8lacKy

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Es handelt sich hierbei, wie im Titel bereits erwähnt, um eine Geschichte in Versform, an der ich meistens nur aus Langeweile in der Schule weiterarbeite ;) Weshalb es auch etwas dauert bis ich damit mal vorankomme, aber es läuft schon. Ich präsentiere einfach mal den Prolog und die 1. Szene, mit denen ich zwar in dieser Form noch nicht gänzlich zufrieden bin, die aber trotzdem einen Einblick in den Schreibstil bieten und den Protagonisten etwas charakterisieren. Sobald ich mal Lust dazu habe, werde ich noch einiges daran verändern, deshalb ist dies eher eine Vorab-Version ;) Anlass zum Schreiben gab mir Goethe's Faust, dessen 1. Teil ich wirklich faszinierend finde. Diese Geschichte spielt auch ungefähr in der selben Zeit wie Faust, was sich zum einen auf den Wortgebrauch und zum anderen auf die Menschen und ihr Verhalten auswirkt. Nunja, lest es einfach mal durch und gebt ein Feedback wenn ihr wollt :) Natürlich auch sehr gern als konstruktive Kritik.
 

8lacKy

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AW: "Aus dem Leben eines jungen Dichters" - Erzählung in Reimform

PROLOG


(Ein junger Dichter am Fenster stehend, sich Gedanken machend was es bedeutet ein Dichter zu sein.)

Ist wahrhaft würdig jeder nicht
All der Gedanken festes Wort
rasch zu befrei’n von diesem Ort,
sodass es Blatt und Blatte fülle,
es sich erhebt aus Geistes Stille,
um zu erfüllen Dichter’s Pflicht?

Was macht schon einen Dichter aus?
Sei's Wortgewandheit, Vielfalt auch;
aus eigen Kraft die Silben binden;
die Stille füll'n und Laute finden.
Rein menschlich, sag ich, weltbekannt,
doch Sinne halten sie verbannt:
Musik, die Töne, Melodie.
Aus Träumen wird ein ganzes Lied,
voll Liebe, Hoffnung, Harmonie;
der Dichter dichtet's wie's beliebt.

Doch was macht nun den Dichter aus?
Bleibt doch ein Mensch wie du und ich.
Kein Heiliger, der ihn getauft
als Gottessohn, getränkt von Licht.
Doch hab ich's nicht mit Religion.
Was bringt einem der Glaube schon?
Im Angesicht der Dämmerung
bringt Wahrheit den gerechten Lohn.
So steh'n die Götterbilder starr;
wer sagt uns nun ob falsch? ob wahr?
Wir selber sind's, wir sind real,
nicht gottgleich und nicht Übermensch,
doch reicht der Wille allemal
bis man den Sinn des 'Seins' erkennt.
Ein Großkomplex aus Raum und Zeit,
rein oberflächlich: formenhaft,
doch schaut man tiefer so erkennt
man: ist’s nur das was man d’raus macht!
Rein individualisiert,
so ist’s Bewusstsein dieser Welt;
doch was mich hierbei int’ressiert
ist was sie d’rin zusammenhält! …

Ach weh…
Wo ist meiner Gedanken Kern?
'ne Antwort finden, glaub nich d'ran.
Wie war die Frage? Weiss's nicht mehr.
Hach, wieso hängt mein Kopf so schwer?
Wie schon einst meine Mutter sprach:
„Wie hoch mein Bub‘ in’n Wolken hängt!
Auf Erden ist für ihn kein Platz.
Er ist ein Träumer und er denkt
Viel zu viel nach und sieht kein Rast.“
So schwebt heut Nacht im fliegend‘ Sarg
Ihr Geiste, wachend, schützet mich..
Seitdem sie mir davon gefahr’n
bekenn ich mich als Feind des Lichts
und auch des Mensch‘ im Allgemein‘;
als Kind der Nacht so bleib ich dein,
auch wenn man mir nie Leid getan.

Der Tag ist einfach so ein Ding,
dass mir nicht zu gefallen weiss.
Er ist meinen Gedanken gleich:
zu hektisch, wirr und fallenreich;
nicht wie die Nacht, die in mir leis'
den Dichter weckt, der Ar'jen singt.

Ach, Dichten! Darum ging's mir doch!
erinner mich, bin menschlich noch.
Sich Dinge merken liegt mir nicht,
ein kluger Mensch, der findet sich,
doch ich bin ich und bleib es auch;
das Antwort-suchen geb ich auf.
Es ist mir nicht mehr wunderlich:
kein Dichter bin ich, Ich bin Ich.
~
 

8lacKy

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AW: "Aus dem Leben eines jungen Dichters" - Erzählung in Reimform

1.SZENE


(Der junge Dichter geht durch die Straßen, in Gedanken versunken, mit langsamen Schritten.)

Die Sonne strömt durch’s Wolkendach,
die Strahlen fall’n zu hundertfach
auf Erden, schändlich anzuseh’n;
verdrängen nun die Ruh‘ der Nacht,
wo leise sonst die Blätter weh’n;
ein Klang, der mich so glücklich macht,
doch kann ich tags das Lied nicht hören,
das mir das Leben komponiert.
Der Lärm, der Krach der streun’den Tölen,
das Lachen, dass es mir verwehrt
die rein‘ Gedanken zu versteh’n.
Kann’s kaum erwarten fortzugeh’n.
(Eine Bettlerin kreuzt seinen Weg.)

Bettlerin:
Oh edler Herr, was mir begehrt
Wär, dass ihr mir ein Heil gewährt.
Junger Dichter:
Ein Heil? Von mir? Ein schlechter Scherz.
Nun zieht von dannen, schändend Herz.
Bettlerin:
Ich bitte sie, nur ein‘ Moment!
Möcht, dass ihr mein‘ Geschichte kennt!
Junger Dichter:
So ist das Wesen einer Frau -
Bloß reden, reden, ohne Sinn!
Nun stellt euer Talent zur Schau;
Wird zeigen, ob ich’s würdig find!
Bettlerin:
Erhör mein Leiden, junger Mann:
Einst lebte hier ein‘ schöne Magd,
die jeder zu begehren fand;
ein gutes Leben, nichts beklagt.
Doch eines Tages fand’s ein End,
das Glücke lies es weinend steh’n,
so wie manch ei’m die Zeit verrinnt
zerbrach der Bund von ihrer Eh‘.
Ihr Manne starb bei ei’m Duell,
die Schulden standen auf dem Haus;
kein Taler und kein Lichte hell;
und die Gesellschaft warf sie raus.
Ihr Kinde starb an Fieber’s Qual;
Nur Hilflosigkeit und Verfall.
Schau in des Schicksal’s Angesicht;
Mein Lieber, diese Frau war ich.
Junger Dichter:
Ja, ist’s ein wahrlich nett‘ Geschicht‘,
doch wahrlich glauben kann ich’s nicht!
So ohn‘ Gefühl, so monoton,
wer glaubt dir deinen Possen schon?
Ja, so ein Scherzbold mag ich seh’n!
Doch jetzt, mein Fräulein, werd ich geh’n.
Bettlerin:
So geh mit deinem kalten Herz!
Mein Lebenskraft, getränkt in Schmerz,
ham‘ mir die Tränen ausgesaugt!
Was soll’s mich stör’n wenn du’s nicht glaubst!
Ich bin mir dieser Schuld bewusst,
dass Mensch‘ so egoistisch ist!
Die Freundlichkeit bleibt unbenutzt,
solang’ im warmen Stübchen sitzt!
Junger Dichter:
Ich hab‘ kein Herz? Was redest du?
Bettlerin:
Ein kaltes Herz, sie hör’n nicht zu!
Junger Dichter:
Glaubt ihr, ihr seid was Besseres?
Bettlerin:
Gewiss bin ich nichts Schlechteres.
Junger Dichter:
Woran machst du dies‘ Meinung fest?
Bettlerin:
Sind beide menschlichem Geschlechts.
Junger Dichter:
Gewiss doch, doch sie sind ein Weib.
Bettlerin:
Seid ihr als Manne mir geweiht?
Junger Dichter:
Ich habe einen höh’ren Wert.
Bettlerin:
Ach, wie er sich für Gotte hält!
Junger Dichter:
Ein Gott bin ich bei weitem nicht.
Bettlerin:
Und doch versuchen sie es sich.
Junger Dichter:
Versuche nichts zu unterstellen!
Bettlerin:
Will doch nur ihren Sinn erhellen!
Junger Dichter:
Das Helle, das ist mir zu wider!
Weiter reden, mir ein Groll!
So leg ich meinen Wortschwall nieder,
doch frag dich erst was tu’en soll ?
Bettlerin:
Bloß ein paar Taler oder zwei.
Junger Dichter:
Nehm‘ was du brauchst, mir einerlei!
Mein‘ Zeit für heute rennt vorbei;
Nehm alles, wenn es dir beliebt,
auch wenn du es nicht recht verdienst!
So schenk ich dir ein wenig Glück,
was mir das Leben je versagt;
dein falsch‘ Gered‘ macht mich verrückt
und bist’s nur du was mich grad‘ plagt!
Der Grund der Wohltat ist egal,
auch wenn ich nur verschwinden will
war doch dein Heil nun meine Wahl,
so sei so nett und sei nun still!

(Der junge Dichter legt der Bettlerin 10 Taler in ihre Hände und geht mit geschwindem Schritt davon.)
 
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