AW: Neue CD-VÖ - HorrorHörspiel Nightlife
Hallo miteinander,
zwar bin ich mit "Nightlife" mal wieder spät dran, aber zumindest während der Leipziger Buchmesse habe ich die Chance genutzt und gleich beim POP-Stand auf der Hörspielarena zugeschlagen.
Worum gehts: Die beiden befreundeten Studenten Mike und Ralf fahren hinaus zur alten Jagdhütte von Ralfs Eltern, um so ein wenig Ruhe für die anstehende Examensarbeit zu haben. Während der Abend mit reichlich Bier eingeleitet wird, passieren merkwürdige Dinge: Ein mysteriöser Telefonanruf, ein Einbruch in den Keller und eine flackernde Außenleuchte sind nur der Anfang eines Höllentrips, den die beiden noch vor sich haben...
Zum Skript: Nach "Road To Hell" und "Willkür in Wyoming" glaubt man zu wissen, was "Nightlife" für ein Hörspiel sein wird. Doch hier erlebt man zunächst eine Überraschung: Kein Road-Movie-Hörerlebnis, keine weiten Strecken in den Weiten der Vereinigten Staaten. "Nightlife" spielt in Deutschland und die Handlung findet nur an einer Lokalität, eben dem besagten Jagdhaus statt. Auch Dialoge und Handlungsstrang scheinen sich von den vorherigen Werken zu unterscheiden. Man wird aber auch einige Parallelen finden, die einem wieder zu einem beinahe "typischen" Hadegen führen werden. Zu dieser Erkenntnis kommt man aber erst, wenn das Hörspiel komplett gehört wurde. "Nightlife" ist, wie die anderen Produktionen, in sich abgeschlossen. Dabei fiebert der Hörer dem Spannungsbogen mit und auch wenn zu Anfang der Geschichte oder nur beim Lesen des Covers der Eindruck ensteht, eine andere Form des "Tanz der Teufel" oder der Hörspielreihe Mitschnitt zu hören, so entfaltet die Geschichte einige Überraschungen mit denen nicht zuvor gerechnet wurde. Nicht alles ist streng genommen immer logisch, aber durchaus nachvollziehbar. Einzig mit dem Ende war ich nicht ganz zufrieden. Das mag wohl auch daran liegen, dass ich selbst offene Enden lieber mag. Jedoch habe ich immer das Gefühl, dass ein Teil, der Geschichte, der von Dirk laut seines Making-Ofs in letzter Sekunde hinzukam, nicht so recht in die Haupthandlung passen möchte.
Der Schnitt: Dirk Hadegen hat sich mit viel Liebe zum Detail an die Räumlichkeiten eines Jagdhauses hineinversetzt und sie in der Abmischung perfekt wiedergegeben. Aber nicht das allein ist das Besondere an der Arbeit. Es ist deutlich zu spüren, dass die Dialoge zwischen Dirk und Horst Knuth gemeinsam aufgenommen wurden. Die Dynamik die dadurch erzeugt wurde, lässt den Zuhörer nicht nur teilhaben am Geschehen. Man hat tatsächlich das Gefühl, mittendrin zu sein. Besonders hervorheben möchte ich die Szene, als die beiden im Bett über Mikes letzte Beziehungen sprechen. Man hört Dirks Gesicht auf dem Kopfkissen und kann beinahe blind sehen, wie er den Kopf bewegt. Absolut perfekt. Allerdings sollte man es vermeiden, das Hörspiel nebenbei bei einer Autofahrt oder anderen Beschäftigung zu hören. Die Stereo- und Lautsstärkenaussteeuerung ist durch manche plötzliche Perspektivewechsel innerhalb einer Szene sehr extrem und man muss genau hinhören, damit keine Informationen verloren gehen. Aber einen Horror- oder Thrillerhörspiel nebenbei zu hören lässt einen auch nicht die nötige Stimmung aufbauen.
Die Sprecher: Dirk Hadegen und Horst Kurth schaffen es ihren Rollen nicht nur Leben einzuhauchen, sondern auch dem Hörer diese näher zu bringen. Man fühlt Abneigung, Zorn, Entsetzen, Furcht etc. bei beiden mit. In jeder Hinsicht kauft man ihnen ihre Vertrautheit ab. Nichts wirkt, als würden die beiden nur an einem Pult stehen und Takes ablesen. Das zeigt deutlich die Qualität, die beide Sprecher mitbringnen. Da lässt es sich leicht verschmerzen, dass sie aus dem Studentenalter eigentlich raus sind. Die anderen Rollen waren ebenfalls gut gespielt. Allerdings zu kurz, um hier eine emotionale Bindung aufzubauen oder mit ihnen mitzufiebern. Schade fand ich es bei der Rolle der Alina, da sie erheblich zum Handlungstrang beiträgt. Jedoch hat Karen Schulz-Vobach mir in ihren wenigen Takes sehr imponiert. Hier hätte ich mir mehr Takes gewünscht, um die Rolle intensiver zu durchleuchten. Schön war es auch bekannte Stimmen zu hören, wie Martin Sabel und Markus Raab. Besonderes Schmankerl sind natürlich auch Karsten Schäfer und Sabine Hadegen zu erwähnen, die ebenfalls bei kleinen Rollen zum Einsatz kamen.
Die Musik: Ein echtes Ohrenkneifer Hörspiel ist nur eins, in dem Dirk selbst Hand an der Musik anlegt. Da sich aber schon der Stil des Hörspiels anders anfühlt, liegt es nahe, das hier keine Bluesklänge, wie in "Road To Hell" zu hören sind. Stattdessen moderne Musik mit weiteren Titeln, die in R&B-Richtung gehen. Man erkennt hier also eine neue Facette, die sehr gut ins Hörspiel passt.
Das Cover: Dieses fällt sehr schlicht aus. Es hebt sich dadurch gut von den anderen Produktionen ab und erfüllt damit seine Aufgabe.
Eine Besonderheit liegt im Making-Of, dass am Ende des Hörspiels beigelegt wurde. Hier erzählt Dirk, wie die Produktion des Hörspiels zustande kam. Und das auch für Laien, die mit dem Hörspielmachen nicht vertraut sind. Man erkennt als Hörspielmacher aber gewisse Herangehensweisen wieder. Zum Beispiel bei der Inspiration zu einem Skript. Wem das zu langweilig ist, kann hier gerne abschalten. Dem interessierten Hörer kann ich es nur wärmstens empfehlen, diese 9 Minuten Zeit zu investieren.
Fazit: "Nightlife" mag grob betrachtet stereotyp sein. Es entfaltet aber eine ganz besondere Dynamik durch die Wendungen innerhalb der Handlung, als auch durch die Sprecher. Wer Horror, Thriller und Grusel mag, dem kann ich dieses Hörspiel nur wärmstens empfehlen. Ich wurde sehr gut unterhalten.
Viele Grüße.