Poldi

Mitglied
Das Washington Dekret (Jussi Adler-Olsen)

dwd.jpg


Erster Eindruck: Polit-Thriller mit ernstem Hintergrund

Bei der Siegesfeier des neu gewählten amerikanischen Präsidenten wird dessen Frau erschossen, auch ihr ungeborenes Kind kann nicht gerettet werden. Zwar wird der Attentäter getötet, der angebliche Auftraggeber landet in der Todeszelle. Nach einiger Zeit der Trauer bringt Bruce Jansen das Washington Dekret auf den Weg, das Waffen verbietet, aber auch die demokratischen Werte des Landes einschränkt. Doggie Rogers, Tochter des Auftraggebers und Mitarbeiterin des Weißen Hauses, unternimmt einige Recherchen und kommt einer unglaublichen Verschwörung auf die Schliche…

Bevor Jussi Alder-Olsen mit seiner erfolgreichen Krimiserie um Karl Mork durchgestartet hat, veröffentlichte er schon einige andere Romane, die nun nach und nach auch auf Deutsch erscheinen. „Das Washington Dekret“ ist eines davon und entstand schon im Jahr 2006, ist heute aber aktueller denn je, denn immer mehr Amokläufe führen zu einem langsamen Umdenken zum Thema Waffen in Amerika. Der Start dieses Hörbuches gerät jedoch äußerst zäh und langatmig, vom versprochenen „packenden Polit-Thriller“ ist vorerst nicht viel zu spüren. Doch dann nimmt die Handlung Fahrt auf und verdichtet sich immer mehr, die Charaktere erhalten mehr Tiefe. Zu gefallen weiß auch das Gedankenspiel, wie aus dem demokratischen Staat immer mehr eine totalitäre Herrschaft mit bürgerkriegsähnlichen Zuständen wird. Doch mit der Zeit wirkt die Handlung dann doch heillos überzogen, von dem anfänglichen Realitätsbezug bleibt am Ende nicht mehr viel übrig. Insbesondere die Auflösung ist fast schon als haarsträubend zu bezeichnen, sodass ich hier ebenfalls nicht überzeugt war, hinzu kommt ein eher unpassendes Action-Element. Der zähe Anfang und das unglaubwürdige Ende stehen dem starken Mittelteil und dem sehr interessanten Grundgedanken entgegen, sodass dieser Roman eher gemischte Gefühle hinterlässt.

Gelesen wird der Roman von Wolfram Koch, der auch schon andere Werke von Adler-Olsen vertont hat. Und auch hier wählt er wieder seinen ganz eigenen Weg und nimmt sich selbst eher zurück, um die Wirkung ganz den Gedankengängen von Adler-Olsen zu überlassen. Auch in den spannenderen Szenen bleibt er ruhig und sachlich. Manchmal wäre ein wenig mehr Energie, mehr Spitzen wünschenswert gewesen, insgesamt ist aber eine interessante Interpretation entstanden, die durchaus zu der Atmosphäre zu passen weiß.

Das Cover wird natürlich auch hier von dem Titelbild des Buches geziert, zu sehen ist ein Füllfederhalten mit einem Blutstropfen vor dem Hintergrund der amerikanischen Flagge. Der schwarze Hintergrund und die düsteren Farben vermitteln gleich den richtigen Eindruck von der Atmosphäre des Romans. Das Innere ist sehr schlicht und einfach gehalten, die üblichen Kurzbiographien von Autor und Sprecher sind aber auch hier zu finden.

Fazit: Durch zähe Stellen und ein überzogenes Ende bleibt der sehr interessante Grundgedanke leider zu blass, um wirklich fesseln zu können. Spannend, aber eben nicht so stark wie gedacht.

VÖ: 1.Februar 2013
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-203-0
 
Oben