Poldi

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Gruselkabinett – 94. Tobias Guarnerius

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Erster Eindruck: Not und Ehrgeiz eines Geigenbauers

Tobias Guarnerius, ein verarmter Instrumentenbauer aus Bremen, kann sich und seine Mutter mit seiner Werkstatt und kleineren Reparaturen gerade so am Leben erhalten. Dabei hegt er den Traum von einer perfekten Geige, die einer Stradivari in nichts nachsteht. Lange Zeit stellt er Forschungen an und fertigt eine Kopie nach der anderen an. Doch um sein Werk zu vollenden, greift er zu unheilvollen Mitteln...

Wieder einmal hat Titania Medien für sein Gruselkabinett eine gänzlich unbekannte Geschichte gefunden und vertont, das Leben des verarmten Geigenbauers wird in der 94. Folge gewohnt düster und atmosphärisch erzählt. Die Handlung wurde in etwa einer dreiviertel Stunde erzählt und wirkt somit sehr flüssig und gradlinig, gibt den einzelnen Szenen aber dennoch genügend Raum, um sich zu entfalten. Hierzu trägt auch der Einsatz eines externen Erzählers, der die Ereignisse kommentiert, er steigert das Tempo, aber auch die Atmosphäre deutlich. So gelingt schon der Start in die Handlug sehr stimmungsvoll, was sich im Laufe der Handlung immer weiter steigert. Dabei bleibt diese insgesamt doch sehr ruhig ab und setzt auf leisen, hintergründigen Grusel, sodass bald diese ganz besondere Stimmung der Serie aufkommt. Die Besessenheit von Tobias Guarnerius kommt dabei sehr gut zur Geltung, und eine eindringliche Szene mit seiner Mutter kann dies besonders hervorkehren. So viel sei verraten, sein Leben endet tragisch, und ist ebenso galant wie atmosphärisch erzählt worden. Die verwendete Sprache ist dabei sehr poetisch und bildhaft, in ihr weht ein wenig von dem altertümlichen Ambiente des beginnenden 19. Jahrhunderts mit. Eine gelungene und hörenswerte Folge der Serie.

Hauptfigur Tobias Guarnerius wird von Tobias Nath gesprochen, dessen Stimme sehr eindringlich und präsent klingt, den sich immer weiter steigernden Eifer des Mannes wird durch ihn famos in Szene gesetzt. Seine Mutter wird von Kerstin Sanders Dornseif gesprochen, die mal bestimmend und ein wenig kratzbürstig, dann aber auch verletzlich und verzweifelt klingen kann. Als Erzähler hat mir Hasso Zorn äußerst gut gefallen, seine eindringliche Stimme setzt die kurzen Passagen in ein sehr gelungenes Licht rückt. Weitere Sprecher sind Timmo Niesner, Peter Weis und Max Schautzer.

In dieser Folge geht es oft um die unterschiedlichsten Geigenklänge, von misstönend und schief bis hin zu volltönend und fast magisch – und all dies konnte Titania Medien auch in der brillanten akustischen Umsetzung vermitteln. Besonders gelungen ist die Szene, in denen ein Geigenkonzert thematisiert ist und dies im Hintergrund zu hören ist, während der Erzähler die eindrucksvolle Wirkung des Spieles beschreibt.

Ein grünlich schimmernder Hintergrund und zahlreiche, opulent gekleidete Menschen umringen auf dem Cover die Titelfigur Tobias Guarnerius, der völlig vertieft auf seiner Geige spielt. Das allein ist aufgrund der Vielfalt an Details ein ansprechendes Motiv, was aber durch die geisterhafte Gestalt, die hinter dem Geiger aufsteigt, noch unterstützt durch den melancholischen, nach oben gerichteten Blick.

Fazit: Leisen Schauer hat sich das Gruselkabinett auf die Fahne geschrieben, und genau das wird hier auch geboten. Langsam steigert sich die gradlinig erzählte Handlung und nimmt dabei immer mehr an Intensität zu, während die Obsession des Geigenbauers ebenso eindringlich thematisiert wird. Ein Hörspiel für dunkle Herbstnachmittage.

VÖ: 14.November 2014
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5026-1
 
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