SunnyMerle

Mitglied
Sprechprobe
Link
Hi, mein Name ist Cassandra Marie Fischer und dies ist meine Geschichte… Es ist nicht so einfach sie zu erzählen denn so normal mein Name klingt so kompliziert bin ich… oder das was mich angeht. Ich bin 36 Jahre alt und ca. 1,65 m groß, nichts ungewöhnliches wenn man die lila violett schimmernden Flügel auf meinen Rücken ignoriert und die Tatsache das ich wie ein 17 oder 18 jähriges Menschenmädchen aussehen KANN. Irritiert? War ich auch als ich alt genug war meine Eltern zu fragen warum ich anders war als sie, denn sie waren Menschen, am besten ich erzähle erst mal wie ich normalerweise aussehe, also wie gesagt ich bin ca. 1,65 m groß meine Haut ist so grün wie die Blätter an den Bäumen im Frühling meine Haare haben die Farbe von Grass, grünlich auch braun und gelb hier und da. Wenn ihr mir in die Augen schaut könntet ihr vielleicht denken das ihr eine Katze vor euch habt, denn das was bei euch grün, braun oder blau ist, ist bei mir gelb, meine Iris ist ganz normal, schwarz und rund wie bei jedem Menschen.

Ich kann euch nicht sagen was ich bin… denn bis jetzt habe ich bei meinen Eltern gelebt, beziehungsweise bei den Menschen die ich Mutter und Vater nannte.

Es ist eigentlich eine ganz witzige Geschichte wie ich zu ihnen kam … aber auch traurig wenn man bedenkt, dass meine Eltern mir nicht die Frage beantworten konnte WAS ich eigentlich bin. Aber nun zu der Geschichte wie ich eigentlich zu menschlichen Eltern kam, obwohl ich eindeutig kein Mensch bin.

Mein Vater hat seinen Namen zur Berufung gemacht er war Fischer. Früher ist er häufiger mit dem Boot herausgefahren aufs Meer und hat seine Netzte ausgeworfen, wie jeden Tag zog er sie auch an diesem ganz bestimmten Tag ein, der von da an mein Geburtstag war, denn er hatte nicht nur Fische sondern auch einen Korb in seinen Netz. Ein mitleiderregendes jammern meinerseits muss ihn darauf aufmerksam gemacht haben das ich überhaupt da war, denn unter den ganzen Fischen hat er mich fast nicht entdeckt, zumindestens erzählte er mir das gern um mich zu ärgern, glaube ich. Er zog mich also in diesem Korb zwischen den ganzen Fischen in sein Boot. Ich erinnere mich so gern daran wie er immer zu mir sagte. „Also, da war dieser kleine braune Korb zwischen den ganzen Fischen und hätte ich nicht dieses weinen gehört, ich glaube ich hätte es gar nicht bemerkt, ich wurde neugierig und öffnete den Korb, und da warst du und hast mich ganz groß angesehen. Du warst so klein und hilflos… ich weis noch du hast geweint und obwohl du so anders warst hab ich dich einfach hochgenommen. Doch als du deine Flügelchen ausgestreckt hast hab ich dich fast wieder fallengelassen.“ Dann lachte er immer weil ich auch anfing zu lachen. „Aber du fandest mein erschrecktes Gesicht scheinbar sehr amüsant und hast mich angelacht, mit diesem lachen hast du sofort mein Herz erobert.“ Es war eigentlich immer dieselbe Situation in dem ich mir die Geschichte anhören durfte wie ich zu ihnen kam. Es war immer der Tag an dem mich mein Vater fand. Der 16. Juli um genau zu sein. An meinen letzten Geburtstag denke ich besonders oft, 36 Jahre war ich alt und genau so viele Jahre lebte ich bei ihnen. Mein Vater Maximilian war schon 70 und meine Mutter Marie war 68 Jahre alt also saßen wir alle beieinander in der kleinen Hütte in der wir all die Jahre gelebt hatten. Wir wohnten sehr abgelegen im Norden lag Wald einen halben Tagesmarsch brauchte man um ins nächste Dorf zu kommen im Süden war das Meer.

Meine Mutter stand am Ofen wartete darauf, dass sie den Tee aufsetzen konnte, sie zog frisch gebackenes Brot und Plätzchen aus dem Ofen heraus, dekorierte es fein und stellte es auf den Tisch. Lächelnd hörte sie genau wie ich der Erzählung meines Vaters zu. „Ich dachte mir du währst ein Geschenk… denn uns war es ja leider nie vergönnt eigene Kinder zu haben…ich glaube ich hätte dich selbst mitgenommen wenn du Arme und Beine wie ein Frosch gehabt hättest.“ Die letzte Bemerkung machte er in den letzten Jahren häufiger, weil ich in den letzten Jahren häufiger den Wunsch geäußert hatte genauso wie andere Menschen zu sein, ich wusste genau wie sehr er Frösche hasste auch wenn ich nie wirklich rausfand warum. „Mit dem Fisch und dir im Korb bestückt kam ich heim.“ Lächelnd setzte sich meine Mutter zu Tisch nachdem sie den Tee auf unsere Tassen verteilt hatte. An dem lächeln was sie mir und ihrem Mann schenkte sah ich das dies ihre liebste Stelle an der Geschichte war, auch mein Vater lächelte. „Ja weißt du noch Marie, ich wollte dich vorwarnen.“ Sprach er sie direkt an. „Ja Maximilian ich erinnere mich gut, du kamst zu mir und sagtest: Mein Schatz Gott hatte ein einsehen mit uns er hat uns ein Kind geschenkt, aber bitte erschreck dich nicht denn sie ist ein bisschen anders als andere Mädchen.“ Vollendete sie seine Erzählung. Sie lachte und meinte dann. „Du hast das Tuch in dem sie eingewickelt war zur Seite geschlagen, du schienst ganz besorgt zu sein das ich dieses kleine Geschenk von dem du gesprochen hattest nicht mögen würde…“ Ich nippte an meinen Tee und sah meinen Eltern zu wie sie sich ansahen und meine Mutter kurz mit ihrer Hand über die alten verfurchten Wangen meines Vaters strich. Sie waren beide so alt, verhielten sich meiner Meinung nach aber immer noch wie frisch verliebte… sie haben sich nie anders verhalten, es war einfach nur schön, meine Mutter sagte mir das ich auch eines Tages ganz sicher so viel Glück haben würde wie sie. „Ja… ich war besorgt… aber zu meiner großen Überraschung war ihre Haut nicht mehr grün… sondern genauso braun wie meine.“ Meinte mein Vater lachend. Beide schüttelten den Kopf und sahen mich fragend an. Ich konnte nichts weiter tun als meine Schultern zu zucken, sicher es war ein einfaches für mich die Farbe meiner Haut zu wechseln... ich brauchte auch nicht großartig darüber nachdenken, manchmal konnte man sogar anhand meiner Farbe sehen in welcher Stimmung ich gerade war. „Ich glaube du wolltest so sein wie wir... schon damals...“ meinte mein Vater ernst. Doch meine Mutter lächelte aufmunternd. „Sei nicht so streng mit ihr“ meinte sie lieb. Sie schüttelte leicht den Kopf und meinte dann noch „Auch deine Augen... sie waren genauso braun wie die deines Vaters... es war als wolltest du nichts anderes als unsere Tochter werden, von Anfang an.“ Jetzt war mein Vater der anfing zu lachen. „Ja und als du sie hochgenommen hast… und sie dir ihre schönen Flügel zeigte... niemals werde ich dein Gesicht vergessen und das du dich vielmals bei mir entschuldigt hast.“ Leicht errötet meinte sie: „… gut… zugegeben…“ sie sah mich an und lachte wieder. „Woher sollte ich auch wissen dass du Flügel hast? Er hat nur gesagt du währst anders, aber als er dich mir zeigte sahst du für mich wie ein Menschenbaby aus, aber auch als ich dich in deiner wahren Gestalt sah schloss ich dich ebenso schnell ins Herz wie dein Vater, aber jetzt lasst uns essen und Gott für diesen schönen Tag danken.“

Nach einem kurzen Gebet teilten wir Brot und Plätzchen aßen schweigend. Dann sprach mein Vater nach einer Weile wieder. „Cassandra, wir sind jetzt beide fast 70 Jahre alt… als wir dich fanden waren wir zwar auch nicht die jüngsten mit fast 30… es ist wirklich langsam an der zeit deinen eigenen Weg zu gehen, uns zu verlassen und die Welt zu erkunden vielleicht findest du ja deines gleichen.“ Es war seit 4 Jahren jedes Jahr dasselbe... mein Vater meinte ich währe nun alt genug um allein meine Wege zu gehen. Wie jedes Jahr schüttelte ich den Kopf. „Wir werden nicht mehr lange leben“ meinte er ernst. „Noch ein Grund mehr für mich zu bleiben, ihr habt mir so viel gegeben, und wenn ich euch in euren letzten Jahren pflegen möchte ist das doch allein meine Sache.“ Meinte ich stur. Meine Mutter lachte etwas. „Gib es auf Max... sie hat den gleichen Sturkopf wie du...“ mein Vater seufzte schwer nickte dann aber.

Eines Morgens im September. Ich wollte meinen Vater wecken meine Mutter war früh aufgestanden um im Wald ein paar Kräuter zu sammeln die im Morgen Tau in ihrer Wirkung am besten waren, von ihr habe ich so viel gelernt was das angeht. Sie ist wie eine Gelehrte, auch lesen und schreiben brachte sie mir bei. Als Heilerin ist sie in den meisten Dörfern bekannt, auch wenn sie eigentlich ein besseres Leben durch ihr Wissen leben könnte entschied sie sich für meinen Vater und dieses Leben in Abgeschiedenheit. Auch von meinem Vater lernte ich viel, obwohl ich ein Mädchen war, mittlerweile eine junge Frau, nahm er mich mit zum jagen und fischen. Ich stand im Schlafraum meiner Eltern... es war so unheimlich still normalerweise schnarchte mein Vater. „Vater? Vater es ist Zeit aufzustehen.“ Meinte ich und rüttelte leicht an seiner Schulter, es gab keine Reaktion.

Oft hatte meine Mutter mich mitgenommen wenn sie zu kranken Leuten ins Dorf ging um ihnen zu helfen... manchmal kam aber jede Hilfe zu spät... vorsichtig griff ich nach der Halsschlagader meines Vaters wie ich es schon oft gemacht hatte, um zu lernen... doch da war kein Herzschlag, ich nahm seinen Arm und tastete am Handgelenk nach dem Puls... nichts... ich fing an zu zittern und Tränen schossen mir in die Augen als ich ein fröhliches „Ich bin wieder zu Hause.“ an der Tür von meiner Mutter hörte brach ich laut weinend auf seinem Bett zusammen.

Ich hörte zwar die Schritte meiner Mutter ich merkte wie sich mich von der Brust meines Vaters zog, ich hörte ihre Stimme die auch zu zittern begann als ihr klar wurde was eigentlich los war, aber all das kam nicht in meinem Bewusstsein an, ich konnte nur in ihren Armen liegen und weinen. So standen sie und ich eine ganze Zeit lang im Schlafraum und weinten, als wir uns beruhigt hatten sahen wir auf die sterblichen Überreste meines Vaters. „Er wusste dass es Zeit für ihn war.“ Meinte sie ganz ruhig, mit einem traurigen lächeln meinte sie. „Wir beerdigen ihn... so wie er es sich gewünscht hat, nah am Meer.“ Gemeinsam trugen wir ihn raus, beerdigten ihn, sprachen ein Gebet, sahen aufs Meer und streuten Blumen.

Schweigend gingen wir zurück, die Stimmung war am Ende. Ich sah meine Mutter nicht an, sondern starrte auf meine eigenen Arme die ich vor der Brust verschränkt hatte, meine Haut war schwarz, es passte wirklich zu dem wie ich mich fühlte, ein schwarzes Loch war in meine Welt gerissen worden. Als ich dann doch mal den Blick hob um sie anzusehen merkte ich wie blass sie war… wie schrecklich war es wohl für sie? Der Mensch dem sie geschworen hatte ein Leben lang zu begleiten, treu zu sein, zu lieben und zu ehren war jetzt weg… ich konnte nur ahnen wie sich fühlte…

Den gesamten restlichen Tag und den darauf folgenden Tag sprachen weder ich noch meine Mutter. Am dritten Tag nach dem Tod meines Vaters schien sie krank zu werden, diese Blässe wich nicht mehr aus ihrem Gesicht, ich kümmerte mich um alles… wir hatten immer noch kein Wort ausgetauscht, als ich mit etwas zu essen in den Schlafraum meiner Eltern kam sagte sie kaum hörbar. „Danke Cassandra.“ Ich setzte mich zu ihr aufs Bett, „Wofür?“ Fragte ich ebenso leise. Seit drei Tagen lächelte sie endlich mal wieder. „Das du zu uns gekommen bist. Wir haben dich vom ersten Tag an geliebt… alles was wir wussten haben wir dir beigebracht… auch als du WIRKLICH wusstest das du nicht unsere leibliche Tochter warst hast du uns weiter Mutter und Vater genannt… das war so schön für uns…“ ich lächelte ein wenig. „Ich weis nicht wer dafür verantwortlich war das ich zu euch kommen durfte… aber wer auch immer es war… demjenigen bin ich sehr dankbar… ich liebe euch… ihr wart eben immer meine Eltern… egal ob ihr Menschen seit und ich eben nicht…“ antworte ich, es ging mir etwas besser… aber ich wusste… lange würde meine Mutter nicht mehr leben… sie konnte eben nicht ohne ihn…
„Und ich bin auch froh das du geblieben und nicht wie dein Vater es dir immer vorgeschlagen hast deine eigenen Wege gegangen bist.“ Meinte sie, sie legte beide Arme um mich und drückte mich fest an sich. „Auch wenn ich mir zur Zeit wünschte dass du DIES alles hier nicht miterleben würdest.“ Ich bekam einen Klos im Hals, ich schluckte und drückte meine Pflegemutter fest an mich. „Ist schon okay… ich weis das du bald zu ihm gehen wirst, ich werde das tun was ihr mir gelehrt habt und euch in meinem Herz bewahren wenn ich auf die suche nach anderen wie mir gehe.“ Versprach ich tapfer. Sie lockerte die Umarmung, dieser stolze Ausdruck in ihrem Gesicht und in ihren Augen gab mir neuen Mut ich merkte wie viel besser ich mich fühlte nachdem ich diesen Schwur gemacht hatte.

Es war wirklich so… sie wusste es ich wusste es… das machte es allerdings auch nicht einfacher als ich ihr etwas zu essen brachte und keine Reaktion von ihr bekam. Sie lag auf dem Bett unter ihrer Hand etwas, ich nahm es hoch. Es war das Hochzeitportrait meiner Eltern… meiner Pflegeeltern. >>Für Cassandra in Liebe deine Eltern Maximilian und Marie Fischer<< sie hatten beide darauf unterschrieben anscheinend hatten sie es aufbewahrt… für genau diesen Moment. „Danke“ sagte ich und lächelte. Erst kümmerte ich mich darum dass die sterblichen Überreste meiner Mutter nun bei denen meines Vaters ruhen konnten.

Ich machte für sie etwas… eine Sache die ich ihnen nie gezeigt hatte… ich konnte kleine Kugeln machen, sie sahen aus wie kleine Sonnen… ich hatte es ihnen nie gezeigt… weil ich erst spät merkte das ich es konnte… mein Wunsch war es eben gewesen mehr wie sie zu sein… und nicht dieses magische Wesen was ich nun mal war…ich machte zwei kleine Kugeln.
„Mögen diese Lichter Weg in den Himmel zeigen.“ Meinte ich laut und deutlich dann blies ich kurz gegen die kleinen Kugeln und sie erhoben sich und schwebten wie Glühwürmchen zum Sternenhimmel empor.
Ich saß noch eine Weile an dem Grab meiner Eltern, dachte nach und sang ein wenig die Lieder die meine Mutter mir beigebracht hatte. Dann ging ich in die Hütte zurück… sie war so leer… ich packte…
 
Oben