AW: [Sprecher gesucht] DER AUSVERKAUF DER PHILOSOPHEN von Radio Wanderbuehne
Hi helias und Ensemble
Ich beschäftige mich gerade mit dem Lukian und Merkur in "Deinem" Ausverkauf der Philosophen...
Ich persönlich würde mich gerne noch ein wenig austauschen mit Euch, vor den Aufnahmen. Nicht nur, dass ich auch so viel zu tun habe - es ist auch so, dass
ich finde, dieser Lukian braucht dringend Regie, denn nur wenn Form und Haltung stimmen, kann das Ganze auch als Hörspiel gelingen.
Nach vielen Jahren Theater kann ich Dir zum Beispiel jetzt schon sagen, dass die eher schwierige Sprache für die meisten kaum zu bewältigen sein wird, um so zu klingen als "fiele sie gerade frisch" aus dem Mund.
Da wären wir schon beim allerersten grossen Hindernis: wenn der Markthandel nicht spontan und lebendig wirkt, dann wird er schnell langweilig !
Entweder brauchen wir wirklich spielerprobte Sprecher mit Regie oder die Sprache muss verändert werden (was eigentlich schade wäre), so radikal sehe ich das - der Text darf ja nie abgelesen klingen, sondern muss die Frische von "gerade selbst ausgedacht" haben.
2. Aspekt: die Anspielung auf etwas analog zu einem Sklaven-, besser noch Hurenmarkt ist evident und könnte wesentlich zur Spielhaltung inspirieren.
Jupis und Merkurs Unternehmung bekommt viel mehr Biss, wenn deutlich wird, dass sie ihre Denker auf dem Lustdiestleistungsmarkt anbieten; dann ist das ein eleganter Streich mit Schalk im Nacken und passt natürlich auch zu den beiden; es geht ja weniger darum, Kohle zu machen, als die "Hirnwixer" vorzuführen und sich über ihre Anpreisung einen Spass aus der Diffamierung zu machen - aber andererseits natürlich auch, sie aus dem Weg zu räumen, da ja im Grunde jeder Denker die Götterexistenz gefährdet.
Und da die Kunden alle weiblichen Geschlechts sind, wird völlig klar, in welcher Sparte des Marktes dieser Handel stattfindet. Nach dem Motto "Denken ist geil" oder macht Lust auf mehr, liegt natürlich hier Lukians Pointenspiel: wem soll das Denken helfen oder dienen, und wen soll es erreichen. Es ist also eine schöne Setzung und ein gewisser Reiz, in dieser Frage beim "Weibe" anzuklopfen, dem Wesen, dass sich weniger mit Ratio als allem Gefühligen auskennt. Dieses altertümliche Frauenbild ist also keine Denunzierung sondern in diesem Diskurs ein Herausforderung.
Alle Gespräche funktionieren also nur, wenn die Frauen wirklich nach Lustdienern, die ihnen Freude bereiten Ausschau halten - Jupiter und Merkur die Jungens wirklich loswerden wollen und...sich eher lästigerweise nun mit den Inhalten auseinandersetzen müssen. Offenbar gibt die Satire den Göttern zwar die besseren Karten in die Hand, aber das Ganze ist doch offener als man denkt, denn...
und das ist der 3. wichtige Punkt: wir brauchen Philosophen, die von der Qualität Ihrer Lehren zutiefst überzeugt sind und - mal abgesehen von Sokrates vielleicht - so garnicht zum flirten aufgelegt sind; vielmehr verlangt die Situation, eine Balance zu finden zwischen der Abneigung, hier zur Handelsware degradiert zu werden und der Not, einzusehen, dass die Überlebensbedingungen in den Händen der Frauen vermutlich besser sind als unter der Fuchtel der Götter...
Es bleibt also eigentlich nur, das eigene Metier wirklich seriös zu verteidigen - und sei es in knappen Worten.
Wenn das nicht gelingt, ist das Hörspiel schnell tot und langweilig - es hat im klassischen Sinne nämlich weder ein Steigerung noch ein Klimax - es sind allenfalls die unterschiedlichen Marktwertigkeiten der Ware, die auf originelle Weise eine Art Ranking der Philosophen unter abwegigen Gesichtspunkten ins Spiel bringt.
Es gibt, bevor wir drauflos x-en also viel zu klären, lieber Holger, denn der Reiz der Satire, vor allem als Hörspiel zu gelingen, der stellt sich hier nicht von selbst her - dazu ist das Setting zu schnell erkannt und....gebannt.
Ich brauche also einen Vorschlag für das weitere Vorgehen.
Hast Du eigentlich einen Produktionsraum eingerichtet ?
Besten Gruß,
Xilef