• Blut-Tetralogie   Dark Space
Hallo ihr lieben Hoertalk-Häschen,

ich krieg hier Anfälle, weil mir Corona auf die Nerven geht. o_O Ich fühle mich furchtbar faul und unproduktiv. Mein Leben eiert so vor sich hin, weswegen ich euch jetzt meinen ganze Slam Schriftstellerei vorwerfe, die ich noch so auf meinem Lap finde und die schon fertig ist. :eek: Also hoffe ich jetzt auf ein paar Kommentare, damit ich mich wenigstens ein bissl sozial fühle. Wem langweilig ist und mir eine Freude machen möchte, ich habe da offensichtlich die Gedichtesektion etwas überflutet und freue mich wenn jeder Text wenigstens einen Kommentar bekommt.

Dieser Text entstand als Auftragstext für einen Preacher Slam in Bamberg. Das hier ist mal etwas, dass gar nicht so "böse" ist, wie meine restlichen Text.

Ich würde gerne glauben

Hallo Gott!
Jetzt bin ich hier in deinem Haus und vielleicht trinken wir nachher ja mal ein Bier zusammen. Wein geht auch, wenn dir das lieber wäre. Aber mal ganz ehrlich, selbst wenn ich dir Weihwasser in dein Glas füllen würde, es bliebe das ganze Gespräch lang voll und auch wenn ich den Mittelgang mit Sand aufschütten würde, da wären keine Spuren zu sehen.
Dabei würde ich doch so gerne mal mit dir sprechen!
Früher haben wir das doch auch hinbekommen. Als ich lütte 11 Jahre alt war. Oder damals mit 17. Da habe ich in meinem Herzen gefühlt, dass du hier bist, dich in der Schönheit der Welt gesehen und du warst das Lächeln der Menschen.
Und jetzt? Jetzt werde ich nachher das Bier wohl mit meinem buddhistischen Freund trinken und dich treffe ich nur noch selten, ja fast nie.
Dabei sitze ich die ganze Zeit neben dem metaphorischen Handy, auf dem du mich anrufen könntest und doch klingelt es nie und auch die Mailbox bleibt leer. Ich suche dich zwischen dem Lachen von Kindern, in Gesprächen mit meinen Eltern, in der Umarmung meines Freundes, an Gräbern, doch dort finde ich nicht einmal Omi, obwohl die schon lange bei dir im Himmel wohnt. Sie lebt in Erinnerungen. Doch wo bist du, Gott, Vater, Papa. Du, dessen Kind ich angeblich bin.
Ich bin sicher, du hast weder diese Welt noch mich verlassen.
Ich spüre in meinem Herzen, dass ich keine Religion brauche, um zu dir zu kommen. Denn Religionen sind doch nur eine von vielen Türen, in einer Wand, hinter der du auf uns wartest. Doch ich scheine den Schlüssel verschlampt zu haben.
Ich bin so voller Fragen und da sind keine Antworten.
Weißt du, König der Welt, ich würde gerne glauben. Doch scheinbar bin ich nicht wie all die, die mir hier gerade zuhören. Sie sind deinetwegen gekommen. Weil da acht Leute über dich reden werden. All diese gläubigen Menschen, die dich in der Kirche besuchen. Jeden Tag hast du so viele Gäste und dann stehe ich mit Freunden im Gottesdienst, zu dem ich eingeladen wurde und die Menschen strecken dir ihre Hände entgegen, wiegen ihre Körper in der Musik zu deiner Ehre. Worte hallen durch dein Haus über deine Großartigkeit, deine Liebe, deine Wunder verkünden und ich stehe mitten unter ihnen verkrampft, mich völlig fehl am Platz fühlend. Und ich frage mich, ob unter all diesen da keiner oder keine mit einem Zweifel ist, mit Fragen, mit Wünschen, mit Sorgen und dich einfach nicht findet. Vielleicht hören sie dich hier, doch ich sehe dich selbst in deiner Wohnung nicht.
Weißt du, du den sie König nennen. Ich bin doch deine Tochter, geschaffen nach deinem Abbild. Ja, vielleicht sind wir alle, die wir uns in den Spiegeln sehen, Wunder und großartig, doch es wurde ja nicht umsonst das Wort blasphemisch erfunden. Ich bin nicht wie du. Doch auch in meinem Spiegelbild finde ich dich nicht.
Weißt du, großer Gott, ich würde wirklich gerne glauben, aber wie kann es sein, dass du dich hinter so vielen Religionen versteckst, die zu deiner Ehre heilige Kriege führen? Selbst wenn der gesamte Erdball die ganze Nacht für Frieden und Liebe beten würde, würden am Tage die Waffen nicht schweigen. Warum gibt es den Tod, wer hat den Teufel, das Schicksal, Trauer, Angst, Wut, Leid, Krankheit und Schmerzen erfunden? Ich weiß auch um das Theodizee-Problem seit meiner Schulzeit. Du bist gut und allmächtig, doch um keine Diktatur des Guten zu vollziehen überlässt du den Menschen alles. Doch wofür bete ich denn dann?
Weißt du, Vater, ich würde wirklich gerne fest glauben. Man sagt uns wir sollen unser Leben in deine Hände legen und dir huldigen. Doch da gibt es jene weltfremden Menschen, die stehen an der Spitze der Religionen stehen und von ihnen wird uns diktiert, was ganz bestimmt deine göttlichen Wünsche sind. Wieso sollte ich nicht mit knappen Klamotten hier in dein Haus kommen. Du hast mich geschaffen, du weißt wie ich aussehe und eine kurze Hose wird dich wohl kaum davon abhalten deine Tochter zu lieben. Du schufst uns so perfekt wie Menschen, die deine Kinder sind, nur sein können und doch machen deine Vertreter hier auf Erden einen richtig schlechten Job. Frauen werden übergangen, Liebe ist nicht gleich Liebe und selbst wenn ein Mann eine Frau liebt, sollten sie doch bitte die gleiche Religion haben. Sorry, ne, das geht nicht. Schick denen doch mal einen Engel oder etwas Erleuchtung und Verständnis für die Zeit in der wir heute leben.
Weißt du, Papa, ich würde gerne glauben, aber dann spreche ich mit anderen über dich und sie erzählen mir wo sie dich treffen, in Musik, in Menschen, in Worten, in Augenblicken, in der Kirche oder vielleicht in der Bibel und ich verstehe, dass all diese Dinge bewegend sein können und auch ich werde von Worten, Musik, Augenblicken und Menschen oft tief berührt.
Und ja vielleicht wohnst du in all diesen Dingen, wie hätte meine gestorbene Omi gesagt, do sin überall seina Fingerla dro gwesn.
Weißt du, ich würde wirklich gerne tief und innig glauben, nicht geplagt von Zweifeln, aber du machst es einem wirklich so schwer, vielleicht glaube ich trotzdem, - auf moderne Weise, ja sicher – irgendwie.

Amen

Ich freue mich über Feedback oder eigene Geschichten.
 
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