freilich nicht schlecht ist.
Irgendwann mit 13 habe ich eine Veganerin getroffen und in der 11. Klasse mich mit einer Vegetarierin befreundet. Ich mache noch immer Dinge, die meinen gelben Sack Zuhause füllen und mein Karma in den Keller jagen. Aber ich habe etwas verstanden. Es sind die kleinen Dinge, die ein Wunder ausmachen. Ich bin als konservative Fränkin umgeben von Schäuferle und Rippla aufgewachsen und bin nun Veganerin. Ich beginne Dinge zu boykottieren und häufe mir stattdessen Zeit und Lebensfreude an. Ich bin mehr Kind von Mutter Erde denn je und gehe für mich meinen Weg, weg vom Plastikmüll. Ich bin weiß Gott noch nicht am Ziel, aber ich gehe diesen Weg beständig weiter, denn wie sagt man so? Wir brauchen nicht eine Perfektionistin, sondern viele, die sich auf den Weg in die richtige Richtung machen.
Jetzt bin ich 24. Keine Schülerin mehr und als ich bei meiner ersten fff Veranstaltung war fühlte ich mich fehl am Platz. Was bewegte ich schon? Kein Lehrer würde mich vermissen und Uni hatte ich an dem Tag auch nicht.
Aber ich sehe euch Schüler, Kinder, Jugendliche an. Ihr seid die Zukunft unserer Welt und die Gegenwart des Lebens. Wenn ich euch sehe, teilweise so klein, dass ihr kaum die Transparente halten oder darüber hinweggucken könnt, dann jubelt mein Herz. Und ich beginne zu vertrauen. Ihr haltet das Erbe der Menschheitsgeschichte in Händen und ich vertraue darauf, das ihr verstanden habt, das nicht erst der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen werden muss, damit wir wissen, dass man Geld nicht essen und auch ein Donald Trump die Erde nicht kaufen kann.
Ihr seid die Generation, die Nein sagen kann. Nein, ihr Eltern, um Urlaub zu machen muss man nicht fliegen. Wo ist euer Unternehmergeist, eure völlig verrückte kindliche Seite, wir fahren mit der Bahn nach Frankreich, wenn es schon das Ausland sein muss oder wir gehen bewaffnet mit einem Feuerstein einfach mal auf Campingurlaub. Das Schlafen auf Mutter Erde oder der Besuch meiner geliebten Schwester in der Nähe von Bremen, ist was ich tue.
Du bist der, der sagen kann, nein, ihr Eltern, ich möchte keine Plastiktrinkflasche, sondern etwas Schönes ästhetisches aus nachhaltigen Materialien. Ich kleine Schusseline zerdeppere zwar immer wieder erfolgreich meine Soulbottles, aber ich halte euch für fähiger.
Du bist der, der sagen kann, wenn ihr nicht damit einverstanden seid unseren Hund Bello zu essen, wie könnt ihr dann das Schweinchen Peterle von Nachbarn auf euer Brot legen. True Story, der Grundschuljunge, der das Schweinchen Peterle mit in den Unterricht brachte – als Wurst auf seinem Brot.
Du bist der, der sagen kann, nein ihr Eltern, ich brauche nicht das elfte Brettspiel, sondern, dass ihr euch Zeit nehmt, die anderen zehn, die ich schon habe mit mir zu spielen oder das ihr wie meine Omi und ich damals so halb legitim die Walnüsse vom Nachbarn klauten. Fragt meinen Freund, es hat mich nachdrücklich beeinflusst. Mundraub und so… räusper.
Und was ist nun mit euch Eltern, was werdet ihr eines Tages euren Kindern sagen, wenn diese Welt aufhört zu existieren?
Ihr seid die Eltern Generation.
Ihr seid die, die lehren könnt, dass Minimalismus kein Verzicht ist, sondern die Liebe für die Zeit und das Leben. Denn ich verzichte nicht auf Fleisch, Fisch, Eier, Milch, Alkohol, Plastik und vieles mehr. Mit Freuden boykottiere ich es. Ich genieße es, nur das zu haben, was ich wirklich brauche und meine 200 Bücher… bei aller Liebe, das wäre Verzicht.
Ihr seid die, die lehren können, dass alles Leben auf dieser Erde gleich ist. Das Euthanasie ein Verbrechen ist, genau wie Tierversuche. Denn ich fühle mich im Alltag auch schön genug ohne Make-up für das oft Tiere leiden müssen. Hier für das Bühnen-Make-up brauche ich Altes auf. Zeigt euren Kindern, die Schönheit ihrer Herzen und auch, das jede Person wunderschön ist.
Ihr seid diejenigen, die Toleranz lehren könnt gegenüber neuen und anderen Dingen. Zahnputztaps? Ja, selbst meinen Freund habe ich rumbekommen, jetzt klaut er mir manchmal welche unter hanebüchenen Vorwänden.
Und was ist mit euch Omas und Opas?
Ihr, die ihr schon fast die wundervolle Zeit, die wir auf dieser Erde wandeln dürfen, aufgebraucht habt und bald nur noch aus dem Himmel, dem Nirwana oder wiedergeboren Teil dieser Gemeinschaft sein werdet.
Ihr seid die, die ihr großartiges, angestaubtes Wissen aus dem Vorratsschrank holen sollte. Eure Erfahrung und Wissensschatz sollen weiterleben und euren Enkeln und Kindern das Wunder des eigenen Gartens und die Faszinosa zeigen etwas zu reparieren. Noch jetzt gibt es keinen schöneren Geruch, als nasse Erde, Erdbeergeschmack auf der Zunge und nasse Wiese zwischen den Füßen, was mich alles liebend an Oma denken lässt.
Ihr könnt zeigen, dass Bescheidenheit nicht Armut ist und nur der arm ist, der es wirklich sein will. Zumindest in unserem 1. Welt-Land. Oma nannte es früher nicht Minimalismus, geboren 1940 hatte sie auch im Alter nicht viel und das war unser Glück. Eine Kerze beim Gewitter, ein Tee im Winter, ein Spaziergang mit einem Lied auf den Lippen und nackte Zehen im Sonnenlicht.
Ihr seid die, die zeigen könnt, das gestopfte Socken noch viel kuscheliger sind und ein handgeschriebener Brief mehr Freude bringt als 50 WhatsApp Nachrichten. Glaubt mir, ich bin Wollsockenfetischistin und wer mir einen Brief schreibt macht mich selig.
Ihr alle die ihr hier steht, ihr seid mehr als das Volk, ihr seid die Hoffnung unserer Zukunft, ihr seid Bruder und Schwester egal wie alt oder jung, die im selben Haus wohnen und abhängig von Mutter Erde sind, die euch liebt. Eure Taten können Leben retten, Freude schaffen und das Unmöglich möglich machen. Wunder geschehen durch kleine Dinge. So wie meine kleine schwache Hand einen Platz zum Leben erweckt hat. Ihr alle seid miteinander verbunden und eure Macht kann die Welt bewegen. Nicht nur jetzt, sondern immer. Ein kleiner Schritt kann alles verändern. Die Freundschaft mit einer mir ominösen Vegetarierin hat die Kette losgestoßen aus mir eine kleine Öko-Tante zu machen. Eine klitzekleine Veränderung. Ein klitzekleines Ding. Und ein Plakat und ein Mädchen, dass den Schulstreik ausriefen, brachten diese Bewegung, tausende und abertausende Menschen auf die Straße. Was glaubst du, was du alles bewegen kannst? Ich sehe auf diesem Platz unendlich viele Menschen und unendlich viele Wunder von morgen.

Ich freue mich über euer Feedback und eure Meinung.
 
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