Poldi

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Böses Ende

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Erster Eindruck: Ein Mord und seine Folgen

Kuli ist neu in der Stadt und arbeitet den ersten Tag in einem Call Center. Dort lernt er Paul kennen, und gemeinsam bekommen die beiden einen Anruf, in dem eine Frau offensichtlich bedroht wird. Gemeinsam fahren sie zu der Wohnung und finden die Frau übel zugerichtet vor. Doch am nächsten Tag bekommen sie Besuch von der Polizei – die geheimnisvolle Anruferin wurde ermordet...

Sven Stricker sorgt mit seinen Hörspielproduktionen immer wieder für Aufmerksamkeit für seine innovativen Ideen. Auch „Böses Ende“ hat eine genauere Betrachtung verdient, ist es doch ein sehr unterhaltsames und außergewöhnlicher Krimi. Schön ist, dass hier kein zynischer Kommissar oder ein ungleiches Ermittlerteam im Mittelpunkt steht, sondern zwei stink-normale Typen, nicht mal besonders clever. Hieraus ergibt sich oftmals ein großer Witz, der zum Unterhaltungswert jede Menge beiträgt – beispielsweise wenn der unsichere Kuli von einem Fettnapf in den nächsten tritt und Paul deswegen ziemlich genervt ist. Doch neben dem witzigen Aspekt steht eine intelligente Krimihandlung im Vordergrund, die mit einem grandiosen Aufbau und einem mehr als überraschenden Ende punkten kann. Gleich mehrere zwielichtige Gestalten, getrieben von egoistischen Wünschen, treiben ihr Unwesen, bald weiß der Hörer kaum noch, was er eigentlich glauben soll. Und auch Kuli und Paul geraten auf Abwege und nutzen ihre Chancen aus – ein weiterer Punkt, weswegen die Hauptfiguren nicht nur als strahlende Helden dastehen, was sie umso sympathischer macht. Es geht um Korruption, das Machtgefüge der Politik, persönlich enttäuschte Liebe und einen ziemlich unausstehlichen Chef. Mal wird ein nüchterner Blick auf eine leidenschaftslose Beziehung geworfen, mal über eine ordentlich sortierte Plattensammlung gewitzelt. Das alles macht richtig Spaß, das Skript ist hervorragend und auch die Umsetzung kann sich an hohen Maßstäben messen lassen. „Böses Ende“ ist ein ungewöhnlicher Krimi, eine Mischung aus verschiedenen Stilrichtungen und mehr als gelungen, sondern eine klare Empfehlung wert.

Der Sprechercast ist mit 9 Stimmen nicht sonderlich umfangreich, aber dafür sehr gut besetzt, für jede Rolle wurde ein passender Sprecher gefunden. Bjarne Mädel, der bisher nicht sonderlich in Hörspielen in Erscheinung getreten ist, hat als Kuli eine ebenso wichtige wie witzige Rolle bekommen. Diese kann er mit seiner charmant verpeilten Art und einer konstant sehr guten Leistung wunderbar umsetzen. Ihm zur Seite steht Florian Lukas als Paul, auch er ist sehr überzeugend und kann mit Spontanität und einer glaubwürdigen Sprechweise punkten. Sehr gut hat mir Ulrike C. Tscharre als ebenso desillusionierte wie machthungrige Susanne Bürger gefallen, die in ihrer Stimme immer die negative Atmosphäre ihres Charakters durchscheinen lässt. Auch die anderen Sprecher wie Lutz Herkenrath, Stephan Schad und Mareike Fell.

Mit einer klassisch besetzten Band auch Keyboards, Gitarre und Bass ist der Soundtrack zum Hörspiel unter der Leistung (und Komposition) von Kay Poppe entstanden. Er hat einen eher lockeren Klang für die Handlung gewählt, der sich nicht sonderlich aufdrängt und die Geschichte wirken lässt, ohne seine Wirkung zu verlieren und an den richtigen Stellen Akzente zu setzen.

Eine innovative Idee ist auch im Booklet zu finden, in dem den Sprechern eine Frage zu ihrem Charakter mittels Mimik und Gestik auf einem Foto beantworten. Umso mehr geht dieses Konzept auf, da die Fotos in Schwarz-Weiß gehalten sind, während sonst ein kräftiges Orange verwendet wird. Auch auf dem Cover sind die beiden Hauptsprecher abgebildet – eine sehr gelungene Gestaltung!

Fazit: Witzig, spannend, unterhaltsam und mit einem richtig guten Schluss – ein außergewöhnliches Hörspiel, das man sich unbedingt einmal anhören sollte!

VÖ: 18.Mai 2012
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-4755-1
 
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