AW: Wenn man nicht weiß, wie Figuren noch nennen soll...
Hi,
also ich nehme an, dass ist deine Frage?
wie kann man Figuren in einer Geschichte noch benennen außer zum 100.000mal bei ihren Namen
Es gibt eine Regel, die sagt - Bei Bennenung von Charakteren, gibt es im wesentlichen drei Punkte (man kann es auf fünf auf eine Story kontextbezogen ausweiten):
a) Name (logisch)
b) Aussehen
c) Tätigkeit
Was diese drei Punkte gemeinsam haben ist, sie sagen im einzelnen nichts über den Charakter aus.
Selbst wenn wir sagen: C - Tätigkeit = Berufskiller
Wissen wir nichts über den Mann. Das ist alles nur "Hülle".
Also die reine Bezeichnung.
Herkunft (das sprichst du zwei Mal an) - ist schon ein Prädikat, dass uns eine Charakter-Information gibt.
Da gibt es sicher gute und schlechte Beispiele - i.d.R. kann man sagen - um so bekannter die Information (das Prädikat), um so besser wird sie verstanden.
Wir machen gleich mal ein Beispiel:
a) George Michaels
Okay. Der Mann heißt George Michaels. Sagt uns nix.
b) George Michaels war ein Schwarzer.
Das der Mann jetzt ein Schwarzer ist und kein Indianer sagt uns auch nicht wirklich was, über seinen Charakter.
c) George Michaels war ein schwarzer Detective.
Jetzt wissen wir auf welcher Seite er steht. Sagt uns auch nix, aber mit diesen drei Begriffen und ihren Synonymen können wir jonglieren:
a) George, Georgy, Michaels
b) schwarz, farbig, Nigger
(bei diesem Wort handelt es sich um ein Schimpfwort siehe auch "Bulle" - es dient nur der Veranschaulichung das Äußeres wie Tätigkeit und (auch Namen) positiv wie negativ eingesetzt werden können),
c) Detective, Officer, Bulle
Jetzt haben wir aus drei Namen für unseren Charakter schon neun gemacht.
Wir können sie auch untereinander kombinieren: Detective Michaels, der schwarze Bulle, der farbige George.
Es gibt dazu auch ein schönes Spiel - das kommt von der Charakterentwicklung - kann jeder mal bei Filmen, oder auch Hörspielen etc. anwenden:
Beschreib mir einen Charakter ohne seinen Namen, sein Aussehen oder seine Tätigkeit zu nennen.
Um so weniger das geht, um so flacher ist der Charakter und um so uninteressanter wird er auch.
Jetzt sagten wir aber auch noch "Herkunft". Das ist auch in deinem Beispiel (wir haben einmal NewJersey und einmal Stuttgart) und da fiel dir auf, dass das manchmal hinkt.
Das hinkt für mich auch, wenn jemand einen Charakter als "Die Stuttgarterin" beschreibt.
Weil da mag nem Schwaben das Herz aufgehen - ich habe keine Ahnung was der Unterschied zwischen einer Stuttgarterin - und einer Ludwigsburgerin ist.
Wir hatten den farbigen Polizisten George Michaels.
Okay: Detective George Michaels war ein schwarzer, texanischer Polizist.
In dem Moment wo ich das Wort "Herkunft" = Texas in den Hüllen-Konsens bringe - sage ich etwas über George Michaels.
Denn die Verbindung zwischen seinem Aussehen (er ist schwarz) und Texas - ist ein außergewöhnliches Image.
Wenn ich den Ausdruck: "Der Texaner" benutze denkt niemand an den farbigen George.
"Der Texaner" als Prädikat für sich allein - ist in der Vorstellung zu 100% Weiß.
Wir können den farbigen George überall in den USA einordnen - und jedes Mal ist er ein anderer Typ:
NewYork = Großstadt-Junge, tough
Californinen = cool und bisschen verrückt
NewOrleans = lässiger Südstaatler
Illinois = Arbeiter Junge.
Pennsylvania = Land Junge.
etc.
Herkunft ist also schon Charakter und mehr als "Hülle".
Probleme treten also auf - wenn das Image nicht verstanden wird.
Wenn ich z.B. immer wieder betone, dass Karl aus Toronto ist - wirst du dich irgendwann fragen, was jetzt bitte daran so entscheidend ist? Wenn jetzt Toronto die Käse-Stadt wäre und Karl aber Käse hasst. - Dann wäre das eine unglaublich interessante Information, die uns (dem Empfänger) entgeht.
Undabhängig der von den dir genannten Stücken (ich bin jetzt ganz allgemein) - ist ne
schlechte Charakter-Benennung meißt darauf zurückzuführen, dass man versucht ein häufiges Wort auszutauschen oder über die Benennung einer Eigenschaft/Image etwas unnützes in den Mittelpunkt zu stellen.
Wenn Ohrwell (z.B) der einzige Mensch auf dem Planeten Venus ist - der ganze Plot auf der Venus spielt und ich plötzlich sage: "Der letzte Mensch"...
... dann ist erstmal eine Pause im Saal.
Ob Ohrwell der letzte Mensch ist oder nicht, ist kein Teil der Story. Es ging die ganze Zeit nicht einmal darum warum Ohrwell auf der Venus ist, aber plötzlich ist er auch noch der letzte Mensch?
Solange es kein Bestandteil der Story ist - kann Ohrwell auch der letzte humanoide Bokuwaner sein. Wozu ist diese Info wichtig?
Und genau so kann sie wahrgenommen werden: Sie ist Gelaber, um eine Dramatik (hier in dem Beispiel) zu erzeugen - die keinen Sinn hat.
Also sinnvolle Charakterbenennung ist immer eine Frage auch des Gesamtproduktes und dessen Konsens.
Du kannst Charakterbenennungen aber schon bis zum äußersten treiben, wenn man Spitznamen (Story-Insider) verwendet.
Für George Michaels: Cowboy, nennt ihn sein Partner, Georgy seine Frau, Wide-Reciever sagt sein Chef der seine Abteilung mit einem Football-Team vergleicht wenn er über ihn spricht - und seine Mutter nennt ihn Timothy weil das sein voller Name
ist: Timothy George Martin Luther Michaels.
<- All das sind aber "Insider" die ich dem Empfänger verständlich näher bringen muss und zeigt auch gleichzeitig, dass die 30 Namen die ich für George Michaels habe nicht unbedingt in 90 Min. dem Empfänger um die Ohren gehauen werden müssen.
Kann ich auch in den Erzähler herüberretten. Wenn George eine Diskussion mit seiner Frau hat, dass er abends den Müll rausbringen soll und sie ihn mehrfach Georgy nannte, dann kann die V.O. sagen: Also brachte Georgy den Müll raus.
Wir wissen wer gemeint ist. Darauf kommt es an. <- MAnche reduzieren es künstlerisch auf diesen Punkt und weiten das extensiv aus.
Also um so mehr ich mich in der reinen Charakterbenennung von den drei Typen entferne - bin ich im Image/Charakter des Charakters/Prädikat - und kann missverständlich und damit "komisch" werden, vor allem dann wenn die Charaktereigenschaft nicht wahrgenommen wird. Wenn ich z.B. vom gutgläubigen George Michaels spreche und später nur noch von "dem Gutgläubigen", dann muss der das auch zeigen - weil ansonsten wird man sich fragen, ob der Erzähler (oder wer immer das auch sagt) einen an der Klatsche hat. Wenn eine direkte Verbindung (Erklärung) fehlt - wird niemand wissen wer mit "dem Gutgbläubigen" gemeint ist.
Wir haben also drei bewerte (sinnvolle) Gängige (Name, Aussehen, Tätigkeit) Bennenungen eines Charakters + Story-Insider + präsente Charaktereigenschaften.
Wobei Story-Insider natürlich auch mit einschließt, ob George jetzt ein Romulaner, ein Geist oder ein Elf ist. Ist dennoch alles "nur" Hülle.
Es gibt noch die Form von Fremd-Prädikaten/Images (für präsente Charaktereigenschaften, ist dasselbe wie Namen und Spitznamen), die so landläufig bekannt sind, dass sie Aussagekräftig sind: Zigaretten, Alkohol, Autos, Waffen = Der RotHändle-Raucher, der Whiskeytrinker, der SportCabrio-Fahrer, der Scharfschütze.
Bietet sich gut an für Neben-Protagonisten, weil es der kürzeste Weg ist einen Charakter, der nach drei Zeilen wieder weg ist ohne Aufwand einzuführen.
Wir können also aus diesen fünf immer noch Unterpunkte schöpfen, je nachdem wie sie sich anbieten.
Gruß
Ryan