Megina

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Im Drachenland ist eine Vorlesegeschichte für die Kleinen. Mein Enkel war (und ist noch) ein großer Drachenfan. Diese Geschichte schrieb ich für ihn, als er knapp vier Jahre jung war. "Omi kennst du auch Drachengeschichten?" ... also musste Omi sich eine Geschichte für ihn ausdenken und Bilder dazu malen (bügeln;-)).

Ich wollte sie, sobald ich ein besseres Mikro habe sprechen, aber noch ist es nicht so weit.:-(

Vielleicht findet jemand von euch Gefallen daran? Ich würde ich mich ganz dolle freuen.:)

Hier die Geschichte:

Vor sehr langer Zeit, als die Erde fast immer rot leuchtete, gab es das Land der Drachen. Sie konnten fliegen und waren in der Regel ganz friedliche und liebe Tiere. So war es zumindest mit der Drachenfamilie, die auf der Suche nach einem neuen zuhause war. Ihr altes war nach dem zweiten Nachwuchs einfach zu klein.

Auf ihrem Weg über viele Täler und Hügel, kamen sie in ein bergiges Gebiet. Die Landschaft sah karg aus, nur ein Baum war zu sehen. Doch etwas oberhalb vom Baum stand ein stattliches Schloss. Zugegeben, es sah etwas düster aus, aber der Drachenfamilie war das recht. Diese Bauten verfügten über große Kellergewölbe, die schön kühl waren. Die Drachen liebten kältere Temperaturen, so konnten sie beim Feuer schnauben nicht zu sehr den Raum erhitzen.

Der Drachenvater sagte zu seiner Frau und den Kindern:“ Fliegt noch ein paar Runden in den Lüften, ich sehe mir derweil das Schloss aus der Nähe an.“ Nach gar nicht langer Zeit kam er zurück und schnaubte vor Glück ein paar Feuerhübe. Die Drachenmutter wusste sofort, dass dies nur Gutes heißen könne. „Ja wir haben Glück gehabt. Im Schloss ist es dunkel und kein Mensch weit und breit ist zu sehen.“ Die Drachen scheuten nämlich die Menschen, weil diese Angst vor ihnen hatten und sie immer bekämpfen wollten.

Der Drachenvater hatte gleich neben dem Haupteingang einen Weg gefunden, der sie direkt in die Kellergewölbe des Schlosses führte. Die waren herrlich kühl und boten viel Platz. Die beiden Drachenkinder legten sich sogleich auf den Boden, denn sie waren nach dem langen Flug sehr müde. Kaum lagen sie, da waren sie auch schon eingeschlafen.

„Hör zu, liebe Frau“, sprach der Drachenvater, „ich muss noch einmal fort und Nahrung suchen. Sei vorsichtig und lausche auf Geräusche. Ich glaube, ich habe vorhin Menschen gerochen. Vielleicht ist das Schloss doch noch bewohnt und nicht verlassen.“ Die Drachenmutter erwiderte: “Mach dir keine Sorgen, wir werden ganz ruhig sein. Uns wird nichts geschehen.“

Als sich der Drachenvater auf den Weg machte, legte sie sich zu den Kindern. Weil auch sie sehr müde war, schlief sie bald ein.

„Wusste ich es doch, Eindringlinge in meinem Schloss.“ Schimpfte lauthals und böse der alte Zauberer. Dabei lallte er ein wenig. Vermutlich hat er zu viel von dem Zauberwein getrunken, der die Zunge schwer macht. Aber böse oder furchterregend klang das allemal. Die Drachenmutter wachte erschreckt auf und warf sich sofort schützend über ihre Kinder.
„Ich, der Zauberer Abramsus Susmarbarus, werde euch steif zaubern wie einen Stock, damit ihr euch nicht mehr bewegen könnt. Dann mache ich in der Küche Feuer im Herd und freue mich schon jetzt auf ein köstliches Nachtmahl.“ lachte er fürchterlich. „Ach, was freue ich mich auf frische Drachenschwanzspitzen. Köstlich, köstlich.“

Während die Drachenmutter große Angst hatte und vor allem in Sorge um ihre Kinder war, schwang der alte Zauberer seinen Zauberstab und murmelte seinen Zauberspruch: „Tock, tock tock, alle Drachen steif wie ein Rock. …nein, ähm, falsch,…tuck, tuck tuck, euch durchfährt kein Ruck,…nein, wieder falsch“…lallte der Zauberer, vom Wein ganz mitgenommen vor sich hin. „Ich werde wohl noch Zauberwein nehmen müssen, dann komme ich wieder.“ sprach er und schlurfte die Treppe nach oben ins Schloss.

Die Drachenmutter sagte zu den Kindern:“ Psst, seid jetzt leise, wir schleichen uns nach draußen. Wir müssen hier ganz schnell fort.“ Die Drachenkinder nickten nur, denn sie waren durch das Spektakel von dem Zauberer Abramsus Susmarbarus wach geworden und hatten große Angst. Die Drachenmutter schlich voran und unbemerkt konnten sie das Schloss verlassen. Der Zauberer saß immer noch in seiner Küche und versuchte sich an die richtige Zauberformel zu erinnern. Doch der Zauberwein half ihm diesmal nicht auf die Sprünge.

Die Drachenmutter flog mit ihren beiden Kindern über die Berge und plötzlich entdeckte sie einen kleinen Höhleneingang, der ein gutes Versteck sein konnte.

Die Höhle war nicht besonders groß, aber sie bot Schutz. Als sie ihre Kinder so weit wie möglich in das Versteck brachte, schütze sie den Eingang mit mehreren Ästen und Gestrüpp. Die Hölzer würden knacken, wenn sich jemand Zutritt verschaffen will.

Während dessen zog ein gewaltiges Gewitter auf. Der Himmel wurde fast schwarz und wenn es blitze, wurden für Sekunden die Berge und die Bäume erhellt. Der Drachenvater war auf dem Weg zum Schloss und kämpfte sich durch das Gewitter. Eine innere Unruhe trieb ihn an, durchzuhalten. So schwang er kräftig seine Flügel, um dem Wetter zu trotzen.

Die Nacht wirkte auch für ihn, den mutigen Drachenvater, etwas unheimlich. Doch als der Blitz den Baum erhellte, wusste er das Schloss in der Nähe.
Wie erschrak er, als er aus der Küche des Schlosses eine murmelnde Stimme vernahm. Mit einem schnellen Blick erkannte er den alten Mann als Zauberer und war in großer Sorge um seine Frau und seine Kinder.
In den Kellergewölben waren sie nicht zu finden. So durchsuchte er das ganze Schloss. Keinen Raum ließ er aus, auch die hohen Türme nicht.
Hatte der alte Zauberer sie versteckt? Oder gar verzaubert? Wo waren sie?
Er mochte auch nicht laut rufen, damit der Zauberer nicht auf ihn aufmerksam wurde. Der Drachenvater sank auf einem Felsvorsprung nieder und überlegte. Seine Familie war nirgends zu finden, also ist ihnen die Flucht gelungen.

„Wenn ich mich jetzt auf den Weg mache und Ausschau halte, dann werde ich sie auch finden.“ dachte er. Plötzlich fühlte er eine Kraft in sich, dass er ohne weiter zu überlegen, seine Flügel spreizte und in die Lüfte hob.

Der Tag brach schon an und das nächtliche Gewitter war vorüber. Die Erde und der Himmel leuchteten rot und so konnte er gut die Spur aufnehmen.

Er achtete genau auf Felsspalten oder Höhleneingänge. Der Drachenvater kannte seine Frau genau. Wenn sie sich verstecken wollte, dann konnte sie das sehr gut. Trotzdem brauchte er fast eine Stunde, bis er den kleinen Höhleneingang sah. Er musste vor Stolz lächeln. Ja, das war ein gutes und sicheres Versteck. Kaum zu sehen, weil es von Ästen und Sträuchern verborgen war.
Vorsichtig, um seine Drachenfamilie nicht zu erschrecken, ging er langsam auf den Höhleneingang zu. Er schnaubte ein wenig Drachendampf in die Höhle. Da dauerte es gar nicht lange und seine beiden Kinder, gefolgt von der Drachenmutter, hüpften ihm freudig entgegen. „Papa, wir haben sooooo großen Hunger“, sagten sie zur Begrüßung. „Na, dann kommt mal her, ich habe reichlich mitgebracht.“ lachte er glücklich, seine kleine Drachenfamilie wohlbehalten wieder zu haben.

Text und Bilder: Sybille Buchwald. Die Bilder sind in Encaustic-Art gemalt.
 

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