Spirit328

Everything - STOP!
Teammitglied
Rein beruflich muß ich mit KI/ML auseinandersetzen und da staunt man schon wirklich, was alles so machbar ist.
DeepFakes sind ein Problem. So kann man mit einem handelsüblichen PC die Stimmencharakteristik einer Person A auf eine Sprachaufnahme einer anderen Person B "draufmodulieren", so das Person B so klingt wie Person A.
Das war in Terminator 2 noch Sci-Fi, heute Realität.

Das ist wirklich gut und über eine Telefonverbindung nicht mehr wirklich zu unterscheiden. Im direkten A/B Vergleich, mit guten Reproduktionsmöglichkeiten ... vielleicht.

Das Ganze geht auch für Videos, in Echtzeit. (Naja, zumindest innerhalb einer 25igstel Sekunde.) Das wirkt wirklich, wirklich echt!

Auch bei der "Erkenntnisgewinnung" aus Daten sollten alle Gesellschaften sich möglichst umgehend vernünftige Regeln geben, sonst ist der Misbrauch eine feste Option. Die Macht der Daten ist nahezu unvorstellbar. Um mal eine allererste Vorstellung zu bekommen: IBM und der Holocaust.
Das war noch mechanisch/elektronische Datenverarbeitung. Was die früher in drei Wochen gemacht haben, geht heute im unteren Sub-Sekundenbereich!

Erst vor ein paar Tagen wurde einer Rechtsanwältin einer amerikanischen Kanzelei der Zutritt zu einem Kinder-Weihnachtsmusical verwehrt, weil die Gesichtserkennung am Eingang sie erkannt und als "unwanted-person" klassifiziert hatte. Der Veranstalter des Musicals hatte alle Mitarbeitenden der Kanzelei, die ihn wegen etwas verklagt hatte auf die Liste der unwanted persons setzen lassen, obwohl die Anwältin mit der Klage überhaupt nichts zu tun hatte.

Last, but not least: Ja, wenn wir nicht aufpassen und entsprechend gegenhalten, werden sehr viele Kreative in Kürze neue Jobs brauchen. Widerlich und abstoßend, aber Tatsache.

Text-to-Speech, sogar mit Dialekten und Stimmenmodulation (s. o.) ist schon gut unterwegs. Man kann sogar schon Sprechpausen und Betonungen vorgeben, sowohl generell (per Regeln), wie auch für individuelle Passagen.

Und selbst einfache Hörspiel-Skripte lassen sich schon mit dem im Internet verfügbaren ChatGPT tool erzeugen. Das ist keine Weltliteratur, aber ... geht. Siehe Kanal von Lunaris.
Im Vergleich zu der Leistungsfähigkeit der sog. "closed systems", also die auf die man (noch) nicht aus dem Internet zugreifen kann, ist das nicht mal die erste Silbe eines Witzes.
Da geht noch VIEL, VIEL, VIEL mehr. Wenn auch noch nicht ganz so geschmeidig, aber bald. Sehr bald.

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Gaspode

Mitglied
Ich bin sehr gespannt wo das alles hinführen wird. Ein spannender Artikel zu dem Thema:

Was Musik angeht ... wir haben schon jetzt oft »Musik von der Stange«. Viel Musik wird mit Loop- oder Sample-Packs kreiert (was ich übrigens gar nicht kritisieren will). Warum sollten da AIs nicht mitmischen dürfen. Am Ende werden sie ja trotzdem von Menschen benutzt.

Interessant fände ich es übrigens wenn ein Künstler mal selbst nur seine Kunst in so ein System lädt und sieht, was er da rausholen kann. Vielleicht würde ihm/ihr das sogar helfen.
 

7klang

Komponist/ Mixing / Mastering
Viel Musik wird mit Loop- oder Sample-Packs kreiert (was ich übrigens gar nicht kritisieren will). Warum sollten da AIs nicht mitmischen dürfen. Am Ende werden sie ja trotzdem von Menschen benutzt.
Da kann ich teilweise echt nur den Kopf schütteln. Hatte letztens noch ein Gespräch mit einem Musikerkollegen, der hauptberuflich Musik produziert, auch für Librarys. Er schimpft über den Einzug von AI in der Musikproduktion, lässt sich aber von MidJourney seine Cover generieren! Er nutzt auch AI in seinen Produktionen (OZONE, NEUTRON etc)...so what?
Natürlich ist sowas hilfreich, gerade, wenn man unter Zeitdruck steht. Doch wo ist da eine Grenze?
Ich bleibe bei meinem Handwerk, habe Kompisition, Mixing und Mastering gelernt und werde auch weiterhin "manuell digital" arbeiten.
Natürlich lässt sich der Fortschritt nicht aufhalten! Doch sollten wir KÜNSTLER es nicht soweit kommen lassen, dass irgendwann nur noch AI generierte Kunst, weil ja viel schneller, gefeiert wird!
Aufhalten können wir es nicht, aber vlt wird menschliches Können eines Tages so retro, dass es wieder cooler als AI ist ;-)
 

Gaspode

Mitglied
@7klang:
Ich glaube kaum, dass KI Kunst oder KI Musik handgemachte Kunst komplett ersetzen wird. Es wir nur ein weiteres Tool werden, also auch für Künstler/Musiker selber.

Und bei Kundenarbeiten hat sich schon deutlich früher gezeigt, dass es oft davon abhängig ist, welchen Anspruch/Budget der Kunde selbst hat. Ich erinnere mich z.B. noch sehr gut, dass ich vor ca. 20 Jahren als Freelancer für die Telekom (!) an einem Wochenende acht 30sekünder komponiert habe. Und das war eher so nebenbei, weil ich eigentlich Webdesigner war. Ich hatte damals echt gedacht, so eine große Firma würde sich dafür einen professionellen Musiker suchen, aber tja ... falsch gedacht.

Von Menschen erstellte Kunst/Musik wird immer existieren, weil Menschen gerne kreativ arbeiten.
 

MonacoSteve

Dipl.-Lachfalter - und nicht ganz Dichter
Teammitglied
Für mich ist das ganze ein sehr, sehr zweischneidiges Schwert. Ich gehöre ja noch zu jener Dinosaurier-Generation, in deren Kindheit Personalcomputer überhaupt nicht bekannt waren; das Höchstgefühl des aufkommenden digitieren Zeitalters vermittelten mir als Teenager die ersten simplen Taschenrechner, die neben den Grundrechenarten grade mal – oh welches Wunder! - die Wurzel ziehen konnten. Meine erste echte Nutzer-Bekanntschaft mit Computern und grafischen Oberflächen machte ich erst während meiner Doktorarbeit an einem kleinen „Mac“, der im Seminarraum unserer Arbeitsgruppe stand. Dort konnten mit dem Programm „McDraw“ erstmals wissenschaftliche Schwarzweiß-Grafiken digital statt mit Lineal und Tusche gefertigt werden. Ein unglaublicher Gewinn an Zeit, Mühe und Qualität. Ich war begeistert!

Was sich in den darauffolgenden gut 35 Jahren getan hat, ist ebenso faszinierend wie beängstigend. Auch ich habe die Möglichkeiten der digitalen Bearbeitung von Texten und Bildern von da ab nicht nur stets verfolgt, sondern auch stets genutzt. Eine Schreibmaschine (auf der meine ersten Hörspiele und Kurzgeschichten noch alle geschrieben wurden), bediente ich zum letzten Mal in meinem Leben beim Verfassen meiner Diplomarbeit. Danach ersetzte ein PC-Keyboard die mechanische Tastatur für immer. Aber natürlich schrieb ich auch da alles aus dem eigenen Kopf heraus, und das ist bis heute so. Irgendwann schlugen die immer ausgefeilteren digitalen Möglichkeiten aber auch auf meine anderen kreativen Seiten durch; jahrelang machte ich zum Beispiel Designs für Beschriftung und Bemalung von digitalen 3D-Rennwagen, weil eine Rennsimulation dafür eine Software anbot, und ich bald mehr Spaß am Designen als am Rennfahren hatte. Später kam die Musik-Kompositions-Software hinzu, ein echter Life-Changer mit deren Hilfe ich zum allerersten Mal eigene Musik schreiben und sogar vertonen konnte; etwas was mir – mangels jeglicher professionellen musischen Ausbildung, abgesehen von ein paar Jahren Klavierunterricht – sonst niemals im Leben möglich geworden wäre. Ich hatte nicht einmal gewusst, wie viel Musik „in mir steckt“, bis ich zu dieser Software kam. Und neuerdings schaffe ich es jetzt sogar, ganze Hörspiele komplett selber zu produzieren – aber auch nur, weil ich eine DAW habe, die mir die komplexe Audio-Technik weitestgehend abnimmt. Was für ein Quantensprung, wenn ich zu meiner Kindheit und Jugend zurückblicke!

Dies zeigt, wie die Digitalisierung der Welt auch vor der Kreativität nicht Halt macht, und was am Anfang ganz subtil nur digitale Stifte und Lineale waren, die man mit der wackeligen Maus noch selber führte, entwickelte sich unaufhaltsam zu immer komplexeren „Tools“, bis hin zu jenen, die dann schon selber ausgereifte „Vorschläge“ machen, wie man etwas angehen könnte. Auch meine Musiksoftware, 10 Jahre alt inzwischen, hat schon solche „Melodie-Bibliotheken“ – auf die ich aber noch nie zugegriffen habe. Das wäre dann doch gar nicht "meine" Musik! Doch wo setzt man die Grenze? Wo hört eine Software auf, Werkzeug des Menschen zu sein, und der Mensch wird zum Werkzeug der Software? Das ist eine sehr fließende Grenze. Ich würde mich schwertun, einen Stein in das Glashaus zu werfen, in dem all jene sitzen, die heute mit hochentwickelter Software Kunst schaffen – in diesem Glashaus sitze ich selbst schließlich ebenfalls, zumindest am Rande. Wo endet es also? Da, wo ich schließlich nur noch ein paar Stichworte eingeben muss (immerhin noch!), um eine gänzlich KI-geschriebene Geschichte zu bekommen? Für mich persönlich ist die Grenze zumindest an dieser Stelle in der Tat erreicht, denn wenn ich meine eigene Phantasie nur noch dazu brauche, ein Werk zu bewundern, dass entstand, ohne dass ich jemals selbst nennenswert Zeit und mehr als nur ein paar Klicks benötigt habe, dann ist das vielleicht immer noch „Kunst“, hat aber nichts mehr mit Kreativität zu tun. Vielleicht liegt genau da der entscheidende Unterschied.
 
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