Poldi

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Gold und Stein (Heidi Rehn)

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Erster Eindruck: Das Geheimnis ihrer Mutter

Mitte des 15. Jahrhunderts lebt die 17-jährige Agnes zusammen mit ihrer Mutter, die als angesehene Bierbrauerin ein solides Leben führt. Agnes verliebt sich in den Baumeister Lorenz, muss jedoch kurz darauf vor den Deutschordensrittern fliehen. In Königsberg begegnet sie dann Casper, zu dem sie sofort eine innige Beziehung hat. Doch warum hat er das gleiche Feuermal im Nacken wie sie selbst?

Die deutsche Autorin Heidi Rehn hat sich in ihrem neuen Roman „Gold und Stein“ wieder dem historischen Roman verschrieben und beleuchtet darin ein Kapitel der Geschichte, die nicht unbedingt jedem geläufig ist: Der dreizehnjährige Krieg einiger Städte gegen den deutschen Orden. Durch ihre Erzählung fühlt man sich in diese Zeit hineinversetzt, zahlreiche historische Fakten hat sie übernommen und macht die so dem Zuhörer zugänglich. Gut gefallen haben mir auch die Informationen zum Bierbrauen, die ebenso organisch in die Handlung eingefügt sind. Doch dies ist alles nur Hintergrundkulisse für die Ereignisse um Agnes, und auch diese sind sehr gelungen erzählt. Die Sprache ist lebendig und treffend, wenn auch die Dialoge manchmal etwas ausschweifend sind und oft den Faden zu verlieren scheinen. Schnell kann man sich in die verschiedenen Charaktere einfühlen und fiebert natürlich besonders mit Agnes mit. Die Ereignisse überschlagen sich hier nicht, sondern entwickeln sich langsam, und über allem scheint das Geheimnis ihrer Mutter zu liegen, das es zu ergründen gilt. Es gibt zwar im Laufe der Zeit immer wieder Teilantworten, doch neue Fragen werden praktisch zeitgleich aufgeworfen. Auch, dass das Schicksal anderer Frauen eingebunden ist, ist ein sehr positiver Aspekt. Auf der gefühlsvollen Seite des Romans sorgt Agnes' Hin- und Hergerissenheit zwischen Lorenz und Casper für schöne Szenen. So ergibt sich ein sehr unterhaltsames und spannendes Hörbuch, das mit einem grandiosen Finale überzeugen kann – eine runde und stimmige Sache!

Gelesen wird „Gold und Stein“ von Dana Geissler, die schon in etlichen Hörbüchern unterschiedlicher Genres Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt hat. So spielt sie auch gut mit ihrer Stimme, ohne überfrachtet zu wirken. Ihr Grundton ist eher ruhig, und auch bei der Gestaltung der wörtlichen Rede setzt sie eher auf kleine Veränderungen denn auf eine stark verstellte Stimme, verändert das Tempo und Rhythmus oder betont einzelne Buchstaben anders. Den Spannungsbogen lässt sie eher für sich wirken, hier hätte sie ruhig mal etwas forscher an die Lesung herangehen können.

Auf dem Cover ist Agnes halbes Gesicht zu sehen, ein leicht melancholischer Blick in den Augen. Hier erinnert vieles – typisch für das Genre – an ein altes Ölgemälde. Auffällig, dass der Name der Autorin hier wesentlich mehr Raum und Fokus hat als der Name des Romans, der fast schon ein wenig untergeht. Im Inneren des stabilen Digipacks ist löblicherweise kein Platz für Werbung genutzt worden, sondern für kurze Infos über Autorin und Sprecherin und sogar eine kleine Übersicht über die zahlreichen Charaktere.

Fazit: Ein sehr lebendiger historischer Roman, der die damalige Zeit als Kulisse für eine ebenso spannende wie gefühlsbetonte Geschichte nutzt.

VÖ: 22.Juni 2012
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-4684-4
 
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