Prometois

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Hallo !

Ich habe mal wieder eine "Mysterygeschichte" (Kurzgeschichte) zum einsprechen. Vielleicht möchte sich ja eine Frau daran probieren. Da die Protagonistin eine alte Dame ist.
Ich würde mit dem Einverständsniss des Sprechers, die Geschichte dann gern mit Namen/Pseudonym in meiner Homepage mit aufnehmen.
Viel Spass damit !

Gruß
Promi:wink:

Da es etwas unübersichtlich ist, nochmal sauber in einem Worddokument.
https://hoertalk.fra1.digitaloceanspaces.com/htup/upload/up/Die_Wohnung_der_Alten-1272798445.doc


Die Wohnung der Alten


Kommen Sie rein, es ist offen!
Guten Tag, Sie wollen sich die Wohnung ansehen, richtig? Sie wundern sich, dass die Mieterin noch hier ist? Ja warum denn nicht? Ich hab schließlich fast mein ganzes Leben hier verbracht. Sie warten auf den Vermieter, nicht wahr? Na, der Fischbach kommt bestimmt noch, Sie sind ja auch früh dran. Was sagen Sie? Er hat gesagt, die Wohnung wäre leer? Na, Sie sehen ja, dass Sie das nicht ist. Nu machen Sie erst mal die Türe zu, sonst weht’s mich noch weg, hahaha. Kommen Sie näher, kommen Sie, ich beiße nicht.
Schauen Sie sich ruhig um, mir macht das nichts. Hier hat alles seine Geschichte. Meine Geschichte. Die Möbel hier, mit denen habe ich gelebt, die haben viel gesehen. Manche Stücke sind fast so alt wie ich. Bald sechzig Jahre bin ich hier, seit meiner Hochzeit immer nur hier gewohnt. Na hier im Flur ist ja nicht viel zu sehen, der ist nur zum Durchgehen. Kommen Sie, kommen Sie, gehen wir ins Wohnzimmer.
Ja, das ist alles alt hier. Alte Sachen für alte Leute. Ich hab ja zum Schluss nix mehr groß gebraucht. Aber das richten Sie sich ja sowieso alles ganz anders ein. Die Tapete mit dem Braun und dem Orange, das war mal in den Siebzigern modern. Das haben mein Willy und ich uns damals so eingerichtet. Ist jetzt ziemlich zerschlissen, aber ich hatte ja dann keinen mehr, der mir das neu gemacht hätte. Oder der Couchtisch, schauen Sie mal, der ist noch zum Hochdrehen und Ausziehen. Und die Kacheln in der Mitte, das haben damals viele gehabt. Wie oft haben wir hier gesessen. Abends zum Fernsehen, oder sonntags zum Kaffee, oder wenn die Familie kam. War immer eng dann. Schön kuschelig hat der Willy dann immer gesagt, hihihi. Und die Luft, wenn Sie alle ihre Zigaretten oder die Zigarren anhatten. Gaaaaanz dicke Luft dann. Können Sie’s riechen? Rauch geht nie mehr ganz raus. Selbst der Fernseher stinkt so, aber der fliegt eh raus. Der geht zwar noch, aber der ist uralt. Kennen Sie noch die Marke? Telefunken. Markengerät!
Sie krausen die Nase so. Ist muffig hier, was? Na so riechen alte Leute halt, das kennen Sie doch von der eigenen Oma, oder? Gucken Sie nicht so pikiert, ich darf sowas sagen. Bin selber alt, ich weiß wie sowas riecht. Da kommen Sie auch noch hin. Aber Sie haben ja noch Zeit. So ein junges Ding, das hier vor mir steht. Na machen Sie da mal das Fenster auf, ich kann nicht mehr so wie früher. Früher, ja, da bin ich immer regelmäßig noch in den Körnerpark gegangen. Eine alte Frau braucht doch auch mal frische Luft. Aber zum Schluss konnte ich nicht mehr so und der Arbeitersamariterbund, die haben mir nur jemand zum Putzen und Einkaufen geschickt. Spazieren war in meiner Pflegestufe nicht vorgesehen. Ach das ist nicht komisch? Na wissen Sie, ich finde das sehr komisch, wenn man ein Leben lang sich krumm gemacht hat und zum Lebensabend hin muss man für‘n bisschen Hilfe betteln. Hier nach hinten raus, sehen Sie auf’n bisschen Wiese und ein paar Bäume. Ist schön, so in der Stadt auch mal ein bisschen Grün. Das muss sein! Aber jetzt können Sie nicht viel erkennen, ist ja schon duster jetzt um die Jahreszeit.
Ja, die letzte Zeit hab ich nicht viel mehr Grün gehabt. Hab ja gesagt, ich kam nicht mehr raus mit den ollen Beinen. Die wollten nicht mehr so wie früher. Und keiner da, der sich kümmert. Na ich hab ja auch Pech gehabt. Der Willy, der hatte Ende der Achtziger seinen dritten Infarkt und da durfte ich ihn zu Grabe tragen. Bin seit über zwanzig Jahren Witwe. Willy liegt gar nicht weit von hier, ich hab sein Grab auch immer schön ordentlich gehalten, nur am Ende, da konnte ich nicht mehr. Ja und ich hatte doch keinen der sich kümmert. Na nun haben Willy und ich viel Zeit für einander. Kommen Sie, ich zeig Ihnen die Küche. Hier, das ist sie. Ist noch tadellos in Ordnung, nicht wahr? Ich war immer sehr sauber und die letzten Jahre hab ich auch nicht mehr gekocht. Mit dem Rheuma in den Fingern ging das nicht mehr so, da kam dann immer fahrbarer Mittagstisch. Ist sie nicht sauber? Resopal beschichtet und in weiß, das war damals auch ganz modern, so was hat man sich als Hausfrau gewünscht. Ich habe immer schön gekocht für meine Männer, nicht so wie das Fertigzeug, was man mir von der Wohlfahrt gebracht hat. War oft lauwarm. Aber man muss ja dankbar sein, was meinen Sie, was wir für Dreck manchmal nach Fünfundvierzig essen mussten. Aber der Willy, sagt immer, ich hätte einen goldenen Kochlöffel verdient, hihihi. Aber der ist ja nun schon lange tot.
Genau wie der Dieter, was mein Ältester war. Was habe ich damals geweint, hier am Küchentisch, als sie mir das gesagt haben. Hab mich ja mit der Gerti, meiner Schwiegertochter, nie so gut verstanden, aber damals hab ich hier am Tisch gesessen mit dem Kopf in den Armen und sie hat mich in den Arm genommen. Totgefahren hat ihn einer! Können Sie sich das vorstellen? Toootgefahren! Und ich hatte doch den Willy schon nicht mehr. Na da hab ich dann wieder Schwarz angezogen; alte Frauen dürfen oft schwarz tragen. Ist nicht unbedingt eine Gnade, alle zu überleben, oh nein. Werden Sie auch noch merken. Nun gucken Sie doch nicht so böse, lassen Sie einer alten Frau doch mal ein klares Wort, ich kann doch nix mehr als reden!
Nicht das Sie denken, dass ich alle überlebt habe. Nein, mein Jüngster, der Ralf, der ist noch da. Ist aber schon vor Jahren nach Westdeutschland rüber und hat bei Daimlers Karriere gemacht. Um seine arme alte Mutter… na für die hat er dann keine Zeit mehr gehabt. Hat sich da drüben sein Leben aufgebaut. Anfangs hat er ja immer noch geschrieben, aber das wurde auch immer weniger. Zum Schluss kamen nur noch die Karten zum Geburtstag und zu den Feiertagen. Aber Morgen, da kommt er, zu meinem großen Tag, hihihi, ja morgen ist mein groooooßer Taaaaaag!
So, hier ist das Schlaaaaafzimmer. Hihihi, was man da alles machen kann, nicht? Sie haben doch einen Freund, nicht wahr? So ein hübsches, juuuuunges Mädel. Da wird im Schlaaaaafzimmer nicht nur geschlaaaaafen, hehehe. Ich weiß das, ich war ja auch mal jung. Nicht wahr. Sie gucken ja so ängstlich. Sie werden sich doch vor einer alten Frau nicht fürchten? Eh eh eh, ich tu ihnen nichts, keine Sorge. Ich bin nur noch ein bisschen in meiner Wohnung, wo mein Leben war. Hören Sie mir doch noch ein bisschen zu. Keine Sorge, die Tür geht bald wieder auf. Das verspreche ich Ihnen. Wir beide quatschen einfach noch ein bisschen, wie das die Weibsen so tun. Sie atmen ja so schwer. Schweeeer aaaaatmen, ja das kenne ich. Ging mir auch so, als ich meinen Anfall bekam. Hihihi, keine Luft, ja? Da! Machen Sie dieses Fenster da auch noch auf. Mir hat keiner aufgemacht, als ich keine Luft bekam, machen Sie auf, machen Sie auf. Da kriegen Sie wieder Luft, ist ja ein bisschen stickig hier, nicht? Ich hab halt nach einer Weile ein bisschen gemieft, hihihi, ist doch normal in dem Zustand!
Nun, von draußen die Luft, das ist auch nicht so richtig frisch, das sind die Abgase. Was meinen Sie, wie der Verkehr hier auf die Buschkrugallee zugenommen hat, seit die Mauer auf ist. Ooohh was hab ich da immer rausgeschaut, als die Beine nicht mehr so wollten. Konnte ja nicht mehr raus. Und als die mich holen kamen, war das ne Aufregung! Da hat auch keiner ans Fenster gedacht. Aber jetzt haben Sie ja freundlicherweise aufgemacht. Hach ja, hihihi. Jetzt kann ich rauuuuuus. Zu meinem grooooßen TAAAAG. JAAAAHAHAHAHAAAAAAAaaaaaaahhhhhhh……

Hallo? Hallo? Ist hier jemand? Ach da sind Sie ja, Tagchen, Fischbach mein Name. Ich hab vor der Haustür auf Sie gewartet. Eigentlich hätte die Wohnung ja gar nicht auf sein dürfen. Sie haben sich schon umgeschaut? Ja? Und? Schöner Schnitt, nicht war? Aber Sie sind ja ganz bleich. Wird wohl die Luft gewesen sein. Hier ist seit dem Tod der alten Mieterin nicht gelüftet worden. Wie sie ausgesehen hat? Na, die alte Frau Krusewitz war so ein richtiges altes Muttchen: klein und ein bisschen gekrümmt. Und immer so einen Schürzenkittel an. Weißhaarig und viele Falten halt. Sie zittern ja, ist Ihnen nicht gut? Hier soll eine alte Frau gewesen sein, die genauso aussah? Na, na, wir wollen doch keine Gespenster an die Wand malen. Sie ist aus dem Fenster entschwunden? Ne alte Frau? Sie nehmen doch keine Drogen oder sowas? So jemanden will ich im Haus nicht haben. Sind alles ruhige Mieter. Na wird wohl doch die Luft gewesen sein. Und? Die Wohnung? Wollen Sie sie?
… Schade, dann bin ich wohl umsonst gekommen, aber wenn Ihnen die Wohnung nicht gefällt … kann man wohl nichts machen. Ist aber nicht wegen der ollen Möbel hier, oder? Der ganze Krempel, der kommt nämlich übermorgen raus. Ach so, daran liegt es nicht…
Wann die alte Krusewitz verstorben ist? Das weiß ich gar nicht so genau. Wissen Sie, das war sehr traurig. Gefunden hat man sie erst nach drei oder vier Tagen. Ja, sie hatte wohl einen Herzinfarkt. Aber es war ja keiner da, der sich um sie gekümmert hat. Morgen ist die Beerdigung. Ihr Sohn ist extra aus Stuttgart angereist.
 
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SunnyMerle

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Sprechprobe
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AW: Die Wohnung der Alten

Hallo, ich hatte heute so viel Zeit das ich mich etwas umsehen konnte. Schon länger war mir diese Geschichte aufgefallen. Heut hab ich mir die Zeit genommen was aufzunehmen, ich find die Geschichte irgendwie genial.

 

Ich hoffe dir gefällt mein kleiner Probeausschnitt als alte Frau, vielleicht bring ich deine Geschichte so etwas ins Laufen.

Gruß Merle.
 

Prometois

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AW: Die Wohnung der Alten

Hallo SunnyMerle!

Erstmal vielen Dank das Du Dich an die Geschichte wagst. :thumbsup:
Ist nicht ganz einfach so eine alte Dame zu sprechen.
Ich finds bis jetzt sehr gut. Du müsstest etwas langsamer sprechen. Ein paar Pausen mit einfügen.
Ich würde es Klasse finden wenn Du die Geschichte bis zum letztem Absatz sprechen würdest. Also bis "groooßeen Taaag"
Ich würde den Rest sprechen. (Also den Vermieter) und das ganze vertonen.
Es sei denn Du möchtest bis zum Schluß lesen.

Lg + Danke
Promi:wink:
 
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SunnyMerle

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Sprechprobe
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AW: Die Wohnung der Alten

Juchu, ich hab eine Sprecherrolle :D.

Total genial, danke für dein konstruktive Kritik, wenn sich die Zeit ergibt kannst du morgen schon mit neuen Aufnahmen rechnen.

Wie geht das denn genau. Ich würde jetzt nochmal neu den Absatz einsprechen den ich angefangen hab, mit Berücksichtigung deiner Tipps... und mich dann wahrscheinlich "Absatz für Absatz" vorarbeiten.

Soll ich dir die Aufnahmen schicken oder einfach hier hochladen so wie meine erste "Probe"?

Gruß Merle.
 

Clara Grün

bald wieder da
Sprechprobe
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AW: Die Wohnung der Alten

Ich freue mich mit Dir, SunnyMerle! :wink:
Die Geschichte ist toll! Viel Spaß Euch beiden! Bin schon gespannt, wie es sich dann anhört.:music:
 

Prometois

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AW: Die Wohnung der Alten

Huhu:wink:

Du kannst mir die Absätze auch schicken. Weis nicht genau ob es per PN geht. Ich schick Dir mal eine PN.

Grüßerle
Promi
 

Prometois

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AW: Die Wohnung der Alten

@ Marc

Hi!

Klar, warum nicht. Darf ja jeder einsprechen der mag. Allerdings würde ich die Vertonung nicht mehr übernehmen. Ich hab zur Zeit etwas viel zu tun. Lass Dich ruhig aus. Ich bin gespannt.

Lg
Promi:wink:
 
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