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Poldi

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Zehn Milliarden (Stephen Emmot)

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Erster Eindruck: Was der Mensch auf der Erde alles anrichtet…

Am Ende dieses Jahres werden Zehn Milliarden Menschen die Erde bevölkern – das ist eine 1 mit sieben Nullen. Doch bis dahin werden noch zahlreiche weitere Tierarten ausgestorben sein, die natürlichen Ressourcen werden erschöpft sein, insbesondere wird der Klimawandel aus dem Ruder gelaufen sein und die Welt wie wir sie kennen deutlich verändert haben. Was werden wir unseren Enkeln auf unserem Planeten hinterlassen?

Stephen Emmot ist ein englischer Wissenschaftler, der die Ergebnisse seiner Forschung in „Zehn Milliarden“ zusammengefasst hat, dass sich auch in der Hörbuchversion an Laien richtet, die ohne entsprechende Vorkenntnisse den Gedankengängen dieses Werks folgen können. Er zeigt auf, wie die Menschheit die Erde verändert, vernichtet, es geht um Überbevölkerung, Raubbau, Artenschutz und nicht zuletzt den Klimawandel. Dies alles arbeitet er allein an Zahlen- und Faktenmaterial auf, ohne etwas hinzuzudichten. Zehn Milliarden hat eindeutig das Potenzial, aufzurütteln und den Ernst der Lage erkennbar zu machen. Dabei wird es an einigen Stellen aber doch etwas polemisch und eindimensional, betrachtet die Dinge recht einseitig, besonders als er versucht, einen Ausweg aus dem Dilemma zu finden und dabei gerade Atomkraft idealisiert, die doch ebenso schwerwiegende Folgen haben kann, wie man nicht nur an Fukushima, sondern auch an der sehr problematischen Endlagerung der hoch radioaktiven Brennstäbe sehen kann. Ökologie und eine Rückbesinnung auf die Natur finden hier kaum beziehungsweise nur am Rande statt. Nichtsdestotrotz wird hier ein erschütterndes Bild unserer Erde gezeichnet, das auch das schuldhafte Versagen jedes einzelnen von uns nicht auslässt. Manche Zusammenhänge werden erst hier klar, beispielsweise was alles für die Entstehung eines Autos aufgebracht werden muss. Durchaus hörenswert und ein Aufschrei, ein Aufzeigen von Konsequenzen und ein Anstoß Nachzudenken, das eigene Handeln zu korrigieren.

Christian Berkel ist für dieses ungewöhnliche Hörbuch als Sprecher engagiert worden, er kann sich sehr gut in dieses Gedankenkonstrukt einfügen und wählt beim Sprechen einen ähnlichen Stil wie Emmot beim Schreiben: Sachlich, nüchtern aber nicht ohne eine Spur von Sarkasmus. Er liest die Worte der hart und schneidend vor, besonders das Zahlenmaterial bekommt dadurch eine ganz eigene Wirkung. An einigen Stellen hätte ich mir jedoch ein etwas langsameres Tempo gewünscht, um die dargestellten Fakten besser aufnehmen zu können.

Die Aufmachung des Hörbuchs ist als gelungen zu betrachten. Das Titelbild ist sehr schlicht gehalten, zeigt in großen, roten Lettern auf schwarzem Hintergrund den Titel, schmucklos, aber ansprechend. Leider erkennt man von außen kaum, was sich im Hörbuch verbirgt. Da ist das beiliegende Booklet schon deutlich informativer: Neben Infos und Fotos zu Autor und Sprecher sind drei Fotos enthalten, die plakativ zeigen, was Emmot hier aussagt. Ein guter Ansatz, der in der Buchvorlage noch deutlich ausgeprägter war.

Fazit: Mal keine Fiktion, keine Biographie oder ähnliches als Hörbuch, sondern eine wissenschaftliche, leicht verständliche Abhandlung über die Zukunft der Menschheit und unseres Planeten. Ohne großen Pathos werden hier die folgen unseres Leben aufgezeigt, dramatisch und schonungslos. Schwierig wird es jedoch bei den Lösungsansätzen, die entweder hätten ausgelassen werden oder differenzierter dargestellt werden sollen. Ein Hörbuch mit Tücken, dass man trotz aller aufwühlenden Fakten mit Abstand betrachten sollte.

VÖ: 1.Oktober 2013
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-8623-1330-3
 
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