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Gelöschtes Mitglied 3998

Der Traum

Wenn der Wind durch Deine Haare weht,
und Dein Blick suchend in die Ferne geht,
denn dort irgendwo liegt Dein Traum,
halb vergessen, Du glaubst dran kaum.

Du weißt nicht mehr, wie es geschah,
und fühltest ihn schon Dir ganz nah.
Er zeigt sich nur als sanfter Schimmer,
willst ihn haben - und für immer.

Du willst ihn jetzt und ganz für Dich allein,
und weißt doch genau, so kann's nicht sein.
Denn der Traum, denn Du gesucht,
ist wie eine unstillbare Sucht.

Er hält sich so lang schon vor Dir verborgen,
wartet auf den Einen, den von morgen.
Wartet drauf, dass ihr zu zwei'n ihn entdeckt,
bis das passiert, bleibt er versteckt.

Wenn Du den Einen an den Händen hältst,
der Dir mehr bedeutet, als die ganze Welt,
wenn Du ihm alles gibst, mit ihm alles teilst,
wenn Du still mit ihm im Augenblick verweilst.

Erst dann wird des Traumes vager Schein,
die einz'ge und die reine Wahrheit sein:
Dann wird, was Du unverhofft gefunden,
ganz in Dir und nur mit Dir verbunden.

Wenn dann der Wind Dir durch die Haare weht,
und Dein Blick nicht mehr in die Ferne geht,
weil Dein Blick von dem wird aufgefangen,
in dem Du vollends und mit Freuden aufgegangen.

Erst dann wird Dir auf einmal klar,
dass Deine Suche immer sinnlos war:
Denn der einst herbeigesehnte Traum,
war schon längst in Dir, in Deiner Seele Raum.

Text: Norbert Hesse

 
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