Brandywine

Falko Diekmann
Anlässlich der deutschen DVD Veröffentlichung greife ich nochmal "Diary of the Dead" auf.

Für Freunde des "gepflegten" Zombie-Films wohl ein Muss weil George Romero dahinter steckt.
In seinem (mittlerweile 5. Abstecher) in eine apokalyptische Welt die von Untoten bevölkert wird, wagt er sich auf "Blair Witch" Niveau und bietet halbwegs verwackelte Bilder einer untergehenden Zivilisation.

Jedenfalls war das ganze wohl so gedacht ;)
Technisch ist der Film völlig ok. Wer bei "Land of the Dead" etwas mehr vom Altmeister erwartet hat wird hier für seine Geduld belohnt.

Es krankt hauptsächlich an der Glaubwürdigkeit (Blair Witch / Cloverfield). Ab einem bestimmten Punkt ist es einfach nicht mehr nachvollziehbar das jemand die Kamera in der Hand behält wenn bestimmte Dinge um ihn herum passieren; wer aber ohne Schmerzen ein paar Hirnzellen auch mal ignorieren kann (und ein Herz für Zombies hat) kommt auf seine Kosten.
 

Dennis Künstner

Administrator
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AW: Diary of the Dead

Leider offtopic :p, aber ich will etwas sagen:

Hm, ich habe den Film (Diary of the Dead) noch nicht gesehen, aber als Fan des Genres probiere ich immer eine Lanze für BlairWitch zu brechen.

Das Problem was viele bei dem Horror/Grusel Genre haben, sie konsumieren nur. Ein Film nach dem anderen, am besten noch bei Szenen vorspulen bis was passiert. Das gibt es oft - Und dann einen auf dicke Hose machen "Mich shockt nichts.. Grusel? Gibt keinen Film vor dem ich mich grusel" etc. Aber ich halte Blair Witch für einen absolut genialen Gruselfilm, auch wenn es ein LowBudget Movie ist, bzw. gerade deswegen. Auch wenn nicht alles logisch ist, aber so etwas kann man beim schauen ignorieren, gerade wenn man sich intensiv auf so einen Gruselfim (kein Splatter) einlässt. Auf so etwas muss man sich einlassen und intensiv schauen. Und gerade dieses intensiv schauen bei Gruselfilmen machen viele nicht und deshalb werden viele sehr gute Gruselfilme als "Mist" bei den (angeblichen) Fans abgestempelt.
 

Brandywine

Falko Diekmann
AW: Diary of the Dead

Die Genialität bei Blair Witch liegt ja darin das es eigentlich ein "Studentenfilm" ist...der mördermäßig erfolgreich vermarktet worden ist.

Blair Witch hat sicher ne interessante Prämisse; aber ich glaub halt...also irgendwann legst du die Kamera zu Seite und rennst (wenn du dich wirklich in der Situation befinden würdest).

Ich wollte Blair Witch damit nicht abwerten, sondern eben auf die Problematik dieses "Reality" Formates hinweisen. Ab nem bestimmten Punkt ist es (für mich) einfach unglaubwürdig die Kamera draufzuhalten wenn deine Freunde sterben. Ist ein generelles Problem wenn´s um Fake-Selbstgedrehtes geht.

Datt ist doch aber technischer Kram...und wie gesagt...wer die eine ohne andere Hirnzelle abstellt...kommt auf seine Kosten :)

EDIT:
(Gekränkte Anmerkung: Ich spule nicht vor! Da gehen die Bänder von kaputt ;) Atmosphäre und alles ist mir schon wichtig. Ich geb dir uneingeschränkt recht das Blair Witch die hatte. Aber die wirklich etwas älteren Streifen haben da die Nase vorn. Also die von Price, Cushing, Scott und so Dinger halt ;) Wer würde beim 3. Exorzisten vorspulen? Einer der gruseligsten und witzigsten Filme überhaupt (in meiner kleinen Welt).
Die Filme von Romero sind auch kein reiner Splatter. Man muss schon eine Engelsgeduld mitbringen wenn man "Dawn of the Dead" mal ungeschnitten sehen will.
Hauptsächlich geht es dort um Monotonie und endlose Langeweile.)
 
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Dennis Künstner

Administrator
Teammitglied
AW: Diary of the Dead

Bei mir ist es tatsächlich so (auch wenn es evtl. eine gemeine Anspielung sein sollte :p ) : Ich stelle tatsächlich in diesem Genre die Gehirnezellen ab, schaue mir das an und fieber mit. Aber ich glaube das ist in dem Genre auch zwingend notwendig. Sachen wie "Warum rennt der nicht weg" ignoriere ich in Grusel/Horrorfilmen, sonst kann man ja fast keine schauen, wenn man da logisch rangeht. So läuft das bei mir aber auch bei stumpfen Actionfilmen ab. Vielleicht gehöre ich damit auch zu den Leuten, die man als "Unterschichten-TV-Schauer" bezeichnet, aber ich fühle mich bei manchen Filmen unterhalten, die teilweise keine guten Kritiken erhalten. Vielleicht ist mein Anspruch auch nicht so hoch (siehe meinen Devils Chair Beitrag :p http://www.hoer-talk.de/showthread.php?t=6566 ).

Aber grundsätlich sind das ja immer Meinungen die jeder hat - Und jetzt gerade ganz aktuell und spontan per Webcam (für das Posting aufgenommen *g*):


Ich besitze das Dokubuch zum Film :p haha - Und ich habe es schon 3x mal gelesen *g*
 

Brandywine

Falko Diekmann
AW: Diary of the Dead

Jetz aber mal gut hier! ;)

Blair Witch war ein Beispiel. Für Filme die in dem Stil gedreht sind (weils halt der erste war).

Außerdem kucke ich solche Filme auch gern...sonst würde ich ja nicht (das vermutlich letzte) Machwerk von Romero anpreisen.

Evil Dead galt auch als Horror-Ikone (ist es eigentlich auch); beeindruckt aber niemanden mehr (Schmerzvoll in Eigenerfahrung festgestellt).
"Ich hab mehr erwartet...war´s das schon?"

Richtig gute Filme mit ordentlich Nebel und Geräuschkulisse sind scheinbar nicht mehr angesagt ;)

Aber für die "neuen" gibt es ja "Freitag der 13. Teil Scheissegal, hauptsache neu". Ich fühl mich selber schon wie ne Leiche weil ich die grottenschlechten Originale kenne. "Original" ist geschmeichelt ;) ;)
 

Dirk Hardegen

www.Ohrenkneifer.info
AW: Diary of the Dead

Wenn Romero mit drin steckt, kriegt das Ding ne Chance bei mir.

Die - natürlich genialste - Blair-Witch-Idee wurde übrigens mal für n Hörspiel adaptiert (also statt Video ne Cassette gefunden). Das lief mal im Radio, war aber meiner Erinnerung nach SOOOO Österreich-Dialketisch gesprochen, daß es mir schwerfiel, dem zu folgen. Titel liefere ich bei Bedarf und Gelegenheit mal nach, ich müsste es noch irgendwo in der Sammlung haben.
 
G

Giallo

AW: Diary of the Dead

Blair Witch war ein Beispiel. Für Filme die in dem Stil gedreht sind (weils halt der erste war).
Sorry, dass ich Euch da vehement wiedersprechen muss. Blair Witch ist nichts anderes als ein "nett" gemachtes Plagiat. Das Original heißt "Cannibal Holocaust" und wurde 1979 von "Ruggero Deodato" gedreht. Diesen Film kann man sich wegen seiner intensiven Authentizität kaum anschauen (der geht einem wirklich an die Nieren) aber unter vielen Regisseuren gilt er als "dramaturgisch intelligent gemachter" Meilenstein. Die Dramaturgie von Camerons Titanic baut z.B. vollständig auf CH auf. Als keine Hommage ist die Melodie des Titelsongs an die Titelmusik von CH angelehnt.

"Blair Witch" gilt also zu unrecht als erster Film, der im Doku-Stil gedreht wurde. Das liegt IMO daran, das CH ist fast allen Ländern wegen seiner grenzüberschreitenden Wirkung verboten wurde und somit kaum bekannt ist.

lg
Giallo
 
G

Giallo

AW: Diary of the Dead

Die Filme von Romero sind auch kein reiner Splatter. Man muss schon eine Engelsgeduld mitbringen wenn man "Dawn of the Dead" mal ungeschnitten sehen will.
Hauptsächlich geht es dort um Monotonie und endlose Langeweile.
Das kann ich leider auch nicht so stehen lassen. :grins:

Richtig ist, dass Romero Splatter oft als Analogie verwendet. "Dawn" ist eigentlich ein gesellschaftskritischer Film, der die Konsumgesellschaft kritisiert und diese Kritik durch Horror-Elemente auf provokatives Unterhaltungsniveau bringt.

Monoton ist das aber ganz und gar nicht. Dazu muss ich etwas ausholen:

Es gibt 2 offizielle Kinoversionen. Die eine heißt "Dawn of the dead" und lief ausschließlich auf dem amerikanischen Kontinent. Die europäische Version wurde von Romeros damaligen Script-Consultant Dario Argento geschnitten und lief in Europa unter dem Titel "Zombie".

Beide Versionen behandeln das gleiche Thema aber unterscheiden sich im Detail stark von einander. Während "Dawn" den Commedy-Faktor stärker in den Vordergrund rückt ist "Zombie" aktionsgeladener und intensiviert den Horror. Beide Versionen machen Spaß. Ich bevorzuge die europäische Version, da Argento mit seinen schnellen Schnittfolgen Ende der 70er eine neue Ästhetik eingeführt hat, die typisch für den 80er-Jahre-Film werden sollte. Übernommen wurde dieses Schnittkonzept das erste mal in der TV-Serie "Miami Vice". Des weiteren finde ich den Goblin-Soundtrack passender als die Musik, die Romero für die US-Version verwendet hat aber das ist natürlich Geschmackssache.

Du beziehst Dich mit Deinem Kommentar sicherlich auf die sogenannte "Langversion". Diese Version setzt sich aus der Euroversion und der US-Version zusammen und enthält darüber hinaus zahlreiche Outtakes. Mit den eigentlichen Filmen hat was wenig zu tun; hier sollte "Dawn" wohl noch mal unter dem Begriff "Uncut" neu vermarktet werden. Und ja ... die Langversion ist langweilig da fast alle Spannungsbögen kollabieren. Zudem kann sie nicht wirklich funktionieren, weil hier 2 unterschiedliche Filmvariationen zu einem Film zusammengeschnitten wurden.

lg
Giallo

PS: Sorry wegen Doppelpost
 

Brandywine

Falko Diekmann
AW: Diary of the Dead

Ich hab nur einen Trailer von "CH" gesehen, der hat mir damals schon gereicht. Wie du sagtest wohl arge "Geschmackssache" ;)

Bei der Langfassung von "Dawn" stimme ich zu. Etwas unglücklich zusammen geschustert, aber es ist halt alles drin.
Interessant (wenn auch wieder offtopic) finde ich aber das ganze Zensur-Gedöns um den Film. Scheint immer vom jeweiligen Zeitgeist abzuhängen.
"Dawn" hatte 1978 echte Probleme. Heute dagegen laufen so Dinger wie "Saw" und "Hostel" ungekürzt ohne Probleme. "Shaun of the Dead" hatte ja sogar eine Freigabe ab 16, obwohl er an einigen Stellen nicht gerade zimperlich ist. Vermutlich weil der Humor alles relativiert?
Wär mal interessant was für Kriterien die Prüfer da haben.
 
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