swissbits

Robert J. H.
Ich möchte mit eurer Hilfe versuchen in diesem Thread einige grossartige Pionierleistungen der guten alten Radiozeit zusammen zu tragen. Es geht vor allem darum, was diese Stücke so auszeichnet und wie wir in unseren Projekten von den dort angewandten Tricks Gebrauch machen können.

Dass die meisten alten Regeln noch immer Gültigkeit haben, zeigt sich bereits am ersten Beispiel.

Thema: Sherlock Holmes und seine Stimmen.
Die BBC brachte vor einiger Zeit ein wunderbares Special, in der die berühmtesten Sprecher chronologisch aufgeführt werden. Ganz am Anfang wird auch die Frage geklärt, ob Sherlock Holmes tatsächlich existiert habe, bzw. wer die literarische Vorlage war.

Der Schöpfer machte 1927 diese Aussagen:
 
Adrian Conan Doyle, sein Sohn, sagte 1945 Folgendes dazu:
 
Hier meine Übersetzung
„Wer war Sherlock Holmes?
Seit dem Tod meines Vaters wurde diese Frage immer wieder gestellt. Und in diesem Zusammenhang bedaure ich sagen zu müssen, das bei einigen Gelegenheiten unangebrachter Unsinn zu diesem Thema geschrieben worden ist, von Personen, die überhaupt keine Kenntnis der wahren Gegebenheiten besitzen.
Basieren die bemerkenswerten Charakteristiken von Sherlock Holmes auf Doktor Joseph Bell von der Edinburgher Universität, oder wurzeln sie lediglich im Einfluss Edgar Allen Poes?
Ich bin in der Position diese Frage sehr einfach beantworten zu können:
Sherlock Holmes war...“
...Sir Arthur Conan Doyle
Er schrieb einmal: ‚Ein Mann kann keinen Charakter von sich aus in unserem Bewusstsein verankern und lebensnah erscheinen lassen, wenn er nicht die Möglichkeiten dieser Charakter zu sein in sich selbst trägt.'
Aber es waren mehr als nur die blossen Möglichkeiten vorhanden. Viele Fälle, in denen die Polizei ratlos war, wurden zu ihm gebracht, und ich mag mich keiner Gelegenheit entsinnen, wo mein Vater nicht im Stande gewesen wäre, das Problem zu lösen. Er bewies die Unschuld eines Mannes, der des Mordes für schuldig befunden worden war; Sherlock Holmes selbst hatte keinen grösseren Test zu bestehen gehabt.
Sogar die Ausstattungsgegenstände
von Sherlock Holmes, die geschwungene Pfeife und der rot-goldene Morgenmantel waren diejenigen Conan Doyles und die Familie bewahrt noch immer die Originale auf. Wenn ein schwieriger Fall das Äusserste von seiner analyse- und Deduktionsfähigkeit verlangte, zog er sich – wie Holmes – für zwei oder drei Tage am Stück in sein stilles und verhangenes Studierzimmer zurück. Mein Vater teilte manche Erfahrung mit dem grossen Detektiv, darunter, soweit ich weiss, zwei Morddrohungen. Eine von Seiten einer höchst respektablen Person, ganz in der Sherlock-Tradition, die andere von einem Mann, den er später hinter Gitter brachte.
Was seine (Deduktions-) Fähigkeit angeht, habe ich nie Ihresgleichen gesehen. Als wir von Hauptstadt zu Hauptstadt reisten, war es eines meiner grössten Vergnügen ihn in ein bekanntes Restaurant zu begleiten und dort seinen leisen Spekulationen über Charakter, Beruf und ähnliche Eigenheiten der anwesenden Gäste zu lauschen, Dinge die meinen Augen und denen der Tischgenossen verborgen geblieben waren. Vielfach waren besagte Personen dem Hausherrn bekannt und die Fehlerfreiheit der gezogenen Schlüsse erwies sich als absolut verblüffend. Doktor Joseph Bell, sein vormaliger Mentor hatte tatsächlich dazu beigetragen, diese Fähigkeit zu entwickeln, doch sie war bereits unterbewusst vorhanden, sonst hätte sie kein Lehrer derart stimulieren können.
Unsere Suche nach dem geistigen Prototypen von Sherlock Holmes findet ihr Ende bereits bei seinem Schöpfer.“
Es lohnt sich, dass ganze Special anzuhören. Auch wenn man des Englischen nicht mächtig ist, so ist es dennoch interessant zu hören, wie sich die Stimmen verändert haben und mit ihnen die jeweilige Interpretation der Legenden (ganz am Anfangzu hören, danach einige Episoden aus 70 Jahren).
http://archive.org/details/audio_701
Erstaunlich ist, wie das Alter der Sprecher variiert, von 23 bis 83 gibt’s
da alles. Es gibt Hörspiele, wo das Austauschen der tragenden Rolle nicht so einfach wäre, wie bei der Adaption einer Buchvorlage (Rick Future ohne Sven? No-Go). Also, wenn ihr eine Serie macht, schaut gut zu euren Hauptdarstellern...
Demnächst: Der beste Hörspiel-Thriller "„of all Times"
 
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