AW: m4a statt mp3?
Hallo Tagirijus!
Ich kann in diesem Fall wirklich nur meine Unterrichtserfahrung reflektieren. Dort arbeite ich viel mit Sound- und Obertonmanipulation. Bis die Schüler neben dem Grundton auch andere Obertöne hören, d.h. diese nicht nur als Klang, sondern schon wirklich als Ton hören, bedeutet schon ein Stück Arbeit mit der Wahrnehmung. Und diese Arbeit dauert immer länger, was darauf schliessen lässt, dass sich die Hörgewohnheiten verändert haben (ok, oder dass ich schlechter unterrichte...). Und tatsächlich haben die Schüler auf ihren riesen Festplatten tausende von Songs, aber oft in schlechter Qualität kodiert. Wenn man nun auf einem MP3-Player Musik hört und nicht gerade Bose-Kopfhörer hat, dann macht es vielleicht keinen Unterschied, ob man MP3 oder WAV hört. Aber wenn dann über die heimische Anlage Songs laufen, die man sich über youtube in mieser Qualität gezogen hat u.Ä., dann kann ich mir gut vorstellen, dass sich das Gehör auf Dauer verbildet. Wer schon mal als Anfänger eine Gitarre versucht hat, diese zu stimmen, kann das sicher gut nachvollziehen. Die beiden Tönen, die man da spielt, wollen irgendwie nicht zueinander passen. Aber das Gehör ist noch nicht in der Lage, die feineren Schwingungen miteinander abzugleichen. Das kommt erst mit dem Training des Gehörs. Wenn wir unseren Ohren mit soundtechnisch reduziertem Material füttern, gewöhnt sich das Ohr vielleicht auch daran und bringt nicht mehr dieselbe differenzierte Wahrnemungsleistung, die bei dem Hören einer CD möglich ist.
Ich hole jetzt mal weit aus: Es ist ja auch einfach ein Zeichen der Zeit, dass wir immer bessere Möglichkeiten haben, diese aber immer schlechter nutzen. Ich habe z.B. eine Facharbeit über Olfaktorik geschrieben. Belegt ist inzwischen, dass wir immer schlechter riechen, weil wir immer mehr künstliche Aromastoffe habe und die Nase tatsächlich verbildet wird. Wir haben Blueray und gucken verpixelte, mit dem Handy im Kino aufgenommene Filme an.
Im Endeffekt unterliegen die Musik und die Hörgewohnheiten hier nur dem was allgemein passiert.
Mit ist für das Forum aber wichtig, zumindest ein paar Dinge zu klären, wie z.B. das MP3 keine Aufnahme- oder Soundformat ist, sondern ein Kompressionsformat. Und bei diese Kompression gehen Information verloren. Ich kann nicht einfach so aus 50MB 5MB machen. Wenn ich das tue, dann greife ich in die Qualität des Materials ein. Und nochmal: MP3 ist ein Kompressionsverfahren, das anhand von Hörgewohnheiten entwickelt wurde. Je höher der Anspruch an das eigene Hören, desto weniger wird dieses allgemeine Format dem gerecht.
Ich hoffe, das hilft so ein bisschen? Wichtig ist vielleicht einfach, dass das Gehör trainierbar ist und vieles Spannendes wahrnemen kann, was ein untrainiertes Ohr vielleicht nicht hört...